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Test: Blackstar Unity Elite U700H, U210C, U115C

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(Bild: Dieter Stork)

So gut und angesagt die Unity-Combos von Blackstar auch sind, da fehlte einfach noch was nach oben, für die großen Bühnen. In diese Sphären geht’s mit dem umfassend ausgestatteten Unity Elite U700H und den zugehörigen Boxen.

Wie werden sich die spannenden Features mit unterschiedlichen Voicings der Vorstufe und röhriger Response der Endstufe beim Top wohl machen? Wie passen die Cabinets dazu? Finden wir‘s raus!

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FÜNF-STERNE-AUSSTATTUNG

(Bild: Dieter Stork)

Der Eingang ist mit einem Minischalter gekoppelt, der die Eingangsempfindlichkeit um 10 dB absenkt, eine LED zeigt an, ob man schon im Clipping-Bereich gelandet ist – was ja durchaus gewollt sein kann. Der nächste Minischalter wählt mit den Stufen Flat/Modern/Classic den Grund-Sound des Tops vor, der sich mit dem folgenden Drive-Regler in rockig-zerrige Gefilde leiten lässt, wenn man denn möchte.

Auch hier gibt es einen Schalter für Overdrive, Distortion oder Fuzz als Zerrcharakteristik. Die folgende Klangregelung wirkt ziemlich geradeaus, neben Bässen und Höhen können die Mitten semiparametrisch bearbeitet werden. Was und wie genau geregelt wird, hängt vom Voice-Schalter ab, das sehen wir uns im Detail später an. Etwas versteckt hat das Top auch Effekte zu bieten, auf den EQ folgt ein Minischalter mit den Stellungen Off/Chorus/Octave. Der nächste Schalter ist ein großer Dreifachdrehschalter, der auf die Endstufe wirkt. Hier geht es entweder linear zur Sache, mit der Response eines 6L6-bestückten Röhrenboliden, oder mit 6550-Röhren, dem großen Bruder der 6L6. Das natürlich nur als Simulation ohne echte Glaskolben. Der Kompressor kann geschaltet und in der Intensität geregelt werden, bevor der Master die Endlautstärke vorgibt.

(Bild: Dieter Stork)

Achtern gibt es eine umfangreiche Anschlussbatterie zu bewundern. KGS-Buchse für den Strom und Speakon/Klinkenkombi für die Lautsprecher sind Standard. Hier ist auch der Netzschalter. Wer das Top mit dem optionalen 19″-Kit in ein Rack einbauen möchte, der sollte eine Steckerleiste mit Schalter einplanen, sonst wird es etwas fummelig. Rechts geht es los mit dem Cabinet Link. Hier kann die aktive U250ACT-Bassbox von Blackstar angeschlossen werden, die das komplette Signal aus dem Amp bekommt samt Lautstärkeeinstellung vom Master. Wird der Chorus genutzt, ergibt sich so ein echtes Stereosignal. Hier verstecken sich auch die Regler für die vorne schaltbaren Effekte. Das Trimpoti für den Chorus mischt selbigen zu, während das Poti für den Octaver festlegt, ob dem Basssignal eine tiefe Oktave (ganz gegen den Uhrzeigersinn), eine hohe (ganz mit dem Uhrzeigersinn) oder eine Mischung aus beidem zugegeben wird, mit einer Raste in der Mittelstellung. Externe Effekte finden ihren Platz im seriellen Effektweg mit Send und Return. Per XLR geht es ans Mischpult, per großer Klinke an den Kopfhörer.

