Platzsparer

Test: ElectroHarmonix Pico POG & Platform

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(Bild: Dieter Stork)

Electro-Harmonix ist eigentlich nicht für besonders kompakte Pedale bekannt – eher im Gegenteil. Doch nach der Micro-Serie kommt nun mit der Pico-Reihe eine nochmals deutlich verkleinerte Pedal-Auswahl auf den Markt.

Sowohl der legendäre POG als auch der Platform Compressor haben sich zum Test bei mir eingefunden. Während mir Letzterer gänzlich unbekannt ist, konnte ich den POG in seinen verschiedenen Ausführungen über die Jahre immer mal wieder ausprobieren und bin gespannt, wie EHX diesen Klassiker, der ursprünglich in einem gigantischen Format erschien, in das Pico-Gehäuse verfrachtet hat.

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GANZ KLEINES FORMAT

Beide Geräte haben ein identisches Gehäuse: Mit nur 51x92x50mm ist das Pico-Format wirklich platzsparend und absolut vergleichbar mit anderen Pedalen dieser Micro-Gehäuse-Klasse. Die versetzt angeordneten Klinkenbuchsen und die moderne SMD-Bauweise ermöglichen dieses sehr platzsparende Format, was für die Unterbringung auf dem Pedalboard natürlich eine tolle Sache ist.

Auch das Layout ist bei beiden Testgeräten identisch: Vier Potis, der obligatorische Bypass-Fußschalter sowie ein kleiner Minitaster an der oberen Gehäusekante sorgen bei beiden Pedalen für eine übersichtliche und intuitiv verständliche Bedienung. Ein Batteriebetrieb ist bei einem so kleinen Pedal nicht möglich, ein Netzteil ist jedoch im Lieferumfang enthalten.

MEHR ALS NUR EIN OCTAVER

Den knallroten Poly Octave Generator, kurz POG, als reinen Oktaver zu bezeichnen, fand ich schon immer etwas irreführend. Interessanterweise ist der POG eines der neueren EHX-Pedale und mit nicht einmal 20 Jahren ein vergleichsweise junges Gerät im Portfolio des altehrwürdigen Herstellers.

Das 2005 auf den Markt gebrachte Pedal stieß sofort auf reges Interesse bei Gitarristen, vor allem in der damals boomenden Independent-Metal- und Hardcore-Szene. Bands wie Kylesa, Baroness, aber auch Szenegrößen wie Jim Root (Slipknot) oder Jack White (The White Stripes) fanden schnell Gefallen an dem aufregend klingenden Pedal. An der grundsätzlichen Funktionsweise hat sich bis heute wenig geändert: Der Pico POG verfügt über drei Lautstärkeregler, die das Dry-Signal, das Sub- und das Upper-Octave-Signal regeln. Dazu kommt ein schaltbares Tone-Poti.

Die Magie des POG liegt aber nicht nur in seiner polyphonen, dreistimmigen Arbeitsweise, sondern auch in der ausgeklügelten Klangregelung, die mit dem Filter-Taster umgeschaltet werden kann. So sind drei verschiedene Funktionsweisen des Tone-Potis wählbar. Im grünen Modus der Status-LED haben wir es mit der typischen EHX-Klangregelung zu tun, wie man sie z.B. auch vom Big Muff kennt.

Im Uhrzeigersinn gedreht werden die Bässe massiv abgesenkt, während die Höhen deutlich angehoben werden. Dreht man aus der neutralen Mittelstellung gegen den Uhrzeigersinn, passiert genau das Gegenteil. Alleine diese Art des Tilt-Shift-EQs ermöglicht eine enorme Bandbreite an verschiedenen, polyphonen Octaver-Sounds, die dank der dezenten Modulation auf der hohen Oktave immer ein wenig „flirrend“ klingen und ein wenig an den Klang einer Drehorgel erinnern können.

Schaltet man nun in den roten LED-Modus, wird aus dem Regler ein Low-Pass-Filter, der nur die beiden Oktavsignale bearbeitet. Im orangen Modus (optisch leider schlecht von der roten LED zu unterscheiden) haben wir es dagegen mit einem Hochpassfilter zu tun, der ebenfalls nur das Effektsignal betrifft. In der Praxis bedeutet das vor allem maximale Vielseitigkeit. Allein mit diesem Pedal sind vor einem clean eingestellten Verstärker so viele verschiedene Sounds möglich, dass ich im Test, trotz der geringen Größe des POGs, lange gebraucht habe, mir einen einigermaßen vollständigen Überblick zu verschaffen.

Dreht man beispielsweise die Sub-Oktave weit heraus und konzentriert sich eher auf die hohe Stimme, lassen sich mit dem High-Pass-Filter richtig fiese Sounds erzeugen, die fast schon einen leichten Ringmodulator-Effekt haben (vor allem mit einem Single-Coil am Steg). Mit der Low-Pass-Filter-Schaltung dagegen ergeben sich z.B. stark gescoopte Sounds, bei denen sich der Ton so stark verbiegen lässt, dass es schon ein wenig Fantasie benötigt, hier noch eine Gitarre hinter dieser Klanggewalt zu vermuten.

Richtig interessant wird der Pico POG in Kombination mit einem Reverb-, Delay- und/oder Fuzz-Pedal. Hier entstehen Klangwelten, die – je nach Stellung des Dry-Reglers – beim besten Willen nichts mehr mit konventionellen Gitarrensounds zu tun haben. Von Retro-Octa-Fuzz-Klängen bis hin zu flächigen String-Synth-Sounds sind der Fantasie hier keinerlei Grenzen gesetzt. Einzig der Preis dämpft meine fast ungezügelte Begeisterung für dieses Pedal. 229 Euro sind schon ein gewaltiger Schluck aus der Pulle, der erst einmal verdaut werden will.

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