Jim Who?

Test: Gretsch G9500 Jim Dandy

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Die Frage, wer oder was Jim Dandy ist, ist gar nicht leicht zu beantworten. Ursprünglich bedeutet Jim Dandy in der amerikanischen Umgangssprache des frühen 20. Jahrhunderts „an excellent or notable person or thing“.

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Okay, das würde ja Sinn ergeben. Wollen mal sehen, wie exzellent dieses Gretsch-Modell denn ist. Optisch passt es jedenfalls in die genannte Epoche, und das Design ist ja deutlich angelehnt an die Rex-Parlor-Steelstrings der 1930er-Jahre oder auch die Cowboy-Gitarren, die unlängst in der Americana-Serie wiederbelebt wurden.

ROOTS COLLECTION

Irgendwie ist diese Gretsch G9500 etwas Besonderes. Eigentlich nicht mehr als eine Budget-Klampfe Made in Indonesia, die für € 170 über die Ladentheke geht, hat sie doch eine enorme Ausstrahlung und Anziehungskraft – sowas wie einen Kult-Faktor … trotz Großserien-Herstellung.

Die nüchternen Specs: Der gesamte Korpus ist aus laminierter Linde gefertigt. Die Decke ist mit einem X-Bracing stabilisiert und in einem attraktiven Two-Tone-Sunburst matt versiegelt. Eingefasst ist sie von einem Aged-White-Binding, das den Übergang zum mattschwarzen Body herstellt. Stilgerecht ist auch das gelblichaltweiße Schlagbrett mit „G“-Logo.

Im Steg aus Walnuss werden die Saiten einfach durch Löcher geführt, Saiten-Pins sind nicht erforderlich. Über die kompensierte Stegeinlage aus synthetischem Knochen laufen die Saiten bei einer Mensur von 610 mm Richtung Kopfplatte. Der Hals aus Nato ist am 12. Bund angesetzt und wie der Korpus inklusive Griffbrettkanten in Mattschwarz gehalten. Das Griffbrett aus Walnuss ist sauber und gratfrei mit 18 gut polierten Bünden bestückt, vier große Dot-Inlays geben Orientierung.

Die Kopfplatte gibt sich stilecht mit Gretsch-Logo, Jim-Dandy-Schriftzug und offenen Mechaniken. Ach ja, der Dual-Action-Halsstab ist im Schallloch am Griffbrettende zugänglich. Kurzes Lob noch: Die Gretsch ist mit ordentlichen D’Addario-Saiten bespannt.

ROOTS MUSIC

Der mattierte Hals liegt gut in der Hand. Die Werkseinstellung von Saitenlage und Intonation ist sehr ordentlich. Die Bespielbarkeit der Jim Dandy ist tadellos. Klanglich kann und will sie natürlich keine ernsthafte Alternative zu einer höherwertigen Parlor-Gitarre aus massiven Hölzern sein. Sie geht ihren eigenen Weg – und entwickelt ihren eigenen Charme.

Der Grundklang ist etwas topfig und hat wenig Holz im Timbre. Lautstärke und Sustain sind im OK-Bereich. Ich denke, man muss einfach die richtigen Sachen auf der Gretsch spielen, dann kann sie auch kräftig auf der Habenseite punkten. Jazziges Rhythmus-Schrammeln, Down-Home-Blues, gerne auch Bottleneck, Ragtime-Pickings – da ist die Jim Dandy zu Hause. Alles andere geht natürlich auch, hat aber immer den gewissen LoFi-Charme den man halt mag … oder eben nicht.

Interessant: Es gibt für etwa € 70 den „Gretsch Deltoluxe Acoustic Soundhole Pickup“. Das könnte der stilechte Weg sein, die Jim Dandy auch elektrisch zu spielen.

RESÜMEE

Love it, or leave it – so einfach ist das. Es gibt tonnenweise bessere Gitarren als die G9500, aber haben die auch so viel eigenen Stil, Kultfaktor und Haben-will-Effekt? Die Jim Dandy ist einfach … a real Jim Dandy!

PLUS

● tolles Design
● Verarbeitung
● Werkseinstellung
● Bespielbarkeit
● eigenständiger Oldschool-Lo-Fi-Sound

(erschienen in Gitarre & Bass 04/2020)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Sehr begrüßenswert,daß hier endlich auch mal preisgünstige und durchaus sehr brauchbare Saiteninstrumente vorgestellt werden.
    Gerne viel mehr davon!
    Mittlerweile kann sich ja selbst der betagte „Normalo Gitarrero“ kaum noch diese hochpreisigen „Luxus Edel Limited Custom made Unikate“ (vornehmlich aus Germany!) leisten! Danke deshalb für diesen sehr objektiven Bericht!

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  2. JD war doch der Sänger von Black Oak Arkansas – odrrr?

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  3. Ist Agathis denn wirklich dasselbe wie Linde?

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    1. Hallo Thomas,

      Agathis kommt in diesem Testbericht nicht zur Sprache – worauf beziehst du dich?

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