Analog wie digital phänomenal?

Test: Boss RE-202, SDE-3000EVH & DM-101

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(Bild: Roland/Boss)

BOSS SDE-3000EVH

Eine andere Klangästhetik verfolgt das SDE-3000 von 1983. Digitale Studiotechnik hatte damals den Anspruch an Klangneutralität und Roland platzierte dieses 16-BitRackgerät in Konkurrenz zu TC Electronic, Lexicon und Korg. Die Entwickler waren gezwungen, aus Bauteilen mit relativ geringer Auflösung durch clevere Bemühungen und ergänzende Analogtechnik studiotaugliche Klänge zu erzeugen, was zu Hybridkonstruktionen mit herstellerspezifischem Klang führte. Eigenheiten des SDE-3000 waren z.B. die Filterung und die Taktung.

(Bild: Roland/Boss)

Das Alphatier der SDE-Serie kam nicht nur im Studio sondern auch bei erfolgreichen Musikern zum Einsatz. Eddie Van Halen nutzte live zwei SDE-3000 für die linken und rechten Seiten seines Wet-Dry-Wet-Verstärkersystems. In Zusammenarbeit mit EVH eifert Boss genau diesem Setup nun nach. Die Pedalversion SDE-3000EVH soll die alte Rack-Einheit in doppelter Ausführung und mit stereophonem Signalweg nachbilden. Die Einheiten sind seriell oder parallel verschaltbar und vollständig in Stereo nutzbar. Ein exklusives Feature dieses Signature-Modells ist der zusätzliche Dry-Ausgang, um einen dritten Verstärker einbinden zu können. Um dabei Brummen zu verhindern, liefert Boss zwei passende Adapter für die Effektkanäle mit.

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Das originale Roland SDE3000 Digital Delay als Rack-Einheit, aus dem Jahr 1983 (Bild: Roland/Boss)

Die Funktionalität des monophonen Originals war überschaubar: Es gab einen Delay-Tap und eine Modulationsschaltung. Die Verzögerungszeit reichte von 1,5 bis 3 Sek. bei reduziertem Frequenzgang. Feedback und Delay waren in der Phase drehbar und ein festes Filter in der Rückkopplungsschleife zuschaltbar. Die Bedienung erfolgte über ein Display mit Werteanzeigen und mehrere Tasten.

Bei der Bedienung der Neuauflage klammert sich Boss meiner Meinung nach zu sehr an das Original. Das blaue Display ist zweifellos dekorativ, aber der Hersteller bringt nunmehr vier Kanäle und erweiterte Funktionen im Pedal unter. Das macht es bei der Programmierung weniger zugänglich als erwartet. So kämpft man mit Abkürzungen im Großbuchstaben-Display und muss sich mit Untermenüs arrangieren. Ergänzend sind die Up/Down-Tasten für die Hauptparameter weniger für spontane Eingriffe geeignet als eventuelle Regler oder Encoder, die dem Testgerät (und Original) gänzlich fehlen.

(Bild: Roland/Boss)

Die Klangqualität ist allerdings überzeugend. Die Delays sind transparent und im Unterschied zu Band- und BBD-Echos unverfälscht. Insbesondere bei Stereoeffekten und rhythmischer Unterstützung des Hauptsignals spielen diese klaren Transienten ihre Stärken aus. Rauschen ist kein Thema, hierfür sorgt eine integrierte Rauschunterdrückung.

Mit dem SDE-3000EVH eröffnen sich kurze, präzise justierbare, resonante Klänge, ergiebige Chorus- und Flanger-Sounds, Slapbacks sowie rhythmische und spektakuläre Stereoklänge. Die Stereophonie, Ping-Pong-Fähigkeiten und mögliche Offsets zwischen den Kanälen sorgen für weitere Flexibilität, ebenso wie die Möglichkeit, die Hoch- und Tiefpassfilter zu konfigurieren.

Wie nahe das Testgerät an das Original herankommt, kann ich ohne A/B-Vergleich nicht beantworten. Wie beim RE-202 gehe ich von gewissen Unterschieden aus. Bezüglich der Funktionalität ist das Testgerät allerdings bis auf zwei Ausnahmen klar im Vorteil: So bot das Original einen Regler, mit dem sich die Verzögerungszeit auf 4,5 Sekunden verlängern ließ, und der externe Loop des Originals erlaubte es, externe Signalprozessoren wie Phaser oder EQs in die Rückkopplungsschleife einzubringen. Das alte Konzept wurde bei der Pedalversion durch einen programmierbaren Loop ersetzt, mit dem sich ein externes Pedal an einer Position vor dem Delay im Signalweg einfügen lässt.

BOSS DM-101 auf Seite 3

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