Seit mehr als 20 Jahren zählt die EC-1000 zum Line-up von LTD (by ESP). Hier präsentiert die Firma regelmäßig Varianten dieses Singlecut-Klassikers mit 22 oder 24 Bünden, massiven oder chambered Bodies, Pickups unterschiedlichster Hersteller, extravaganten Finishes und mitunter atemberaubenden Deckenhölzern.
Dass es sich bei Letzteren um Furniere handelt, dürfte angesichts der aufgerufenen Street-Preise und seit geraumer Zeit explodierender Materialkosten einleuchten. Zudem wurde inzwischen die Produktion von Korea nach Indonesien verlagert. Schauen wir uns ein aktuelles Modell an!
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DICKES DING
Unsere Protagonistin kommt im eleganten, spiegelglatt polierten Schwarz daher, die augenweidenden Quilted-Maple-Furniere von Decke und Kopfplatte in Charcoal Burst. Beim Blick auf die Zargen erscheint der Mahagoni-Body zunächst recht dick, misst er doch am Halsfuß knapp 56 mm, an der unteren Korpusrundung immer noch 49 mm. Zum Vergleich: Beim LP-Original beträgt die Zargenbreite gleichbleibende 50,3 mm. Bis zum Plateau der Deckenwölbung misst unsere EC1000T satte 57,5 mm.
Bewusst hat ESP rückseitig auf ergonomische Fräsungen à la Belly Cut verzichtet und die hinteren Kanten nur dezent verrundet. Das weiße Binding setzt die Decke geschmackvoll in Szene und unterstreicht die Eleganz der Gitarre. Ein ovales Zargenblech trägt die zuverlässig packende Klinkenbuchse.
Zwei rückseitige Kammern, Oberkante bündig von Kunststoffplatten abgedeckt, beherbergen die Elektrik und eine 9-Volt-Batterie. Während Letztere per stabilem Clip angeschlossen wird, hält sie lediglich ein Klettband in Position. Erheblich praktischer wäre eine Metallklammer. Die Batterie speist die Preamps der Fishman Fluence Open Core Classic Humbucker.
Dreifach längs gesperrt geht der Mahagonihals fließend in den Korpus über. Möglich macht dies das Set-thru-Prinzip, ein Mittelding zwischen Set Neck und Neck-thru, bei dem der Halsfuß bis mittig unter die beiden Pickups reicht und damit Stabilität und Schwingungsübertragung gleichermaßen fördert. Das wie die Kopfplatte weiß eingefasste Griffbrett aus Makassar-Ebenholz bietet 22 penibel bearbeiteten Edelstahlbünden der Kategorie Xtra-Jumbo Platz. Weiße Perloid Flag Inlays und schwarze Sidedots erleichtern die Orientierung.
Auf komfortable Saitenlage gekerbt, führt ein selbstschmierender Kunststoffsattel, auf dessen Rückseite ein Kragen den Übergang zur Kopfplatte verstärkt, die Saiten zu den smooth und präzise arbeitenden LTD Locking Tunern. Ein Kunststoffplättchen mit Modellbezeichnung verschließt den Zugang zum Halsjustierstab. TOM-Brücke und Stoptail kommen von TonePros, beide lassen sich mittels Inbusmadenschrauben arretieren.
Die beiden Fishman-Humbucker hat man höhenjustierbar direkt in passgenauen Korpusfräsungen montiert. Verwaltet werden sie mithilfe zweier Volume- und einem Master-Tone-Regler sowie einem Dreiweg-Toggle-Switch. Das mittlere (Hals-)Volume und das Tone-Poti hat ESP mit Pull/Push-Schaltern ausgestattet, die die Klangmöglichkeiten der Fluence Humbucker anwählen.
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Bild: Dieter Stork
Bild: Dieter Stork
VOICINGS
Trotz massiven Bodies bringt die EC1000T QM gerade mal 3,77 kg auf die Waage und zeigt sowohl am Gurt als auch im Sitzen beste Balance. Ihr ergonomisch geformter Halsfuß erleichtert das Bespielen der höchsten Lagen. Der Hals liegt komfortabel in der Hand und fühlt sich mitnichten so „thin“ an wie von ESP propagiert. Ich würde es eher als 1960er-Les-Paul-Profil einordnen, das sich dank vorzüglicher Bearbeitung der XL-Bünde barrierefrei handhaben lässt.
Unsere Protagonistin erweist sich als äußerst schwingfreudig, spricht sehr direkt und spontan an, zeigt quicklebendige Tonentfaltung und standhaftes, gleichmäßig abklingendes Sustain. Unverstärkt präsentiert sie ein kraftvolles, ausgewogenes, luftiges, knackig brillantes Klangbild mit straffen Bässen und reichem Obertongehalt.
