Sitz!

Test: Eich Amps DBC400R und TB250

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(Bild: Dieter Stork)

Vor zwei Jahren habe ich auf dem Guitar Summit einen Bass getestet, und war nicht nur beeindruckt vom Instrument, sondern auch vom Punch der Box, die parallel zum Kopfhörer auf meinen Ohren Druck machte. Bis mir einfiel, dass lautes Testen gar nicht erlaubt ist …

Des Rätsels Lösung war, dass das kleine Eich-Topteil auf dem Tisch keine Box unter selbigem betrieb, sondern stattdessen direkt an den Hocker angeschlossen war, auf dem ich saß.

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DER TRANSFER, …

… dass dann Thomas Eich wohl die Technik aus seinen bekannten Bass Boards auf einen Drumhocker übertragen hatte, war dann nicht mehr schwer.

Zum Test habe ich ein komplettes Set bekommen, mit allem nötigen Zubehör. Das Erste, was ich aus dem – überaus stabilen und Paketdienst-gefeiten – Karton hole, ist ein kleines und leichtes Päckchen, in dem neben einem groß dimensionierten Netzteil ein stabiles kleines Täschchen liegt.

Darin befindet sich der dieses Jahr neu vorgestellte TB250 Amp, dessen Grundfläche etwa Taschenbuchgröße hat. Nur 600 Gramm bringt er auf die Waage und liefert, dank Class D, 250 Watt an 4 Ohm.

Die Ausstattung ist übersichtlich: In der Größe voneinander abgesetzt, sind Volume und Sub Frequency die einzigen Regler, dazu ein Netzschalter, und einer, der zwischen Fullrange und Sub-Betrieb wählt, dazu gleich mehr. Beide Regler sind Rasterpotis, Einstellungen bleiben also beim Einpacken ohne versehentliches Verstellen erhalten.

Auf der Rückseite ist der Netzanschluss für das schon erwähnte 36V-Netzteil, daneben sitzen zwei Kombibuchsen: Für den Eingang ist das Klinke/XLR-male, jeweils in mono, der Lautsprecherausgang ist als Neutrik-Klinken/Speakon-Kombi ausgelegt. Ein passendes, kurzes Speakon-Kabel sehr guter Qualität findet sich in der Seitentasche des kleinen Bags.

Der Sinn des metallenen Gürtelclips zwischen den Gummifüßen auf dem Boden des Amp-Gehäuses wird sich gleich noch erschließen. Bemerkenswert ist noch die Herkunft des Mini-Verstärkers: Er wird in gewohnter Qualität in der Dominikanischen Republik gefertigt. Da hat Thomas Eich nicht nur private Beziehungen, sondern mittlerweile auch ein externes Eich-Werk etabliert, in dem in Zukunft vermehrt Amps gebaut werden sollen, um am Stammsitz in Herborn mehr Combos und Boxen produzieren zu können.

(Bild: Dieter Stork)

Die nächste schmale, stabile Tasche beinhaltet den Fuß des Hockers. Ein robustes, doppelstrebiges Dreibein, das Eich von Gibraltar bezieht, mit Höhenverstellung per Spindel, festzustellen mit einer massiven Muffe und einer Memoryklemme. Einmal eingestellt, wackelt oder verstellt sich da nichts – gute Qualität eben.

Das letzte Bag, wie die anderen mit gesticktem Eich-Logo versehen, hat in etwa die Größe einer Snare-Tasche. Die Sitzfläche, die ich da rausziehe, wirkt erstmal wie einfach nur sehr dick gepolstert, verrät aber schon durch das stattliche Gewicht, dass das kein normales Hocker-Oberteil ist.

Auf der Unterseite sitzt nicht nur die massive Halterung zur Montage und Fixierung auf der Spindelstange, mit einer Sechskantmutter und einer Flügelschraube leicht zu handhaben, sondern auch eine weitere Neutrik-Klinken/Speakon-Kombibuchse, ein Miniklinkenanschluss für einen Kopfhörer und ein Volume-Regler für selbigen.

(Bild: Dieter Stork)

Zwei Lüftungsgitter, die sonst die Lüfter in den Amps abdecken, verschließen hier Löcher zum Druck- und Wärmeausgleich für den im Sitz verbauten TS300 Shaker, wie er auch im Bassboard seinen Dienst tut. Schon vormontiert ist bei meinem Set der optionale Metallwinkel, in den der TB250 mit seinem Clip sicher eingehängt wird.

Damit sind wir auch schon beim Zusammenbau und Setup angekommen. Die Sitzfläche kommt auf das Untergestell, der Amp wird eingehängt und mit dem Speakon-Kabel mit dem Sitz verbunden, der Kopfhörer wird unter dem Sitz eingesteckt. Während Speakon-Stecker bekanntlich einrasten (müssen, um überhaupt Signal zu übertragen), wird auch das Netzteil nur gesteckt. Trotz nach unten hängenden Kabels sitzt der Stecker aber fest genug, dass ich mir darüber keine weiteren Gedanken mache.

Ein erstes Probesitzen bringt die Erkenntnis, dass der Eich DBC auch und vor allem ein überaus bequemer Hocker ist – aber auch ziemlich hoch … Das Untergestell ist normal hoch, darauf eine hoch aufbauende Sitzfläche, damit ist schon die minimale Höhe so, dass meine Oberschenkel noch lange nicht gerade sind, wenn ich die Füße auf dem Boden habe. Erst mit überschlagenen Beinen rutscht mir ein Bass ohne Gurt nicht weg.

