Sobald Tech 21-Chef Andrew Barta den Lötkolben schwingt, wird man selbst bei altbekannten Effekten wie Chorus und Rotary-Speaker wieder hellwach. Denn diese Effektpedalschmiede aus den USA wusste bislang mit jedem neuen Produkt zu überzeugen.
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Und dass sich Tech 21 auch mit hybriden Effektpedalen bestens auskennt, haben das Hallpedal Boost R.V.B. und der Echotreter Boost D.L.A. im Test gezeigt. Signalweg und Klangregelung bleiben auch beim Chorus analog, der Effekt wird jeweils zugemischt. Und beim „Leslie-Emulator“ Roto-Choir kommt für den Overdrive die analoge SansAmp-Schaltung zum Einsatz.
Konstruktion von Tech 21 Boost Chorus und Rotochoir
Schmucke Grafiken zieren die stabilen Standardmaß-Druckgussgehäuse, die Reglerknöpfe sitzen auf Metallachsen, und die ebenfalls metallenen Klinkenbuchsen sind verschraubt. Der Bypass ist wie bei allen Tech 21-Pedalen elektronisch gepuffert. Auf einer sauber bestückten Platine bildet jeweils ein ungelabelter „Tausendfüßler-Chip“ den Mittelpunkt der Schaltung, welche ansonsten aus diskreten und SMD-Bauteilen besteht.
Das Batteriefach befindet sich gut erreichbar auf der Unterseite, wegen der Stromaufnahme von jeweils 50 mA sollte man jedoch besser ein 9 V DC-Netzteil verwenden.
Tech 21 Boost Chorus und Rotochoir in der Praxis
Sechs Regler sind für ein Chorus-Pedal blanker Luxus, bei Tech 21-Pedalen jedoch mittlerweile Standard. Das erste was man beim Boost Chorus zu hören bekommt, ist ein wunderbar warmes, organisches und trotz Mono-Ausgang räumliches Effektklangbild. Bei nicht gedrücktem Multi-Voice-Schalter und möglichst mittig eingestelltem Mix-Poti lassen sich mit den Reglern Tone, Speed, Pre-Delay und Depth etliche Chorus-Klänge bekannter analoger Vorbilder authentisch nachbilden, auch einige Flanger-Sounds sind dabei, sogar einzelne Slap-Back-Echos mit 50 ms. Die Bandbreite liegt zwischen extrem langsam bis hin zu Leslie-like schnell. Von flirrend crispen bis hin zu milden und weichen Höhen reicht das analoge Tone-Poti, und wenn man Mix voll aufdreht, hat man ein richtig gutes Vibrato-Pedal. Level am Vollanschlag erzeugt einen leichten bis kräftigen Boost, ideal für Soloparts. Drückt man den verheißungsvollen Multi-Voice-Schalter, schwimmt man sogleich in einem weiten Chorus/Ensemble-Meer. Lebendige Tri-Chorus-Sounds sind hier möglich, in Verbindung mit dem Pre-Delay-Regler lassen sich auch hier unzählige, und geschmeidig fett klingende Effektklänge einstellen, die ausgezeichnet mit Zerr-Sounds harmonieren.
Das RotoChoir-Pedal gehört zu den eindrucksvollsten Leslie-Speaker-Emulatoren auf dem Markt, was gewiss auch dem amtlich fett knurrenden analogen SansAmp-Overdrive zu verdanken ist. Die langsame Rotorgeschwindigkeit liegt fest, die Top-Speed lässt sich regulieren. Im normalen Betrieb simuliert das Pedal überzeugend ein Leslie 125, besser bekannt als Fender Vibratone. Stevie Ray Vaughan lässt hier grüßen! Im sogenannten Biamped-Modus wird ein Leslie 122 nachgebildet, mit getrennten, und auch separat an- und ablaufenden Hoch- und Tieftonrotoren. Auch dieses Modell klingt mit einer Gitarre phänomenal quirlig und fett, richtig groß! Ein analoger 2-Band-EQ und ein Positionsregler für das virtuelle Mikrofon steigern die Flexibilität dieses schwer empfehlenswerten Rotor-Pedals, und für den Mono- oder Stereo-Anschluss an Fullrange-Systeme bzw. für Direct-Recordings aktiviert man einfach mit dem linken Druckschalter eine qualitativ hochwertige SansAmp Speaker-Simulation. Die roten Status-LEDs beider Pedale lassen sich zwar aus allen Blickwinkeln gut erkennen, sie könnten jedoch gern heller leuchten. Die Position der schwarzen Druckschalter ist nur aus der Nähe ersichtlich, hier wären beleuchtete Schalter sinnvoller gewesen. Das RotoChoir kann auch in Effektwegen mit Line-Level und in Verbindung mit Keyboards benutzt werden, der Boost Chorus arbeitet ausschließlich als Vorschaltpedal sowie in FX-Loops mit niedrigem Pegel einwandfrei.
Resümee
Abseits ausgetretener Pfade hat Tech 21 hier zwei originelle Eigenkreationen geschaffen: Ein analog klingendes und sehr vielseitiges Chorus-Pedal mit regelbarem Pre-Delay, Ensemble-Schalter und Boost-Funktion, und einen quirligen Leslie-Emulator, der dank knurrendem Overdrive, zwei Rotor-Modi und zuschaltbarer Speaker-Emulation für Recordings flexibler als die meisten Mitbewerber auftritt. Die Pedale sind nicht billig, aber ihren Preis auf jeden Fall wert.