Ob Michael Jackson, Bruno Mars, Chaka Kahn, Beyonce oder Snoop Dogg: Sie und viele andere haben schon unzählige Hits gelandet, die von einer großartigen Synth-Bassline gestützt werden. Höchste Zeit, sich einmal diesem Thema zu widmen, da es für viele Bassisten mittlerweile zum Tour- und Studio-Alltag gehört.
Synth-Bass, Tasten-Bass, Keyboard-Bass, also Bass, der mit einem Tasteninstrument oder Synthesizer erzeugt wird und nicht mit einem Acoustic-, Upright- oder E-Bass. Klingt erst mal, als wäre es die Aufgabe eines Keyboarders und nicht die eines Bassisten. Tatsache ist jedoch, dass seit geraumer Zeit bei Studio- und Livemusik-Produktionen die Rolle des klassischen Bassisten durch die eines Keyboard spielenden Bassisten ergänzt oder teilweise auch ganz ersetzt wird. Der charakteristische Sound von synthetisch – also künstlich – erzeugten Basslines in Hits wie z.B. Bruno Mars‘ ‘24kmagic’ oder Michael Jacksons ‘Thriller’ ist mit dem E-Bass nur sehr schwer zu erzeugen. Hinzu kommt, dass man sich, um diesen Sound mit einem E-Bass hinzubekommen, sehr gut mit sehr vielen Bass-Effekten auskennen muss und im günstigsten Fall auch noch Eigentümer dieser sein müsste.
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E-Bass-Effekte wie das Micro Synth von Electro Harmonix, das Digitech Bass Synth Wah oder der SYB-5 von Boss können relativ ähnliche Sounds erzeugen, jedoch macht sich hier sehr schnell durch Neben- und/oder Spielgeräusche bemerkbar, dass der Ton auf einem Saiteninstrument erzeugt wird. Auch den Basston über einen Zeitraum von vier Takten zu halten, ohne dabei eine Veränderung in der Dynamik oder dem Klangbild zu haben, ist auf dem E Bass – schon rein technisch – eine echte Herausforderung.
Klassische dicke und warme Sub-Bässe, wie man sie aus dem Drum & Bass, Dub oder Hip Hop kennt, kann man z.B. mit Oktavern wie dem OC-2 von Boss oder der DOD Meatbox erzeugen, allerdings gibt es auch hier deutlich hörbare Unterschiede zwischen E-Bass- und Keyboard-Sounds. Außerdem kommen solche Effekte in den tieferen Registern relativ schnell an ihre Grenzen. Die meisten Oktaver kommen irgendwo zwischen den Tönen D ( A-Saite, 5. Bund) und E (A-Saite 7. Bund) mit dem Tracking an ihr Limit. Die Grundtöne werden also nicht mehr richtig erkannt und es kommt zu Fehltönen oder auch „Glitching“. Bei Tasten-Bässen gibt es diese Limitierung nicht, es kann lediglich passieren, dass der erzeugte Ton so tief ist, dass er mehr gefühlt als gehört wird.
Warum sollte man also nicht einfach mit einem relativ handlichen Gerät auf Tour, in den Proberaum oder ins Studio gehen? Es muss ja nicht immer gleich ein Instrument mit einer kompletten Klaviertastatur sein. Da man in der Regel als Synth-Bassist sowieso eher in den unteren Oktaven agiert, gibt es mittlerweile eine große Auswahl an kompakten Geräten mit Tastaturen von zweieinhalb bis vier Oktaven Umfang. Synths dieser Kategorie, die man mittlerweile überall auf den Bühnen und in den Studios dieser Welt findet, sind zum Beispiel die folgenden 5 Geräte:
• Novation Bass-Station 2 (monophon, zwei Oszillatoren & ein Suboszillator, ca. € 400)
• Microkorg (polyphon, zwei Oszillatoren, ca. € 400)
• Moog Sub Phatty (monophon, zwei Oszillatoren, ca. € 900)
• Dave Smith Mopho (monophon, zwei Oszillatoren, ca. € 700)
• Arturia Micro Brute (monophon, ein Oszillator, ca. € 300)
Vier von den hier aufgeführten Synths sind monophon, was nichts anderes bedeutet, als dass man mit diesen Geräten immer nur einen Ton und nicht mehrere Töne gleichzeitig (Akkorde) auf der Tastatur spielen kann. Die einzige Ausnahme in dieser Liste ist der Microkorg von Korg, der neben Bass- und Leadsounds auch Orgel-, Streicher-, Clavinet- oder Rhodesähnliche Klänge mit an Bord hat, die entsprechend polyphon sind.
