Three more for the floor

Test: Fender Engager Boost, The Pelt und Full Moon Distortion

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(Bild: Tom Schäfer)

Im letzten Jahr hat Fender eine neue Reihe von edel designten Pedalen vorgestellt – nun haben wir drei weitere Modelle zum Test vorliegen.

Die Vorstellung der neuen Fender-Pedal-Reihe (Test in Ausgabe 05/2018) Anfang des letzten Jahres sorgte für großes Hallo: Der legendäre Gitarren- und Amp-Hersteller war und ist ja nun nicht für seine Bodentreter bekannt – und die in den vergangenen Jahrzehnten immer mal wieder auf den Markt geworfenen Pedal-Reihen waren nicht gerade mundverlötetes Boutique-Material.

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Umso größer das Staunen der Gemeinde ob der edlen Gehäuse, wertigen Bauteile und hervorragenden Soundqualität. Nun legt Fender nach: Engager Boost, The Pelt und Full Moon Distortion nennen sich die drei Neuzugänge, und sie sind genauso wertig wie ihre Kameraden.

Gehäuse aus gebürstetem Aluminium in modernen Farben, sauberste Verarbeitung, es rappelt und klappert nichts. Zupackende, leider wenig platzsparend an den Seiten verbaute Buchsen sorgen für ein sicheres Kabel-Feeling. Schön, dass sich auch hier das Batteriefach vorne einfach ausklappen lässt – es schließt mit einem Magnet-Mechanismus.

Die Pedale sind etwas höher (ca. 6 cm) als Standard-MXR oder Boss-Treter, das sollte bei der Anschaffung bedacht werden, sofern das eigene Pedalboardgehäuse da Limitierungen hat. Erfreulicherweise liegt die Buchse für die Stromversorgung – 9V Standard – an der Stirnseite.

Mit zwischen 450 (Pelt) und fast 600 Gramm (Full Moon Distortion) Gewicht sind die Geräte vergleichsweise schwer, was zu einem äußerst stabilen Gesamteindruck beiträgt – doch die meisten von uns haben eben keinen Roadie, der das Pedalboard schleppt. Schalten wir die drei Probanden mal an.

Engager Boost

Ein echter Clean Boost darf natürlich in keiner amtlichen Pedalreihe fehlen. Der Engager Boost kann jedoch mehr als nur „lauter“ und beinhaltet auch noch einen aktiven dreibandigen Equalizer. Ein Mini-Switch schaltet zwischen zwei Mittenabstimmungen. Doch damit nicht genug, an der Stirnseite befindet sich ein weiterer Schiebeschalter, mit dem sich zwischen True Bypass und Buffered umschalten lässt – der Engager Boost kann also auch als Line Driver dienen. Zudem lassen sich die LEDs der illuminierten Knöpfe – sehr hilfreich auf dunklen Bühnen – abschalten, um Batterie zu sparen.

Wie „klingt“ der Engager Boost denn nun? Tja, nach nichts – sofern man den Equalizer erst mal in neutraler Stellung ausrichtet. Und so soll es ja auch sein – klangneutral. Unity Gain ist bereits bei 8 Uhr am Level-Poti, das Pedal hat also starken Headroom, als Minus-Booster lässt es sich nicht verwenden.

Herrlich, wie der Engager vor einem cleanen Röhren-Amp diesen in den Breakup treibt und natürlichen Overdrive herauskitzelt. Wie er sich mit anderen Pedalen verhält, lässt sich schwer generell testen, mit dem Full Moon Distortion arbeitet er sehr gut zusammen.

Versierte Pedal-Kombinierer wissen, dass beim „Stacking“ von Overdrive- und Distortion-Pedalen mit Boostern das Resultat eventuell etwas „giftig“ sein kann – da kommt der eingebaute Equalizer ins Spiel: Er nimmt im Notfall nicht nur das „Gift“ raus, sondern kann mit seiner Mittenbearbeitung ein Solo durch den wüstesten Mix schneiden lassen wie ein heißes Messer durch Butter.

Mit dem Equalizer lassen sich auch vor dem cleanen oder crunchenden Amp verschiedenste „Stimmen“ mit unterschiedlichen Pickups aus der eigenen Gitarrensammlung nicht nur ausgleichen, sondern durchaus auch verbiegen. Und das alles absolut frei von Nebengeräuschen und einfach solide und zuverlässig. Ein herrlich vielseitiges Werkzeug mit cleveren Features!

Preis (Street): ca. € 85

The Pelt

Das Pelt ist ein auf Silikon-Transistoren basierendes Fuzz, dem Fender einige Extra-Features spendiert hat. Auch hier lassen sich die LEDs der Knöpfe an der Stirnseite abschalten, einen True Bypass/Buffered Switch gibt es nicht – das Pedal ist ausgeschaltet immer True Bypass. Neben den Standard-Knöpfen Level, Tone und Fuzz gibt es noch einen „Bloom“-Regler, der von „soft“ bei Linksanschlag bis „hard“ bei Rechtsanschlag reicht.

Mit ihm stellt man das Attack des Fuzz ein: links cremig und weich, rechts hart, bröselig. Ein „Thick“ Minischalter betont die Basswiedergabe für die Doom-Fraktion (oder für Bassisten, denen ein Fuzz sonst zu viel Bässe klaut), während der „Mid“-Minischalter durch drei verschiedene Mitteneinstellungen switcht.

