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Test: Alvarez RS26BG/ RS26NBG
von Guido Lehmann, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Dieter Stork)
Eine der zentralen Fragen für einen Gitarren-Neuling lautet: Auf was fange ich an? Konzert-, Western-, oder gar E-Gitarre?
In der Regel – und das ist auch gut so – fällt die Entscheidung zwischen Nylon- und Stahlsaite, also Konzert- oder Westerngitarre. Und da kommt nun Alvarez daher, und bietet beides mit (fast) identischem Korpus und Design zur freien Auswahl an. Gute Idee. Die Modelle entstammen der Regent School Series, wurden in St. Louis, USA, entworfen, in China produziert und kommen in sehr ansehnlichen Gigbags zum aufstrebenden Newcomer.
klassik vs. western
Wir haben hier recht kleine, handliche Gitarren vor uns – die Korpusgröße liegt irgendwo zwischen Triple-0 und Parlor und die kurze Mensur von 596 mm tut ihr Übriges. Beide Bodies bestehen jeweils aus einer massiven Sitka-Fichtendecke und Seiten und Boden aus laminiertem Mahagoni. Der einzige Unterschied besteht in der Deckenbeleistung: Wo beim Nylon-Modell ein spanisches Fächer-Bracing für die nötige Statik sorgt, ist es bei der Steelstring ein Scalloped-X-Bracing.
Die Stege unterscheiden sich natürlich modellbedingt und sind – wie auch die Griffbretter – aus einem Cites-neutralen Material namens Techwood, das die Palisander-Recourcen schonen soll. Gut so. Die beiden Mahagonihälse sind jeweils am 14. Bund angesetzt und bieten 20 wirklich sauber eingesetzte und polierte Bünde. Die Steelstring punktet auch noch mit Dot-Inlays zur Orientierung.
Der Konzertgitarrenhals ist natürlich arttypisch deutlich breiter (46,1 mm am Sattel) als der Steelstring-Neck (41,6 mm). Die Saiten ruhen auf Stegeinlage und Sattel aus synthetischem Knochen und lassen sich über die qualitativ tadellosen No-Name-Mechaniken bestens stimmen. Es sei noch vermerkt, dass das Stahlsaiten-Modell über zwei Gurtpins verfügt, die Konzertgitarre dagegen nicht.
Das Finish der Alvarez Geschwister kann man nur als sehr gelungen bezeichnen. Zargen, Boden und Hals sind offenporig mattiert, die Decken in Burgundy Satin sorgen für den eigenständigen Look der RS26-Twins.
(Bild: Dieter Stork)
einsteigergerecht
Was ist für einen Einsteiger wichtig, bzw. von Vorteil? Auf jeden Fall die Kompaktheit der Instrumente und insbesondere die kurze Mensur, die dem Rookie allzu heftige Fingerspreizungen erspart. Auch wichtig: Die Werkseinstellung – eine gute Saitenlage und Halsjustierung verhindern Saitenschnarren bei (noch) unsauberer Spieltechnik und lassen die Fingerkuppen nicht gar so schmerzen – besonders bei Stahlsaiten.
Und der Sound? Die Regent-School-Modelle liefern grundsolide typische Sounds, denen zwar die letzte Detailtiefe eines Profi-Instruments fehlen, mit denen man aber wunderbar arbeiten kann. Die Westerngitarre erfreut mit moderaten Bässen, frisch perlenden Höhen, guter Präsenz und beachtlichem Sustain. Dieser Klangcharakter punktet besonders bei Zupftechniken, die klar und mit deutlicher Ansprache zu Gehör kommen. Die Nylon-Kollegin klingt natürlich wesentlich milder, liefert aber durchaus eine ebenbürtige Lautstärke und Klangfülle.
(Bild: Dieter Stork)
resümee
Die beiden Alvarez sehen klasse aus und erfüllen mit ihrer Kompaktheit und der guten Werkseinstellung wichtige Kriterien für Einsteiger. Sie liefern die typischen Sounds ihrer jeweiligen Machart, kommen in einem soliden Gigbag – nach so einer „ersten Gitarre“ hätte ich mir früher alle zehn Finger geleckt.
PLUS
• Design, Finish
• Haptik, Spielkomfort
• Werkseinstellung
• gute Typen-spezifische Grund-Sounds
(erschienen in Gitarre & Bass 07/2019)
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