(Bild: Dieter Stork)
Wenn ein Konsolenhersteller Effektpedale im Bodentreterformat für Gitarristen anbietet und hierbei Originalbauteile und Schaltkreise verwendet, sollte man aufhorchen. Hier gibt es schließlich „Wissen aus erster Hand“.
Automated Processes Incorporated, kurz API, dominiert seit 1969 neben Herstellern wie Neve, Universal Audio und Solid State Logic SSL den Markt im Bereich der High-End-Studiotechnik. Die in Maryland ansässigen Amerikaner sind weltberühmt für ihren „2520 OP Amp“, der in vielen hochwertigen Kanalzügen alter Konsolen die Signalverstärkung und -aufbereitung übernimmt. Der im Jahre 1983 entworfene 2510 Operationsverstärker-Schaltkreis, welcher neben einer 2520er Ausgangsstufe als Herzstück in dem uns hier zum Test vorliegenden API TranZformer GT verbaut ist, kann als ähnlich legendäre aber einfachere Variante des originalen 2520 Designs verstanden werden und verrichtet seine Arbeit ebenfalls in diversen aktuellen API Produkten.
konzept
Der API TranZformer GT entspricht vom technischen Design her weitestgehend dem API 525 „feedback Compressor“ mit zusätzlicher induktionsspulenbasierter Dreiband-Klangregelung, wie man sie ganz ähnlich in den alten API 553 Studio Equalizern findet. Der Hersteller fusioniert hier allerdings nicht nur zwei altbekannte und bewährte Schaltkreise, sondern ergänzt deren Funktionsumfang um eine integrierte D.I. Box mit trafo-symmetriertem XLR Ausgang – selbstverständlich komplett mit Ground-Lift- und Phase-Reverse-Schalter.
Zudem wird durch drei für Effektpedale typische Fußtaster zum Aktivieren und Deaktivieren der einzelnen Funktionen des Pedals sichergestellt, dass der TranZformer GT ganz hervorragende Dienste auf dem Pedalboard des geneigten Gitarristen leisten kann.
das ding ist riesig!
Wir haben es hier also mit einem Preamp/Booster-Kompressor-Equalizer-Dreifach-Pedal zu tun und wie man sich sicherlich vorstellen kann, brauchen diese Bauteilgruppen Platz im Gehäuse des Pedals. Da API Originalbauteile und Schaltkreise aus alten Konsolen verspricht, darf es nicht verwundern, dass der TranZformer GT tatsächlich nicht sonderlich kompakt gebaut werden kann. Die Abmessungen und auch das Gewicht weit oberhalb der Norm erschrecken zunächst einmal, aber wie sich im Laufe der Vergleichstests der vergangenen Monate in diversen Studios herausgestellt hat, kann API mit herausragender Qualität punkten, wenn es um das Wesentliche geht.
klang und funktion
Der TranZformer GT wird, wie bei normalen Overdrive und Kompressor Gitarreneffektpedalen üblich, mit einem Klinkeneingang in mono via Instrumentenkabel mit der Gitarre verbunden und reicht das bearbeitete Signal sowohl an der unsymmetrischen Klinkenbuchse, als auch an der symmetrischen XLR Buchse weiter an den Amp oder nachfolgende Pedale, das Mischpult oder Recording-Interface. In einer Homerecording-Situation ließe sich hier also ganz prima eine trockene, aber klanglich sehr aufbereitete D.I. Spur der Gitarre parallel zum eigentlichen Verstärkersignal abzweigen.
Mit einem beherzten Tritt auf den mittleren Fußtaster lässt sich der Hardware-Bypass des unsymmetrischen Ausgangs betätigen und der TranZformer verschwindet nahezu unhörbar aus dem Signalweg. Vorbildlich.
Dieser für Effektpedale typische „True Bypass“ ist allerdings nur für den unsymmetrischen Ausgang gedacht; ein am D.I. Out anliegendes Signal wird bei der Betätigung dieses Tasters nämlich bauartbedingt stummgeschaltet.
Die anderen beiden Taster schalten den Kompressor sowie den Equalizer an und aus, und dass diese Konfiguration so tatsächlich Sinn ergibt, bemerkt man schon beim ersten schnellen Ausprobieren …
In den ersten Sekunden eines Tests entscheidet sich ja oftmals viel und sofern der „Wow-Factor“ stimmt, ist ein Gear-Junkie wie ich sehr schnell mit Begeisterung dabei. Hier war es anders: Sowohl an meinem clean eingestellten Marshall JTM 45, als auch am Diezel VH4 oder am Laney GH100R gefällt zwar der Bypass sofort – da lässt sich API nicht lumpen – allerdings prahlt der TranZformer nicht gleich muskulös mit seinen Stärken, sondern verhält sich sehr zurückhaltend und kultiviert in allen drei Funktionen, sobald das Gerät aktiv im Signalweg ist.
Der Eingang ist schnell übersteuert, selbst mit einer 1952er Telecaster mit sehr leicht gewickeltem 5-kOhm-Stegpickup ist es nicht gerade einfach, dem „Red Light Modus“, also der andauernd rot leuchtenden Clipping LED, zu entkommen. Was ist hier falsch? Na dann stelle ich einfach erst mal den EQ und den Kompressor aus und suche nach dem richtigen Eingangs-Gain. „Klick, klick, klick!“ Der Gain-Steller reagiert, so wie ich es von einem API Produkt kenne und liebe mit einer feinen Rasterung. Damit lässt sich ein Ergebnis ganz schnell reproduzieren, sofern man die Klicks mitzählt.