Klanglich präsentiert sich das Pelt genau so, wie es die Einstelloptionen vermuten lassen: Es ist quasi eine Kombination aus den Klangwelten von Germanium- und Silikon-Fuzz-Faces. Den Unterschied macht dabei der Bloom-Regler: Bis 12 Uhr am Poti klingt das Pedal ein bisschen nach Germanium Fuzz-Face, also zwar schmutzig, aber eher weich, wie ein sanft schnarchender Bär.

Ab 12 Uhr dann nach Silikon-Fuzz-Face, da ist der Bär dann quasi erwacht – und dementsprechend schlecht gelaunt! Mit dem Fuzz-Regler lässt sich dabei der Grad der Laune gut anpassen – vom eher milden Overdrive, immer schmutzig und in den Bässen wollig, bis zur Wand aus Distortion-Lärm. Das Pedal klart mit dem Volume-Poti der Gitarre sehr schön auf.

Der Mittenschalter wirkt subtil, kann aber in der unteren Stellung noch mehr „wütende Hummel“ in den Sound bringen und sollte ausprobiert werden, wenn man das Pelt für Soli benutzt – Pedalisten wissen, dass ein Fuzz gerne im Mix mal kläglich absäuft, da kommt ein Mittenboost sehr recht.

Insgesamt ein vielseitiges, tadellos verarbeitetes und nebengeräuscharmes Pedal. Angesichts der schier unüberschaubaren Masse an teils enorm mit Features vollgepackten Fuzzes ist es kein Game-Changer, aber der im Vergleich niedrige Preis macht es schon recht attraktiv.

Preis (Street): ca. € 92

(Bild: Tom Schäfer)

Full Moon Distortion

„Moment!“ könnte manch wissender Leser nun ausrufen, „es gibt doch bereits ein Distortion-Pedal von Fender – das Pugilist!“ Richtig, aber: Erstens hat das nicht solche High-Gain-Reserven, und zweitens sind die beiden Sound-Ebenen des Pugilist misch-, aber nicht separat schaltbar. Live ist das ein entscheidender Nachteil – denn wer will sich schon in der Hektik des Gefechts bücken und das Mischverhältnis neu einstellen?

Eben – es fehlte noch ein flexibel schaltbares High-Gain-Distortion-Pedal im Line Up, und dieses legt Fender mit dem Full Moon nun vor.

Neben den üblichen Level- und Gain-Reglern bietet es noch eine ganze Reihe von weiteren Einstellmöglichkeiten. Ein Trio aus Höhen-, Mitten- und Bass-Potis sorgt für eine effektive dreibandige Klangregelung. Daneben gibt es noch einen „Hi-Treb“-Knopf, bei dem es sich laut Fender um einen passiven Low-Pass-Filter handelt, also ähnlich dem Tone-Regler an einer Gitarre.

Dieser soll das, je nach verwendeten Pickups, bisweilen recht fiese hohe Zischeln in Distortionanwendungen dimmen – hilfreich, wenn man mit Tele, Jazzmaster oder Strat an die Sache rangeht. Zudem gibt es ein Boost-Poti, dieses regelt einen separat schaltbaren Boost mit eigener LED Anzeige, der im Signalweg hinter der Distortion sitzt – und damit als reiner Lautstärkeheber fungiert.

Der Texture-Miniswitch schaltet zwischen symmetrischem und asymmetrischem Clipping, Letzteres klingt etwas härter und direkter. Der Bite-Switch ist für mich so etwas wie ein Presence-Setting, mit dem sich das Attack des Anschlags hervorheben lässt, zum Beispiel für chunky Rhythm-Figuren oder jaulende Pinch-Harmonics.

Meinen Ohren erscheint der Distortion-Sound des Full Moon relativ neutral. Ein deutlicher Charakter wie z. B. der einer Rat oder eines Big Muffs lässt sich nicht ausmachen, und ist auch nicht gewollt – das Teil ist eine Soundplattform, die dem Nutzer möglichst vielseitig zu Diensten sein soll. Und das macht das Full Moon auch sehr gut.

Der Klang ist kräftig, doch immer nuanciert und dynamisch, vor allem die gute Saitentrennung bei komplexen Akkorden ist auffällig – was in modernen Distortion-Anwendungen beispielweise bei Mathcore oder ähnlichem Gefrickel sehr wichtig ist. Nur bei Rechtsanschlag des Gain-Potis beginnt der Sound zu matschen. Der Boost hat enormen Headroom, bereits bei Linksanschlag des Potis ist er auf Unity Gain.

Sowohl durch die Sets von Bon Jovi, Mötley Crüe oder gar Metallica käme man recht gut durch. Persönlich hätte ich mir noch gewünscht, den Boost alternativ per Mini-Switch auch vorschalten zu können, sodass man für das Solo noch ein Quäntchen mehr Sustain rausholen kann, statt nur einen satten Lautstärkesprung hinzulegen.

Aber auch ohne diese Option ist das Full Moon ein hervorragend klingendes, enorm vielseitiges Distortion-Pedal für so gut wie jede Anwendung – und deutlich live-tauglicher als der Bruder, das Pugilist.

Preis (Street): ca. € 127

Resümee

Engager, The Pelt und Full Moon reihen sich mit hoher Verarbeitungs- und Soundqualität nahtlos in die aktuelle Fender-Pedalreihe ein. Persönlich hat mir dabei der Engager Boost als neutrales, vielseitiges Werkzeug am besten gefallen, doch auch Pelt und Full Moon können rundum überzeugen, stehen allerdings sehr breiter Konkurrenz gegenüber.

Fender punktet aber hier mit der schönen, soliden Verarbeitung und sehr attraktiven Preisen. Generell gut gemachte Pedale, die man durchaus mal ausprobieren sollte.

(erschienen in Gitarre & Bass 03/2019)

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