Mindestens zwei Themen werden seit geraumer Zeit unter Musikern und auf Internetforen ebenso heiß wie kontrovers diskutiert, nämlich Cryo Tuning und das Einschwingen von Instrumenten mittels Vibrationsübertragung. Die deutsche Firma George Forester Guitars, die inzwischen neben hochwertigen Parts auch komplette Gitarren anbietet, ist in Sachen Material-, Schwingungs- und damit auch Instrumentenoptimierung aktiv und dank beharrlicher Überzeugungsarbeit auch zunehmend erfolgreich.
Was oftmals von Kollegen als Voodoo, Esoterik, Hype oder gar völliger Unsinn belächelt wird, findet ungeachtet des musikalischen Betätigungsfeldes immer mehr Interesse. Das Cryo Tuning, bei dem Metalle, Kunststoffe, Hölzer u.v.m. sehr langsam und in mehreren Stufen per Stickstoff auf -180° bis -196° Celsius heruntergekühlt werden, nimmt Spannungen aus dem Material und minimiert dessen Abnutzung und Verformung. Um Thermo-Schocks zu vermeiden, dürfen die Bauteile nicht mit dem flüssigen Stickstoff in Berührung kommen. Nach mehreren Stunden werden sie sehr langsam wieder auf Raumtemperatur gebracht. Soweit das Verfahren in Kürze. Ausführlicheres findet man u. a. in Artikeln des Kollegen Udo Pipper in den G&B-Ausgaben 02- und 03/2013 und natürlich auf der Forester-Website.
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Hinsichtlich des Einschwingens oder „Entdämpfens“ von Musikinstrumenten ist hinlänglich bekannt, dass alte, viel und intensiv gespielte Instrumente in der Regel offener, luftiger, lebendiger und dynamischer klingen als ladenneue. Das wissen wir schon seit Stradivari, Amati und Co., und das beweisen auch alte Akustik- und E-Gitarren ebenso wie E-Bässe, sofern entsprechend hochwertige Hölzer verbaut wurden. Was spricht also dagegen, dem Ganzen mittels Vibrationsübertragung, rosa oder weißem Rauschen oder gar favorisierter Tonträger künstlich und quasi im Zeitraffer auf die Sprünge zu helfen? Klar ist allerdings auch, dass sich eine Sperrholzgeige nicht in eine Stradivari verwandeln lässt. Auch zu diesem Thema findet man reichlich Information in Udo Pippers Artikeln (G&B 07, 08 und 09/2012), unter www.georgeforester.de und natürlich bei Emil Weiss, dem Erfinder dieser Entdämpfungsmethode. (www.klangoptimierung.de).
Um die klanglichen Verbesserungen an zwei E-Gitarren zu demonstrieren, hatte Jörg Walther, Mastermind von George Forester Guitars, je zwei seiner Volkskasters geschickt, und zwar zwei 60s S(trat)- und zwei 50s T(ele)-Modelle, jeweils eines ohne jegliche Nachbehandlung und eines mit Vollbedienung, sprich cryoisiert und zwölf Tage nonstop eingeschwungen. Da Jörg Walther die Instrumente ausschließlich nachbehandelt anbietet, findet man in der Übersicht auch keine Preisangaben zu den „jungfräulichen“ Modellen.
unter der lupe
Für seine Gitarren verwendet Forester ausnahmslos ausgesuchte Tonhölzer, und zwar historisch korrekt für das S-Modell Erle, Ahorn und (indisches) Palisander, für die T Sumpfesche und Ahorn. Die zweiteiligen Bodies wurden ziemlich exakt nach den Originalen geshaped, die Strats mit den traditionellen Konturen, die vorderen und hinteren Kanten der Teles abgerundet. Während die Halstaschen der S-Modelle passgenau gefräst wurden, zeigen die der Ts leichtes Spiel, was die Stabilität der vierfach verschraubten Verbindungen jedoch keineswegs einschränkt.
Anstelle von Seriennummern – Foresters sind keine Seriengitarren (!) – hat man in die Halsplatten deutsche Vornamen eingestanzt, und zwar hier Horst, Helmut, Maja und Willi. Horst, Helmut und Willi beschäftigen Vintage-style Kluson Deluxe Double Line, Maja entsprechende Single Line Tuner. Alle Mechaniken arbeiten präzise und geschmeidig. In die modifizierten Kopfplatten hat man 1-Pfennig-Stücke Oberkante bündig eingelassen. Zur Info für unsere U18-Leser: Dies war die kleinste deutsche Geldmünze vor dem Euro-Cent.