Ich stelle verwundert fest, dass ich sogar nochmals eine kleine Schippe Eingangsempfindlichkeit nachregeln kann, bevor die böse Clipping LED wieder reagiert. Das klingt gut, ist aber nicht so wirklich ein Clean-Boost, wie ich ihn mir erhofft hatte. Wir erreichen hier kaum eine nennenswerte Signalverstärkung ohne hörbare und unschöne Verzerrung. Dann hören wir mal in den Kompressor rein und hoffen auf etwas mehr Handlungsspielraum.
Es stellt sich schnell heraus, dass die von API gewählten Einsatzpunkte, die man über den Sechsfach-Schalter einstellen kann, zwar relativ grob aber dennoch pragmatisch nutzbar sind. Die ersten beiden Stufen pumpen kaum, danach wird es je nach Signalstärke und Einstellung des Eingangs-Gains sehr schnell künstlich. Das macht aber gar nichts, denn der Klang der ersten beiden Positionen entschädigt hier vollends.
Nach der Betätigung des Equalizer-Tasters leuchtet es sofort wieder weihnachtlich. Aha, es liegt also an dem am Equalizer eingestellten Setting, dass der TranZformer hörbar in die unschöne Verzerrung geht. Die richtige Einstellung des Gain-Reglers wird daher auch immer in Abhängigkeit von der Equalizer-Kurve gefunden werden müssen. Eigentlich darf man sich nicht wundern, denn mit diesem Modul können sehr weite Bänder des Signals um bis zu 15 dB verstärkt werden und da sich die Bänder teilweise noch überlappen, werden spezifische Frequenzen nochmals verstärkt.
Hier hat uns API ein Werkzeug an die Hand und unter den Fuß gegeben, das einen ganz gewaltigen Wirkungsgrad hat und dennoch stets musikalische Ergebnisse präsentiert. Der EQ ist Weltklasse. Mit den drei interaktiven Bändern bei 200, 1500 und 5000 Hertz lassen sich etwaige Defizite der verwendeten Gitarre problemlos ausgleichen und auch kreative Klangergebnisse als auch mixdienliche Anpassungen des Eingangssignals im Studio können damit im Handumdrehen – vielmehr im Knopf- (R)umdrehen – erzielt werden.
Auch ein direkter Vergleich zu ähnlichen Produkten im Laufe der letzten Monate zeigte immer wieder auf, dass API hier die Nase weit vorn hat. Hierzu sei angemerkt, dass dieser Testbericht nicht nur ein flüchtiger Blick auf den TranZformer GT ist, ich besitze tatsächlich einige Exemplare dieser Geräte und benutze sie ständig.
(Bild: Dieter Stork)
alternativen
Die JHS Pedals „Colour Box“ ist eine vertretbare, günstigere Alternative mit weniger Funktionsumfang und Neve-1073- ähnlicher Klangfarbe. Das Pedal ist allerdings nicht ganz in der selben „Umlaufbahn“ wie der API TranZformer GT.
resümee
Wer auf der Suche nach einem hochgradig professionell klingenden Equalizer und einer studiotauglichen D.I. Box ist, wird hier allemal fündig. Aus der Sicht eines Gitarristen, der erstklassige Recording-Sounds erzielen möchte, ist das Preis/Leistungs Verhältnis des API TranZformer GT sogar als hervorragend zu bewerten. Hier fällt es sehr schwer, vergleichbar hochwertige Produkte in ähnlichen Preisklassen anderer Hersteller am Markt zu finden. Als reine Spielerei auf dem Pedalboard ist das Gerät allerdings fast ein bisschen zu schade, da man leider in traditionellen Gitarren-Rigs die wirklich gut klingende, symmetrierte Ausgangsseite des API gar nicht benutzen könnte.
PLUS
• Funktion als Recording Preamp
• Preis/Leistung
• Qualität des Equalizers und der D.I. Box
MINUS
• Größe und Gewicht
• sehr leicht zu übersteuern
Das Manual und was nicht zwischen den Zeilen steht
Nun muss ich leider doch etwas schimpfen mit dem Hersteller oder vielmehr möchte ich hier etwas ergänzen, das weder in der Bedienungsanleitung, noch in diversen YouTube-Videos, noch bei der Produktpräsentation des TranZFormer GT auf der Hersteller-Homepage überhaupt angedacht wird. Im Rahmen von Vergleichstest habe ich den TranZformer auch stets als Alternative zum API „The Channel Strip“, einem 19-Zoll Studio-Modul für weit über 3000 Euro, ausprobiert und mit diversen aktuellen Amp-Modelern von Herstellern wie Line 6, Kemper, Mooer etc. benutzt.
Hierbei hat sich ganz schnell herausgestellt, dass der TranZformer eine (jetzt nicht mehr so ganz geheime) Waffe beim Recording mit besagten Geräten sein kann. Sofern man ihn HINTER dem digitalen Amp-Modeler und vor der Recordingkarte platziert und den durch einen 2520er OP-Amp verstärkten und trafo-symmetrierten Ausgang des Gerätes benutzt, passieren erstaunliche Dinge.
In dieser Funktion zeigt sich der TranZformer GT als absoluter High-End-Recording-Preamp und genauso benutze ich derzeit drei dieser Module und bin restlos begeistert von den Möglichkeiten und klanglichen Ergebnissen. Unter Umständen möchte API diese Funktion nicht aktiv bewerben, weil man die durchaus berechtigte Befürchtung hat, dass sich das auf die Umsätze bei den hochpreisigen Produkten auswirken könnte – und ich komme jetzt als Schreiber dieser Zeilen in die siebte Vorhölle des Jazz.