Fishmans Fluence Open Core Humbucker bieten verschiedene Voicings, die über die Push/Pull-Potis abgerufen werden. Mangels Herstellerinfo muss ich zunächst ausprobieren, was die beiden Pull/Push-Schalter bewirken. Apropos: Warum nennt man diese im allgemeinen Sprachgebrauch eigentlich Push/Pull? Ich muss sie doch erst einmal ziehen und nicht drücken, um deren Wirkungsweise zu erkennen. „Push“ ist schließlich quasi der Normalzustand.
Also: Zieht man den mittleren Reglerknopf (Neck Volume), werden die Halsspule des Hals-Pickups und die Stegspule des Steg-Humbuckers deaktiviert, was im Zerrbetrieb mit leichtem Brummen quittiert wird, bei der Kombi beider Einzelspulen allerdings nicht festzustellen ist. Dieses Setting läuft bei Fishman unter Voice 3, bei der der Hals-Pickup mit einer Resonanzfrequenz von 5 kHz wie ein Vintage-Strat-Einspuler klingen soll.
Ein A/B-Vergleich zeigt, dass der Fluence das Original klanglich nicht ganz erreichen kann, die Essenz aber doch recht gut trifft, dabei aber etwas luftiger und höhenreicher daherkommt. Ganz anders verhält es sich beim Coilsplit des Steg-Humbuckers, der mit 4 kHz Resonanzfrequenz einen leicht überwickelten (overwound) Einspuler repräsentieren soll. Am cleanen Amp tönt das wie eine Mixtur aus Strat-Stegeinspuler und knopflerscher Zwischenposition, wenn auch mit etwas mehr Output und Klangfülle, und gibt sich bei Overdrive-Geschichten deutlich fetter. Fazit: praxistauglich.
Über den Pull/Push-Schalter des Master-Tone-Potis wählt man die Voices 1 und 2 an. Doch Obacht!: Selbige stehen bei aktivem Coilsplit (Voice 3) nicht zur Verfügung, da in diesem Fall der Master-Tone-Switch keine Funktion zeigt. Zieht man den Master-Tone-Knopf (Voice 1), ist unverkennbar der Vintage-PAF-Charakter beider Humbucker zu vernehmen. Mit ähnlichem Output, 2,6 kHz Resonanzfrequenz beim Hals- und 2,25 kHz beim Steg-Humbucker, klingen beide luftiger, spritziger und einen Hauch knackiger als späte PAF-Originale und zeigen präzise Saitentrennung.
Nicht nur im cleanen PAF-Mode zeigen die Fluence Open Core Classics sehr gute Dynamik, sondern behalten diese auch bei High-Gain-Sounds, wo sie zudem mit respektablem Durchsetzungsvermögen glänzen und das Sustain der Gitarre adäquat unterstützen. Ein Druck auf den Master-Tone-Regler versetzt beide Humbucker in den Voice-2-Modus, der sich für härtere musikalische Gangarten anbietet. Beim Hals-Pickup, der eine Fluence-eigene Humbucker-Interpretation darstellt, sind im Vergleich zu Voice 1 kaum Pegelunterschiede festzustellen, allerdings leiden Leichtigkeit und Transparenz, da der Ton insgesamt etwas muffelig und blass anmutet.
Outputmäßig legt der Steg-Humbucker im Voice-2- Betrieb noch ein Schüppchen drauf. Mit den Resonanzfrequenzen von 1,6 kHz und 350 Hz nehmen die Mitten zu und verleihen High-Gain-Sounds Druck, Durchschlagskraft und reichlich Sustain ohne die Dynamik großartig einzuschränken. Die butterweich rotierenden Potis besitzen praxisorientierte Regelwege, die präzise Kontrolle von Volume bzw. Gain und Klang ermöglichen.
RESÜMEE
Mit der LTD EC-1000T QM Charcoal Burst legt ESP den traditioneller orientierten Gitarrist:innen eine Les-Paul-Interpretation ans Herz, deren umfangreiches Klangangebot nicht nur PAF-, sondern auch Singlecoil- und Hot-Rodded-Humbucker-Sounds bereithält. Während mich Voice 1 (Vintage PAFs), Voice 3 (Singlecoils) und der Steg-Pickup von Voice 2 uneingeschränkt überzeugen können, schafft es dessen Hals-Humbucker ob seiner etwas muffelig matten Klänge nicht ganz auf meine Favoritenliste.
Abgesehen davon liefert die Gitarre exzellente variantenreiche Sounds, zeigt allerbeste Resonanzeigenschaften, wurde makellos verarbeitet und lässt sich komfortabel bespielen, u. a. auch weil sie ohne Weight Relief bei weit unter 4 kg bleibt.
Für ne Indonesische Klampfe zu teuer.
Korrekt, bei Weitem zu hoch angesetzter Preis.