Über präzise und auf optimale Saitenlage abgerichtete Knochensättel hinweg gelangen die Saiten zu Woodtone CP Vintage Vibratos (Made in England) bzw. Forester Vintage Bridges mit schräg ausgerichteten kompensierten Messingsreitern und rückseitig eingelassenen String-thru-body-Aufnahmehülsen. Die Vibratos weisen zwei Detailverbesserungen auf: Zum Einen ruht die Basisplatte unterhalb der sechs Bolzenschrauben auf einem dünnen Stahlblech, welches die Decke schützt und zugleich die Schwingungsübertragung optimiert, zum anderen hat man die sechs Bohrungen hinter den Schrauben angesenkt, damit deren Köpfe bei Down-Bendings nicht aufsetzen. Klasse!
Traditionelle Clay Dots markieren die Lagen der dunklen, sehr schön gezeichneten Palisandergriffbretter, schwarze Dots die der Maple Necks. Alle vier Gitarren tragen jeweils 21 vorbildlich abgerichtete Medium-Bünde. Da die Bodies dünn mit Polyurethan lackiert wurden, hinterlässt das Cryo Treatment nahezu flächendeckend Haarrisse (Weather Checking), die etwas andere Muster aufweisen als man das von Nitro-Finishes kennt. Dagegen erinnern die Korpusoberflächen der unbehandelten Instrumente eher an eine intensive V.O.S.-Behandlung, die der Gitarre das oft etwas sterile High Gloss nimmt. Sehr geschmackvoll.
Als Pickups kommen nach Forester-Specs gefertigte Singlecoils zum Einsatz, die via CRL-Schalter, CTS-Potis und John-E-Fast-Kondensatoren (.033uF, new old stock) verschaltet wurden. Alle vier Gitarren hat man mit Master-Volume- und zwei Tone-Reglern ausgestattet, bei den Teles sogar zwei Kondensatoren verwendet. Die sehr eng nebeneinander platzierten Schalter und Regler der T-Modelle schränken den Bedienkomfort erheblich ein, das zusätzliche Tone-Poti erhöht allerdings auch die klanglichen Möglichkeiten. Der untere Tone-Regler der Volkskaster S bearbeitet den Steg-, der mittlere Mittel- und Hals-Pickup.
spielen & hören
In puncto Gewicht rangieren alle vier Gitarren dicht beieinander, egal ob Erle- oder Sumpfesche-Korpus, Ahorn/Palisander- oder One-Piece-Maple-Neck. Die Body Shapings vermitteln ein vertrautes Gefühl, die Oberflächen eine angenehme Haptik, insbesondere die Woodtone Öl-Wachs-Finishes der Hälse. Ob die fetten runden Strat-Hälse Zuspruch finden werden, bleibt jedoch abzuwarten. Dagegen ist man von Frühfünfziger-Teles derartige Baseball-Schläger-Halsprofile gewohnt, sie gehen somit völlig in Ordnung, zumal sie gut in der Hand liegen.
Schwingungstechnisch und auch klanglich legen schon die jungfräulichen S- und T-Modelle die Messlatte verdammt hoch, resonieren sie doch ausgesprochen intensiv, klingen ausgewogen und obertonreich, liefern straffe, definierte Bässe und klare Mitten und Höhen. Punktet Helmut S. schon mit ausgezeichnetem Sustain, kann Willi T. noch richtig nachlegen. Letztere(r) tönt extrem kraftvoll, laut und ausgewogen und präsentiert sich mit zusätzlichen oberen Mitten und etwas mehr Brillanz nicht nur als echtes Kraftpaket, sondern schwingt bis der Arzt kommt, soll heißen: Sustain ohne Ende.
Beide Forester-Gitarren glänzen mit direkter Ansprache und lebendiger Tonentfaltung. Gitarren und Pickups liefern am Amp exzellente Vintage-Klänge. Ausgewogen, sehr klar aber dennoch druckvoll, durchsetzungsstark, lebendig, spritzig, transparent und extrem dynamisch. Selbstverständlich ist der mittlere Singlecoil ein Reversed-Wound/Reversed-Polarity-Typ, der Brummen in den PU-Kombis unterbindet. Der Steg-Pickup des S-Modells besitzt einen deutlich höheren Widerstandswert, tönt daher weniger schrill, bei heftigeren Gain-Settings sogar recht fett und wurde auch pegelmäßig perfekt auf die beiden Mitstreiter abgestimmt. Mit glasklaren aber voluminösen Sounds präsentiert sich die Tele als beinharter Rocker, kann jedoch auch wunderbar twangen und perlen. Druckvoll aber straff in den Bässen, knackig und drahtig in den Mitten, prägnant aber keineswegs schrill in den Höhen. Im Bandkontext gehört dieser Frequenzbereich eindeutig ihr.
