Allmächtiger Draufgänger

Test: Daredevil Almighty Bass

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(Bild: Tom Schäfer)

Nach einigen kultigen Pedalen für Gitarre gibt es von Daredevil in Chicago seit einiger Zeit auch ein Fuzz-Pedal für Bass mit dem standesgemäßen Namen Almighty Bass.

Muffige Ratte?

Johnny Wator legt wert darauf, dass dieses Pedal keinem bestehenden Fuzz nachempfunden ist, sondern eine eigene Kreation ist. Nun ist eine Fuzz-Schaltung ziemlich simpel, aber gerade deswegen auch so variabel. Die Aufmachung des Gehäuses erinnert an alte US-Army und Airforce Badges und bietet reichlich Platz für die drei Regler für Volume, Tone und Drive sowie den Fußschalter für True Bypass und die freundlich orangene LED.

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In Zeiten, in denen der Quadratmeterpreis auf Pedalboards ganz schön hoch ist und immer mehr miniaturisiert wird, ist das Almighty Bass ein klares Bekenntnis für die alten großen Pedale der 60er- und 70er-Jahre. Das Innenleben ist aufgeräumt gestaltet, Platz für eine Batterie ist auch – vielleicht ein bisschen viel Platz, die sollte weniger schlackern. Und wo ich gerade am Meckern bin: Gummifüße dürften auch gerne dabei sein, wenn der Almighty Bass freistehend betrieben werden soll. Ansonsten ist die Ausführung aber äußerst solide, die Potis drehen satt und rund, der Fußschalter hat einen klaren Druckpunkt.

(Bild: Tom Schäfer)

Wir haben die Absicht, eine Mauer zu errichten

Zwei Dinge fallen beim ersten Einschalten auf: Drive auf null produziert auch mit voll aufgedrehtem Volume-Regler einen dünnen, leisen, und höchstens experimentell nutzbaren Sound. Die ersten Millimeter Regelweg kann man also getrost ignorieren. Und – anders, als man es teilweise im Internet lesen kann – reduziert sich der Tiefbass spürbar. Die Bedienung könnte kaum übersichtlicher sein. Per Volume stellt man den gewünschten Ausgangspegel ein, Drive bestimmt den Verzerrungsgrad. Der geht im Sound von leichtem Kratzen à la „Verstärker am Breakup-Punkt“ bis zum Blizzard aus blitzenden Stahlnägeln. Der Tonregler ist nicht einfach nur eine Höhenblende, sondern eher eine Klangwaage. Auf Linksanschlag werden Mitten gefiltert, Bässe und Höhen angehoben, ganz nach rechts die höheren Mitten angehoben.

Der latent aggressive Charakter des Pedals lässt sich damit nicht auf den Kopf stellen, aber in einem weiten Rahmen vari-ieren, was im Zusammenspiel mit dem Gain ein erstaunlich weites Feld abdeckt. Von der beschriebenen Eigenheit des Drive-Reglers abgesehen, kann man sehr schnell einen guten Sound einstellen, und sich dann aber auch noch lange damit beschäftigen, immer neuen Nuancen nachzugehen.

Ziemlich genial auch, wie der Anschlag selbst dann noch definiert bleibt, wenn das Fuzz schon richtig singt! Ebenso genial, wie kontrollierbar der Ton ist. Abstoppen, dämpfen oder heulen lassen − der Almighty Bass macht alles präzise mit, selbst bei hoher Verzerrung. Da macht sich der Verzicht auf den tiefen Bass positiv bemerkbar. Mit fetten Drums und Gitarre/n gemeinsam eine Sound-Wand zu errichten macht großen Spaß und zaubert mir, dank toller Ortbarkeit des Basses, ein anhaltendes Grinsen ins Gesicht. Genial macht sich der Treter auch, wenn er über einen guten Blender mit LPF/HPF eingeschliffen wird. Damit kann der Bassbereich wieder dazugeschoben werden, wenn die Bandkollegen weniger fett unterwegs sind.

Resümee

Der Dreck darf rein, aber der Matsch bleibt draußen. Und ein mächtiger, wenn nicht gar allmächtiger, roher Dreck ist genau das, was das Daredevil Almighty Bass Fuzz da raustut. Vom leichten Kratzen bis zum kaum mehr als E-Bass zu erkennenden Synth-Ton ist alles drin, mit immer eigenem Charakter. Es gibt fettere Pedale, ja, aber wir reden hier noch lange nicht von Magerstufe. Allen Fuzzonauten zum Antesten ans Herz gelegt!

PLUS

  • eigenständige Konstruktion
  • Verarbeitung
  • eigener flexibler Ton

MINUS

  • Batterie recht lose im Gehäuse
  • keine Gummifüße im Lieferumfang

(erschienen in Gitarre & Bass 11/2019)

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