Nicht nur für Bass: Cabsim2

Test: Darkglass Element

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(Bild: Dieter Stork)

Boxensimulationen in Form von IR-Loadern haben inzwischen ihren Weg auf viele Pedalboards gefunden, oft mangelt es diesen jedoch an dem gewissen Etwas, das ein Fullstack mit sich bringt. Um diese Lücke zu schließen, statten Darkglass das Element mit Endstufensimulationen und EQ aus. Bluetooth und USB-Audio gibt es ganz nebenbei noch dazu.

L iest man den Namen Darkglass, denkt man wohl zuerst an moderne Basszerren und -amps für die überwiegend härtere Gangart. Das heißt aber nicht, dass nicht auch Geräte für Gitarren oder andere Instrumente zum Portfolio gehören. Mit dem Hyper Luminal hat der finnische Hersteller einen der in meinen Augen besten Kompressoren für Gitarre und Bass gleichermaßen auf den Markt gebracht. Auch der Harmonic Booster 2 glänzt nicht nur am E-Bass. Die Chancen, dass auch das Element zu überzeugen weiß, stehen also gut. Doch um was genau handelt es sich dabei überhaupt?

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KONZEPT

Ich versuche, es kurzzuhalten: Bei dem CNC-gefrästen Pedal im futuristisch gehaltenen Design handelt es sich um eine Boxensimulation auf IR-Basis, Endstufensimulation, grafischem EQ, DI-Box, Kopfhörerverstärker, USB-Soundkarte und Bluetooth Audioempfänger. Okay, das war jetzt nicht so richtig kurz, aber auch wenn das nach viel klingt, sind Konzept und Bedienung erstaunlich einfach.

Um besonders unter Live-Bedingungen oder auch unterwegs nicht auf eine perfekte Mikrofonierung angewiesen zu sein, lassen sich detailgetreue physikalische „Fingerbadrücke“ von fertig mikrofonierten Boxen auf den Sound „aufdrücken“. Hierdurch erreicht man reproduzierbare, hochwertige Ergebnisse und über eine entsprechende Abhöranlage, Kopfhörer oder PA z.B., klingt das Ganze dann wie eine im Studio abgenommene Box.

Damit aber das Spielgefühl eines Röhren-Amps nicht verloren geht, können entweder Simulationen von Endstufen hinzugeschaltet oder das Gerät zwischen Verstärker und Box angeschlossen werden. Der Sound auf der Bühne wird dadurch nicht beeinflusst, über die PA erklingt aber trotzdem das fertige Signal aus der Kombination von echtem Amp und Element. Praktisch!

Die Box wird hierbei an den Parallel Out angeschlossen, der beim Einsatz auf dem Pedalboard auch genutzt werden kann, um ein unbearbeitetes Signal zum Amp auf der Bühne zu senden. Damit man den Eingang des Gerätes nicht mit zu hohen Signalen übersteuert, kann dieser bis zu -30dB abgesenkt werden. Bei der Verwendung mit Röhren-Tops muss aber dennoch zu jeder Zeit eine Box angeschlossen sein!

MODERNE TECHNIK

Mit Ausnahme des GND-Lift-Schalters am XLR-Ausgang auf der linken und dem Input Pad auf der rechten Seite wird man mechanische Bedienelemente vergebens suchen. Auf Fußschalter oder Potis wurde gänzlich verzichtet. Und zwar nicht nur des futuristischen Designs wegen, sondern aus dem einfachen Grund, dass die berührungsempfindlichen Fader und Taster absolut frei von mechanischem Verschleiß sind und sich im Gigbag auch nicht aus Versehen verstellen können. Manch einer tut sowas als Gimmick ab, ich mag solche Detaillösungen aber sehr.

