Eine Nylon-String mit Cutaway, Pickup und schlankem Hals – da macht der Serien-Name „Fusion“ Sinn. Und E-, wie auch Westerngitarren-Spieler sollten sich ermutigt fühlen, einmal umzusteigen.
Denn das kann, aus den verschiedensten Gründen, sehr viel Spaß machen. Die Nylonsaiten spielen sich so schön komfortabel, es tun sich neue Klangoptionen – vielleicht auch in einer Band – auf, oder man wird an die eigenen Anfänge zurückerinnert, als man auf der ausrangierten Konzertgitarre des großen Bruders ‚House Of The Rising Sun‘ übte bis die Finger schmerzten.
Anzeige
Fusion der Vorteile
Für die grobe Einordnung: Diese Gitarre wurde in Kalifornien designt, in China hergestellt und liegt preislich etwa bei € 800 inklusive eines schönen Gigbags. Der Korpus setzt sich zusammen aus einer massiven Rotzederndecke mit Fächerbeleistung (Fan-Bracing) und Zargen sowie zweiteiligem Boden aus Palisander. Die Silhouette des Bodys mit seinem Cutaway ist sehr elegant und präzise mit einem schwarz-weißen Purfling entlang des Deckenrandes nachgezeichnet.
(Bild: Dieter Stork)
Der Übergang von Decke und Boden zu den Zargen wurde mittels eines Mahagoni-Bindings verstärkt. Auffällig ist auch der Steg aus Palisander, der im Bereich, wo die Saiten festgeknotet werden einen weißen Layer aufweist. Die Nylon-Strings ruhen auf einer Stegeinlage und dem Sattel aus Knochen bei einer Mensur von 648 mm.
Interessant ist natürlich der Hals, der ja insbesondere Quereinsteigern gefallen möchte. Er ist einteilig aus Mahagoni, am 12. Bund an den Korpus gefügt und präsentiert sich mit einem handfreundlichen C-Profil. Das Griffbrett aus Ebenholz beginnt am Sattel mit einer Breite von 48 mm, bietet einen Radius von 16″ und ist mit 19 sauber polierten und verrundeten Bünden bestückt. Auf Inlays wurde verzichtet, nur auf der Sichtkante finden sich kleine Punkteinlagen zur Orientierung. Die Kopfplatte ist – typisch Konzertgitarre – geschlitzt, und wirkt dank des dunklen Palisander-Layers und der hauseigenen Mechaniken mit schwarzen Stimmwirbeln sehr klassisch-elegant.
Bei solch einer modernen Interpretation einer Nylon-String darf natürlich ein Pickup nicht fehlen. Das Fishman-Presys-Blend-System besteht aus Piezo-Pickup, Mikrofon und einem Preamp auf der Zarge. Der bietet Volume, 3-Band Klangregelung, Notchfilter, Phasenumkehrung und einen Regler zur Beimischung des Mikro-Signals. Ein sehr gut ablesbarer Tuner ist ebenfalls an Bord. Die 9-V-Batterie ist ruck-zuck ausgetauscht.
Ein Player für alle?
Wie ungewohnt ist es nun, eine Nylonsaiten-Gitarre zu spielen, wenn man sonst nur E-Gitarre oder Steelstring am Start hat? Zumindest bei dieser Cordoba halb so wild. Der Korpus liegt gut am Spieler und der Hals liegt gut in der Hand. OK, 48 mm Griffbrettbreite sind eine Ansage, aber in Kombination mit dem geschickt geformten Hals-Shape geht das alles gut von der Hand. Und dann erfreut einfach der ungemein frische klare Sound, der – besonders bei Plektrum-Einsatz – eine gediegene Lautstärke und reichlich Dynamik zu bieten hat. Die Bespielbarkeit ist erste Sahne, Solisten haben besten Zugang zu den höchsten Lagen – in diesem Fusion-Modell steckt eigentlich alles von Klassik über Flamenco bis zum Folk-Song.
Auch über Anlage bleiben die Eindrücke positiv. Schon allein über den Sonicore-Piezo-Pickup holt man sich einen sehr natürlichen Grund-Sound, die Beimischung des Mikros bringt keine dramatischen Veränderungen, sorgt aber für etwas Luft und Räumlichkeit im Klang.
(Bild: Dieter Stork)
Resümee
Was könnte man Besseres über eine Gitarre sagen, als dass es großen Spaß macht auf ihr zu spielen? Bei der Cordoba Orchestra CE ist das der Fall, und sie ist locker im Stande, auch gehobene professionelle Ansprüche zu erfüllen – auch und besonders auf der Bühne. Eleganter Look, feine Verarbeitung, inspirierende Sounds – eine gelungene Fusion.
PLUS
Design
Halsprofil, Bespielbarkeit
Sustain, Dynamik, Ansprache
Pickup-System
Vielseitigkeit
toller perkussiver Klang, sehr natürlich über PU-System