Test: British Pedal Company Dumble Overdrive Special Silverface & Blackface
von Michael Dommers, Artikel aus dem Archiv
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(Bild: Dieter Stork)
In Zeiten, in denen Originale der legendären Dumble-Amps für hohe fünf- bis mitunter sogar sechsstellige Beträge gehandelt werden, legen sich Entwickler mächtig ins Zeug, diese Sounds auch kompakten Pedalen zu entlocken.
In den frühen 2000er-Jahren erzielte ein erfahrenes Team von Elektronikern und Musikern mit der Entwicklung von analogen Effektpedalen für die britische Firma JMI große Erfolge. Nach der Trennung von JMI im Jahre 2011, brachte man als British Pedal Company eigene Produkte auf den Markt, darunter 1:1-Kopien legendärer Effektpedale der 60er-Jahre. Dabei werden – sofern verfügbar – sowohl originale NOS- als auch nach eigenen Spezifikationen hergestellte Bauteile verwendet, um die Zuverlässigkeit der Geräte zu erhöhen und Nebengeräusche zu minimieren.
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Beim neuesten Produkt hat sich das Team mit dem komplexen Thema Dumble Overdrive Special befasst. Die Modellbezeichnungen der Pedale orientieren sich an den Frontplattenfarben der Originale. So wurde das Silverface vom Dumble-Sound der frühen 70er inspiriert, das Blackface von dem der 80er/90er-Amps.
Aber wie klingen Dumbles denn überhaupt? Die wenigsten von uns dürften bislang die Gelegenheit gehabt haben, ein solch exklusives Gerät zu spielen. Zäumen wir das Pferd mal von hinten auf: Wie klingt ein Dumble denn nicht? Er ist anders als der raue Marshall-Sound, nicht so glockenklar wie ein AC30, und auch weit vom Fender-Twang entfernt. Einig sind sich jedoch alle Dumble-User darüber, dass die Amps die Gitarristen mehr nach sich selbst klingen lassen, also extrem ehrliche Wiedergabeeigenschaften besitzen. Das dürfte für die einen inspirierend sein, für andere wiederum eher abschreckend. Doch zurück zu unseren Pedalen.
BESTE BAUTEILE
Nicht nur die Fronten, sondern auch die spezifischen Schrifttypen hat BPC von den Original-Amps übernommen, die Bedienelemente jedoch aus Platzgründen auf vier Regler, einen Fußschalter, eine Status-LED, Input und DC-Buchse rechts und Output links beschränkt. Das Blackface besitzt zusätzlich einen Boost-Kippschalter. Beide Pedale können per 9-Volt-Batterie oder 9-18V-DC-Netzteil betrieben werden, wobei 18 Volt den Headroom erhöht. Bei Auslieferung ist die Batterie bereits über einen stabilen Clip angeschlossen.
Bewährte Hammond-1590B-Gehäuse aus Aludruckguss schützen die High-End-Bauteile und die freie Handverdrahtung. Die kleine Platine hat man mit Klebe-Pads und Heißkleber auf den Poti-Gehäusen fixiert und die elektronischen Bauteile unter blauem (Silverface) bzw. schwarzem Silikon (Blackface) versteckt, einerseits um die Komponenten und Lötstellen vor mechanischer Belastung zu schützen, andererseits um Kopisten abzuschrecken. Genauso hat es der im Januar 2022 verstorbene Howard Alexander Dumble mit seinen Schaltungen übrigens auch gehandhabt. Am Silikon haftende Klarsichtfolien dienen hier als Isolierung.
Um die Batterie zu wechseln, muss die Bodenwanne abgeschraubt werden. Auf selbstklebende Gummifüße verzichtet der Hersteller, die finden auf Pedalboards ohnehin eher selten Verwendung. Die visitenkartengroßen, spartanischen Manuals können unter shop.warwick.de heruntergeladen werden. Alle auf dem Markt erhältlichen Dumble-inspirierten Pedale können natürlich maximal die Vorstufe eines der immer unterschiedlich und individuell auf die jeweiligen User abgestimmten Originale abbilden.
Da Alexander Dumble keine Serienmodelle sondern ausschließlich Custom-Anfertigungen gebaut hat, gibt es „den“ Dumble-Sound eigentlich nicht. Auch jede der beiden BPC-Stompboxes klingt abhängig vom verwendeten Verstärker, Lautsprecher und Holzgehäuse stets unterschiedlich.
SILVERFACE
(Bild: Dieter Stork)
Das vom Dumble-Sound der frühen 70er-Jahre inspirierte Pedal kann auch als Clean-Booster eingesetzt werden, wenn Gain komplett zugedreht wird (Position 7 Uhr). Von der 7- bis zur 9-UhrPosition hebt das Poti den Pegel stark an, etwa bei 8 Uhr ist erstes Anzerren mit natürlichem, röhrenähnlichen Clipping zu vernehmen. Ab 9 Uhr nehmen Level und Zerrintensität, ab 12 Uhr primär die Distortion kontinuierlich bis zur Vollaussteuerung zu, was in fetter, druckvoller und harmonisch differenzierter Hardrock-Zerre endet und dynamisch akzentuierte Rhythm- und Lead-Sounds ermöglicht.
