Vintage Hybrid

Test: Brooks EB-PL Noir

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PFUNDSBASS

Die Position des vorderen Gurtpins am Halsfuß mittig im Body lässt Böses ahnen, eilt doch Gibson und Artverwandten der Ruf voraus, grundsätzlich kopflastig zu sein, und nicht zu knapp. Beim Brooks gibt es da eine Überraschung, denn maximal hat der EB-PL eine Tendenz in die Waagerechte, aber nicht mehr. Dieser positive Aha-Effekt hat aber einen Preis, und der zeigt sich auf der Waage: 4,7 Kilo bringt der Bass auf selbige. Das ist eigentlich über meiner persönlichen Schmerzgrenze dessen, was ich mir im Stehen für mehr als ein paar Minuten antun mag, aber zu meiner Überraschung gleicht die Balance das Gewicht so weit aus, dass ich mit ihm auch lange Proben durchspielen kann, ohne hinterher Schulter- oder Rückenschmerzen zu haben. Da nervt mancher leichte Bass deutlich mehr, wenn der Hals permanent hochgehalten werden muss.

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Die linke Hand hat auch so schon genug zu tun, denn der Hals hat nicht nur eine gesunde Breite, sondern ist auch ordentlich dick. Mein Mitt-Sechziger-EB-3 hat auch mehr Substanz als der zierliche Bass vermuten lässt, aber gegen den EB-PL, der am Sattel U-förmig beginnt und in den höheren Lagen in eine zunehmend dickere D-Form übergeht, ist das geradezu ein Sporthälschen.

Über die etwas aufwendigere Justage der Oktave bei diesem Brückentyp habe ich schon oft genug geschrieben (Saite lösen, Schlitten des Saitenreiters lösen, von Hand verschieben, fixieren, Saite stimmen, Intonation checken, wiederholen, bis es passt …), die Saitenlage ist da etwas einfacher einzustellen (Fixierung des Reiters lösen, Inbusschrauben rein- oder rausdrehen, fixieren). Damit lässt sich eine noch flachere Saitenlage erreichen, ohne Schnarren. Einzig in den tiefen Lagen macht sich bemerkbar, dass der Sattel tiefer gekerbt sein könnte.

Ansonsten geht es auch mit dem dicken Prügel von Hals flott durch die Lagen – nur die letzten Bünde sind nicht ohne Verrenkungen erreichbar. Bauarttypisch ist das Abstützen des Daumens auf dem kappenlosen Pickup nicht so komfortabel wie z. B. auf einem Jott- oder P-Abnehmer, daran habe ich mich aber ebenso schnell gewöhnt wie an die eckige Korpuskante ohne Abschrägung, die der Korpusform und dem Binding geschuldet ist. Vor allem, weil der Sound so trefflich von allem ablenkt, denn der ist ebenso eigen wie grandios.

Der verbaute Seymour Duncan ist die Quarter-Pounder-Variante, mit mehr Output, mehr Knurren und mehr Attack. Das steht dem Brooks EB-PL sehr gut zu Gesicht, der Ton kommt mit überreichlichen Mitten und sehr holzig. Das Plus an Attack gibt Definition und schon bei etwas stärkerem Anschlag eine angenehme Aggressivität dazu. Die Bässe kommen bei der Masse an Mahagoni in Kombination mit der langen Mensur ganz von selbst mit voller Wucht, ohne aus den Fugen zu geraten.

Nüchtern-transparente Klänge sind Fehlanzeige, hier steht Charakter im Vordergrund. Nicht, dass keine Brillanz da wäre, die muss nur mit nachgeschaltetem EQ rausgekitzelt werden. In die Gegenrichtung geht es mit der an Bord befindlichen, fein arbeitenden Höhenblende, die für meinen Geschmack nur zu intensiv wird, wenn sie fast ganz geschlossen ist. Sehr gut geeignet ist der Brooks auch für Zerr-Sounds, die von den prägnanten Hochmitten profitieren, und Plektrumarbeit, die immer fett bleibt. Ebenfalls positiv hervorzuheben ist das gute Sustain, das gerade in den hohen Lagen die Töne stabil singen lässt.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Man merkt dem Brooks EB-PL Noir an, mit wie viel Liebe er entwickelt und gebaut wurde. Kein Industrieprodukt, sondern reines Handwerk mit klarer Referenz an einen Gibson-Bass, den Gibson so nie gebaut hat, ergänzt mit kleinen Details wie der einem Rickenbacker-Sondermodell nachempfundenen Farbgebung, und größeren Details wie dem fenderigen Pickup von Seymour Duncan in der getunten Quarter-Pounder-Version.

Auch der wuchtig-holzige Ton ist weder Gibson noch Fender, sondern ein ganz eigener Hybrid mit Anteilen von beiden – und am Ende ein echter Brooks. Das Gewicht ist hoch, aber die sich einstellende Balance macht den Bass für mich auch länger trag- und spielbar. Für alle Fans gibsonesker Bässe mit spielerisch kombinierten Features lohnt sich der Blick auf die Webseite, zumal der Preis absolut fair ist!

(erschienen in Gitarre & Bass 05/2024)

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