Relaunch, Baby – chugga, chugga!

Test: Bad Cat Lynx & 2×12 Extension Speaker Cabinet

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(Bild: Dieter Stork)

Die kalifornische Amp-Schmiede Bad Cat blickt mittlerweile auf eine 24 Jahre lange Historie zurück, in Deutschland führten die Amps jedoch eher ein Nischendasein. 1999 ursprünglich von James Heidrich und Mark Sampson, dem Gründer von Matchless, nach seinem dortigen Ausstieg ins Leben gerufen, hat Bad Cat 2022 ein Re-Design und den Relaunch der Marke ins Rollen gebracht.

Seitdem ist für den technischen und tonalen Schliff der deutsche Peter Arends als CEO von Bad Cat verantwortlich: Peter kennt man von seinen Ampete-Amps vielleicht noch aus der Heimat, vor allem aber durch seine Zeit in Kalifornien bei Boutique Amp Distribution, bei denen er u.a. für Tone King, Synergy, Soldano und viele weitere Projekte an zentralen Positionen mitwirkte. Seit dieser Zeit lebt Peter in Los Angeles und hat dort vollständig Fuß gefasst.

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Aber zurück zu Bad Cat in der Gegenwart: Sämtliche Modelle wurden von Peter re-designed, Strukturen und Produktionsprozesse wurden verändert sowie die Zuverlässigkeit verbessert. Nun ist das ambitionierte Ziel, Bad Cat Amps neu zu positionieren und zu einem Markenprodukt im mittleren Preissegment mit deutlich höherer Marktdurchdringung zu etablieren. Dabei bauen die aktuellen Modelle auf der ursprünglichen Klang-DNA auf.

Die Modellpalette beinhaltet vier Amps: Cub, Hot Cat, Black Cat und den Lynx, um den es in diesem Test gehen wird. Dazu gesellt sich noch die passende 2×12-Box mit Celestion-Vintage-30- Lautsprechern. Der Lynx richtet sich im Gegensatz zu den anderen Amps von Bad Cat eindeutig an harte Rock- und vor allem Metal-Player, also ein Genre, mit dem man Bad Cat bislang noch nicht prominent in Verbindung gebracht hat.

(Bild: Dieter Stork)

TECHNIK

Der Lynx leistet 50 Watt, ist mit zwei EL-34-Endröhren bestückt, verwendet eigens gewickelte Übertrager und präsentiert als Zweikanaler mit Lo-Gain und Hi-Gain-Modi vier – über Minischalter oder Fußschalter – abrufbare Sounds. In der Vorstufe agieren vier 12AX7-Röhren von Ruby. Für die beiden Kanäle stehen unabhängige Gain- und Volume-Regler zur Verfügung. Die Klangregelung aus Bass, Mid und Treble greift auf beide Kanäle zu. Ein Master-Volume und Presence-Regelung sowie ein zur Patentierung vorgelegtes, einstellbares Noise Gate (Gate) runden die Regelmöglichkeiten auf der Frontseite ab.

(Bild: Dieter Stork)

Die Anschlussperipherie auf der Rückseite ist umfangreich: Power-Schalter, Standby-Schalter, fünf Speaker-Ausgänge für jedwede Boxen-Impedanz-Kombination (1×16, 1×8, 1×4, 2×16 und 2×8 Ohm), Ein- und Ausgang des gebufferten Effektloops, Stereoklinkenbuchse für Kanalumschaltung und Schaltung der Gain-Modi (z. B. mit dem inkludierten Fußschalter) sowie ein Line-Out zum Abgreifen des nicht-frequenzkorrigierten Originalsignals hinter der Endstufe lassen keine Wünsche offen.

(Bild: Dieter Stork)

Mit fünf Schrauben lässt sich die Rückwand öffnen, und man hat Zugang für einen Röhrenwechsel. Oberseitig wird das Ampchassis von vier Schrauben hängend gehalten. Natürlich werfen wir einen Blick aufs Innenleben, also raus damit. Im Chassisinneren offenbart sich das große PCB-Hauptboard in sauberer und sehr aufgeräumter Verarbeitung – nebst Hinweis auf Peter Arends’ Design und auf die Damen und Herren, die das Board gebaut und getestet haben. Dabei werden die Platinen Bad Cat zugeliefert, was Teil des neu etablierten Produktionsprozesses ist. Gleichwohl verbleibt Bad Cat ein Produkt „Made in the USA“.

