Framus beehrte Alice-In-Chains-Frontmann William DuVall mit einem Signature-Modell namens Talisman, das nun auch in der preisgünstigen D-Series Artist Line vorliegt.
William DuVall kennt man von Alice In Chains oder auch von der Hard-Rock-Supergroup Giraffe Tongue Orchestra, in der er u.a. mit Brent Hinds von Mastodon kooperiert. Das 2018 vorgestellte Signature-Modell gab es bisher schon in den teureren Masterbuilt- und Teambuilt-Serien. Die Mahagoniversion aus der erschwinglichen Artist Line kommt ohne Riegelahorndecke aus, ist einfacher ausgestattet, verzichtet auf jeglichen Schnickschnack, nicht aber auf die klare Linie.
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THE HARDER THEY COME …
Die schlichte Ausgabe der Talisman verfügt über einen Mahagonikorpus von 4,3 cm Stärke am Halsansatz. Die Korpusform – mit den sich gleichmäßig verjüngenden Wölbungen an Decke und Boden – garantiert eine komfortable Anlage, die fließend ins Cutaway geführte Abgleichung im Bereich der Halsaufnahme die lässige Handhabung.
Dem eingeleimten Hals aus Mahagoni wurde ein Griffbrett aus Tigerstripe-Ebenholz mit 12″ Radius aufgesetzt, das 22 sauber verarbeitete Jumbo-Bünden aus Neusilber und Dot Inlays zur Lagenkennung trägt. Die Kopfplatte ist mit gekapselten Framus-Mechaniken ausgestattet; der Zugang zum obligatorischen Halsstab liegt unter einer Plakette mit dem aufgeprägten Modellnamen. Zwischen dem Sattel aus Graphit und der fixierten Tune-o-Matic-Bridge mit Saitenführung durch den Korpus schwingen die Saiten mit 62,8 cm Mensurlänge.
Elektrik: Die vorliegende Talisman-Ausführung wurde mit zwei der bewährten passiven Humbucker aus dem Hause Seymour Duncan ausgestattet (sie ist noch günstiger mit Framus-Humbuckern zu haben). In der Halsposition finden wir den SH-1 (Jazz Model), am Steg den SH-4 (JB), beide arbeiten mit AlNiCo-5-Magneten. Diese auf recht unterschiedliche Tonformung gewickelten Pickups sind ein eingespieltes Paar und wohl nicht ohne Grund die meistverkauften im Duncan-Programm.
Kontrolle über sie geben individuelle Volume- und Tone-Regler, angewählt werden die Tonabnehmer mit einem 3-Wege-Schalter. Das E-Fach ist dank des Framus-Easy-Access-Deckels leicht zu öffnen und gibt die Sicht frei auf die einfachen aber ordentlich verbauten Komponenten des E-Fachs. Rundum deckend ist die Gitarre mit einer perfekt ausgeführten „Solid Black High Polish“-Lackierung versiegelt. An der handwerklichen Ausführung gibt es auch sonst nichts zu bemängeln.
… THE HARDER THEY FALL?
Mitnichten, denn bei William DuValls abgespecktem Talisman-Modell aus der Artist Line handelt es sich um eine grundsolide Vollmahagonikonstruktion mit einem Gewicht von gut tragbaren 3,4 kg, die sich auf absolut gesunde Gene berufen kann. Die Gitarre richtet sich gut aus und das Halsprofil ist von handfreundlichem Zuschnitt mit bester seitlicher Verrundung. Bei einer Sattelbreite von gut 43 mm sowie tadellos tief eingerichter Saitenlage erfüllt dieser Hals problemlos auch höhere Ansprüche an eine komfortable Handhabung.
Vom akustischen Basisklangverhalten her überzeugt DuValls kleine Talisman-Version mit schöner Präsenz, bester Saitenseparation und langem, erfreulich ebenmäßig über das ganze Register zu erzielendem Sustain. Die Humbucker von Seymour Duncan sind gute alte Bekannte und stehen wie gewohnt für eine kompetente Tonwandlung bereit:
Beim „Jazz Model“ SH-1 in der Halsposition handelt es sich um einen traditionell ausgerichteten Humbucker mit leicht angehobenem Output. Er ist mithin für klaren Tontransport ausgelegt, macht bei clean eingestelltem Amp mit straffen Bässen und glasig volltönenden Höhen eine gute Figur, kann aber dank gut ausgebauter Mitten auch im Overdrive überzeugen. Leadsounds setzt er mit stabiler Statur und guter Festigkeit um. Schmatzend wird der Anschlag herausgestellt, gehaltene Noten entfalten sich schnell und ausdauernd. Leicht lassen sich auch harmonische Obertöne erzeugen – nicht schlecht!
