(Bild: Dieter Stork)
Je nach Musikszene fristen Combo-Verstärker für Bass ein Schattendasein als Übungswerkzeug oder Einsteigergerät. Dass sich die Welten von professionellem Klang und Praktikabilität auch vereinen lassen, zeigt Boss mit dem Katana-210 Bass.
Zum Üben reichts“, „Für’n Einstieg ganz ordentlich“, „Mit Amp und kleiner Box biste aber besser dran“. Die Sprüche dürfte jeder schon gehört oder selbst gesagt haben, wenn es um das Thema Bass-Combo geht. Während sich kleine Exemplare mit 1×8“ oder 1×10“ wegen ihrer arbeits- oder wohnzimmertauglichen Größe noch recht großer Beliebtheit erfreuen, taucht in Top-20-Listen der Kategorie „Bassverstärker“ bei Online-Händlern lediglich eine größere Combo auf, die nicht zum Budget-Bereich gehört. Vielleicht ändert sich das mit dem Katana-210 ja, denn so viel nehme ich vorweg: Das Teil kann richtig was.
KANN SICH HÖREN LASSEN
Mit einer 2×10“-Bestückung und 300 Watt Spitzenleistung gehört der Katana noch nicht zum ganz großen Besteck, liefert aber ausreichend Schalldruck, um sich in gemäßigteren Settings oder als Bühnenmonitor Gehör zu verschaffen. Bei Bedarf kann die interne Lautsprecherbestückung vollständig umgangen werden, indem eine externe Box mit mindestens 4Ω angeschlossen wird. Der Anschluss ist leider nur als Klinke ausgeführt, Speakon oder eine Kombibuchse wäre in meinen Augen praktikabler gewesen.
In lauteren Umgebungen kann es durchaus sinnvoll sein, sich über mehr Membranfläche zu mehr Schalldruck zu verhelfen. Andersherum kann der Verstärker auch als Aktivbox für externe Zuspieler genutzt werden, eine entsprechende Power-Amp-Input-Buchse ist vorhanden. Da diese die frontseitige Input-Buchse lahmlegt, ist sie nur geeignet, wenn die interne Signalverarbeitung nicht notwendig ist. Für den Fall, dass zusätzlich zum normalen Basssignal noch weitere Klangquellen angeschlossen und verstärkt werden sollen, ist eine 3,5mm-Aux-In-Buchse vorgesehen.
Da sich der Return des Effektweges per Editor-Software in einen parallelen Modus versetzen lässt, könnte hier noch eine weitere Mono-Signalquelle angeschlossen werden. Für die notwendige Auflösung im Hochtonbereich sorgt der zuschaltbare Hochtöner, der in Kombination mit den beiden Zehnzöllern ein aufgeräumtes, aber druckvolles Klangbild liefert. Insbesondere der Bassbereich hat mich etwas überrascht. Nicht nur kommen H-Saiten wunderbar knackig rüber, auch Sounds mit Octaver, Synth oder direkt zugespielte Synthesizer tönen voll und kräftig aus den Lautsprechern. Der Katana klingt besser als so manch aktive Fullrange-Box.
Ohne eingeschalteten Tweeter präsentiert sich ein runderes Klangbild, ohne das als Euphemismus meinen zu wollen. Viele alltagstaugliche Sounds sind eben deutlich zurückhaltender in den oberen Frequenzbereichen. Umso wichtiger, dass der Mittenbereich der Box ausreichend kontrolliert ist, um der klanglichen Vielfalt des Katana-Preamps eine angemessene Bühne bieten zu können. Und diese Vielfalt kann sich hören lassen!