Während der Groundlift beim XLR Brummschleifen vermeidet, wirken der Emulated-Out/DI-Schalter und das Level-Poti auf beide. Mit dem Schalter kann beiden Ausgängen das pure Eingangssignal zugeordnet werden oder das volle, bearbeitete inkl. Emulationen. Das macht der USB-Ausgang schon von selbst, wenn man an der DAW vier Kanäle dafür freimacht. Auf USB 1 und 2 kommt das voll bearbeitete und emulierte Signal an, in stereo, wenn der Chorus benutzt wird. USB 3 gibt den Preamp aus, ohne Lautsprechersimulation, wenn man da seine eigenen Plug-Ins nutzen möchte, USB 4 ist immer direkt, womit man eine DI-Spur aufnehmen kann, die auch über das Top re-amped werden kann. Der MP3-Eingang macht das Top perfekt zum Üben zuhause, der Fußschaltereingang macht es perfekt für die Bühne. Der beiliegende Doppelschalter ist zwar aus leichtem Plastik, aber immerhin! Mit einem beliebigen Klinkenkabel angeschlossen, können Drive und der angewählte Effekt an und ausgeschaltet werden. Mit dem optionalen 5fach-Schalter und erst recht der Kombination aus beiden hat man noch wesentlich mehr Möglichkeiten (Effekt/Voice/Drive-Charakteristik auswählen und ggf. an/ausschalten, Stimmgerät samt Stummschaltung des Amps, die er sonst nicht bietet, und mehr).

Bei den Boxen setzt Blackstar auf traditionelle Keramikmagneten bei den eigens angefertigten Eminence-Speakern. Gewichtsmäßig liegen die sauber mit Tolex bezogenen Cabinets im tragbaren Bereich. Beide haben Metall-Schalengriffe, solide Gummifüße, Metallecken und ein Anschlussfeld mit zwei Speakon/Klinken-Kombibuchsen. Der Hochtöner ist Hi/Lo/Off schaltbar, zwei Zehnzöller werkeln dazu in der kleineren, ein Fünfzehnzöller in der größeren Box. Mit jeweils acht Ohm können drei davon an das U700H-Top angeschlossen werden, das bis 2,67 Ohm stabil ist. Da auch die 4×10 einen Widerstand von 8 Ohm hat, hat man freie Auswahl … Zwei 15er und die 210 vielleicht? Drei 210er? Oder gar drei 410er? Hm … Anyway, zum Test haben wir 115 und 210, und die müssen jetzt ran!

EINIGKEIT UND RECHT VIEL LEISTUNG

Die Boxen anzuschließen ist dank der Großzügigkeit von Blackstar kein Problem, denn jeder Box liegt ein Speakon-Kabel bei. Den Fußschalter für den Amp erwähnte ich ja schon. Das alles passt locker in die Außentaschen der gut gepolsterten Tasche, die beim Top mitgeliefert wird. Kann es eine bessere Testgelegenheit geben als bei Aufnahmen mit der Band, die zufällig genauso heißt wie Blackstars Bassamp-Linie? Ich denke nicht … Rock/Metal mit gesunder Lautstärke ist also angesagt, mit dem Anforderungsprofil satt und knurrig-angezerrter Rockton, singender Fretless Prezi, und aggressiv-klarer moderner Sound, alles auf D runter.

Mit der Vorstufe im Flat-Modus und der Response auf Linear, entfleucht dem Top ein eher nüchterner, neutraler Ton, der sich mit dem aktiven EQ weiter hinbiegen lässt, wie man das erwartet. Bei gefühlt neutraler EQ-Einstellung – eine Mittenrastung gibt es ja nicht – klingt die Vorstufe auf „Modern“ genau so, wie man sich das vorstellt: Fetter im Bass, Mitten etwas zurückgenommen, die Höhen strahlender. Wohlgemerkt, ohne die Klangregelung anzufassen. Die reagiert nun deutlich anders. Der Regelweg der Mitten ist viel weiter gespreizt (50 Hz bis 3 kHz statt 180 Hz bis 1 kHz) und bei extremen Absenkungen als Notchfilter ausgelegt, der Höhenregler rutscht von 5 auf 6 kHz hoch, während der Bass wie in allen Einstellungen auf 40 Hz bleibt. Moderner ist da die treffende Beschreibung.

Genauso passend ist Classic für die dritte Wahlmöglichkeit. Da werden die Mitten ganz schön vorwitzig und drücken sich ordentlich durch. Der EQ kann das, bei einem Mittenband von 220 Hz bis 3 kHz und Höhen bei 4 kHz, wieder etwas einfangen bzw. weiter formen. Spannend wird es, wenn die Röhrensimulation der Endstufe dazukommt. Die 6L6-Einstellung macht den Ton kompakter und drückend, 6550 verschiebt den Fokus auf die Hochmitten und klingt offener. Nicht jede Kombination gefällt mir dabei auf Anhieb, Modern plus 6550 schlägt für meinen Geschmack ein zu großes Loch in die Mitte. Aber zum einen gibt es da ja die Klangregelung, zum anderen bleiben genug nutzbare Varianten – und die Geschmäcker sind eh verschieden. Meine benötigten drei Grund-Sounds bekomme ich jedenfalls ohne viel Gefummel hin.