(Bild: Dieter Stork)

Wo bei gewöhnlichen Pedalen der Bypass Schalter montiert wäre, findet sich hier ein Taster, bei dessen Bedienung zwischen fünf verschiedenen IRs gewechselt werden kann. Sollte hier noch nicht das Richtige dabei sein, gibt es per Software eine Auswahl von derzeit 52 verschiedenen Bass- und Gitarrenboxen, sowie die Möglichkeit zum Importieren von IRs im wav-Format. Die beiden äußeren Fader regulieren die Lautstärke der jeweils darüber befindlichen Kopfhörerausgänge. Mir hat sich noch nicht ganz erschlossen, weshalb man sich hier für zwei Kopfhöreranschlüsse entschieden hat, aber schaden tut’s jedenfalls nicht.

Eine weiße LED-Skala signalisiert die Position des virtuellen Faders und damit die Aussteuerung. Ähnlich funktioniert das Überblenden zwischen dem Klang des Instruments und dem externen Signal, nur zeigt hier keine volle Skala das Mischungsverhältnis an, sondern ein Positionspunkt, ähnlich wie es bei einem Poti der Fall wäre.

Um als externes Signal z.B. einen Backing Track zum Üben einzuschleusen, hat man drei Möglichkeiten: Die offensichtlichste ist das Verbinden einer Sound-Quelle via Kabel zum 3,5-mm-Klinke-AUX-In auf der rechten Seite des Gerätes. Als zweite Möglichkeit bietet sich die Verbindung zum Computer mittels USB-C, ebenfalls auf der rechten Seite, an. In diesem Szenario funktioniert das Element als Soundkarte für die Aufnahme und Wiedergabe, wobei zum Testzeitpunkt nur letzteres fehlerfrei am Windows-PC funktioniert hat. Hier wird in Zukunft hoffentlich ein dedizierter Treiber nachgereicht. Apples Core-Audio hatte mit dem Gerät hingegen keinerlei Probleme und Aufnahmen in wirklich guter Qualität waren problemlos möglich.

Ebenfalls über USB verfügbar ist die Verbindung zur Darkglass Suite, dem Hardware-Verwaltungsprogramm des Herstellers. Hier lassen sich Backups anlegen und IRs auf das Gerät laden, sowie die fünf Presets verändern. Weitere Einstellungsmöglichkeiten offenbaren sich dann in der sowohl für Android als auch iOS/iPadOS kostenlos erhältlichen App. Dank Bluetooth ist diese Verbindung kabellos und stellt gleichzeitig die dritte Möglichkeit zur Musikwiedergabe dar. Durch langes Gedrückthalten des IR-Tasters schaltet das Gerät in den Pairing-Modus und wird auch sofort von der App erkannt und automatisch gekoppelt.

DARKGLASS SUITE

In weiß/grau präsentiert sich das Hauptmenü der App mit seinen vier Menüpunkten, von denen einer zum Testzeitpunkt noch mit „coming soon“ betitelt und ausgegraut ist. Die Geräteeinstellungen stellen einen dieser Punkte dar und beschränken sich derzeit noch auf das Umbenennen des Elements, Backups sind per App leider noch nicht möglich. Um das Einstellen des Klangs drehen sich die beiden anderen Menüs.

Von den „Ultra“-Pedals des Herstellers übernommen ist der grafische EQ mit sechs Bändern und Master-Volume. Dieser sitzt als letztes Glied in der Signalkette und bietet die Möglichkeit für einen letzten Feinschliff. Als Alternative dazu kann er auf eher für Gitarre abgestimmte Frequenzen umgeschaltet oder auch komplett deaktiviert werden. Hat man sich einmal beim Einstellen verrannt, schafft der Reset-Button Abhilfe.

Die Bedienung der Bänder geht prinzipiell gut von der Hand. Lediglich der Umstand, dass Änderungen nicht in Echtzeit, sondern erst nach Loslassen der Regler auf die Hardware übertragen werden, lässt ab und zu ein leicht „hakeliges“ Gefühl aufkommen. Dies setzt sich leider auch in der Verstärkersektion fort. Hübsch auf einer Box platziert, „trohnt“ die Bedieneinheit der Endstufensimulation, welche vier Regler für Drive, Resonance, Presence und Volume mit sich bringt, ebenso wie einen Schalter zum Deaktivieren der Simulation. Für meinen Geschmack dürften die Bedienelemente an dieser Stelle insbesondere auf dem Smartphone etwas größer sein. Durch Wischen wechselt man zwischen Gitarren- und Bassendstufe.

