Mit der GB-Serie möchte Cort das Rad nicht neu erfinden, sondern Klassiker zum attraktiven Preis anbieten. Der GB64JJ ist preislich eher im unteren Mittelfeld angesiedelt, kommt aber dennoch mit dem einen oder anderen Schmankerl daher.
Die Firma Cort hat lange Zeit eine Art Schattendasein im Bass- und Gitarrenmarkt geführt, dabei kann sie auf viele Jahrzehnte der Erfahrung zurückblicken, wenn es um das Produzieren von Instrumenten geht. Viele hatten auch bereits eine Gitarre oder einen Bass von Cort in der Hand, ohne es zu wissen, denn ein Großteil dieser Erfahrung stammt aus Auftragsarbeiten für andere große Firmen wie Ibanez, G&L oder Squier. Eigene Entwicklungen hat es abseits davon aber selbstverständlich auch schon immer gegeben.
Anzeige
NICHT GANZ SO TRADITIONELL
Der mir vorliegende GB64JJ ist offensichtlich keine davon, soviel ist klar. Form, Holzauswahl und Tonabnehmer lassen keinen Zweifel darüber aufkommen, dass es sich hier um einen klassischen Jazz Bass handelt. Bei fast allen Attributen folgt man dem Original: ein massiver Korpus aus Esche, gepaart mit Hals und Griffbrett aus Ahorn, letzteres mit Block-Inlays und Binding versehen.
Etwas abseits der Tradition ist die Farbe der Halskonstruktion, denn diese hat durch großzügiges Rösten in sauerstoffarmer Umgebung eine beinahe kastanienbraune Farbe angenommen und erinnert optisch ein wenig an Palisander. Ein weiterer Vorteil dieses Verfahrens ist die erhöhte Stabilität des Holzes. Außerdem wurde der Hals nur dünn mit Mattlack versiegelt. So gut, wie es aussieht, fühlt es sich auch an. Angenehm holzig und mit der einhergehenden natürlichen Rauheit vermittelt der Hals ein schönes Spielgefühl, wobei der verrundete Hals/Korpusübergang ebenfalls seinen Teil dazu beiträgt.
(Bild: Dieter Stork)
Auch die Hardware macht einen guten Eindruck. Stimmwirbel und Brücke sind klassisch gehalten und funktionieren wie sie sollen, wenn auch die Saitenlage nicht super tief eingestellt werden kann. Man kann sie jedoch getrost als „normal“ bezeichnen. Rein von der Haptik passt hier aber soweit alles.
Etwas schade ist, dass mein Testexemplar vorm Verlassen des Werks wohl keiner Reinigung unterzogen worden ist. Sowohl auf Korpus als auch auf dem Griffbrett finden sich Reste von Staub und Spänen. Angesichts des Preises ist das wohl zu verschmerzen, aber da man für eine vollständige Reinigung nicht nur die Saiten, sondern auch die Potis abbauen muss, ist das etwas ärgerlich.
Apropos Potis: auf der massiven und verchromten Controlplate finden wir insgesamt vier Regler für Volume, Balance, sowie aktive Bässe und Höhen. Richtig gelesen, wir haben es hier mit einem aktiven Jazz Bass zu tun! Auf einen Tone-Regler wurde leider verzichtet, obwohl der Viersaiter sich durch das Hochziehen des Volume-Potis auch rein passiv betreiben lässt.
SOUND
Klanglich liefert der Bass das, was man erwartet. Jazz Bass pur! Und das trotz aktiver Elektronik. Tatsächlich kommt diese dem Bass sogar zugute, denn aus irgendeinem Grund ist das Balance-Poti, das grundsätzlich ein tolles Upgrade zur Vol/Vol-Schaltung darstellt, als A/C-Poti ausgeführt und nicht als M/N. Im Klartext bedeutet dies, dass sich in Mittelstellung eine unschöne Absenkung der Lautstärke bemerkbar macht. Im aktiven Modus sorgt die hohe Eingangsimpedanz der Elektronik dafür, dass genau das nicht geschieht. Das Resultat ist ein knackiger, drahtiger Sound, der für fast alle Stilrichtungen geeignet ist.
Sollte einem der klassische Singlecoil-Sound nicht ausreichen, lassen sich Bässe und Höhen noch separat absenken bzw. verstärken. Was bei den Bässen super funktioniert, um z. B. dem Stegtonabnehmer mehr Pfund zu verleihen, ist bei den Höhen etwas schwieriger. Das Absenken klingt hier etwas flach. In die entgegengesetzte Drehrichtung wird der Klang sehr schnell spitz und von einem Rauschen begleitet. Diesen Regler würde ich eher als „Auffrischer“ für alte Saiten verstehen. Richtig musikalisch reagiert er er nicht, was bei dem Preis aber eigentlich auch noch okay ist.
Bild: Dieter Stork
Bild: Dieter Stork
RESÜMEE
Insgesamt ist der GB64JJ ein solides Instrument mit Stärken aber auch ein paar Schwächen. Der Grund-Sound kann überzeugen, allerdings steht für die Elektronik wohl mittelfristig ein Upgrade bzw. Umbau an. Insgesamt bekommt man hier für recht wenig Geld eine Menge Spaß, Optik und Sound. Wer sich nicht an dem Gewicht von ca. 4,7 kg stört, findet hier zum ansprechenden Preis ein ordentliches Instrument mit Potenzial.