Beim Fretless macht sich der Chorus ganz gut, solange man ihn sparsam dosiert. Der Oktaver ist eher als nützliche Zugabe zu sehen, das können externe Pedale besser. Vor allem die Oktave nach oben klingt doch etwas unsauber und künstlich. Da funktioniert der Zerrer schon deutlich besser. Fuzz packt die singende Säge aus, Distortion klingt sehr modern, Overdrive ist für meinen Zweck genau das Richtige zum leichten Ankratzen. Klanglich finde ich alle gut und in unterschiedlichen Situationen auch einsetzbar. Das Bassfundament bleibt anfangs gut stehen und wird dann mehr und mehr mitverzerrt. Ab einem gewissen Punkt wird der Lautstärkeunterschied zum normalen Signal so groß, dass das einfache An/Ausschalten nicht mehr wirklich funktioniert, da fehlt dann doch ein Regler. Ähnliches gilt für den Kompressor, der mit nur einem Regler für die Intensität in der Lage ist, den Ton schön zu verdichten, ab einer bestimmten Stellung geht auch hier An/Ausschalten nicht einfach so ohne nachzuregeln. Auch die Wiedergabe über den Emulated Out auf In Ear und Anlage weiß zu gefallen – nachdem sich meine Verblüffung darüber gelegt hat, erstmal gar nichts zu hören, weil ich vergessen habe, am Minipoti achtern den Pegel aufzudrehen. Ein bisschen fummelig und bei Rackeinbau echt umständlich.

(Bild: Dieter Stork)

In der Wiedergabe über die Boxen ist zu hören, was ich so nicht unbedingt erwartet hätte: Die 210 mit den beiden Eminence Beta10B macht ganz schön Druck und klingt satt mit einer recht deutlichen Betonung der Mitten. Die 115 geht naturgemäß noch weiter runter, hier werkelt der größere Speaker in einem wesentlich größeren Gehäuse, dabei klingt sie neutraler und offener. Beide taugen also auch als Standalone-Box, je nachdem in welche klangliche Richtung es gehen soll. In der Kombination ergänzen sie sich dann hervorragend und können ihre jeweiligen Stärken ausspielen, wobei es schon reicht, ein Horn zu betreiben. Für mich reicht die Low-Stellung schon völlig aus, aber auch voll auf wird der Sound nicht spitz, abhängig natürlich auch vom Bass und den Einstellungen am Amp. Dieses Setup lässt leistungsmäßig nichts zu wünschen übrig, auch gegen zwei Gitarren, Keys und ein gut lautes Drumkit konnte ich mich durchsetzen und bekam eine angenehme Rückenmassage. Da geht auch auf größeren Bühnen so schnell nicht die Puste aus!

RESÜMEE

Der Sprung von den beliebten Combos zum ausgewachsenen Stack ist Blackstar mit der Unity-Elite-Serie gelungen! Beim Top bekommt man viele Features und charakterstarke Sounds geboten, was den Amp sehr flexibel macht und das, ohne dass die Front überladen wäre. Auch die Sounds über den Emulated Out und USB sind nicht zu verachten, auch beim Reamping. Die eingebauten Effekte sind eine nette Zugabe, wie auch der Fußschalter.

Bei letzterem würde ich unbedingt in den größeren investieren, der viele Zusatzmöglichkeiten erschließt. Mehr als eine Zugabe sind die Tasche und das sonstige Zubehör. Die Boxen sind anders als versprochen nicht eben ultraleicht, aber gut tragbar und klingen mit jeweils eigenem Schwerpunkt rund und druckvoll. Die Stärken der Anlage sehe ich im weiten Rockbereich, aber natürlich gehen auch ganz klare Klänge. Anspieltipp!

PLUS

  • Soundmöglichkeiten
  • Übersichtlichkeit Front
  • solide Bauweise
  • Rocksounds

MINUS

  • Bedienelemente Rückseite fummelig

(erschienen in Gitarre & Bass 01/2021)

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