Professioneller Anspruch, kleiner Preis

Test: Fame Audio Orbital 205S, 207S & 208S

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(Bild: Dieter Stork)

Der Music Store feiert sein 50-jähriges Jubiläum. Glückwunsch! Und zur Feier des Jahres gibt es direkt eine neue Baureihe bezahlbarer Nahfeldmonitore mit professionellem Anspruch nach dem Maximalprinzip.

Gleich in drei Größen wird die Modellreihe, die auf den Namen „Orbital 20xS“ getauft worden ist, angeboten. Hierbei steht das „x“ stellvertretend für die gerundete Treibergröße. Dabei handelt es sich natürlich um die drei gängigsten Größen im Bereich der Nahfeldmonitore: 5, 6,5 sowie 8 Zoll. Mit steigender Membranfläche steigen natürlich auch Abmaße und Preis.

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Während die kompakte 5-Zoll-Variante bereits für € 129 pro Stück zu haben ist, möchte der Kölner Händler für ein 8-Zoll-Exemplar € 199 auf das Konto überwiesen bekommen. Knapp 400 Euro sind natürlich nicht wenig Geld, in dieser Produktkategorie jedoch kaum mehr als üblich im Einsteigersegment. Dennoch spart der Hersteller nicht an großen Tönen und macht viel Aufhebens von der professionellen Klanggüte der Lautsprecher.

DIE REFERENZ

Dass dahinter natürlich eine ganze Menge Werbung steht, versteht sich von selbst. Dennoch bieten die Möglichkeiten der vergünstigten Vertriebswege einer Hausmarke einiges mehr an finanziellem Spielraum, wodurch sich hochwertige Produkte durchaus günstig anbieten lassen. Als Referenz für diesen Test kommen meine Focal Alpha 65 zum Einsatz. Zu diesen finden sich zahlreiche Messungen und Reviews im Netz, was der Einordnung meiner Eindrücke evtl. dienlich sein kann. Für die Tests habe ich die Hochtöner der Monitore auf gleiche Höhe gebracht, sie nebeneinander in Abhörposition platziert und nach einiger Zeit getauscht. So ist mal der Orbital der äußere Lautsprecher, mal der Alpha. Umgeschaltet wird über den integrierten Switcher meines Arturia AudioFuse Studio.

DIE HARDWARE

Ausstattungstechnisch fahren die Monitore keine Preise ein, aber bringen einen guten Standard mit. Nach einiger Zeit ohne anliegendes Signal wechseln sie in den Standby-Modus, was mit einem Wechsel der sonst blauen Betriebs-LED zu Rot quittiert wird. Zur Anpassung an räumliche Gegebenheiten und Hörgewohnheiten finden sich auf der Rückseite je ein Kuhschwanzfilter für Bässe und Höhen. Während die Höhen um 2dB sowohl verstärkt als auch abgesenkt werden können, lassen sich die Bässe lediglich um 2dB bzw. 4dB absenken. Die Einsatzfrequenzen liegen hierbei mit 800Hz bzw. 10kHz jeweils recht hoch.

Der Filter für die Bässe soll in erster Linie bei der Aufstellung direkt auf dem Tisch für ein aufgeräumteres Klangbild sorgen, bei der den störenden Reflektionen an der Tischplatte entgegengewirkt werden kann. Ein Hochpass für den Betrieb mit einem Subwoofer findet sich hier nicht. Eingangsseitig sind die Orbital für alle Fälle gewappnet, symmetrische Signale können über XLR sowie Klinke eingespeist werden, unsymmetrische zusätzlich noch über Cinch.

Das Einpegeln und Angleichen der Lautsprecher erfolgt über ein angenehm gerastertes Poti, was den Vorgang sehr einfach macht. Damit ein fester Stand garantiert werden kann und die Oberflächen keine Schäden nehmen, gehören selbstklebende Gummifüße zum Lieferumfang. Für beste Ergebnisse sollte aber auf richtige Stative zurückgegriffen oder wenigstens auf eine möglichst hohe Entfernung zur Tischplatte geachtet werden. Ist das nicht möglich, sollten die Lautsprecher auf der Tischplatte wenigstens durch Entkopplungsunterlagen mit geneigter Auflagefläche zum Ohr hin angewinkelt werden, um Reflektionen zu minimieren.

(Bild: Dieter Stork)

KLANGVERHALTEN

Nach erfolgreicher Aufstellung der unauffällig schwarzen Kisten folgt nun endlich der erste Soundtest mit den 205S. Viel gebe ich ehrlich gesagt nicht auf Werbeversprechen, umso überraschender ist das sich präsentierende Klangbild. Der Bassbereich ist bei dem kleinen Treiber natürlich längst nicht so ausgeprägt, wie es bei den Focal der Fall ist, dennoch würde ich ihn nicht unterrepräsentiert nennen. „Nüchtern“ wäre an dieser Stelle wohl passend. Impulse werden druckvoll und schnell wiedergegeben und nennenswert verschwimmen tut hier auch nichts.

