TC Electronic Rebelhead RH750 im Test

Anzeige
Bass-Topteil von TC Electronic, schwarz
(Bild: Dieter Stork)

 

Die „Bass Amp 2.0“ Familie hat Zuwachs bekommen – und zwar mächtig imposanten. Der jüngste Spross ist gleichzeitig der stärkste der Brüder. Zu dem im Mai 2009 bereits vorgestellten RH450 gesellt sich nun der RH750 mit mehr Leistung und erweiterten Features.

Anzeige

 

 

Mit den Abmessungen eines Aktenordners kann hier von groß eigentlich nicht wirklich die Rede sein. Kompakt ist er und sieht auch ziemlich schick und futuristisch aus. Star Trek wird den Designern wahrscheinlich kein Fremdwort gewesen sein. Mal sehen, ob die Technik da mithalten kann.

 

Ausstattung des TC Electronic Rebelhead RH750

Beginnend mit dem Frontpanel begegnet uns ganz links zunächst die Input-Buchse, deren Eingangspegel vom benachbarten Gain-Poti gesteuert wird. Dessen Range ist so weit, dass getrost auf getrennte High- und Low-Buchsen verzichtet werden kann. Sollte man pegelmäßig mal zu weit gehen, wird man von der angrenzenden Peak-LED vor drohendem Clipping gewarnt. Soweit so gut!

Weiter geht’s mit der sogenannten Tone-Control. Hierbei handelt es sich um vier weitere Potis, die jeweils Bässe (Center-Frequenz 200 Hz), untere Mitten (CF 400 Hz), obere Mitten (CF 800 Hz) und Höhen (CF 4000 Hz) regeln. Und die haben’s in sich: Jeder Einzelne hat nämlich einen Gain-Bereich von -24 bis +15 dB. Da kann man schon ordentlich was mit verbiegen!

Kommen wir zu den etwas unkonventionelleren Reglern. Der erste nennt sich „Spectracomp“ und ist, wie der Name schon andeutet, ein Kompressor. Aber kein stinknormaler, wie man ihn sonst als Add-On bei Bassverstärkern findet. Der hier trennt den kompletten Frequenzbereich in Bässe, Mitten und Höhen auf und komprimiert diese getrennt von einander. Dies soll einen über das gesamte Frequenzspektrum ausgewogeneren Sound zu Folge haben. Klingt vielversprechend! Bin gespannt, wie das im Praxistest so tönen wird.

Der Zweite im Bunde der Unkonventionellen heißt Tubetone. Tube? Keine Röhre in Sicht! Aber Tubesound soll hier erzeugt werden. Und zwar wird hier die komplette Signalkette von der Vorstufe bis zur Endstufe simuliert. Auch interessant! Letztes Poti: Der Master, welcher selbstredend die Endlautstärke regelt. Etwas unscheinbarer, aber nicht minder interessant, befinden sich eine Etage höher noch fünf weitere Taster: MEM1/MEM2/MEM3 dienen zur Anwahl von Speicherplätzen, auf denen man seine zurechtgedrehten Sounds ablegen kann. Shift weist den Tone-Control-/Spectracompund Tubetone-Reglern weitere Funktionen zu, dazu später mehr. Mute sorgt für Ruhe. Und damit ist jetzt Schluss! Wird Zeit, das Aggregat mal anzuwerfen!

Halt, vorher noch ein kurzer Blick auf die Rückseite: Auch hier ist alles auf flexiblen Einsatz hin ausgelegt. Neben Boxen-(Speakon/Klinke-Kombibuchse) und Netz-Anschluss finden sich hier der serielle Effektweg, ein Aux-Eingang zum Zuspielen von Playbacks o.ä. (Cinch), ein Kopfhöreranschluss und für Aufnahmen ein Digital-Ausgang (AES/EBU). Da dieser, genau wie der auch auf der Rückseite platzierte D.I.-Ausgang als XLR-Buchse ausgeführt ist, ist der Digital-Ausgang mit einer Kappe verschlossen, sodass man im Bühnendunkel nicht versehentlich beide Buchsen verwechselt. So. Jetzt aber!

