In der Liga der außergewöhnlich stark Zerrenden tritt nun TCs neuer Polizeihund auf den Plan, um aufgebrachter Ratte und bösem Heavy Metal Boss das Fürchten zu lehren …
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Wie seine TC-Kollegen MojoMojo und Dark Matter (siehe Test 09/2011) ist auch der Röttweiler ein analoger, ehrlich bypassender, 2-Band aktiv EQender Verzerrer mit schickem Design und Sound. Im Gegensatz zu seinen gemäßigteren Vorreitern ist der Gain-Bereich des neuen Alu-Hammerhead-Treters jedoch zwischen „meine Herren!“ bis „boaah!“ angesiedelt. Dabei fallen beim Hörversuch auf Anhieb drei Sachen positiv auf:
Das Rauschverhalten des TC Electronic Röttweiler ist durchweg im grünen Bereich, obwohl die Hi-Gain Stellungen des Dark Matter dahingehend eher etwas anderes hätten vermuten lassen.
Trotz Mega-Gain überschlägt sich der Sound kein bisschen und bleibt bis Gain-Anschlag auch im Bass schön definiert und schnittig.
Der allgemeine Klangeindruck:
In dieser entscheidenden Disziplin holt der Röttweiler alle 10 Punkte! Stehende, Oberton-überbrodelnde, natürliche und warme, aber dabei prägnante und durchsetzungsfähige Zerr-Ovationen erfreuen das Ohr ohne Unterlass (Sorry, ich konnte es leider nicht weniger spektakulär ausdrücken). Diese Kiste macht in allen Lagen richtig Spaß und suggeriert ein angekurbeltes Hi-Gain-Stack aus bestem Hause. Dank flachflankiger, aktiver Bass- (<500 Hz) und Treble-EQs (>1 kHz) ist die Anpassung an Gitarre und Amp schnell und wunschlos erledigt. Als eingeschlichene „Neuerung“ bieten die beiden EQ-Potis nun eine leicht einrastende, neutrale Mittelposition. Im direkten Vergleich zu ähnlich angesiedelten Grobis wie „Rat“ oder „MT-2“ muss man anerkennend nicken. Was man bislang mit alleiniger Transistor-Zerre für schwierig gehalten hat, geht hier locker von der Hand. Tiefe Staccati mit schneller Attack und dabei ordentlichem Ton sind kein Problem. Ein zwiespältiges Novum in der TC-Zerrer-Line ist der nun hörbare Unterschied beim Voice-Switch: Während bei den Vorgängern nur die Nuance eines Hauchs eines Unterschieds bei frisch gewaschenen Ohren zu erahnen war, wollte TC gemäß der bösen Ausrichtung dieses Pedals wohl nun etwas mutiger auftreten. Allerdings bietet der Voice-Schalter nun das andere Extrem: Die sich einstellende EQ-Kurve kann man vielleicht als etwas zu hohe, dafür aber ziemlich schmale Heavy-Badewanne beschreiben. Mit einem mächtigen Negativ-Peak bei etwa 1,1 kHz ist der Sound in dieser Einstellung für meine Ohren leider viel zu krass und eignet sich höchstens für synthetische Metal-Riffs in zugedröhnten Arrangements (wo sonst kein Platz mehr für „echte“ Gitarre wäre). Was genau TC bei dieser Sound-Option im Sinn hatte, entzieht sich meiner Fantasie, jedoch schätze ich die Entwickler so ein, dass es vielleicht doch einen praktischen Nutzen für diese Einstellung gibt. Ich tippe auf Death-Metaller mit Vollahorn-Tele und 8er Edelstahl-Saiten. Dieses kleine Fragezeichen soll aber nicht davon ablenken, dass wir es hier ansonsten mit einem sehr feinen Pedal zu tun haben, welches nicht nur in dieser Preiskategorie ebenbürtige Mitstreiter sucht.
Resümee
Wie der erfahrene Leser wahrscheinlich schon mitten auf den Zeilen herausgelesen hat: Das Pedal ist gekauft! Authentische Ansprache und ebensolcher Ton stellen sich über verschiedenste Amps spontan ein. Dabei ist das Einsatzgebiet nicht nur auf Metaller beschränkt, sondern auch klassischer Hardrock ist eine Domäne des Dänen. Die schier ungezügelte Kraft dieses aggressiven „Listenhundes“ sorgt garantiert für Durchsetzungskraft, egal ob Live oder im Mix, egal ob Riff, Solo oder Geschreddertes – das Teil kann was!
Bleibt einzig und allein die Frage, ob sich nicht noch ein besserer Name für das schöne Biest gefunden hätte.