Doch was nun? Ich habe doch noch die cryoisierten und eingeschwungenen Foresters vor der Brust, und die Messlatte liegt jetzt schon ganz schön hoch. Können die nachbehandelten Volkskaster-Exemplare das noch toppen … ? Hmm, das geht ja schon gut los! Habe ich vorhin etwas von Schwingfreude geschrieben? Wie nenne ich das denn nun? Schwing-Euphorie? Vibrationsmonster? Jeder Ton scheint schon am Start zu sein bevor ich ihn überhaupt angeschlagen habe und klingt noch gleichförmiger und langsamer ab. Die beiden behandelten Gitarren wirken dynamischer, frischer, offener und dank des offensichtlich erweiterten Frequenzspektrums auch kraftvoller, die Obertöne weniger harsch sondern zarter. Ich habe den Eindruck, jeweils eine neue und eine alte, Jahre lang gespielte Tele bzw. Strat in meinen Händen zu halten. Dies macht sich nicht nur klanglich, sondern auch beim Spielen bemerkbar, da die behandelten Instrumente leichter und direkter auf Anschlag, Bendings, Hammerings und Pull-Offs reagieren.
Da alle vier Gitarren vor diesem Test irrtümlicherweise mehrere Wochen im G&B-Lager ruhten, hat Jörg Walther die beiden behandelten für ein erneutes 12- tägiges Einschwingen zurückbeordert, da seine Volkskasters stets in diesem Zustand und natürlich cryo-tunted an Kunden geliefert werden. Vor dem Rückversand schienen diese tatsächlich ein wenig „eingeschlafen“ zu sein, auch wenn sie etwas frischer und vitaler klangen als die unbehandelten. Das erneute Einschwingen hat sie offenbar wieder „aufgeweckt“, denn jetzt waren die klanglichen und schwingungstechnischen Unterschiede noch deutlicher festzustellen. Dies bringt mich zu der Erkenntnis, dass sich ein bereits „entdämpftes“ Instrument nach längerer Spielpause relativ schnell wieder zum Leben erwecken lässt. Dieses Aufwecken ist jedoch nicht nur durch mechanisches Einschwingen zu erzielen, sondern bereits durch ein paar Stunden intensiven Spielens.
resümee
Ich muss zugeben, dass auch ich vor diesem Test das Thema Instrumentenoptimierung durch Cryogenic Tuning und mechanisches Einschwingen eher belächelt, wenn nicht sogar bezweifelt habe. Doch mit Hilfe dieser Verfahren lassen sich in der Tat gute Gitarren und Bässe zu erstklassigen machen. Während man das Entdämpfen mit Hilfe unterschiedlicher angebotener Systeme auch selbst vornehmen kann, sollte man das Cryo Tuning Spezialisten wie z. B. Forester Guitars überlassen, denn die Einlagerung in eine handelsübliche Tiefkühltruhe hat mit diesem Verfahren nun wirklich nichts zu tun. Schließlich geht es nicht nur um Temperaturen von -180° bis -198° Celsius, sondern auch um sehr viel Erfahrung, Vorsicht und Geduld.
Wer also ca. € 350 bis 400 für die Kältebehandlung eines kompletten Instrumentes oder nur einzelner Komponenten (bis zu knapp € 160) investieren möchte, oder auch eine Entdämpfung in Betracht zieht, wird sicherlich nicht enttäuscht sein, sollte jedoch seine Erwartungen nicht überstrapazieren. Abschließend sei noch erwähnt, dass Forester nicht nur fertige Gitarrenmodelle anbietet, sondern – abhängig von der Verfügbarkeit von Parts – gerne auch auf individuelle Wünsche der Kunden eingeht. [2441]
Das ist eine klevere Verkaufsstrategie und lässt die Kasse klingeln.
Eines ist klar nur die”Besten Zutaten”und so nahe wie möglich am Original mit kleinen Formveränderungen ohne natürlich Lizensrechte zu verletzen wird hier mit Hilfe einschlägiger Medien des Musikbuisness der Kunde zur Kasse gebeten!!
Da hat der Kunde nun die Wahl.”Entweder er glaubt an Voodu oder nicht”
Das ist eine klevere Verkaufsstrategie und lässt die Kasse klingeln.
Eines ist klar nur die”Besten Zutaten”und so nahe wie möglich am Original mit kleinen Formveränderungen ohne natürlich Lizensrechte zu verletzen wird hier mit Hilfe einschlägiger Medien des Musikbuisness der Kunde zur Kasse gebeten!!
Da hat der Kunde nun die Wahl.”Entweder er glaubt an Voodu oder nicht”