 

tc_rh_750_1
(Bild: Dieter Stork)

 

Der TC Electronic Rebelhead RH750 in der Praxis

Direkt nach dem Betätigen des Power-Schalters macht sich ein leises Lüftersummen bemerkbar, das aber nach dem ersten Ton wieder in Vergessenheit gerät. Als nächstes erwartet uns ein wahres Lichtinferno. An LEDs wurde hier definitiv nicht gespart! Jedes Poti, abgesehen vom Master-Volume, ist von einem roten LED-Kranz umgeben, der den jeweiligen Status anzeigt. Damit wird man selbst auf der dunkelsten Bühne wissen, was gerade Phase ist und kann ohne Blindflug eingreifen. Super! Und jetzt kommt der nächste Clou: Ein Stimmgerät ist auch noch inklu! Der gerade gespielte Ton wird, zusammen mit der Info ob zu tief oder zu hoch, während des Spielens angezeigt. Betätigt man jetzt noch den Mute-Taster, sorgt er neben seiner eigentlichen Aufgabe auch noch dafür, dass einem der LED-Kranz des Bass-Potis zeigt, wie weit man vom Optimum entfernt ist. Sehr gut! Bass ist nun gestimmt, eingepegelt, EQ erst mal in Neutralstellung und los geht’s!

Ui! Laut! Master auf 9:00 tut’s auch … 750W (RMS) machen halt ordentlich Alarm. Da sollte man immer im Auge haben, was gerade angeschlossen ist. So viel Leistung verträgt nicht jede Box. Doch zurück zum Thema: Der Sound ist sehr aufgeräumt und gut auflösend, ohne beigemengten Frequenznebel, klingt aber nicht steril. Für den erdigen Rocker, der einen im Bass- und Tiefmittenbereich auffüllenden Sound sucht, ist das eher nix. Frequenzmäßig wird alles wiedergegeben, was das Instrument so hergibt. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Das muss man halt mögen. Je nach Instrument und angeschlossener Box kann man aber noch ein bisschen finetunen. Ehrlich bleibt der Amp dennoch.

Bringen wir die Tone-Control mit ins Spiel, eröffnet sich uns ein sehr weites Spektrum an Möglichkeiten. Durch den weiten Gain- Bereich kann man hier nach Lust und Laune den Frequenzgang formen. Erstaunlicherweise klingt das Ergebnis selbst bei Extremeinstellungen immer noch sehr musikalisch, was alles andere als üblich ist. Kompliment an die Macher! Das hat man oft genug schon anders erlebt. Und der EQ hat noch mehr zu bieten: Wem die voreingestellten Center-Frequenzen nicht ganz zusagen, kann diese mit Hilfe des Shift-Tasters auch noch verschieben. Viel mehr kann man sich hier kaum noch wünschen …