Ansprechende, übersichtliche Optik der Bedienoberfläche der Editor App am mobilen Endgerät

 

Zu guter Letzt kann jeweils durch einfaches Anwählen die in den fünf Presets hinterlegte IR getauscht werden. Anders als in dem Desktop-Programm wird hier auch im Klartext angezeigt, um welche Kombination von Box und Mikrofon es sich gerade handelt. Anstelle von Umschreibungen wie „California Guitar“ mit fortlaufenden Suffixen 1, 2, 3 etc. liest man also „Classic American 12“ mit dem Mikrofon „Dynamic 906“ oder „Darkglass Elite Series 8×10“ mit „Condenser 414“.

Das hat leider zur Folge, dass man etwas suchen muss, um dieselbe IR am Desktop und mobilen Gerät zu erwischen. Diese Inkonsistenz zwischen den beiden Editoren kann schon ein wenig am Nervenkostüm zehren und ich hoffe darauf, dass Darkglass sich hier in der Zukunft für ein System entscheiden. Wichtig anzumerken sei an dieser Stelle noch, dass Einstellungen für EQ und Endstufensimulation nicht durch das Wechseln des Presets verändert werden, es gilt also „set and forget“.

SOUND & RESÜMEE

Glücklicherweise überzeugt der Klang jedoch direkt ohne große Einstellarbeit. Sämtliche Werks-IRs bieten eine sehr hohe Qualität und sind größtenteils „mix-ready“, müssen also nicht weiter angepasst werden. Es sind wirklich alle Stilrichtungen abgedeckt, sowohl für Bass als auch Gitarre ist die Auswahl groß genug. Reine IR-Loader gibt es inzwischen viele am Markt, spannend wird es beim Dazuschalten von EQ und Endstufensimulation. Erstgenannter arbeitet effektiv, hier gibt es nichts zu meckern, alle Frequenzen sind sinnvoll gewählt.

Als echte Bereicherung entpuppt sich die virtuelle Endstufe, sie verleiht dem Klang deutlich mehr Tiefe und Plastizität, ohne aufdringlich zu sein. Alle Regler arbeiten so, wie man sie von echten Amps kennt und sogar authentische Sättigung bis hin zu starker Distortion lassen sich mit Drive- und Volume-Regler provozieren. Presence und Resonance verleihen dem Signal mehr Druck, Klarheit oder ermöglichen ein Ausdünnen und Abmildern des Klangs.

In Verbindung mit einem separaten Preamp-Pedal ließe sich so ein super-kompaktes Setup realisieren, das einem 60-kg-Stack klanglich in kaum etwas nachstünde, vom Hosenflattern mal abgesehen. Zwar erreichen die gefühlte Tiefe und „Griffigkeit“, sowie tiefgreifende Editierbarkeit der beiden Amp-Simulationen nicht ganz das Level von etablierten Konkurrenzprodukten, jedoch weiß das Gerät mit intuitiver Bedienung, hochwertiger Signalverarbeitung und modernen Features zu punkten. Von den „Kinderkrankheiten“ der Software abgesehen, gibt es kaum etwas zu kritisieren und insgesamt überzeugt das Element als hilfreiches Werkzeug für live, im Studio und dem Übezimmer auf ganzer Linie.

PLUS

● intuitive Bedienung
● Verarbeitung
● Audioqualität
● Funktionsumfang

MINUS

● Inkonsistenz zwischen Desktop und Mobile Editor
● Bedienung der App teilweise hakelig

(erschienen in Gitarre & Bass 01/2021)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Hi, netter Testbericht. Sehr informativ. Habt ihr das Teil auch als Kopfhörerverstärker getestet? Mich würde speziell interessieren, wie sich das Element mit hochohmigen Kopfhörern verträgt.

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