Pop-Punk-Rock-Maschine

Test: Fender Limited Edition Tom DeLonge Stratocaster

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(Bild: Dieter Stork)

Wir schreiben das Jahr 2023 und Blink-182 sind zurück, inklusive Gründungsmitglied Tom DeLonge und natürlich seinen Signature-Strats.

Fast 25 Jahre nach dem Album ‚Enema Of The State‘, das ihnen zum internationalen Durchbruch verhalf, sind sie immer noch da, und diesmal kehren die Pop-Punk-Alternative-Rock-Heroes von Blink-182 mit ihrem erfolgreichsten Line-up zurück auf die Bühne – Mark Hoppus, Travis Barker und Tom DeLonge. Seit 2015 gingen Tom und die Band getrennte Wege und im Oktober 2022 erschien nach den Neuigkeiten von DeLonges Rückkehr auch eine neue Single der wiedervereinten Spaßbarden. Ein entsprechendes Album soll 2023 noch folgen.

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Schon seit Monaten ist die Band wieder auf Tour, und mit von der Partie sind natürlich Toms modifizierte Gitarren – für den damals aufmerksamen MTV -Zuschauer sind die Single-Pickup-Strats seit den ersten Musikvideos ohne Zweifel unzertrennlich mit der Band verbunden.

WHAT’S MY AGE AGAIN?

Fender brachten bereits 2002 eine Artist-Signature-Stratocaster der frechen Pop-Punk-Ikone auf den Markt, jedoch verschwand dieses Modell nach einem Jahr schon wieder aus dem Katalog. Die Seltenheit und somit die gesteigerte Nachfrage am Gebrauchtmarkt führte dazu, dass man teils irrwitzige Preise beim Wiederverkauf beobachten konnte, die den ursprünglichen Neuanschaffungswert um ein Vielfaches überstiegen.

Pünktlich zu den Releases und der Tour ist also nach 20 Jahren endlich auch Toms Stratocaster in limitierter Auflage zurück im Sortiment von Fender und das mit allen bewährten Spezifikationen und ein paar Updates.

ALL THE SMALL THINGS …

Die in Mexiko gebaute Strat bedient sich auf den ersten Blick erst einmal gängiger Zutaten, aber es sind manchmal eben doch die kleinen Dinge … Der Korpus ist aus Erle und deckend mit Polyester lackiert. Es wurden alle vier populären Farben von damals wieder mit ins Angebot aufgenommen: Daphne Blue, Surf Green, Black und sogar Graffiti Yellow. Mein Testexemplar kam in frisch kalifornisch fröhlichem Daphne Blue – nicht zu knallig aber auch nicht künstlich verblasst oder vergilbt.

Der Body ist akkurat im 60er-Jahre-Stil mit den etwas runderen Kanten und tiefer gezogenen Arm- und Bauch-Konturen gefräst – sehr angenehm und für mein Empfinden einfach harmonischer als die Korpusvarianten aus den 70ern. Der Ahorn-Hals mit Vier-Punkt-Verschraubung ist matt mit Polyurethan lackiert und hat ein knapp 5 mm starkes „Slab Board“- Griffbrett aus Palisander.

Typisch nach Toms Vorlieben ist auch die große Kopfplatte, wie sie ursprünglich von Fender ab Ende der 60er- bis Anfang der 80er-Jahre verwendet wurde. Laut Interviews findet Tom, dass diese Kopfplatte der Gitarre ein besseres optisches Gleichgewicht zum Korpus gibt und einfach besser aussieht. Praktischerweise ist auch der Zugang zum Trussrod am Kopf zu finden. Die verchromte Neckplate ist mit einem „TOM“-Signature-Artwork verziert, auf ein Decal der Unterschrift auf der Kopfplatte hat man dezent verzichtet.

(Bild: Dieter Stork)

Der Hals hat ein etwas schlank ausgefallenes „Modern C“-Profil und das Griffbrett ist mit dem typischen 9,5-Zoll-Radius und 21 Medium Jumbo Bünden versehen. Die saubere Bundierung ist gleichmäßig entgratet und poliert. Es kratzt und piekt nichts – man merkt einfach nur angenehm am Griffbrettrand, wo die Bünde sind. Das Halsprofil greift sich übrigens auch noch erstaunlich gut, wenn die Gitarre am länger eingestellten Gurt hängt. Für die Navigation kommen auf dem Griffbrett und an der Seite weiße Dots als Positionsmarkierungen zum Einsatz.

Im Kontrast zur einfarbigen Lackierung und der sonst eher schlichten Aufmachung der Gitarre steht quasi im Zentrum ein auffälliges weißes Pearloid-Pickguard. Trotz seiner Standardkontur wirkt es durch die reduzierten Einbauteile fast etwas größer, denn es sind nur ein Humbucker und ein Volume-Regler an Bord. Unter dem Pickguard ist der Korpus übrigens HSH gefräst, was bei Bedarf noch genügend Platz für spätere Modifikationen lässt.

Auf der nächsten Seite geht’s weiter!

 

THE ROCK SHOW …

Single-Pickup-Brettgitarren haben ja durchaus schon lange Tradition, so waren z.B. die Fender Esquire oder die Gibson Les Paul Junior in den 50ern auch schon mit nur einem Tonabnehmer ausgestattet. Aber auch nach Jahren der Weiterentwicklung der E-Gitarre birgt die Rückbesinnung auf das Wesentliche doch immer wieder eine Faszination in sich.

