Fortschritt im Detail
Test: FGN Mighty Jazz Dark Evolution
von Joris Henke, Artikel aus dem Archiv
… GROSSER SOUND
Ob es nun am CFS, der vergrößerten Auflagefläche des Halsfußes oder einfach einer insgesamt guten Konstruktion liegt, vermag ich nicht abschließend zu beurteilen. Fakt ist aber, dass sowohl Intonation als auch Sustain out of the box wirklich keine Wünsche offen lassen. Bereits unverstärkt macht der Mighty seinem Namen alle Ehre und erweckt einen guten ersten Eindruck. Für die Übertragung an den Verstärker sind hier zwei aktive EMG-Tonabnehmer zuständig, wobei sich der MM-Style-Humbucker nahe der Bridge durch das Hochziehen des Tone-Potis in den Singlecoil-Betrieb versetzen lässt.
Obwohl die Tonabnehmer selbst aktiv sind, ist das Bedienfeld des Basses ganz traditionell JB-typisch aufgebaut. Für meinen Geschmack ist die Kombination aus Volume und Balance zwar einfacher einzustellen als die hier verbaute Variante mit zwei Volume-Potis, ein Richtig oder Falsch gibt es da aber nicht. Eben weil die Tonabnehmer aktiv sind, hat die Höhenblende allerdings eine etwas andere Wirkung als beim Passivbass.
Aufgrund des Zusammenspiels aus Poti und Tonabnehmerimpedanz verändert sich nicht nur die Einsatzfrequenz, sondern auch die Resonanzüberhöhung bei einem Passivbass je nach Position des Potis. Dadurch entsteht das für Höhenblenden typische Näseln beim Zudrehen. Bei aktiven Tonabnehmern ist die Veränderung aufgrund dieser fehlenden Wechselwirkung deutlich dezenter. Beim Zudrehen wird der Ton lediglich dunkler, behält aber seinen grundlegenden Charakter bei. Einerseits ist es natürlich schade, dass so nicht das komplette Repertoire klassischer JB-Sounds zur Verfügung steht, andererseits soll dieser Bass ja auch einen modernen Sound liefern und das macht er sehr gut.
Bedingt durch die aktive Bauweise der Tonabnehmer bleibt auch die gegenseitige Beeinflussung der Spulenimpedanzen aus. So bleibt auch der spitze, bei zwei vollständig aufgedrehten Singlecoil-Pickups üblicherweise auftretende Sound aus. Mit prägnanten Hochmitten verschafft sich der Bass auch unter schwierigen Bedingungen Gehör im Mix, was insbesondere der angepeilten Zielgruppe entgegenkommt, die auf härtere Gangarten steht. Aber auch die restlichen Frequenzbereiche kommen nicht zu kurz.
Druckvolle, kontrollierte Bässe sorgen für ein stabiles Fundament. Gerade hier hört und spürt man das lange Sustain. Einen Kompressor zum „Andicken“ bräuchte ich mit diesem Bass nicht. Nicht übermäßig stark, aber absolut ausreichend ausgeleuchtet ist der Hochtonbereich. Glockenartige Höhen liefern die Tonabnehmer zwar nicht, jedoch eine starke Präsenz in den hohen Hochmitten, sodass es an Artikulation und Klarheit im Klangbild nicht mangelt. Da fällt es fast schon schwer, die Finger nicht permanent auf der potenten H-Saite zu lassen.
Im Split-Modus des hinteren Pickups weist der Klang, trotz vollerer Mitten als für einen Jazz Bass typisch, eine gerade für Plektrum-Spiel angenehme Drahtigkeit auf. Deutlich aggressivere Sounds lassen sich mit dem Humbucker-Modus erreichen. Grob erinnert der Sound an einen Stingray, durch die geringere Entfernung zur Bridge kommen die Mitten jedoch noch präsenter und aggressiver zur Geltung, insbesondere unter Ausblendung des Neck-Pickups.
Naturgemäß ist der untere Frequenzbereich hier etwas dünner, aber das lässt sich am Verstärker schnell ausgleichen. Ein geringer Preis für den prägnanten, im besten Sinne rotzigen Sound, mit dem man dann belohnt wird. In Kombination mit einer tighten Zerre geht die sprichwörtliche Sonne auf, Feinabstimmungen im EQ wären nur das i-Tüpfelchen. Diesen präsenten, knurrigen Charakter lässt sich der Bass auch mit einer zugedrehten Tonblende nicht vollständig austreiben, zum Guten wie zum Schlechten: Super für prägnante Rock- und Metal-Basslinien oder Slapbass, für eine Ballade aber vielleicht zu viel des Gutes.
Am ehesten lassen sich zurückhaltende, warme Sounds mit dem Neck-PU allein, unter Zuhilfenahme der Tonblende realisieren, wobei sich auch hier die durchsetzungsfähige Ausprägung des Instruments noch bemerkbar macht. Für ein weiteres Zügeln müssen zusätzliche Equalizer bemüht werden.
RESÜMEE
Insgesamt bereitet der Mighty Evolution massig Spielspaß und bildet eine mehr als solide Basis für Basssounds, die von knurrigen Mitten und starkem Durchsetzungsvermögen profitieren ohne dabei zu dick aufzutragen. Für die von FGN anvisierte Zielgruppe der Rock- und Metal-Fans also eine gute Wahl. Besonders attraktiv wird der Bass durch die Kombination aus praxisrelevanten Detailverbesserungen und einem fairen Preis.
PLUS
● Haptik
● Sound
● schöne Detaillösungen
MINUS
● Kopflastigkeit
(erschienen in Gitarre & Bass 08/2023)
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