MXR goes Wylde

Test: Dunlop/ MXR Wylde Audio Pedale

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(Bild: Dieter Stork)

 

OVERDRIVE

Denkt man an Zakk Wylde, denkt man vor allem an eine wirklich monströse Wall-of-Sound. Kleine Brötchen hat der Mann schon zu Beginn seiner Karriere nicht gebacken – ganz im Gegenteil. Bereits seit seinen Anfangstagen bei Ozzy Osbourne schaffte Zakk es, einen unglaublich breiten und fetten Sound zu kreieren, der trotzdem messerscharf umrissen war.

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Essentieller Bestandteil seines Rigs in den 90er-Jahren war das Boss SD-1 Super Overdrive. Der ausgeprägte Mittenboost und der recht ausgeprägte Cut in den Bässen sind eine schöne Alternative zum Ibanez Tube Screamer, wenn es darum geht, das Pedal als eine Art Booster zu nutzen, um das Signal etwas „vorzuformen“.

Das WA44 ist der Nachfolger des ZW44, dem wahrscheinlich bekanntesten Zakk-Wylde-Signature-Pedal. Beide Geräte basieren auf dem Boss SD-1, was nicht bedeutet, dass es sich hier um eine reine Kopie handelt. Neben Output und Gain verfügt das Pedal noch über einen Tone-Regler. Vor einem leicht zerrenden Verstärker und mit allen Reglern in der 12-Uhr-Position ist ein satter, komprimierter Ton zu hören, der vor allem die oberen Mitten und die Obertöne massiv herauskitzelt, während die Bässe eine Reihe nach hinten treten müssen.

Das Signal wird zwar nicht übermäßig ausgedünnt, ist aber dennoch deutlich straffer und schneller im Attack. Dreht man den Tone-Regler nun auf etwa 14 Uhr, bekommt der Sound einen spürbaren Kick in den Mitten, der tatsächlich ein wenig an Zakk Wyldes typische Mittenwand erinnert.

Das Gain-Poti ist – je nachdem, wie stark die Verzerrung des Amps ist – eher für die gefühlte Kompression und die Verdichtung der Obertöne zuständig. Ab ca. 13 Uhr fliegen einem die typischen Zakk-Wylde-Pinch-Harmonics spürbar einfacher zu, und ich kann mir gut vorstellen, dass dieses Pedal ein wirklich essentieller Bestandteil des Rigs des amtierenden Pantera-Gitarristen ist.

Aber auch vor einem gänzlich cleanen Verstärker hat mir das WA44 gut gefallen. Hier bekommt man einen satt komprimierten Overdrive-Sound, der zwar mit High-Gain-Sounds nicht mehr viel zu tun hat, dennoch aber satt genug klingt, um hohen Licks auf den Diskantsaiten viel Sustain zu verleihen.

Tiefe Tunings sind für das Pedal übrigens überhaupt kein Problem: Selbst meine auf B gestimmte Fender-Baritone-Telecaster klang klar umrissen und konnte das WA44 kein bisschen aus der Reserve locken. Alles in allem eine ziemliche Allzweckwaffe also.

Alternativen: Ganz klar, ein Boss SD-1. Dieses Pedal ist neu wie gebraucht quasi immer verfügbar und bietet einen sehr ähnlichen, wenn auch nicht identischen Sound. Wer den Bullseye-Look auf cremeweißem Untergrund der älteren ZW44-Pedale mochte, kann auch hier bedenkenlos auf dem Gebrauchtmarkt zuschlagen, um dem Sound von Zakk Wylde näherzukommen.

Wer einen etwas fetteren Ton möchte und trotzdem den Bereich des klassischen Overdrive nicht verlassen will, könnte auch das MXR GT-OD Overdrive in Erwägung ziehen. Auch dieses Pedal ist eine tolle Allzweckwaffe, wenn es darum geht, einen schon leicht zerrenden Verstärker ordentlich zu schubsen.

CHORUS

(Bild: Dieter Stork)

Der eigentliche „Trick“ in Zakk Wyldes Rig ist seit jeher der Chorus. Hier ging es nicht um einen schimmernden Clean-Sound, sondern vielmehr um die Stereo-Funktion seines Boss-CH-1-Pedals. So konnte Zakk sein Signal ganz einfach auf zwei Verstärker verteilen, und es wundert nicht, dass auch der Wylde Audio WA38 Chorus mit zwei Output-Buchsen ausgestattet ist.

Der Nachfolger des MXR-Black-Label-Chorus ist neben den Reglern für Level, Rate und Depth noch mit einem Low- bzw. einem High-Cut-Poti ausgerüstet. An einem clean eingestellten Verstärker liefert der Chorus einen schönen, schimmernden Sound, der sich zwar nicht unangenehm aufdrängt, dessen Klang aber dennoch deutlich hörbar in das Klanggeschehen eingreift.

