Brillanter Spezialist

Test: BSM V-TB

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(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Diesmal überzeugt BSM mit einem Spezialisten. Der V-TB ist weniger universell einsetzbar, sondern vielmehr ein besonderes Pedal für besondere Aufgaben. Ein Spezialwerkzeug ist in vielen Fällen die bessere Lösung als ein Schweizer Messer. Mit dem V-TB bietet BSM eine Lösung für kleine, leistungsschwächere Verstärker, die bei hohen Lautstärken undifferenziert und schwammig klingen. Der Treble-Booster bringt den Zwergen wieder Klangdefinition und Durchsetzungsfähigkeit im Bandgefüge bei. Angesichts der Tatsache, dass gerade die kleinen Verstärker in den letzten Jahren wieder beliebt sind, hat Bernd Meiser mit seinem Blick in die Vergangenheit vielleicht wieder das richtige Werkzeug zur richtigen Zeit im Angebot. Abschließend noch ein Wort zum Preis. Ja, Spezialwerkzeuge haben ihren Preis. Aber wer den Markt beobachtet, weiß, dass die BSM-Produkte wertig und wertstabil sind. Das relativiert die etwas größere Investition.

PLUS

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● Soundqualität
● Dynamik
● Bauteilequalität
● Verarbeitung

MINUS

● kein Level-Regler


Tech-Talk

V806: Der VOX Treble-Booster war Mitglied einer kleinen Familie von Vorschaltgeräten.

Der Vox Treble-Booster V806 ist im Prinzip ein aktiver Hochpassfilter. Das heißt, er lässt die Höhen nahezu ungehindert durch und beschneidet den Bass- und Mittenbereich. Technisch erreicht man das durch ein kleines Netzwerk aus Kondensator und Widerstand. Mit den Werten von Kondensator und Widerstand wird dann die Grenzfrequenz in Hertz (Hz) definiert. Oberhalb der Grenzfrequenz passieren die Frequenzen ungehindert. Unterhalb werden die Frequenzen gedämpft. Über eine Verstärkungsstufe wird der Lautstärkeverlust ausgeglichen bzw. die Lautstärke auch deutlich angehoben.

Für den V806, der im September 1964 auf dem Markt erschien, wurde ein damals brandneuer Silizium-Transistor verwendet, dem eine Batterie als Spannungsquelle genügte. Geistiger Vater des Hochpassfilters war Dick Denney, der technische Kopf in Tom Jennings Firma VOX. 1961 entwickelte er für den VOX AC30 einen Hochpassfilter vor der Endstufe, der dann als Brillant-Channel bezeichnet wurde. Erst zwei Jahre später bekam der AC30 dann mit der Top-Boost-Schaltung auch eine Klangregelung. Als Werte für den Hochpassfilter wählte Denny C=500 pF gefolgt vom Volume-Poti mit 500 kOhm. Später wurden die Werte auf den normierten Standard 470 pF und 470 kOhm geändert. Das ergab eine Grenzfrequenz von 720 Hz.

Als Mitte der 60er-Jahre die niederohmige Transistortechnik Einzug in die Musikelektronik hielt, wurden die bewährten Werte der hochohmigen Röhrentechnik gerne mit dem Faktor 100 umgerechnet. Die kleinen Kondensatoren wurden mit dem Faktor 100 multipliziert, die großen Widerstände durch den Faktor 100 geteilt. Die Grenzfrequenz blieb dabei erhalten. Dick Denneys Hochpass für den AC30 wurde also für die Transistortechnik auf 47 nF und 4,7 kOhm geändert um die 720 Hz-Trennfrequenz zu erzielen. Dieser Wert schien ideal zu sein. Zumindest hat man bei dem weltweit beliebtesten Verzerrer, dem TS-808 und seinen Nachfolgern, genau diese Werte als Hochpassfilter gewählt. Danke an Bernd Meiser für die interessanten Hintergrundinformationen!

(erschienen in Gitarre & Bass 11/2022)

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