„Weniger Spielerei“ und stattdessen „das Wesentliche spielen“ ist hier die Devise. Als wolle einem die Gitarre direkt sagen: „Es geht um die Performance, die Songs und die Riffs – der Rest ist Nebensache.“

Der nicht nur mächtig aussehende Seymour Duncan SH-8B Invader Bridge Humbucker mit seinen pilzförmigen Hex-Polepiece-Schrauben, Keramikmagneten und etwas über 16 kOhm offeriert ein empfindliches Abnahmefeld und setzt das eigene Spiel wohlwollend und manchmal sogar leicht gesättigt um. Flageolett Töne gehen kinderleicht von der Hand und jeder Akkord kommt einem mit Druck aus dem Amp wieder entgegen.

Das 500k-Volume-Potentiometer mit einem verchromten Telecaster-Style-Rändelknopf ist, gegenüber dem Vorgängermodell von 2002, mit einer ausgeklügelten Treble-Bleed-Schaltung versehen. Diese winzige Modifikation aus drei passiven Elektronikbauteilen verhindert, dass der Sound beim Herunterregeln des Potis sofort dunkler werden würde. Stattdessen behält die Gitarre ihre Klarheit fast den kompletten Regelweg bei und so ist es auch mit einem Pickup möglich, stufenlos eine Bandbreite an Sounds abzurufen. Das geht vom „subtil stratigem“ Clean-Sound bis zum Rockbrett, und spätestens bei voll aufgedrehtem Poti werden auch Single-Note-Riffs mit genügend Sättigung noch zum Arrangement-füllenden Manöver.

(Bild: Dieter Stork)

Die Hardtail-Brücke führt, ähnlich wie bei einer Telecaster, die Saiten durch den Korpus und man findet auf der Strat Grundplatte sechs der robusten Block-Saitenreiter, wie Fender sie auch in den 90er- und 2000er-Jahren verwendet hat. Gegenüber den aus Stahlblech gebogenen Vintage-Reitern runden diese den Klang etwas ab. Haptisch stehen keine scharfkantigen Madenschrauben hervor, was auch angenehm ist. Die gesamte, fest am Korpus verschraubte Saitenaufhängung verleiht der Gitarre mehr Fundament und Direktheit als es mit einem Tremolosystem der Fall wäre.

Die leichten Mechaniken im Vintage-Style mit geschlitzten Wellen runden das Paket ab und überlassen einem, zusammen mit der festen Brücke, eine sehr pflegeleichte Gitarre im Bezug auf Neubesaiten, Instandhalten und auch zum Anpassen für alternative Tunings.

RESÜMEE

Im Internet findet man seit dem Release durchaus Kommentare, dass die Gitarre mit ca. 1400 Euro Ladenpreis nicht unbedingt ein Schnäppchen sei. Da mag durchaus ein bisschen was dran sein, wenn man sie bloß als eine „modifizierte Mexico Strat mit weggelassenen Teilen“ betrachten möchte. Doch allein die Konfiguration mit einer Hardtail-Brücke sucht man im Fender-Katalog sonst fast vergeblich und ein Umbau von Tremolo auf Hardtail ist sauber nur mit großem Aufwand samt Neulackierung möglich.

Die gesamte Verarbeitung der Gitarre ist tadellos und die Zusammenstellung aller Komponenten ist so gelungen, dass man das durchaus auch etwas mehr wertschätzen kann. Die bei mir angekommene Gitarre ist out-of-the-Box schon reif für die Bühne, was leider nicht immer selbstverständlich ist. Kurzum: Eine übersichtliche und solide (Punk-)Rock-Maschine – definitiv nicht nur für Blink-182-Fans.

PLUS

● Bespielbarkeit
● Verarbeitung
● fetter Sound

MINUS

● keine „Case Candies“ für Fans

(erschienen in Gitarre & Bass 11/2023)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Gleich vorweg: Fender Hardtail Strats finde ich generell super,doch leider sind diese E.-Solid Electric Guitars als Serienmodelle doch sehr selten im Programmkatalog zu finden. Und die blasse Blaufärbung der vorgestellten Fender Tom Delonge Limited Strat Edition mit ihrem einzigen Seymour Duncan Humbucker aus der Serienfertigung in Mexico entspricht nun wirklich nicht meiner Idealvorstellung von einer Fender Hardtail Stratocaster.

    Wäre der Hardtail Strat-Body hingegen aus einteilig massivem Kirschbaumholz,der Hals aus so genannter „spalted Birch“ (gemaserter Birke) und die Pickups aus dem Fender Custom Shop,dann könnte mich solch eine spezielle Stratocaster schon viel eher interessieren. Birkenholz für den Hals wird bis dato leider sehr unterschätzt,denn dieses einheimische helle Holz sieht nicht nur sehr schön aus,sondern wäre klangtechnisch und in der Haptik eine gute Option zum einfachen Ahornhals. Mir ist es völlig unverständlich,weshalb bei Fender z.B. bislang keine Obstbaumhölzer wie Pflaume,Birne,Apfel oder Kirsche verwendet werden? Es sind sehr nachhaltige und regional verfügbare Hölzer,die bereits hierzulande beim Akustikgitarrenbau gerne Verwendung finden. Warum zukünftig nicht auch beim Bau einer E.-Gitarre? Ich laß mich einfach mal überraschen,ob es bei Fender evtl. irgendwann mal „klingelt“,und diese besagten Obstbaumhölzer in ihrem Portfolio aufnehmen. Nur die neue Fender Tom de Longe Hardtail Strat gefällt mir ehrlich nicht,das ginge doch garantiert bedeutend besser und innovativer mit Hölzern im Nature-Design und der klassischen Fender Hardware.

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  2. Habe nie verstanden, wrum ich mich selbst beschränken sollte mit einer Gitarre, die nur einen Pickup hat.
    Und dann noch den an der Bridge.

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