Der Lynx ist ein handliches Topteil: Mit den Maßen von 52,5 cm x 25,5 cm x 26 cm (BHT) und dem schmucken, gleichzeitig angenehm zu handelnden Ledergriff ist es leicht zu tragen und beansprucht beim Transport nicht viel Platz.

DIE EXTENSION BOX

Die zugehörige 2×12-Box ist aus nordischem Birken-Multiplex gefertigt, hinten vollständig geschlossen und außen mit schwarzem Vinyl in Carbon-Optik beklebt sowie schwarzem Piping verziert. Mit dem passenden schwarzen Bespannstoff vor den Speakern verfügt die Box über eine stimmige Optik im Mini-Halfstack mit dem Lynx. Über den einen, oberseitig angebrachten Tragegriff (ebenfalls aus Leder) lässt sich dieser 2×12-Bolide noch gut tragen. Innen können zwei 16-Ohm-Celestion-Vintage-30 in paralleler Verdrahtung auf 8 Ohm zusammen 120 Watt vertragen. Der Speaker-Anschluss befindet sich wie üblich auf der Mitte der Oberseite hinten. Die Verarbeitung des Lynx und der Box ist insgesamt als makellos zu bezeichnen.

Soundcheck und Resümee auf Seite 2

(Bild: Dieter Stork)

SOUND

Wie schon erwähnt, ist auch der Lynx gegenüber seinem beinahe gleichnamigen Vorgänger Lynx-X überarbeitet und re-designed worden. Ziel war es, einen modernen Metal-Amp zu kreieren, der sich auf dieses Genre fokussiert und damit in der Produktpalette von Bad Cat eine einzigartige Stellung einnimmt. Kein anderer Bad Cat ist so kompromisslos auf harte Kante zugeschnitten. Die beiden Kanäle unterscheiden sich im Voicing: Kanal 1 zielt auf eher traditionellere Rock- und Hi-Gain-Sounds, während Kanal 2 sich für harte Bretter, Palm-Mutings und tiefer gestimmte Gitarren eignen soll. Da darf mal also gespannt sein. Das Test-Setup für diesen Amp umfasst nicht nur die zugehörige 2×12-Extension-Cab, sondern auch meine eigene 4×12 mit Celestion Vintage 30 und Celestion GT 75 in X-Pattern-Anordnung sowie verschiedene Gitarren, sowohl mit Humbuckern, teilweise mit tiefen Tunings und auch mit Singlecoils.

Der erste Eindruck ist: Der Lynx hat einen ganz eigenen Sound-Charakter. Schon nach wenigen Akkorden ist klar: Bad Cat hat aber den aus den vergangenen Dekaden entwickelten Grundsound auch hier integriert. Der Lynx vermittelt keinesfalls den Eindruck, bei anderen Amps Inspiration genommen zu haben. Ganz offensichtlich wird hier das eigene Voicing fortgesetzt und das ist begrüßenswert – die frühere Bad-Cat-DNA schimmert durch, nur eben „on stereoids“. Kanal 1 liefert dann bei geringem Gain – etwa in der 9-Uhr-Stellung – sogar noch cleane Sounds: Sehr präsent und durchsetzungsstark. Mit kontinuierlich gesteigertem Gain fährt der Amp in sattes Crunch. Der tonale Charakter ist dabei straff, mit präganten Höhen und eher unaufgeregten Mitten.