Selbst bei voll aufgedrehtem Gain hält das über seinen gesamten Regelbereich völlig gleichmäßig agierende Volume-Poti ein breites Pegelspektrum bereit, das mit einem beeindruckenden Output-Level endet und daher auch im Clean-Boost-Betrieb noch ausreichend Reserven bereithält.
Depth erhöht die Gain-Struktur in den unteren Mitten und fettet zunehmend den Sound an. Über den größten Regelbereich arbeitet es eher nuanciert und zeigt von 3 bis 5 Uhr die stärkste Wirkung ohne die Differenziertheit zu beeinträchtigen. Tone hebt bei Rechtsdrehung effizient die Höhen an, was den Sound durchlüftet, ihn gleichzeitig aber auch einen Hauch aggressiver werden lässt.
Das BPC Dumble Overdrice Silverface reagiert sehr dynamisch auf Anschlag und Spielweise und gibt sich ausgesprochen nebengeräuscharm. Um die Gain-12-Uhr-Stellung herum lassen sich Zerrintensität und Output-Level perfekt per Gitarren-Volume und -Attack kontrollieren, wobei sogar cleane Sounds möglich sind. Mit Hals-Humbucker, voll aufgedrehtem Depth-Poti und beliebigem Gain-Setting lassen sich auch Saxophon-ähnliche Mu-Tron-Klänge erzielen. Das Silverface ist mit Humbuckern und Singlecoils gleichermaßen kompatibel.
Auf der nächsten Seite: Blackface & Resümee
BLACKFACE
(Bild: Dieter Stork)
Das Blackface liefert den Dumble-Sound der 80er/90er-Jahre. In der Schaltung kommt der gleiche Operationsverstärker wie beim Silverface zum Einsatz, hier jedoch abgestimmt für einen mittenbetonteren, dynamischeren und harmonisch vielschichtigeren Klang. Das Pedal erzeugt auch das charakteristische Aufblühen des Tons, das beim Ausklingen lang anhaltender Einzeltöne zunimmt.
Da Gain die gleiche Regelcharakteristik wie beim Silverface besitzt, lässt sich das Blackface ebenfalls als Clean-Booster nutzen, auch wenn aus unerfindlichen Gründen als Volume-Regler ein 11-stufiger Drehschalter verwendet wird, der präzise Feinjustierungen unmöglich macht. Allerdings besitzt auch dieser enorme Lautstärkereserven und bewirkt auf jeder Stufe einen nahezu gleichen Pegelsprung, ausgenommen von Stufe 10 nach 11.
Bei deaktiviertem Mid-Booster bietet das Blackface nahezu die Distortion-Range des silbernen Kollegen, die sich mit dem Dynamic-Regler feinfühlig strukturieren lässt. Erhöht man dessen Einstellung, nehmen Gain, Biss und die Stärke der Anschlagsempfindlichkeit gleichermaßen zu. Tone agiert ähnlich wie beim Silverface, jedoch etwas weniger effizient. Es verstärkt die Höhen, ein wenig auch die oberen Mitten, frischt das Klangbild auf und verschärft den Biss. Kippt man den zentralen Schalter nach rechts, nimmt die Verzerrung zu, eine Anhebung der unteren Mitten steigert die Klangfülle, und der Sound wird fetter. Die Wirkung des Boost-Schalters nimmt zwar mit Erhöhen des Gain-Reglers ab, ist jedoch selbst bei Höchsteinstellungen noch wahrnehmbar.
Auch das Blackface zeichnet sich durch nebengeräuscharmen Betrieb aus. Für meinen Geschmack klingt es etwas differenzierter, akzentuierter und dynamischer als das Silverface, reagiert aber genauso feinfühlig auf Anschlag und Gitarren-Volume und besitzt gleichermaßen hohes Durchsetzungsvermögen im Bandkontext.
RESÜMEE
Das Entwickler-Team der British Pedal Company scheint seine Hausaufgaben gemacht zu haben. Beide Dumble-Overdrive-Special-Pedale überzeugen mit exzellenten analogen Röhren-Sounds, die sich durch wunderbar natürliche Zerrcharakteristik, präzise Ansprache, beste Dynamik, hohes Durchsetzungsvermögen und geringe Nebengeräusche auszeichnen.
Auch die Verarbeitung lässt keine Wünsche offen: Außen robustes Hammond-Alugehäuse, stramm packende Klinkenbuchsen, stabiler Fußschalter und Netzteilanschluss sowie verschraubte Reglerknöpfe; innen High-End-Bauteile, Handverdrahtung, vernünftiger Batterie-Clip und ein Silikon-überdecktes Platinchen.
