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Test: Cream-T Polaris

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CREME DE LA CREME

Dem cremigen Firmennamen will man bei Cream-T nicht nur durch die entsprechend sahnige Tonwandlung seiner Pickups sondern auch mit besonders geschmeidigen Electrics gerecht werden. Der Anspruch wird bei letzteren durch exzellente Spieleigenschaften auch mühelos erfüllt.

Die zum Test vorliegende, wunderbar resonanzstarke und erfreulich leichtgewichtige Gitarre (2,9 kg) liegt perfekt an und der fluffig profilierte, dazu bestens ausgerichtete Hals ist mit tief gehaltener Saitenlage, glanzpolierten Bünden im aufsteigend flacher werdenden Griffbrett mit Compound Radius und samtigem Griff einfach ein Gedicht.

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Klanglich bewegen wir uns im Bereich von Leichtigkeit und Schnellkraft. Der Ton reagiert unmittelbar und akzentuiert auf den Anschlag, Akkorde springen klar durchzeichnet und vital vom Griffbrett. Nicht der kraftvolle Tritt in den Unterbauch einer fetten Les Paul ist hier Thema, eher mag man da schon die bewegliche Eleganz eines Turnierpferdes ins Spiel bringen. Auch über Tonfestigkeit und Schwingverhalten gibt es nur Bestes zu berichten.

(Bild: Dieter Stork)

Hören wir nun aber mal, was die Gitarre mit ihren recht gegensätzlich ausgelegten Polaris Humbuckern – 9,5 kOhm am Hals und 16,5 kOhm am Steg – über den Amp zu sagen hat:

In der Humbucker-Ebene (Kippschalter in Außenstellung) kommt der Hals-Pickup mit sattem Volumen, aber guter Durchsicht und harmonischem Ausdruck ans Ohr. Schön gestaffelt in stimmlicher Transparenz lassen sich Akkorde aufrufen. Nach markant herausgestelltem Anschlag federt der Ton spontan in Position, lässt sich dynamisch gestalten.

Eigenschaften, die im Overdrive nochmals deutlicher herausgestellt werden. Untenrum sorgen Powerquinten dann für gehörig Alarm, aber in Zerre kann Polaris über diesen Pickup auch mit ausdrucksstarker Stimme singen. Tonale Eleganz und enorme Standfestigkeit unterstützen dabei.

Der Humbucker in der Stegposition kneift die Backen dagegen deutlich stärker zusammen. Obwohl mit gut runden Höhen gesegnet, zeichnet ihn eine deutlich gesteigerte Mittenkompression aus, was zusammen mit dem zurückhaltenden Basstransport ein schmackiges Tonverhalten offeriert. Funky und leicht knochig ist flexibles Comping bei cleanem Amp angesagt.

Die Akkorde kommen kompakt und präzise. Schön und gut, aber eigentlich wartet dieser Steg-Humbucker doch nur auf den Feuerbefehl. Gimme Gain scheint er zu rufen und lässt man ihm den Willen, so feuert der im Zerrkanal auch gleich aus allen Rohren. Zu martialisch ausgedrückt? Werden wir wieder sachlich: bemerkenswert straff und kraftvoll drückend lassen sich über diesen höher gewickelten Pickup Powerchords realisieren, dynamisch und anschlagssensibel reagiert die Polaris auf das Plektrum.

Gehaltene Noten entwickeln langen Atem mit starker Obertonentfaltung und schnelles Linienspiel setzt dieser Humbucker mit scharfem Anriss absolut konturstark um – eine Macht! Wechseln wir auf die Single-Coil-Ebene (Kippschalter nach innen), so ändert sich das Tonambiente natürlich deutlich. Der Coil Split kommt in der Abteilung Clean mit ausgesprochen kehligen Sounds von tendenziellem Strat-Appeal ans Ohr.

In der Halsposition sorgt der halbierte Tonabnehmer für drahtige Stringenz mit guter Klangfarbe, am Steg kommt er uns dann zwar recht twangy, aber auch kaum weniger intensiv im Ausdruck. Erstaunlich! Schön dann auch noch der Spagat von Hals- und Steg-Pickup.

Vor allem im Overdrive differenziert sich das Klanggeschehen dann eher klangfarblich, ist in dieser Schaltebene den Humbucker- Sounds aber kaum unterlegen. Weniger haben wir einen dynamischen Verlust hinzunehmen, als dass zwei Sounds auf Augenhöhe zur Verfügung stehen, was tatsächlich selten ist bei Coil Splits. Mit schnellem Griff lässt sich also das Ambiente ändern.

Was für eine erfreuliche Erweiterung des Klangrepertoires – diese Pickups sind nicht weniger als großartig! Das noch: Der bestens platzierte und satt laufende Volume-Regler lädt ein zum stufenlosen Einblenden der angeschlagenen Note (Violining) mit dem kleinen Finger der rechten Hand. Beim nützlichen Kill Switch ist die Stummschaltung in Schaltstellung vorn angelegt, ein ungewolltes Totschweigen bei schwitziger Action ist damit ausgeschlossen.

Für Interessenten einer Polaris mit Pickup Swapping: ein präpariertes Set von Cream-T gibt es ab 319 Euro, eines von Seymour Duncan ab 349 Euro; die Platte zur Selbstumrüstung von Humbuckern kostet 50 Euro.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Die Pickups von Cream-T konnten bereits viele prominente Spieler von Bernie Marsden bis Billy Gibbons für sich einnehmen, aber auch mit seinen Gitarren sorgt der britische Hersteller für Glanzlichter – nicht zuletzt durch die Kooperation auch in dieser Hinsicht mit „Reverend“ Gibbons.

Ein angenehm leichtes und schwingfreudiges Instrument wie die Polaris, erst recht mit Pickup Swapping System, zeigt den europäischen Gitarrenbau auf der Höhe der Zeit. Aber auch abgesehen von diesem besonderen Bonus, überzeugt das Modell ganz ohne Frage mit famosen Spieleigenschaften, vor allem aber durch seine ungemein starke elektrische Performance.

Die harmonisch gerundete, höchst differenzierte, aber auch ungemein kraftvoll fokussierte Tonumsetzung schiebt an und inspiriert. Die auf einen Schalter gesetzte, parallel angelegte zweite Klangebene von ebenfalls bemerkenswert intensiven Single-Coil-Sounds macht das Instrument darüber hinaus auch noch ungemein flexibel. Mit der Polaris setzt Cream-T ein großes Ausrufungszeichen.

Wer sich für ein Instrument dieser Kategorie interessiert, sollte diese potenten Electric keinesfalls übersehen!

PLUS

● Design & Flexibilität
● Schwingfreude
● Cream-T Polaris Pickups
● parallel angelegte Schalt ebenen Humbucker/Single Coil
● charaktervolle Sounds
● Pickup Swapping Option
● Hals, Handhabung
● Verarbeitung

(erschienen in Gitarre & Bass 10/2024)

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