Ein Traum in Matcha Green

Teezeit mit Leo: G&L CLF Research L-1000 im Test

Anzeige
(Bild: Dieter Stork)

VON SC BIS OMG

Mit 4,1 kg ist das Gewicht solide, aber komfortabel tragbar, die Balance im Sitzen wie am Gurt ist perfekt. Perfekt ist auch die Einstellung ab Werk, und alle Einstellungen, die man selbst vornehmen kann, gehen leicht von der Hand. Die arretierbare Brücke beschrieb ich ja schon, die korpusseitige Fräsung für den Stahlstabzugang ist ausreichend groß für eine einfache Justage. Der Hals fühlt sich ausgesprochen gut an. Nicht nur fasst sich die Vintage-Gloss-Lackierung sehr angenehm an, auch das entgegen der Beschreibung auf der Webseite gar nicht mal so „slimme“ Profil mit gut 42mm Breite am Sattel liegt bestens in der Hand – wenn man denn Precis mag.

Auf dem Weg durch die Lagen fallen ein paar Side-Dots dadurch auf, dass sie etwas verschoben eingesetzt wurden. Das sollte in der Preisklasse nicht passieren, ist aber andererseits ein Zeichen dafür, dass da eben Menschen am Werk sind und ich finde es eher charmant. Am Amp angeschlossen kommt der Minischalter erst mal in Mittelstellung. So fungiert der Pickup als Einspuler, mit der entsprechenden, sich in Grenzen haltenden Empfindlichkeit gegenüber Einstreuungen. Mit aufgedrehten Reglern ist der Sound groß und klar, mit leichter Preci-Note. Das verwundert auch nicht wirklich, sitzen die Pole-Pieces doch exakt da, wo sie beim Preci auch zu finden sind, nur dass jede Spule hier alle Saiten abnimmt und der 2/2-Split nicht funktioniert. Tiefer ins (Leo-)Fender-Land führt die Parallelschaltung beider Spulen.

Anzeige

Nicht grundverschieden zum Singlecoil, aber frei von Einstreuungen und mit einem Sound an der Schnittstelle zwischen Preci und Stingray. Ein ganz eigenes Territorium nimmt der L-1000 dann mit der seriellen Schaltung ein. Die nennt sich bei G&L „OMG“ und modifiziert die bekannte Verdrahtung. Die Halsspule des Humbuckers wird der stegnäheren seriell zugeschaltet, bekommt aber gleichzeitig über einen parallel zur Spule befindlichen Kondensator die Höhen radikal gekappt. Klanglich hat das den Effekt eines heftigen Bass-Boosts, der den Ton mächtig aufbläst. Das kann je nach Anlage und Einstellung am Amp auch schnell zu mächtig werden, was aber mit dem Bassregler wieder eingefangen werden kann.

Es lohnt sich, die Regeleinheit interaktiver anzugehen: Mit deutlich reduziertem Bass (ca. halb auf) und noch etwas zurückgedrehtem Volume-Poti ist der Sound immer noch fetter und füllender, passt aber besser zu den anderen Schalterstellungen, wenn hier wieder weiter aufgedreht wird. Aber auch mit einer Spule oder im parallelen Modus kann der Bassregler für betont höhenreiche Klänge zurückgenommen werden. Das Treble-Poti verhält sich etwas anders als von den meisten passiven Höhenblenden erwartet, da neben dem üblichen Kondensator zum Abdunkeln auch noch ein Widerstand eingelötet ist. Der lässt den gefühlten Resonanz-Boost verschwinden, der passive Bässe nochmal richtig schön andicken kann. Dass das hier zugunsten einer glatteren Rücknahme der Höhen fehlt, ist Geschmackssache und wäre auch leicht zu modifizieren.

RESÜMEE

Gut 350 Pfund meiner favorisierten Teesorte Bünting Grünpack würde ich für die UVP des G&L CLF Research L-1000 aktuell kaufen können – daran hätte selbst ich eine ganze Zeit zu süffeln. Nicht wenig für einen Bass, der nicht allzu aufwendig in der Fertigung ist. Dafür bekommt man aber auch einen (fast) perfekt verarbeiteten und (komplett) perfekt eingestellten Bass mit exzellenter Bespielbarkeit und toller, überraschend flexibler Klangausbeute an der Schnittstelle zwischen Leo Fenders anderen großen Ein-Pickup-Bässen. Neben denen kann er absolut bestehen – zum persönlichen Test empfohlen!

PLUS

  • Optik
  • Bespielbarkeit
  • Bundabrichtung
  • Sounds
  • passiver EQ

MINUS

  • Side-Dots teilweise leicht verrutscht


(erschienen in Gitarre & Bass 04/2023)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.