Für Keyboarder:innen kann ich mir die höhere Sitzposition gut vorstellen, sonst dürfte es ruhig tiefer sein. Ein niedrigeres Unterteil ist aber schon in Arbeit. Dies gesagt habend, wären wir ready to rock, fehlt nur noch ein Signal.

(Bild: Dieter Stork)

 

SHAKE IT!

Das hole ich mir erstmal von meinem HX Stomp, der per Klinke an den Amp angeschlossen wird. Den Kopfhörerausgang habe ich für den Anfang voll aufgedreht, der Netzschalter am Amp ist im Sitzen easy zu bedienen, Volume ein paar Klicks aufgedreht, und – hach! Klar, nach der Box suche ich diesmal nicht mehr, aber das wohlige Spielgefühl stellt sich sofort wieder ein!

Dezent bis derbe schüttelt es mich durch, je nachdem, wie laut ich aufdrehe, wobei der Shaker mit seinen vier Ohm ein guter Futterverwerter ist, und gar nicht viel von der Endstufe braucht. Ganz so, als würde hinter mir noch eine fette Anlage werkeln. Bemerkenswert ist, wie gleichmäßig der Punch ist.

Ich kenne Bassshaker-Lösungen, die bei tiefen Tönen schön vibrieren, aber schon in mittleren Lagen deutlich nachlassen. Nachregeln macht dann wieder den Bassbereich zu fett. Davon hier keine Spur: Noch ganz oben am Hals gibt es Schub, bis er sacht abebbt bei den letzten Noten auf der G-Saite.

Am anderen Ende gibt es eh keine Probleme, aber auch hier, ohne dass die tiefsten Töne auf der H-Saite übermächtig würden. Sehr gut abgestimmt!

Der Betrieb im Sub-Modus, bei dem über den Sub Frequency Regler die obere Wiedergabefrequenz zwischen 40 Hz und 300 Hz eingestellt werden kann, macht nur Sinn, wenn der Kopfhörer dabei direkt am Stomp angeschlossen ist, da der Kopfhörerausgang am Hocker sein Signal aus dem Lautsprechersignal des TB250 generiert. Fehlen dem die Höhen, fehlen sie auch am Kopfhörer. Diese Kombination gefällt mir fast besser, die Bassunterstützung fühlt sich noch etwas konkreter an als auf Fullrange.

Um zu Musik üben zu können, gehe ich von meinem Nux Mighty Plug Pro mit einem Kabel von Miniklinke stereo auf XLR mono in die arretierende Buchse und kann jetzt auch zu Songs vom Handy spielen, wofür die „richtigen“ Eich-Topteile einen Aux In hätten. Auch das macht extrem Spaß, wenn je nach gewählter Musik die Bassdrum buchstäblich in den Arsch tritt.

Mit dem Equalizer am Handy lässt sich der Kick gut dosieren, der Lerneffekt, wo nötig präzise mit der Bassdrum mitzuspielen, ist überaus motivierend. Für die schnelle Daddelrunde zwischendurch kann der Bass auch direkt am Amp angeschlossen werden, das klingt aber im Vergleich zur vorverstärkten Lösung etwas flacher. Wer ausschließlich so spielen möchte, ist dann mit einem regulären Eich-Top besser bedient, was den Hocker genauso antreiben kann, aber nicht so elegant ist, wie das angeclippte TB250.

Umgekehrt macht sich das Winz-Top mit passender Box im Proberaum gut als saubere Verstärkung. Man muss nur aufpassen, den Amp nicht versehentlich am Kabel von der Box zu ziehen, zumal der Clip die Gummifüße überragt. Zu guter Letzt sei noch angemerkt, dass die abgespielte Musik und der dazu gespielte Bass im Raum durchaus hörbar sind, abhängig von der eingestellten Lautstärke. Im Verhältnis zu dem, wie laut es bei gleichem Spielgefühl über eine Box wäre, ist das aber wirklich dezent und angenehm.

RESÜMEE

Selten habe ich etwas getestet, was den Spaß- und Wohlfühl-Faktor beim Üben zuhause so steigert, wie das Eich Set mit dem DBC400R Hocker und den TB250 Amp. Zwar nicht ganz billig, aber von der Hardware bis zu den Taschen alles durchdacht und von gewohnt hoher Qualität; und sagte ich schon, dass es einfach Spaß macht, so zu spielen?

Das gilt natürlich auch live, wo der gefühlte Druck hilft, musikalisch kontrolliert zu grooven. Auch für die Tasten- und (E-)Schlagzeugfraktion hat Thomas Eich hier eine weitere, optimale Ergänzung zum In-Ear Monitoring geschaffen, und selbst einfach nur Musik zu hören, bekommt so eine neue Dimension.

Dann für den räumlichen Stereoeindruck gerne mit dem Hocker parallel zum Kopfhörer, beispielsweise an einem Interface. Ein elegantes Setup für viele Gelegenheiten, gut zu transportieren, schnell aufzubauen – zum Antesten empfohlen!

PLUS

● solide, elegante Bauweise
● Wiedergabe
● Gewicht und Format Top
● Detailideen und Zubehör

(erschienen in Gitarre & Bass 10/2024)

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