Kirk trifft Randy

Test: ESP/LTD KH-V

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(Bild: Dieter Stork)

Komm, mal ehrlich – die NAMM im letzten Jahr bot wenig Spannendes. Im ziemlich überschaubaren Strom der Online-News ließ mich allerdings eine RR-Style-Gitarre in Metallic Red aufmerken.

Kirk Hammett, seines Zeichens Gitarrist von Metallica, hat sich ein weiteres Signature-Modell bauen lassen. Und natürlich kommt das wieder aus dem Hause ESP. Auch wenn Gitarren-Fan Kirk jetzt zusammen mit Gibson eine Replik seiner 59er Greeny erarbeitet hat, ist er doch seit jeher in erster Linie bekannt für seine ESP-Äxte und dem japanischen Hause treu verbunden. Neben der KH-2 (Modern-Strat mit zwei EMGs und Floyd Rose) und der KH-3 (auffällige Flach-Les-Paul mit spezieller Kopfplatte und ebenfalls EMGs und FR) gibt es jetzt also auch was für Freunde von Zackenbarsch-Klassikern.

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VERTRAUT, ABER DOCH …

Und zu denen zähle auch ich mich. Eigentlich schon seit einem Testbericht von Michael Dommers aus dem Jahre 1994, damals ging es um eine Jackson JJR-94 aus der Performer-Serie. Gebaut in Japan und für knapp 1000 Mark erhältlich. Es sollten allerdings viele Jahre, diverse Teles, viele Les Pauls und einige Gretsches (aber kaum Strats 😉 folgen, bis dann auch ein paar (ebenfalls japanische) Rhoads zu meinem Fuhrpark zählten. Aber die sind jetzt da, praktischerweise auch mit EMGs bestückt und stehen gerne zum Vergleich bereit. Vorher aber mal die Fakten:

Kirk Hammetts Signature-Pickups: das Bone-Breaker-Set von EMG (Bild: Dieter Stork)

Die KH-V hat einen Hals aus drei Streifen Ahorn, am Übergang zur Kopfplatte sitzt eine Volute. In Neck-Thru-Bauweise sind Korpusflügel aus Korina angesetzt. Auf der oberen Hälfte hat das klassische Rhoads-Maße, der untere Teil ist aber ausladender und das Horn ca. 5 cm länger. Der Hals/Korpus-Übergang ist ergonomisch angenehm so gestaltet, dass man locker an die höchsten Bünde kommt. Auffällig auch an dieser Stelle, dass der Gurtpin etwas nach oben versetzt montiert wurde … merke: gleich mal am Gurt checken. Das Griffbrett ist aus Palisander … nein, stopp!

Das sieht nur so aus, Macassar Ebony steht im Datenblatt. Es stammt aus Indonesien. Das Holz ist bräunlich und hat deutlich sichtbare Poren; nicht so schwarz und glatt, wie man das sonst von Afrikanischem Ebenholz gewohnt ist. Ähnliche optische Eigenschaften findet man aber auch beim “klassischen” Ebenholz, wenn es weiter außen vom Stamm stammt. Denn das glatte, tiefschwarze, nahezu porenfreie Afrikanische Ebenholz stammt aus der Mitte des Baumstamms.

Viele Hersteller – die Umwelt dankt es – sind dazu übergegangen, den ganzen Stamm zu nutzen, auch Stücke mit hellen Streifen und Maserung. Ob das einen Einfluss auf den Klang hat? Ich habe mal Andy Powers von Taylor Guitars gefragt, der ist absoluter Spezialist, wenn es um Hölzer für Gitarrenbau geht. „Im Kontext einer ganzen Gitarre ist der Unterschied, wo genau ein Stück Ebenholz aus dem Baum geschnitten wurde, so subtil, dass es unmöglich wäre, klangliche Unterschiede zwischen den Stücken festzustellen. Das buntere, verwirbelte, rauchig aussehende Ebenholz hat physikalische Eigenschaften, die von einem gleichmäßig gefärbten Stück praktisch nicht zu unterscheiden sind und trägt daher zu ähnlichen Klangeigenschaften bei.“

Und klar, er redet von Acoustics, wo das noch einen größeren Einfluss hat. Was neben der Griffbrettbeschaffenheit auffällt, sind die schicken Wave-Inlays (Kirk ist Surfer), die, wie die nicht ganz zentriert eingesetzten Dots auf der Sichtkante des Bindings, für Navigations-Übersicht sorgen. Der Hals ist eher schlank und flach, dazu passen die Bünde, die gar nicht so X(tra)J(umbo) sind, wie im Datenblatt angegeben, sondern angenehmen, mittleren Formats. Lackiert ist die Gitarre in „Red Sparkle“, wobei hier schwarze Flakes in rotem Lack sitzen. Sieht super aus.