Um Langlebigkeit und Nebengeräuscharmut zu gewährleisten, lässt BPC bestimmte Komponenten sogar exklusiv für sich herstellen. Ob die Silverface- und Blackface-Pedale nun 1:1 wie Original-Dumbles klingen, lässt sich schwer sagen, da es 1. „den“ DumbleSound ja nicht gibt und mir 2. kein Original für diesen Test zur Verfügung stand. Tipp: Unbedingt ausprobieren, vorzugsweise beim Händler vor Ort.
Mag sein, und wo endet das Ceriatone-Teil in Summe nach Versandkosten, Einfuhrumsatzsteuer, Zollgebühren, Gehäuse und Röhren? Und unterm Strich ist es auch nur ein Nachbau.
fairer Weise muss man aber noch stattliche Frachtkosten von mehreren hundert Euro hinzurechnen bei Ceriatone… aber es stimmt schon: 400€ für ein One-Trick-Pony wäre mir auch zu viel.
Als Fachmagazin bilden wir in unserer Testrubrik in erster Linie den Markt ab. Die Produkte der British Pedal Company sind in Deutschland bei verschiedensten Händlern erhältlich und werden in unseren Testberichten nicht promotet, sondern unvoreingenommen überprüft. Dabei geht es einzig und allein um Funktion und Klang, zu markenrechtlichen Hintergründen oder laufenden Verfahren maßen wir uns kein Urteil an.
Hallo Herr Horstmann,
ich finde, gerade weil Sie ein Fachmagazin vertreten, sollten Sie auf solche Dinge achten. Ich fände Ihr Magazin auch wesentlich lesenswerter, wenn ab und zu Kontroversen wie Holzherkunft, Arbeitsbedingungen und Preisgestaltung nicht nur in einem Halbsatz abgehandelt werden würden. Aber da gibt es wahrscheinlich Probleme mit den Werbekunden.
Schöne Grüße,
Philipp Rabl
Mal abgesehen vom Rechtlichen ist das ist schon respektlos gegenüber Ampguru Alexander Dumble. Von daher hätte G&B es sich verkneifen können, zumal es viele gute Dumble-Style Pedale am Markt gibt.
Zu Foto von innen: Na bei der briefmarkengroßen Platine wird es sich um eine extrem aufwändige Schaltung handeln 😉
Da sind ja dann 400€ ein Geschenk für die 5 Bauteile 🙂
wow-schlappe 400€ für ein pedal ? ein dumble overdrive special nachbau (ohne gehäuse und röhren) kostet (handverdrahtet) 840 $ bei ceriatone ….
Mag sein, und wo endet das Ceriatone-Teil in Summe nach Versandkosten, Einfuhrumsatzsteuer, Zollgebühren, Gehäuse und Röhren? Und unterm Strich ist es auch nur ein Nachbau.
fairer Weise muss man aber noch stattliche Frachtkosten von mehreren hundert Euro hinzurechnen bei Ceriatone… aber es stimmt schon: 400€ für ein One-Trick-Pony wäre mir auch zu viel.
Hi Herbert,
der Amp, von em du da schreibst, kennst du den ?
Und wie kommt man an ihn heran ?
lg Frank
Wie kann ein Magazin, welches sich halbwegs in der Szene auskennen sollte, sich für Promotion von einer Gruppe an Scammern ausnutzen lassen?
Die British Pedal Co sind notorische Gauner. Das weiss mittlerweile jeder im Netz.
Bitte das nächste Mal ordentlich recherchieren:
https://www.instagram.com/p/ChWztBOOC1h/?igshid=MDJmNzVkMjY%3D
Als Fachmagazin bilden wir in unserer Testrubrik in erster Linie den Markt ab. Die Produkte der British Pedal Company sind in Deutschland bei verschiedensten Händlern erhältlich und werden in unseren Testberichten nicht promotet, sondern unvoreingenommen überprüft. Dabei geht es einzig und allein um Funktion und Klang, zu markenrechtlichen Hintergründen oder laufenden Verfahren maßen wir uns kein Urteil an.
Grüße aus der Redaktion
Hallo Herr Horstmann,
ich finde, gerade weil Sie ein Fachmagazin vertreten, sollten Sie auf solche Dinge achten. Ich fände Ihr Magazin auch wesentlich lesenswerter, wenn ab und zu Kontroversen wie Holzherkunft, Arbeitsbedingungen und Preisgestaltung nicht nur in einem Halbsatz abgehandelt werden würden. Aber da gibt es wahrscheinlich Probleme mit den Werbekunden.
Schöne Grüße,
Philipp Rabl
Mal abgesehen vom Rechtlichen ist das ist schon respektlos gegenüber Ampguru Alexander Dumble. Von daher hätte G&B es sich verkneifen können, zumal es viele gute Dumble-Style Pedale am Markt gibt.
Zu Foto von innen: Na bei der briefmarkengroßen Platine wird es sich um eine extrem aufwändige Schaltung handeln 😉
Da sind ja dann 400€ ein Geschenk für die 5 Bauteile 🙂