Die Klangregelung greift insbesondere bei den Höhen und Bässen recht packend zu, hier empfiehlt es sich, erst mal mit moderaten Settings zu beginnen. Auch beim Presence-Regler ist zur Sparsamkeit zu raten, denn hier kann es ab 2-Uhr-Stellung schon sehr bissig werden. Was sehr positiv auffällt, ist die ausgezeichnete Saitenartikulation. Da mumpft nichts, und jede Saite, jeder Akkord erklingt deutlich definiert. Unterschiedliche Gitarren- und Pickup-Konfigurationen gibt der Bad Cat charaktergetreu wieder, sei es nun eine Tele, Les Paul oder eine moderne Super-Strat. Schaltet man nun vom Lo- in den Hi-Gain-Modus kommt eine weitere Gain-Stage in den Signalweg und es gibt einen deutlichen Verzerrungsschub. Es lädt schon hier zum Riffing ein. Tighter Bass mit einer gehörigen Portion Druck und durchsetzungsstarke Höhen ertönen aus meiner 4×12-Box.

Für Heavy-Rock wäre der erste Kanal schon völlig ausreichend, denn mit der gebotenen Dynamik und den beiden Gain-Modi kann man von Clean bis Lead alles abdecken. Dabei reagiert der Amp insbesondere im Lo-Gain-Modus ganz hervorragend auf das Herunterdrehen des Volume-Potis an der Gitarre. Bei Gain in 12-Uhr-Stellung hat man einen Sweet-Spot, der zum einen dynamische Breakup-Sounds im Lo-Gain Modus und zum anderen schon ein echtes Brett im Hi-Gain-Modus bereitstellt.

Nun rüber zu Kanal 2: In gleicher Stellung wie zuvor in Kanal 1 wird deutlich, dass hier gefühlt ein Touch mehr Gain und mehr Kompression anliegt. Im Low-Gain-Modus kann auch Kanal 2 beinahe klare Sounds produzieren, aber eigentlich geht es ja hier um was anderes. In Mittelstellung ist wieder Crunch angesagt, aber mit mehr „Ompf“ und Aggressivität. Noch mehr Gain lässt kräftige Rhythmus-Kellen zu, die noch mehr Bassdruck und Definition haben als in Kanal 1. Wer von dieser Gain-Einstellung in den Hi-Gain-Modus schaltet, wird mit Gain geradezu überfahren. Also Vorsicht ist hier geboten, denn die Gain-Reserven in Kanal 2 im Hi-Gain-Modus sind nahezu unendlich. Also schnell wieder etwas zurückgedreht. Jetzt passt es.

Hier dürften sich Freunde des zeitgemäßen Metals mit tiefer gestimmten Gitarren pudelwohl fühlen. Ein satter und klar definierter Tiefbass verleiht harten Riffs ungeheure Wucht. Leads flutschen flüssig aus den Fingern und die prägnanten, gleichzeitig gut dosierten Höhen beißen sich ins Hosenbein. In diesem tonalen Fahrwasser liefert der Lynx die besten Ergebnisse mit Mitten oberhalb der 12-Uhr-Mittelstellung. Ein typisches V-EQ-Setting – also Bässe und Höhen angehoben und Mitten abgesenkt – wäre hier etwas zu viel des Guten. Der Lynx ist eben kein Marshall, der sich von Hause aus durch prägnante Mitten auszeichnet.

Sehr positiv zu erwähnen ist in dem Zusammenhang auch das integrierte Noise-Gate. Denn bei diesen ultrahohen Gain-Reserven sind Nebengeräusche unvermeidlich. Das Gate lässt sich dabei sensibel einstellen, sodass man bei harten Riffs und Palm-Mutings in den Spielpausen wirklich Ruhe hat. Der Regelweg ist so fein justierbar, dass man mühelos das Gate zu seinem Spiel und dem gewählten Verzerrgrad einstellen kann. Wer es nicht braucht, dreht es einfach auf Null. Auch lassen sich die beiden Kanäle mit den jeweiligen Kanal-Volume-Reglern perfekt in der Lautstärke anpassen, sodass man die vier abrufbaren Sounds gut in Balance bringen kann.

Apropos Lautstärke: Die 50 Watt reichen für meinen Geschmack absolut auch für Metal-Proben oder Gigs mit entsprechender Speaker-Peripherie. Zu guter Letzt sei erwähnt, dass der gebufferte Effekt-Loop nebengeräuschfrei funktioniert und sich die Hall-, Modulations- und Delay-Effekte meines Pedalboards einwandfrei im Bad Cat Lynx einschleifen ließen.

