Kokette Dublette

Test: EVH Striped Series Frankie

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(Bild: Dieter Stork)

Eddie Van Halen und seine Frankenstein-Gitarre – gibt es ein Modell mit mehr Aufriss, mit mehr Charakter? Nachbildungen gab es im Laufe der Zeit viele – EVH bringt nun ein optisch schlüssiges Remake zu einem erschwinglichen Preis auf den Markt.

In der EVH-Striped-Series gab es auch zuvor schon verschiedene an Eddies Gitarren angelehnte Modelle, aber dem Original wirklich nah kam natürlich nur die (in einer überschaubaren Auflage von 300 Einheiten erschienene, von Master Buildern des Fender Custom Shop minutiös gefertigte) „Eddie Van Halen Frankenstein Replica Guitar“ aus dem Jahr 2007. Und die war sündhaft teuer.

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Matt Brown, der Mann, der hinter der Entwicklung des aktuell vorgelegten EVH-Modells Frankie aus der Striped Series steht, beschreibt die Zielsetzung folgendermaßen:

„Die EVH Frankie ist eine preisgünstigere Hommage an die Frankenstein, die wir 2007 herausgebracht haben. Das ursprüngliche Modell der Frankenstein-Hommage aus den USA war mit 25.000 USD dotiert. Frankie hat einen Straßenpreis von 1.699 USD.

EVH-Produktentwickler Matt Brown (Bild: Fender Musical Instruments Corporation)

Dieses Frankie-Modell ist keine exakte Nachbildung des Originals von Ed, und wir haben nicht versucht, den Klang nachzubilden. Dies ist Lindenholz, die USA-Hommage hat einen Eschekorpus. Die Merkmale sind unterschiedlich. Es ist eine Hommage an die Version von 2007, welche exakt seinem Original entspricht. Frankie weist einige moderne Merkmale auf, die sich von denen seines großen Bruders unterscheiden. Auf jeden Fall ist Eddie bei allen Produkten, die wir für die Marke EVH produzieren, in jedes akribische Detail involviert. Wir hatten auch Zugang zur Originalgitarre und konnten bestimmte Details, die wir bei Frankie haben wollten, noch einmal überprüfen. Kurz gesagt, wir wollten eine Version des Nachbaus herstellen, die wir jedem in die Hände geben können. Die bisherige Reaktion des Marktes übersteigt unsere kühnsten Träume!“

AM ORIGINAL ORIENTIERT, ABER FLEXIBEL AUSGELEGT

Die längst zur Ikone aufgestiegene Gitarre mit den Streifen hatte Eddie sich seinerzeit bekanntlich aus verschiedenen Parts selbst gebaut. Unzufrieden mit den verfügbaren Standards begann er etwa um 1975 herum, sich ein Instrument nach persönlichen Ansprüchen zusammenzubasteln und auch optisch zu gestalten. Der in Wachs getauchte und schräg gesetzte Humbucker am Steg, überhaupt die Verbindung von Strat mit Humbucker, das etwa ab 1979 eingebaute Floyd Rose Vibrato – damals noch ein Prototyp, von Eddie in der Folge maßgeblich mit weiterentwickelt – die wilde Streifenlackierung, all das wurde nicht nur zu Eddies Markenzeichen, sondern steht bis heute für eine Erweiterung und Modernisierung des Gitarrenkonzepts schlechthin. Die markante Streifenoptik ist heute „Corporate Design“ seiner eigenen Firma.

Die aktuelle Nachbildung in Gestalt der Frankie ist eine eher moderne Version in Anlehnung an das Original und verfügt über einen Korpus mit Stratocaster Shape aus Basswood (Lindenholz), welches die rote Lackierung mit sich überkreuzenden schwarzen und weißen Streifen in authentischer Relic-Manier nachvollzieht.