Bis auf den Micro Brute von Arturia haben alle hier aufgeführten Synths zwei Oszillatoren (Klangerzeuger), mit denen man einen zweistimmigen Sound kreieren kann. Mit einem Oszillator hingegen bekommt man nur einen einstimmigen Klang, was nicht zwangsläufig schlechter sein muss, da viele klassische Synth-Bass-Sounds einstimmig sind. Gute Beispiele hierfür sind der „808 Sub-Bass“ – zu hören in dem Song ‘Drunk in Love’ von Beyonce – oder klassische Sägezahn-Zerr-Sounds à la ‘Deeper Underground‘ von Jamiroquai. Bei letzterer Nummer wird der Sägezahn-Synth auch noch mit einem E-Bass und einer Gitarre gedoppelt – ein Produktionsmittel, das sehr häufig Anwendung findet und in den meisten Fällen zu einem enorm dicken und gewaltigen Resultat führt.
Alle hier aufgeführten Synthesizer liegen unter € 1000, drei von Ihnen sogar unter € 500, was die Anschaffung eines solchen Gerätes relativ erschwinglich macht. Spitzenreiter ist der Micro Brute für knapp € 300. Vergleicht man diesen Anschaffungswert mit dem von Effekten für den E-Bass, stellt man schnell fest, dass viele Effekte im selben Preisbereich liegen, so z.B. der Supersynth von Markbass oder der Micro Synth von Electro Harmonix. Jedoch hat man bei einem echten Synth im Gegensatz zu einem E-Bass-Effekt wesentlich mehr Möglichkeiten und Parameter, um den Sound zu formen. Das ist keinesfalls als Abwertung der E-Bass-Effekte gemeint, denn diese haben eine komplett eigene Klangfarbe und Soundgestaltung.
Ich persönlich stehe total darauf, was Leute wie Juan Alderete (Mars Volta, Juliette Lewis), Tim Lefebvre ( David Bowie), Doug Wimbish (Living Colour, Mick Jagger) oder Fredrik Wallin von Little Dragon aus ihren Effekten mit dem E-Bass herausholen. Es gab jedoch in den letzten Jahren immer wieder die Situation, dass ich persönlich als Sideman für diverse Künstler ganz bestimmte, durch den Produzenten vorgegebene Sounds liefern musste. Da die meisten Produzenten, mit denen ich bis jetzt gearbeitet habe, eben jene Synths im Studio bei ihren Aufnahmen verwenden, lag es für mich nahe, mir selber auch einen Bass-Synth anzuschaffen.
Sehr interessant ist auch die Kombination von E-Bass-Effekten, zum Beispiel Verzerrern, mit Synthesizern. Bass-Zerrer können das reine Synth-Signal mit sehr natürlich klingenden Obertönen anreichern, was dafür sorgen kann, dass sich der Synth im Gesamtbild der jeweiligen Musik besser durchzusetzten vermag und nicht nur im Sub-Bass-Bereich wahrgenommen wird. Ich persönlich habe dabei sehr gute Erfahrungen mit den Zerr- und Overdrive-Pedalen der Firma Darkglass gemacht. Sie klingen in meinen Ohren sehr warm und natürlich und geben so ganz automatisch dem Synth-Signal mehr Griffigkeit.
Auch Hall, Envelope Filter oder Delays sind oft genutzte Effekte, mit denen man seinen Sound auffrischen kann. Das Thema Kompression ist ein absolutes Muss für jeden Synth-Bass, da eigentlich alle Geräte nach oben hin auf der Tastatur lauter werden und diese Dynamik-Unterschiede oft musikalisch nicht unbedingt sinnvoll sind. Jedoch kann man sich hier auch auf den jeweiligen F.O.H.-Techniker der Band, das Aufnahmeprogramm oder das jeweilige Studio, in dem man gerade aufnimmt, verlassen, da alle drei Varianten eigentlich immer mit völlig ausreichenden Kompressoren ausgestattet sind. Auch ist es für den F.O.H.-Techniker während des Soundchecks wesentlich einfacher zu beurteilen, wann der Kompressor richtig arbeitet, als für den Bassisten, der ja in der Regel auf der Bühne steht und spielt. Deswegen würde ich das Thema Kompression beim Synth-Bass zumindest in einer Live-Situation dem Mann am Pult überlassen.
Im Großen und Ganzen stellen Synthies also für unser Bassistendasein eher eine Bereicherung als eine Limitierung dar. Natürlich gibt es Dinge, die ein E-Bass wesentlich besser kann als ein Synth und andersherum. Wichtig ist es, zu erkennen, wann welche Klangfarbe das entsprechende Resultat für den Song bringt. Es gibt einfach große Unterschiede zwischen einem Saiten- und einem Tasteninstrument, aber ich glaube, genau darin liegt der Reiz und die Bereicherung! [2932]