Hören wir mal, was der Spectracomp für uns tun kann. Auf Linksanschlag startend bewegen wir uns langsam Richtung Rechtsanschlag. Anfangs werden nur Pegelspitzen im Zaun gehalten und je weiter man sich im Uhrzeigersinn bewegt, desto stärker wird das Signal lautstärke- und auch frequenzmäßig verdichtet. Hier trumpft der Multi- Band-Kompressor wirklich auf! Man kann die Tragfähigkeit der Töne nach oben hin wirklich krass erweitern, ohne dass die tiefen Saiten an Frische und Offenheit verlieren. Geslappte Töne kommen nun auch mit mehr Fundament daher. Damit lassen sich im Band-Kontext Frequenzlücken sehr gut schließen, Überbetonungen in den Griff bekommen und man macht sich am FOH definitiv Freunde! Wem das bis hier noch alles zu sauber klingt, der kann ja mal den Tubetone-Regler aufdrehen. Der fügt dem Signal noch ordentlich Obertöne, Sustain und ein bisschen Schmutz hinzu. Ganz vernachlässigt werden die Rocker also doch nicht. Klingt dafür, dass keine Röhre da ist, wirklich sehr gut, das Rennen macht im direkten Vergleich aber dennoch die vollwertige Röhrenschaltung – allerdings auch mit dem vollwertigen Gewicht solcher Rock-Aggregate … Letzter Regler, der noch unter die Lupe genommen werden muss, wäre der Tweetertone, den man via Shift-Taster aktiviert und am Spectracomp-Poti regeln kann. Der ist allerdings nicht als Tweeter-Simulation gedacht, sondern eher als von der Rückseite der Box auf das Bedienpanel verlegter Tweeter-Regler mit erweiterter Eingriffsmöglichkeit, da er nach unten weiter greift, als das bei Pegelstellern von Hochtönern in der Regel der Fall ist. Im Prinzip kann man sich das Ganze wie ein Presence-Poti vorstellen, das, je nach angeschlossenen Speakern, mal mehr mal weniger ausrichten kann. Wenn man das Signal jedoch über den trafosymetrierten Line-Out oder den Digital-Out abgreift, kann man hier die volle Bandbreite abrufen. Das Schöne daran ist ebenfalls, und das gilt nicht nur für dieses Poti, dass man seinen Status, zusammen mit allen anderen Reglern, vom Master mal abgesehen, auf einem der drei Speicherplätze ablegen kann. Die Lautstärke der einzelnen Presets untereinander kann man per Preset Level (Shift-Funktion des Tubetone-Reglers) abstimmen. Im Extrem bedeutet das: Vom Rockbass-Sound mit ’nem passiven Preci auf Funk-Sound mit Doublecoil und Aktivelektronik wechseln, mit optimalem Sound und ohne Pegelunterschiede, und das alles anhand eines Schalters. Wow! Das ist Flexibilität auf Abruf!

 

Resümee

Das handliche Köfferchen aus Dänemark kann man durchaus als Rundum-Sorglos-Paket bezeichnen. Mit den paar Reglern und ohne nerviges Menügeblätter ein so flexibles Werkzeug an den Start zu bringen, ist schon ’ne Ansage! Allen voran können die Tone-Control, der Spectracomp, der akkurate Tuner und natürlich die Speichermöglichkeit besonders auftrumpfen. Wer auf großen Bühnen unterwegs ist, nicht viel schleppen möchte, verschiedene Sounds in hoher Güte schnell und mit viel Leistung bereitstellen muss, könnte mit dem RH750 durchaus sein Glück finden!

 

Übersicht

Fabrikat: tc electronic

Modell: Rebelhead RH750

Typ: E-Bass-Verstärker, Topteil

Herkunftsland: Thailand

Technik: Transistor mit Class-D-Endstufe

Leistung: 750 W an 4Ohm

Gehäuse: Aluminium Chassis, Stahlgehäuse

Gehäuseausstattung: Tragegriff (seitlich); Lüftungsgitter links und rechts; Gummifüße

Anschlüsse: Front: Input; Rückseite: Netzbuchse; Speakerout (Speakon/Klinke-Kombibuchse), Remote In, Digital Out, Aux In, Preamp Out, Poweramp In, Line Driver Out

Regler: Front: Gain,Bass, Lo-Mid, Hi-Mid, Treble, Spectracomp, Tubetone, Mastervolume

Schalter/Taster: Front: Mem 1, Mem 2, Mem 3, Shift, Mute Rückseite: On/Off, Pre/Post für Line-Out

Effekte: Spectracomp

Einschleifweg: seriell

Besonderheiten: Tubetone; Tweetertone

Gewicht: ca. 4 kg

Maße: ca. 275 ¥ 290 ¥ 66 BTH/mm

Vertrieb: tc electronic

22335 Hamburg

www.tcelectronic.com

Zubehör: Netzkabel, Y-Kabel (Stereoklinke, 2¥ Cinch) optional: Schaltpedal zur Fernsteuerung

Preis: ca. 1100

 

Plus

  • Sound
  • Bandbreite
  • Ausstattung
  • Multiband-Kompressor
  • Handling

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.