Dem wie üblich aufgeschraubten, lediglich geölten Hals aus Ahorn (Quartersawn) mit ansprechender Used-Optik verschaffte man ein EVH-Modified-„C“-Halsprofil. Neben dem per Adjustment Wheel korpusseitig einstellbaren Halsstab sind zusätzlich noch Graphit-Streifen zur Verstärkung eingelegt. Das Griffbrett aus Ahorn von 12″-16″-Compound-Radius gibt 22 Jumbo-Bünden Raum; schwarze Dot-Inlays markieren die Lagen. Bemerkenswert ist die gute Verrundung der Griffbrettkanten und die perfekt daran angepassten Bundenden.

Hals/Griffbrett: Geölter Hals mit sauberer Jumbo-Bundierung (Bild: Dieter Stork)

Die wie üblich parallel herausgeführte Stratocaster-Kopfplatte ist mit „EVH-Branded“-Gotoh-Mechaniken ausgerüstet. Die Saiten werden unter einem Niederhalter hindurch zur aufgeschraubten Floyd Rose R3 Locking Nut (43 mm Breite) geführt und laufen mit 648-mm-Mensur hinüber zur, ebenfalls EVH-branded Floyd-Rose-Bridge mit Tremolo-Block aus Messing und D-Tuna (für spontanes Umstimmen der tiefen E-Saite auf D).

Unverzichtbar: EVH-branded Floyd Rose Locking Tremolo mit D-Tuna (Bild: Dieter Stork)

Elektrik: Der direkt in die, nach dem Vorbild etwas grob zurechtgeschnittene, Öffnung am Steg geschraubte EVH-Wolfgang-Alnico-2-HumbuckingPickup ist von der etwas heißeren Art. Um die vielen Kopisten seinerzeit zu irritieren, baute Eddie einen Dummy-Strat-Pickup in die Halsposition und einen Dummy-Five-Way-Blade-Switch in die Mittelposition (Dummy = ohne Funktion). Fake-Details, die in der Frankie ebenfalls realisiert wurden.

Pickups: Gut klingender Wolfgang-Humbucker am Steg – der Rest ist Fake (Bild: Dieter Stork)

Auf dem abgeschnittenen Stück vom Schlagbrett (Black Custom Frankie Pickguard) finden wir einen einzelnen Volume-Regler, etwas weiter weg vom Tonabnehmer positioniert als bei einer Strat, aber immer noch gut mit dem kleinen Finger zu kontrollieren – that’s it! Ein Tone-Poti gibt es nicht.

(Bild: Dieter Stork)

Also, schaut man nicht zu genau hin, ist die erreichte optische Nähe zum Original schon erstaunlich, ein fraglos schöner Paint- und Relic-Job! Vor allem aber ist die Hals- und Bundbearbeitung (sprich: die Spielbereitschaft) von Frankie zu loben.

RICHTUNG STIMMT – STRAIGHT AHEAD

Das Ziel dieses Remakes war zwar nicht eine Kopie bis ins letzte Detail, wohl aber die prinzipielle Ausrichtung auf die von Eddie ins Leben gerufene Spielhaltung, klangliche Ausrichtung und offensive Tonmodulation. An erster Stelle für alles, was da noch folgen mag, steht immer noch der Hals und den von Frankie muss man wirklich loben. Er zeigt sich zwar in diesem leicht schmuddeligen Look, den wenig oder gar nicht versiegelter Ahorn eigentlich erst nach einiger Zeit des Spielens entwickelt, aber das wirkt in diesem Falle nicht nur authentisch, sondern fühlt sich auch angenehm glatt und komfortabel an. Darüber hinaus ist das recht flache und auch aufsteigend nur wenig ausbauende, aber seitlich ausgesprochen gut verrundete Halsprofil von sehr schöner Griffigkeit und die bereits erwähnte, erfreulich professionell gemachte Bundierung, aber nicht zuletzt auch die nach Eddie-Art tief eingerichtete Saitenlage tun ein Übriges, um die Einladung zum Spiel komplett zu machen.

