Portugiesische Hippie-Biene

Test: Beetronix FX Abelha Tropical Fuzz

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(Bild: Dieter Stork)

Nein, hier geht es nicht etwa um die Bestimmung einer neuen Bienenart – zumindest nicht im biologischen Sinne. Das Abelha Tropical Fuzz ist der neueste Streich der kalifornischen Bienenliebhaber von Beetronix FX.

Das Abelha (portugiesisch für „Biene“) erinnert mit seinem überdimensionierten, länglichen und angeschrägten Gehäuse an die Fuzz-Pedale der späten 60er Jahre. Geräte wie der Tone Bender oder auch das legendäre JEN Fuzz dürften Pate gestanden haben. Eine reine Neuauflage eines Urvaters verzerrter E-Gitarren-Sounds also? Mitnichten!

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SAUBERER BIENENSTOCK

Wie immer bei Beetronix FX wird auch bei diesem Pedal rein optisch so richtig auf den Bienenstock gehauen. Das schwarze, gebürstete Aluminiumgehäuse wirkt an sich schon ausgesprochen edel und wurde mit einer unheimlich aufwendig gefrästen Metallplatte versehen, in die eine floral- psychedelisch anmutende Grafik eingearbeitet wurde. Hier ist kein einziger Grat oder sonst irgendeine Unsauberkeit festzustellen.

Ausgestattet ist das Abelha-Fuzz mit lediglich vier Potis für „Loud“ (Lautstärke), „Buzz“ (Verzerrung), „Lo“ und „Hi“. Außerdem gesellt sich ein kleiner Schalter dazu, der zwischen den Modi „Polen“, „Nectar“ und „Honey“ wählen lässt.

Eine Überraschung verbirgt sich hinter dem obligatorischen Fußschalter, der hier in der Soft-Style-Variante verbaut wurde: ein zügiger „Doppelklick“ aktiviert die Tropical-Fuzz-Ebene, die sich in der Praxis als völlig anders klingende Version des Pedals entpuppt. Hier wird das Signal durch ein Hochpassfilter gejagt, was einen drastischen Effekt mit sich bringt.

Sowohl außen als auch innen ist das Pedal blitzsauber verarbeitet. Vor allem die Platine mit ihrer Wabenstruktur ist ein ziemlicher Hingucker. Vielleicht sollte der Hersteller hier – ähnlich wie bei manchen Luxusuhren – über eine Art „Sichtboden“ nachdenken. Das Innenleben wäre es auf jeden Fall wert.

AUF SIE MIT GEBRUMM

Alle Regler in Mittelstellung und los geht’s: Schaltet man das Abelha ein, beginnt schon im Standby-Modus ein Kranz von LEDs zu leuchten. Für die Status-LED ist eine LED mit großer Prismenkuppel zuständig, die ziemlich eindeutig und hell leuchtet.

Im „Nectar“-Modus zeigt sich das Abelha von einer durchaus freundlichen, eher harmonischen Seite. Sowohl Humbucker als auch Singlecoils klingen druckvoll und durchsetzungsfähig, ohne dabei zu indifferent zu wirken. Erst wenn man den sehr gleichmäßig arbeitenden „Buzz“- Regler weiter aufdreht, wird der Sound dichter und verzerrter und ein weicher, aber immer noch ausgewogener Fuzz-Charakter wird hörbar.

Schaltet man in den „Honey“-Modus, wird der Sound noch etwas mittenbetonter, was vor allem meiner HSS-Strat am Halstonabnehmer ausgesprochen gut steht. Der Sound ist in den ersten beiden Schalter-Positionen eine schöne Mischung aus klassischem Overdrive und einer guten Portion Fuzz Face.

In der „Polen“-Position hingegen wird der Ton deutlich schmutziger und verabschiedet sich weitestgehend aus dem Overdrive-Segment. Hier hat man eher den Eindruck, dass dem Pedal durch eine sterbende Batterie die Stromzufuhr versagt. Der Sound wird deutlich brüchiger und beginnt auf den tiefen Saiten – je nach Stellung des Buzz-Potis – etwas zu stottern, was eine Art „Klettverschluss-Effekt“ erzeugt.

Schon im normalen Betriebsmodus ist das Abelha dank der effizienten Klangregelung ein wirklich sehr vielseitiger Verzerrer, der vor allem Fans von klassischen Rock-, Rhythm- und Blues-Sounds gefallen dürfte. Ein schneller Doppelklick auf den Fußschalter eröffnet eine zweite, völlig andere Klangwelt: Im Tropical-Modus wird ganz klar eine Art Big-Muff-Vibe vermittelt, ohne jedoch eine blanke Kopie des Kult-Pedals von Electro Harmonix zu erzeugen.

Die drei verschiedenen „Honig-Modi“ bleiben zwar nach wie vor unterscheidbar, aber das Filter sorgt für eine deutliche Annäherung der drei unterschiedlichen Grundsounds. Durch die starke Filterkurve und den im Bassbereich ausgedünnten Sound fand ich den Tropical-Modus einerseits etwas weniger geeignet für einen „Alleskönner“-Grundsound, andererseits ist der Ton natürlich deutlich markanter und auffälliger.

Ein ziemlich cooles Feature ist daher die Momentary-Funktion des Schalters. Möchte man z.B. nur eine kurze Passage mit dem Filtersound versehen, reicht es, den Schalter kurz gedrückt zu halten.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Das Abelha Tropical Fuzz ist in vielerlei Hinsicht spektakulär. Von der exzellenten Verarbeitung über das sehr liebevolle Design bis hin zum vielseitigen und doch charakterstarken Sound macht dieses Bienchen wirklich alles richtig. Besonders die Idee mit dem schaltbaren Hochpassfilter finde ich in der Praxis sehr clever, da man sich im Zweifelsfall ein zweites Pedal sparen kann.

PLUS

● Verarbeitungsqualität
● Optik
● hohe klangliche Vielseitigkeit
● Mode-Switch
● schaltbarer High-Pass-Filter

(erschienen in Gitarre & Bass 08/2024)

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