Passend dazu die goldene Hardware mit LTD-Locking-Tunern und TonePros-Brücke. Die Saiten werden durch den Korpus eingefädelt, die Mensur beträgt „lange“ 648 mm. Erfahrungsgemäß kommt man bei dieser („Fender“-)Mensur mit entsprechenden Saitenstärken (.13 auf .63 wäre eine Empfehlung) durchaus gut bis auf H-Tuning runter. Dürfte eventuell den einen oder anderen interessieren, der sich von diesem Modell angesprochen fühlt.

Elektrisch wird’s über Kirks EMG-Signature-„Bone Breaker“-Set, geregelt wird mit Volume und Tone, geschaltet per 3-Wege-Toggle. Die Gitarre wurde in Korea produziert, die Verarbeitung inklusive Setup und Bundabrichtung ist top. Die KH-V kommt in einem sehr guten ESP-Koffer von beeindruckender Größe.

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KNOCHENBRECHER?

Die 3,5 Kilo, die die KH-V auf die Waage bringt, brechen schon mal keine Knochen bzw. keinen Rücken. Und überhaupt hängt die Gitarre super ausgewogen am Gurt. Hier macht sich die Position des Gurtpins bemerkbar. Normalerweise kippt eine Rhoads am Gurt immer nach vorne, die KH-V tut das nicht. Das macht das Spielen schon merklich entspannter. Im Stehen. Im Sitzen ist es auch hier die „klassische“ Haltung, mit dem unteren Horn zwischen den Beinen, was aber – wenn man sich drauf einlässt und dran gewöhnt – absolut klargeht.

Akustisch klingt die Gitarre laut, offen und resoniert gut. Das Klangbild setzt sich auch am Amp fort. Am Steg knackig und fokussiert, am Hals ziemlich klar, aufgeräumt und weniger mummelig als erwartet. Was genau sind denn jetzt diese Bone-Breaker-Pickups? Die EMG-Website hält sich da zurück, aber auf Nachfrage erzählt CEO und Gründer Rob Turner:

„Kirks Set entstand eigentlich wegen Metallicas FOH-Mischer ‚Big Mick‘ Hughes, der mit dem Sound von Kirks Hals-Pickup nicht zufrieden war. Kirks Gitarren hatten damals sowohl am Steg als auch am Hals 81er. Der 81 am Hals war zu mittenbetont, und Kirk wollte einen großklingenden Pickup. Wir entschieden uns für ein EMG-60-Layout als Basis. Das ist ein Tonabnehmer, der ursprünglich von uns für die Fender Elite Tele von 1982 entwickelt wurde. Die Spulen sind höher und haben einen 1/8“-Kern. Außerdem liegen sie näher beieinander. Der klassische EMG 60 ist mit Keramikmagneten bestückt, während wir uns beim Bone Breaker für AlNiCo-Magnete entschieden haben. Die AlNiCos erhöhen die Induktivität der Spulen, was für eine niedrigere Resonanzfrequenz sorgt, der Pickup klingt voller. Und ich will keine Träume platzen lassen, aber am Steg sitzt immer noch der 81er, was soll ich sagen? Er funktioniert.“

Das Set klingt auf jeden Fall sehr ausgewogen, liefert clean, aber vor allem auch in Zerre sauber ab. Im Vergleich zu einem EMG HET-Set in einer Jackson Rhoads klingt es etwas kühler, sauberer, aber nie kalt. Im Vergleich zu einem 81/60-Set in einer ESP Eclipse fällt die gute Durchsichtigkeit des Hals-Pickups bei der KH-V auf. Das kann an den von Rob beschriebenen Tweaks liegen, aber sicher trägt auch die 24-Bund-Position des Hals-PUs (er sitzt also weiter Richtung Steg) seinen Teil bei.