Akustisch angespielt reagiert das Instrument schnell und akzentuiert auf den Anschlag. Akkorde rollen elegant ab, kommen mit sauberer Saitenseparation und harmonischer Geschlossenheit zum Ohr. Im Bassbereich leicht knochig und trocken, ergänzen runde Mitten und leicht metallische, aber offene Höhen das in Summe eher helle Tonambiente. Nicht zuletzt ist auch das gleichmäßig über das gesamte Griffbrett zu erzielende Sustain zu loben.

Der EVH Wolfgang Alnico 2 Humbucker, der zentrale Tonumsetzer der Frankie, ist so ausgangsstark wie erwartet. Mit seinen rund 13 kOhm Widerstand hat er natürlich absolut verlässliche Argumente für die Umsetzung jeglicher solistischer Ambition auf der Hand, ohne jedoch zum reinen Mitten-Monster zu schrumpfen. Auch in der Abteilung Clean hat er folglich etwas zu sagen, stellt Akkorde sauber und achtbar differenziert ins Bild. Zu wahrer Größe läuft er aber fraglos im High-Gain-Modus auf. Schlagend ist dann die Präsenz und Präzision mit der er jede Fingeraktion umsetzt. Der Ton löst sich quasi schon, sobald man ihn nur scharf ansieht.

Ausgesprochen sensitiv und perkussiv geht es zur Sache, wenn linke und rechte Hand sich auf dem Griffbrett zu schaffen machen: Auf Tappings reagiert Frankie so gutwillig wie man sich das nur wünschen kann. Die Mitten zeigen sich fokussiert, sorgen für ungemeine Durchsetzungskraft. Besonders leicht lassen sich auch die harmonischen Obertöne provozieren und immer steht der Ton ganz vorn! Das Volume-Poti ist übrigens von der ausgesprochen leichtgängigen Sorte und erlaubt flüssiges Violining (Fade-In: gutes Beispiel hierfür ist van Halens ‚Cathedral‘).

Ein prachtvolles Bild alles in allem, das natürlich ganz gezielt auf das Heavy-Genre ausgerichtet ist. Hm, das klingt nun aber fast schon wieder missverständlich, bzw. einschränkend und sollte nur dann gelten, wenn alle Spielarten der modernen virtuos-solistischen Darstellung mit eingeschlossen werden. Will sagen: Dieses Frankie-Modell liefert mehr als nur Brett und Mittendruck. Obwohl auch diese Eigenschaften bei ihm natürlich vom Feinsten sind, besitzt diese Gitarre etwas Größeres, das Potential zur definitiven Umsetzung zeitgenössischer Fingerartistik im High-Gain-Milieu!

Nun ja, unentbehrlich für das Genre virtuoser Gitarristik im Sinne des Eddie van Halen ist natürlich auch noch die von ihm mitentwickelte Floyd-Rose-Vibrato-Einheit. Nicht unterfräst und aufgesetzt montiert, wie vom Meister selbst bevorzugt, lässt das System zwar nur Down Bendings zu, die allerdings sind selbst bei exzessivem Gebrauch sorgenfrei zu haben und als Bonus ist da dann ja auch noch der überaus praktische D-Tuna installiert – mit einem Handgriff die tiefe E-Saite auf D herunterstimmen und retour – für den übrigens der geniale Ed das Patent hält.

PS: ab 23. Oktober lädt das rock’n’pop-museum in Gronau zur Sonderausstellung „The Last Guitar God“ ein. Neben Informationen zu Leben und Werk des Eddie van Halen gibt es besondere Exponate, Konzertmitschnitte, private Backstage-Aufnahmen und vieles mehr zu sehen und zu hören. Auch seine Gitarren- und Verstärkertechnik wird dort Thema sein. (www.rock-popmuseum.de)