Die Bandbreite des Rate-Reglers wurde ähnlich wie beim Phaser so angelegt, dass von ganz langsam schwebenden Sounds bis hin zu sehr schnell wabernden Klängen alles möglich ist. Ziemlich pfiffig finde ich die beiden Klangregler, die eine ziemlich feine klangliche Abstimmung ermöglichen.

Meine mit Humbuckern bestückte Fender Telecaster beispielsweise ließ sich in den Bässen mit einem dezenten Bass-Cut ein wenig aufräumen, während eine an sich etwas schriller klingende Gitarre mit einem leicht zurückgedrehten High-Cut-Regler etwas in die Schranken gewiesen werden konnte.

Richtig gut hat mir der WA38 Chorus im Zusammenspiel mit dem Wylde-Audio-Overdrive gefallen. Hier wird sofort klar, wie tief die Kombination dieser Geräte im Sound von Zakk Wylde verwurzelt ist. Ein Chorus-Effekt ist ja im Zusammenhang mit einem verzerrten Sound nicht immer ganz einfach – schnell entstehen fiese „Plastiksounds“, die uns unangenehm an die dunkelsten Kapitel der 80er-Jahre-Klangwelten erinnern.

Mit dem Wylde-Audio-Chorus ist das keineswegs der Fall. Mit dem davorgeschalteten WA44- Overdrive ließ sich ein bemerkenswert fetter Ton erzielen, der dank der beiden Klangregler des Chorus wunderbar an die jeweilige Gitarre bzw. den Verstärker angepasst werden konnte.

Alternativen: Auch hier könnte man natürlich überlegen, einfach einen Boss CH-1 oder den ebenfalls mit einer Zwei-Band-Klangregelung ausgestatteten CE-5 zu benutzen. Für lediglich 20 Euro mehr bekommt man den großartigen Julia Chorus von Walrus Audio, der ebenfalls wunderbar im Zusammenspiel mit diversen Overdrive- und Distortion-Pedalen klingt, jedoch keine eigene Klangregelung und auch keinen Stereo-Ausgang besitzt.

RESÜMEE

Die Wylde-Audio-Reihe von MXR hat das Rad wahrlich nicht neu erfunden. Aber sind wir mal ehrlich: Würde man das von einem Mann wie Zakk Wylde erwarten? Auf keinen Fall. Hier geht es vielmehr darum, einige absolute Effektklassiker mit ein paar dezenten Kniffen so abzustimmen, dass sie auch in Kombination mit einer tieferen Stimmung den Ansprüchen des 21. Jahrhunderts gerecht werden.

Wylde Audio und MXR liefern hier ein Rundum-Sorglos-Programm, mit dem – abgesehen von einem Reverb oder einem Delay – so ziemlich alles abgedeckt wird, was es zum Glücklichsein braucht. Dabei überzeugt die Serie durch ihre hohe Verarbeitungsqualität, ein hübsches Design und ein simples Layout, das auch unter anspruchsvollen Bedingungen zuverlässig funktionieren wird.

Wer die Wylde-Audio-Sammlung komplett machen will, sollte übrigens unbedingt noch das leider unglaublich teure WA357 Rotovibe in Betracht ziehen – leider muss man hier – im Gegensatz zu den anderen Wylde-Audio-Pedalen so richtig tief in die Tasche greifen.

Es bleibt festzuhalten, dass das gesamte Wylde-Audio-Programm von MXR nicht nur etwas für Zakk-Wylde-Fans ist, sondern eine absolut vielseitige Pedalreihe darstellt, die ein sehr breites Publikum anspricht.

PLUS

● Optisches Design
● Simples Poti Layout
● Klangqualität
● Verarbeitung

MINUS

● Position der Strombuchse

(erschienen in Gitarre & Bass 10/2024)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Dunlop Pedale sind gut. Ich benutze schon seit Jahren das originale Dunlop Wah-Pedal mit der „roten Faselspule“. Klingt top und ist robust.

    Diesen Hype um Zakk Wylde brauche ich absolut nicht,denn er ist lediglich nur Endorser dieser soliden Dunlop Produkte,dadurch klingen diese unterschiedlichen Modellvarianten ja nicht unbedingt besser. Aber etliche Hersteller bewerben ihre Produkte seit jeher mit dem bekannten Namen ihrer Endorser Verwender. Da macht Dunlop sicherlich gar keine Ausnahme. Den „Promi-Faktor“ zahlt der Kunde immer mit.

    Zakk Wylde hin oder her,-für mich persönlich hat der leider viel zu früh verstorbene Randy Rhoads (R.I.P.) bis dato bedeutend mehr Sympathie und Respekt verdient. Randy war ein echter Virtuose,ein absoluter Ausnahme-Gitarrist,und deshalb bleibt er für mich stets in bester Erinnerung. Ein Original kann nicht kopiert werden,das geht doch meist immer schief.

    Danke für die informative Vorstellung der verschiedenen Dunlop Bodentreter.

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