(Bild: Dieter Stork)
BUNTE VIELFALT
Herzstück der Klangformung ist die digitale Modeling-Engine, mit der sich trotz immenser Möglichkeiten schnell und intuitiv die richtigen Klänge finden lassen. Realisiert wird dies durch ein konsequent umgesetztes Preset-Konzept. Fast jeder Regler der Klangregelung ist mit einem zusätzlichen Taster versehen, der bei Betätigung die Farbe wechselt und zwischen drei abgespeicherten Presets wechselt. Eine Ausnahme bildet hier der Wahlschalter für die Amp-Simulation: Zwar sind auch hier drei Modelle hinterlegt, diese werden jedoch direkt über den Drehschalter zugewiesen.
Zur Auswahl stehen dabei die Modelle „Vintage“, „Flat“ und „Modern“. Während „Flat“ wohl recht selbsterklärend sein dürfte und auch in der Praxis hält, was es verspricht, bedürfen die beiden anderen Modi einer kurzen Erklärung. Im Vintage-Modus sind Bass- und Hochtonbereich etwas zurückgenommen sowie die Mitten etwas in den Vordergrund gerückt. Ob der Hochtöner hier aktiv ist oder nicht, macht den Kohl dabei nicht fett. Durch Aufdrehen des Gain-Reglers lässt sich sogar ein charmanter Drive in den Sound bringen.
Im „Modern“-Klangmodus ist die EQ-Kurve im Prinzip umgedreht dazu, Bässe und Höhen sind leicht betont, während die Mitten leicht zurückgenommen sind. Glücklicherweise wirklich nur dezent, sodass der Sound keine aggressive „Badewanne“ aufgedrückt bekommt, sondern noch ausreichend Mittencharakter vorhanden bleibt. Gerade mit 5- und 6-Saitern ist dies mein bevorzugter Klangmodus. Verzerrung, ob dezent oder nicht, wird hier am besten über den zusätzlichen Drive-Regler hinzugefügt.
Ab Werk sind hinter den drei abgelegten Presets ein runder Overdrive, eine mittelmäßig harsche Distortion sowie ein modernes Fuzz hinterlegt, die für sich bereits eine breite klangliche Palette liefern. In Kombination mit einem der drei Kompressor-Modi sowie dem zusätzlichen Blend-Regler bräuchte es den Eingriff per Editor im Prinzip gar nicht, um viele Stilrichtungen überzeugend abzudecken. Und den EQ habe ich zu diesem Punkt noch nicht einmal angerührt.
Für den letzten Feinschliff oder aber massives Verbiegen des Grundsounds steht nämlich noch ein zusätzlicher 4-BandEQ zur Verfügung, bei dem sich die beiden Mittenbänder ebenfalls per Taster in ihrer Einsatzfrequenz einstellen lassen. Hat man seinen Sound gefunden, kann er durch das Gedrückthalten eines der drei Channel-Taster abgespeichert und so später auf Knopfdruck wieder abgerufen werden. Für den Zugriff auf drei weitere Patches, kann durch Gedrückthalten des „Panel“-Tasters die Speicherbank gewechselt werden.
Alternativ ruft das einfache Drücken des Tasters die Einstellungen ab, so wie sie auf dem Bedienfeld zu sehen sind. Selbstverständlich werden auch die Einstellungen der FX-Slots mit in den Presets abgespeichert. Ein Doppelstockpoti bietet Zugriff auf die Intensität zweier unabhängiger Effekte. Effekte mit Zeitabhängigkeit, wie etwa Delays, lassen sich durch den „Tap“- Taster entsprechend anpassen.
Für zusätzlichen Zugriff auf Parameter, Geräteeinstellungen und weitere Funktionalität, bietet Boss eine Editor-Software für den Computer an. Für deren Nutzung sowie die Nutzung der Funktionalität als USB-Interface muss zunächst noch ein Treiber installiert werden, auch unter MacOS. Die Nutzung als Interface mit iOS ist damit nicht möglich.
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Ich schwöre auf Mark Bass. Vor allem der Micro Bass. Mit dem beschallte ich mit dem Kontrabass eine grosse Festgesellschaft, open air mit moderater Band. Für fettere Anlässe habe ich noch einen größeren Mark Bass.