RESÜMEE

Mit dem Modell Frankie aus der Striped Series macht EVH das ikonische Frankenstein-Design auch Spielern zugänglich, die nicht mit dem Goldenen Löffel im Mund geboren wurden. Optisch recht nah dran, geht das Frankie-Modell zwar durchaus eigene Wege und will auch nicht unbedingt den Sound des Originals reproduzieren, dennoch birgt dieses Instrument fraglos das Potential virtuoser Klanggestaltung in Eddies Sinne, der natürlich auch in die Entwicklung von Frankie maßgeblich mit einbezogen war. Mehr noch: Das Modell spielt sich mit einem rundum toll gemachten Hals nicht nur ganz hervorragend, es bietet auch in der Beschränkung auf den einen kraftvollen, aber doch auch bestens ausgewogenen Wolfgang-Humbucker in schönster Präsenz alles, was sich der Aficionado im Rahmen der virtuosen High-Gain-Artistik nur wünschen kann. Die Frankie ist in diesem Sinne einfach super auf den Punkt gebracht. Der Haken: wenn du jetzt nicht klingst wie Eddie, dann kannst du es nicht mehr auf die Gitarre schieben.

PLUS

  • toll gemachtes Repro-Design
  • Ansprache, Tonentfaltung
  • Schwingverhalten, Sustain
  • Wolfgang-Humbucker
  • kraftvolle Sounds
  • flacher modified „C“-Hals
  • bestens verrundete Halskanten
  • saubere Jumbo-Bundierung
  • Setup für leichte Tonerzeugung

(erschienen in Gitarre & Bass 10/2020)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Hallo zusammen ..
    Danke für diesen sehr guten sowie aussagekräftigen Testbericht ..
    Ich hatte vor kurzem auch das Glück eine solche Ikone zu ergattern wurde jedoch massiv endtäuscht ….

    Die Gründe liegen hier in der massiven fehlerhaften Verarbeitung .
    Der Hals ist Pech schwarz und weicht komplet von allen im Netz ersichtlichen Bildern ab . Keine Spur eines vermeindlichen guten Relic Jobs . Sieht einfach nur schlecht aus .. komplett schwarz
    Erste Spielversuche .. habe mir fast die Hand aufgerissen .. alle Bünde stehen an den Unterseite des Halses massiv ab und sind weder abgerundet noch in irgendeiner Form spielbar ..
    Nach ca 1 Min massive Soundausfälle . Grund hier liegt im defekten Poti .
    Nur Spielbar bei voll aufgedrehtem Poti ansonsten soundmäßiger Totalausfall .
    Das weiter größte Manko find ich ist die billige Holzauswahl .
    Linde .. come on ….((((
    wie kann man einen solche Ikone aus Linde bauen . Resonant Ja .. Sounds ok ..aber wäre hier bei dem Peis nicht ein originaler Esche Korpus drin gewesen ? oder war die Gier nach Profit hier größer ?? ca 1500 Euro ist ne Menge Holz ..Ok Die EVH sieht sehr autentisch aus klingt auch gut (wenn Sie den mal funktioniert) ist aber extrem abweichend vom Original .
    Zu dem kommt die Ikone ohne Koffer ..

    Hey Leute von Fender (Mexico) its EDDIE
    .. wenn Epiphone es mit Joe Bonamassa zusammen schafft eine LES PAUL CUSTOM Black Beauty mit 3 Pickups ..grandios verarbeitete Gitarre icl gleicher Holzauswahl (Mahagonie) zubauen und diese noch in einem mega geilen Cace liefert mit Joe Bonamassa Aufdruck drauf icl Zertifikat usw.. und das ganze für 800 Euro ist das hier ein Witz …… aber anscheinend ist hier der EVH Faktor ein massgeblicher Verkaufshit eagl wie und was man bekommt .

    Alles in allem einen echt coole Gitarre mit historischem Hintergrund und einem fast guten Relic Job like Fender Raod Worn Guitars aaaber … für den Preis wäre ein Esche Korpus und ein Cace wohl noch drin gewesen .. oder ..??
    Fazit ..
    für mich Persönlich eine Endtäuschung in Preis Qualität und Ausstattung .. Für mich ist diese EVH ein klassisches Beispiel für Fender Guitars /USA/ Mexico den Höchst möglichen Profit heraus zuschlagen .. Eddie würde sich im Grab erheben .

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