Der SH-4 am Steg ist seit Jahrzehnten Seymour Duncans ultimativer „hot-rodded humbucker“. In klaren Verstärkerpositionen gibt er sich ein wenig bedeckt in den Höhen und tönt leicht wattig in den Mitten. Immer noch okay für die ein oder andere Anwendung, aber natürlich ist sein Metier der Overdrive. In den Gain-Positionen des Amps blüht er auf, hier läuft er durch die Anhebung im oberen Mittenbereich zu großer Form auf. Sein heißer Output geht den Verstärker natürlich härter an und sorgt für entsprechend mehr Kompression und Sustain. Die Ansprache ist gut, der Ton kommt lobenswert schnell, steht wie eine Eins, und mit hartem Anschlag sind auch farbreiche Obertöne leicht aufzureizen.
In der Zusammenschaltung beider PUs liegt dann auch noch ein bestens nutzbarer dritter Sound an. Der macht mit seiner Öffnung und der leichten Hohlkehle in allen Betriebsarten eine gute Figur. Die vorgelegte Talisman-Ausführung ist in Summe ein guter Allrounder und mit ihrer elektrischen Ausstattung keineswegs nur auf die Heavy-Fraktion beschränkt. Dank ihres flexiblen Pickup-Sets eignet sich die Gitarre durchaus auch für den Einsatz in Fusion, Blues oder Country.
RESÜMEE
Mit William DuValls Signature-Modell Talisman aus der günstigen D-Series Artist Line hat Framus ein aufs Wesentliche reduziertes Instrument im Programm, das sich aber dank guter Handhabung und funktionsstarker Ausstattung wirklich sehen lassen kann. Die stimmige Konstruktion, in chinesischer Produktion sauber umgesetzt, punktet mit besten Spieleigenschaften und achtbarer Klangbreite.
Das bewährte Humbucker-Set SH-1 und SH4 von Seymour Duncan verleiht dieser Gitarre einen breiten Aktionsradius, der durchaus vielfältige Auslegung zulässt. Natürlich überzeugt die Talisman aber vor allem in der High Gain-Abteilung, dem angestammten Terrain ihres Namensgebers. Come on – gimme Gummi!
Schön.
Auch mit Blick auf meine acht Gitarren, von denen die Hälfte aus Fernost stammt, davon eine etwas teurere aus Japan, frage ich mich, ob wir wirklich soviel Geräte aus Billiglohnländern, zudem noch aus sozialethisch und politisch fragwürdigen Regionen, kaufen müssen? Wieviel teurer wäre die Framus Artist Line William DuVall Talisman, wenn sie in derselben Qualität in Europa, sogar in Deutschland hergestellt würde? Und, ist eine maßvolle Verteuerung nicht die Vorteile wert?
Abgesehen davon, dass die Technologie und die Gitarrenbauer:innen-Kompetenz hier existieren und ausgeweitet werden könnten, wäre es ein Markt, der Arbeitsplätze, Entwicklung von Expertise und mittelfristig auch akzeptable Preise für den kleinen Geldbeutel fördern würde. Von den ökologischen, politischen und sozialen Vorteilen ganz zu schweigen.
Eine breite Diskussion zu diesem Thema, auch um von mir übersehene Aspekte deutlich zu machen, fände ich gut. Mir ist klar, dass für manche z.B 100€ Preisunterschied bei einer 500€-Gitarre relevant sind und denen möchte ich nicht reinreden. Zudem würde ein asiatischer Instrumentennmarkt ja mit Sicherheit erhalten bleiben.
Aber für die, die generell beim Einkaufen die o.g. Gründe mit in ihre Entscheidung einfließen lassen, wäre die Entwicklung zu mehr Regionalität doch eine sinnvolle Perspektive, oder?
Schön.
Auch mit Blick auf meine acht Gitarren, von denen die Hälfte aus Fernost stammt, davon eine etwas teurere aus Japan, frage ich mich, ob wir wirklich soviel Geräte aus Billiglohnländern, zudem noch aus sozialethisch und politisch fragwürdigen Regionen, kaufen müssen? Wieviel teurer wäre die Framus Artist Line William DuVall Talisman, wenn sie in derselben Qualität in Europa, sogar in Deutschland hergestellt würde? Und, ist eine maßvolle Verteuerung nicht die Vorteile wert?
Abgesehen davon, dass die Technologie und die Gitarrenbauer:innen-Kompetenz hier existieren und ausgeweitet werden könnten, wäre es ein Markt, der Arbeitsplätze, Entwicklung von Expertise und mittelfristig auch akzeptable Preise für den kleinen Geldbeutel fördern würde. Von den ökologischen, politischen und sozialen Vorteilen ganz zu schweigen.
Eine breite Diskussion zu diesem Thema, auch um von mir übersehene Aspekte deutlich zu machen, fände ich gut. Mir ist klar, dass für manche z.B 100€ Preisunterschied bei einer 500€-Gitarre relevant sind und denen möchte ich nicht reinreden. Zudem würde ein asiatischer Instrumentennmarkt ja mit Sicherheit erhalten bleiben.
Aber für die, die generell beim Einkaufen die o.g. Gründe mit in ihre Entscheidung einfließen lassen, wäre die Entwicklung zu mehr Regionalität doch eine sinnvolle Perspektive, oder?