Insgesamt funktioniert das Set sehr harmonisch zusammen, die Auflösung ist auch bei starker Zerre gut und wenn man will, quiekt und quietscht es in bester Zakk-Manier, dass es eine Freude ist. Das Volume-Poti agiert dazu sehr gleichmäßig, das Tone-Poti greift stärker im ersten Drittel des Regelwegs.

Kirk Hammetts Signature-Pickups: das Bone-Breaker-Set von EMG (Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Eine klasse Gitarre haben Kirk Hammett und ESP hier an den Start gebracht. Klar, sie sieht extravagant aus, aber Dezenz ist ja auch nicht was für jede/n. Mir gefällt’s! Wer noch mehr Bling will, kann zur All-Gold-Variante greifen, düsterer geht’s mit der Black-Sparkle-Ausführung. Hardware, Verarbeitung, Sounds, Haptik und Bespielbarkeit, da passt alles.

Klar, der Preis ist nicht eben geschenkt, vor allem wenn man bedenkt, dass das keine ESP bzw. E-II, sondern eine LTD ist. Da spiegeln sich die stark gestiegenen Preise für so ziemlich alles wider – Metall für die Hardware und die Pickups, Holz, Transport … so ziemlich alle Bezugskosten der Gitarrenhersteller sind explodiert. Dabei hält Kirk hier nicht mal die Hand für Royalties auf und in Summe bekommt man für knapp 1.900 Euro sehr viel „Metal & Mehr“-Gitarre für sein Geld.

PLUS

● Sounds
● Verarbeitung
● Optik
● Pickups
● Balance am Gurt
● Bespielbarkeit

MINUS

● Sidedots nicht ganz mittig im Binding

(erschienen in Gitarre & Bass 05/2023

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Brillante Lackierung und optisch und soundtechnisch sowieso in der Fraktion der Schwermetaller angesiedelt. In Korea gefertigt,und mit dem aktiven EMG BB Pickup-Set (beim großen „T“ in Treppendorf via online Order derzeit als Tonabnehmer Set für schlaffe 180.-€ zu haben) erstaunt der Gesamtpreis von immerhin stattlichen 1.900,-€ für diese „Heavy Metal Axt“. Obendrein wird diese LTD Version mit vermutlich hauchdünn aufgebrachter Goldhardware ausgeliefert,die sich im Spielbetrieb dann bekanntlich enorm schnell durch Handschweiß etc. abgreift.

    Die Zeiten der aktiven Elektronik mit zusätzlicher 9 Volt Batteriespeisung und damit einhergehend lästig klappernder Batteriefachdeckelchen sind ja mittlerweile so alt wie die Gitarristen,die auf solchen bizarren Gitarren spielen.
    Wo sitzt eigentlich bei der neuen LTD KH V das Batteriefach? Nebenbei bemerkt: Kennt ihr eigentlich noch die uralten B.C. Rich E.-Gitarren der „Golden Aera“ /Mitte der 1980er-Jahre,deren 9 V Block Batterien für die aktive DiMarzio Pickup Elektrik im sehr eng begrenzt rückseitigem Poolfach (gänzlich ohne Batteriefachdeckel) regelrecht eingequetscht wurden? Die Backplate Abdeckung fiel dann leider auch irgendwann von selbst ab,weil die winzigen Madenschräubchen durch mehrmaligem Batteriewechsel nicht mehr ins nackte Holz griffen. Das waren noch Zeiten,da wußte man bereits vor dem Kauf einer sündhaft teuren B.C.Rich aus den U.S.A.,daß sämtliche Gitarren dieser Manufaktur extrem kopflastig waren. Aber,das nahm man dann auch in Kauf. Heute sind ausnahmslos alle alten guterhaltenen B.C.Rich Gitarren aus dieser Epoche wieder sehr gefragt,sie sind nun absolute Raritäten,für die Sammlerfetischisten hohe Summen bezahlen.

    Vielleicht steigt der Wert dieser LTD KH V nach einigen Jahren auch ins Uferlose,wer weiß das schon?!?
    Optisch gefällt sie mir mit ihrer aufwändigen Sparkle Lackierung auf alle Fälle,das ist ganz sicher.

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