KAMMERMUSIK AUCH FÜR GROSSE SÄLE
Die gute alte Telecaster diente nur noch in einem weit gefassten Sinn als Basismuster für das Atlas-Design und erfuhr, wie so viele ihrer modernen Nachfolger als T-Style-Gitarren, einige spieltechnisch förderliche Fortschreibungen, aber in diesem Fall auch eine gewisse konstruktive Variation. Der Materialmix aus Erle mit Ahorn als gewölbte Decke, dazu noch Hohlkammern im Korpus führten beim Testmodell dann auch zu einem Klangbild, das mit dem historischen Vorgänger nicht mehr viel gemeinsam hat. Hell und offen, luftig und perkussiv markiert lösen sich die schwingfreudig abfedernden Klänge, zeigen guten Atem im Linienspiel und harmonisch ausgeglichene Auflösung im Akkord.
Mit 3,2 kg ist diese Gitarre angenehm leicht zu handhaben. Mit ihrem griffigen C-Profil, der glatten Edelstahlbundierung und ultratief eingerichteten Saitenlage bietet die Atlas perfekte Bedingungen für das virtuose Spiel. Natürlich geht auch lässiges Comping locker und geschmeidig von der Hand, aber Finger die mehr wollen, finden auf diesem Griffbrett ohne Frage beste Gelegenheit zu zeigen, was sie können. Allen spieltechnischen Manieren, Verzierungen, Bindungen, Modulationen etc. kommt dieser Hals sozusagen mit offenen Armen entgegen. Er spielt sich quasi von selbst – fast schon spielt er dich. Nur wer den Kampf sucht, dem bieten diese Verhältnisse vielleicht nicht genug an Widerstand.
Den bewährten Humbuckern von Harry Häussel ist es nun ein Leichtes, die guten akustischen Grundlagen in kraftvolle elektrische Bilder umzusetzen: Mit dem VIN N A2 am Hals steht ein offen und klar übertragender Humbucker zur Verfügung. In der Atlas zeigt er seine Stärken mit straffem Bass, angenehm gerundeten Mitten und den für Häussel typisch offensiv glockigen Höhen.
Motto: Wegnehmen ist leicht, zufügen dagegen unmöglich. Blitzsauber gestaffelte Akkorde springen aus den Speakern, gehaltene Noten schwingen frei aus, zeigen schöne Obertonfarben. Im Zerrmodus kommen Powerchords stramm und konturiert, aber mit ordentlich bösem Grummeln. Linien profitieren von dem leicht semiakustischen Effekt, der mit markant perkussiver Anschlagsumsetzung eine schöne plastische Griffigkeit vermittelt.
(Bild: Dieter Stork)
In der Stegposition finden wir den auf etwas heißere Klangwandlung gewickelten VIN+ B A5 montiert und der tritt mit schlanker, aber fraglos durchsetzungsfähiger Gestalt auf. Entschlackte, aber klar definierte Bässe und immer noch offene Höhen flankieren die fokussierten Mitten, die hier das Kommando führen. Damit lässt sich im Klarklang noch richtig gut und funky operieren, man spürt aber förmlich schon das drängende Verlangen nach dem Boost des Overdrive-Kanals.
Und ja, unter Gain genommen blüht die Atlas über diesen Pickup gespielt geradezu erfreut auf. Der Ton kommt schnell, lässt sich dynamisch steuern. Solospiel geht ausgesprochen leicht von der Hand. Linien brechen markant auf, zeigen plastische Struktur, was dem akzentuierten Anschlagsaufriss zu danken ist. Mit knapp gefasstem Plektrum sind auch Pinch Harmonics, diese quiekend herausgequetschten harmonischen Obertöne, leicht zu haben.
Das bewährte Humbucker-Set gibt dem Spieler nun an sich schon eine gute Beweglichkeit an die Hand, die dann aber über die Option auf Coil-Split mit gezogenem Volume-Regler noch eine zusätzliche Erweiterung erfährt. Der Hals-Pickup gibt nun schlanke KehlSounds heraus, nicht wirklich fenderisch, aber dennoch mit angenehm stratelndem Singlecoil-Appeal. Der Kollege am Steg kommt nun schon etwas spritzig kühl daher und ist eher was für eine scharfe Rasur. Die Lücke im Mix kann so etwas aber auch schon mal schließen. Achtbare Bonus-Sounds sind beide allemal.
RESÜMEE
Mit seinem Modell Atlas CT stellt Christoph Garwels uns ein starkes Stück Gitarre vor. Ein semiakustisch konstruiertes und handwerklich tadellos erstelltes Instrument, leicht an Gewicht und ausgesprochen gut zu spielen, das dann auch noch mit profunden Klangeigenschaften zu überzeugen vermag – was will man mehr? Insgesamt eher hell und offen mit perkussivem Touch in der Tonlage, bringen die bestens passenden Humbucker von Harry Häussel das angemessene Volumen ein, um die besonderen Eigenheiten der Atlas zum Strahlen zu bringen.
Einerseits stimmlich fest und transparent aufgelöst in der Abteilung Clean, vor allem aber andererseits auch kick-ass-saftig drückend im Overdrive überzeugen die angelegten Sounds in der Standardschaltung auf ganzer Linie. Darüber hinaus sorgt die Option auf Coil-Splitting mit gut nutzbaren Singelcoil-Sounds aber auch noch für beste klangfarbliche Beweglichkeit. Dass die Atlas CT nun auch noch gut aussieht mit ihrem samtigen Blue Black Burst, ist jetzt ja auch kein Schaden mehr. Gute Arbeit – das Werk lobt den Meister!
PLUS
● Design
● Konstruktion
● Pickups
● Sounds
● Coil-Split
● Hals, Bundierung
● Verarbeitung (bis auf leichte Schlieren am Headstock)
(erschienen in Gitarre & Bass 04/2023)
Etwa 4.000,-€uro für eine Custom Gitarre aus heimischen Gefilden ist schon eine echte Ansage. Die Detailfotos zeigen eine sehr elegante und aufwändige Fertigung. Alles sehr schön und faktisch extrem edel,aber ich persönlich würde nicht soviel Geld für eine handgefertigte Gitarre ausgeben wollen,dies wäre mir wirklich zu heftig. Scheint eher für sehr betuchte Sammlerfetischisten gedacht.
Wenn ich die Kohle dafür hätte, und sie mir zusagen würde, wäre ein Kauf die logische Folge. Ich tät mir sogar eine Gitarren-Sammlung zulegen, es gibt so viele geile Gitarren da draußen! Das wird aber leider nur ein Traum bleiben…