Kann die 2×12-Extension-Box diese Merkmale auch angemessen übermitteln? Eine 2×12 mit einer 4×12 zu vergleichen ist immer mit gewissen Kompromissen behaftet, wobei das Extension-Cabinet hier schon ordentlich Alarm machen kann. Aber um so richtig zu überzeugen, braucht das Teil Volumen! Die Celestion Vintage 30 sind ein guter Match für den Lynx, schließlich ist der Amp auf diese Speaker beim Design abgestimmt worden. Wenn spürbar Luft bewegt wird, kann das Extension-Cabinet den fulminanten Metal-Sound überzeugend rüberbringen, wobei die 4×12 am Lynx noch einmal mehr Wucht erzeugt. Ja, zugegeben, das ist auch ein unfairer Vergleich.

Dennoch: Wer nicht mal eben eine 4×12 in sein Auto hieven will, kann mit der Bad-Cat-Extension-Box und dem Lynx einen handlichen Mini-Halfstack auffahren, der im Proberaum oder auf der Bühne für ordentlich Schub sorgen kann. Zudem ist hinzuzufügen, dass Peter Arends am Telefon versicherte, dass die hier zum Test stehende Version noch der Prototyp ist und die finale Serienversion der Box noch Änderungen unterzogen wird, um sie noch größer klingen zu lassen.

RESÜMEE

Bad Cat goes Metal! Mit dem Relaunch der kalifornischen Amp-Schmiede Bad Cat unter technischer und gesamtverantwortlicher Federführung von CEO Peter Arends steht der erste Bad Cat nach dem Relaunch zum Test zur Verfügung. Kannte man Bad Cat hierzulande bislang eher im Bereich von bluesig-rockigen Sounds, wird mit dem Lynx nun ein auf Metal getrimmter 50-Watter präsentiert. Die originäre Ton-DNA von Bad Cat schimmert durch, gleichzeitig lassen die Gain-Reserven und die Fokussierung auf tighte, fette Bässe und reichlichen, dabei kultivierten Höhen, gepaart mit unaufdringlichen Mitten kein Auge trocken. Kein Zweifel, welches Genre hier bedient werden soll. Diese Kombination verleiht dem Lynx auch die eigenständige Sound-Note. Der Ton behält trotz aller Verzerrung seine klare Artikulation und überträgt die Klangcharakteristika des eingehenden Instrumentes detailreich. Dabei ist der Lynx mit seinen zwei Kanälen und den Lo- und Hi-Gain-Modi tonal im harten Rock-Gewand zu Hause, gleichwohl dort flexibel.

Daumen auch hoch für die Ausstattung: Mit dem sensiblen Noise-Gate und umfangreicher Anschlussperipherie bleiben keinerlei Wünsche offen. Die Verarbeitung ist sehr gut und das Preis-Leistungsverhältnis kann überzeugen. Die 2×12-Extension-Box transportiert den Sound des Lynx adäquat und kann bei Gewichts- oder Platzbeschränkungen eine Alternative zur 4×12 sein, wobei der Lynx seine Metal-Qualitäten am besten an einer 4×12 ausspielen kann.

PLUS

  • eigenständige Sounds
  • Verarbeitung
  • Noise Gate
  • Preis/Leistung


(erschienen in Gitarre & Bass 09/2023)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. 1a Test und Beschreibung von Christian Tolle – ich geh da voll mit!

    Ich spiele das Lynx Head seit ein paar Monaten. Ich glaube, ich war einer der ersten in D, der eins hatte. Ich spiele allerdings kein Metall und komme aus dem Classic- und Bluesrock Bereich.
    Ich hab das Head in meinem Laden kurz angespielt (über eine 412er Engl) und war von Beginn an gefixed, was Tone, Ansprache und Dynamik betrifft. Im ersten Kanal sehr viel Wärme und Tiefe im Sound. Das ist großes Amp-Kino was der Peter Arends da geschaffen hat.
    Ich spiele den Bad Cat über mein Kunz 212 Half&Half Cab. Vermisse meine 412er nicht.

    Toller Amp, den man mal anspielen sollte 😉

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