Im Hochtonbereich zeigt sich ein ähnliches Bild. Dank des Waveguides entsteht eine gute Verteilung des Klangs im Raum, sodass der Kopf nicht stur an exakt einer Stelle verweilen muss. Im Direktvergleich zu den Focal zeigt sich der Hochtöner als etwas zurückhaltender und weniger fein auflösend. Details kommen etwas verwaschener am Ohr an und minimalistischen, stimmzentrierten Stücken, z. B. von Leprous oder Mariusz Duda, fehlt es im Vergleich etwas an Intimität. Der wichtige Mitteltonbereich ist bis in leicht gehobene Lautstärken gut ausgeleuchtet, wenngleich sich auch hier die Focal als differenzierter erweisen.

Im Hochmittenbereich hingegen können die Orbital dank stärkerer Präsenz sogar einen Punkt einfahren. Hier haben die Focal einen kleinen Einbruch im Frequenzgang. So stehen insbesondere verzerrte Gitarren und Snare-Drums stärker im Vordergrund. Bei höheren Lautstärken, laut integriertem SPL-Meter meiner Apple-Geräte ab ca. 80dB auf Ohrhöhe, dreht sich das Bild jedoch um. Hier neigen die Fame-Lautsprecher nun zu einem etwas topfigen Klang und Verwaschenheit in den mittleren und hohen Mitten. Gerade bei Snare-Schlägen macht sich das bemerkbar, so verliert etwa der Sound von TesseracT über die Anlage durch die überbetonten Mitten an Direktheit, Druck und Präsenz. Perkussive Stücke wie Film-Soundtracks neigen zu einem pappigen Klang.

Zu einem gewissen Grad kann das über den Acoustic-Space-Filter minimiert werden, jedoch leidet darunter auch die Basswiedergabe und der Klang bei leisen bis mittleren Pegeln. Gemessen am Preis und dem angedachten Anwendungsfall im Heimstudio oder Hobbyraum geht die Abbildungsleistung aber mehr als in Ordnung. Ich vergleiche hier schließlich mit einem mehr als doppelt so teuren Paar Lautsprecher. Grundsätzlich liefern alle drei Größen der Baureihe einen ähnlichen Sound, Unterschiede gibt es aber dennoch.

Während der große 208S die mit Abstand stärkste Basswiedergabe besitzt, ist sie auch die ungenaueste. Das mag durchaus auch an den räumlichen Gegebenheiten liegen, 8“-Monitore sind in meinen Augen einfach nichts für typische Heimstudios. Und ein akustisch ausreichend behandelter Raum mit 40m2 steht mir leider nicht zur Verfügung, um das Potenzial solcher Boliden ausfahren zu können. Zumal auch der Platzbedarf alles andere als gering ist. Aber auch mit gezähmtem Bassbereich liefern sowohl der 207S als auch der 205S eine schnellere und trockenere Basswiedergabe.

Das für mich klangliche Optimum liefert der 207S. Mit etwas weniger aufdringlichen Mitten und mehr Bass als der 205S sitzt er, wie zu erwarten, genau in der Mitte. Zwar trifft die Problematik der undifferenzierten Mitten bei höheren Pegeln auch hier zu, insgesamt zeigt sich aber ein rundes Klangbild.

Einen Wermutstropfen gibt es dennoch: Alle sechs Geräte zeigen ein deutlich höheres Grundrauschen. Interessanterweise sind die Störgeräusche der 208S am wenigsten ausgeprägt, 205S und 207S zeigten sich im Test mit dem exakt selben Verhalten. Masseschleifen oder Störungen über USB kann ich ausschließen, denn selbst vom Interface getrennt und mit auf Gehäusemasse kurzgeschlossenen Eingängen ändert sich an den Nebengeräuschen nichts. Je nach eigener Empfindlichkeit und Entfernung zum Lautsprecher können die Nebengeräusche durchaus störend sein. Ab ca. 2m Entfernung oder mittlerem Abhörpegel verliert sich das Rauschen im Raum bzw. in der Musik, aber in typischen Heimstudiodimensionen von 0,5 bis 1m Abstand ist es zumindest in Spielpausen deutlich wahrnehmbar.

RESÜMEE

Klanglich bietet Fame hier eine Menge Lautsprecher für vergleichbar wenig Geld. Die Ausstattung entspricht dem Standard. Abzüge gibt es lediglich für das überdurchschnittliche Grundrauschen, das je nach Anwendungsfall und persönlicher Empfindlichkeit ein Thema sein kann. Die Abbildungsleistung der Orbital-Serie ist für den Preis hoch und dürfte in den meisten Einsatzgebieten mehr als zufriedenstellend sein.

PLUS

● Klangqualität
● Basswiedergabe
● Grundausstattung
● Preis/Leistung

MINUS

● verwaschen bei höheren Pegeln
● Nebengeräusche

(erschienen in Gitarre & Bass 03/2023)

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