Im Gitarren-Amp-Business können nur wenige Marken auf so eine lange Historie zurückblicken. Gegründet 1935, war Supro quasi von Anfang an dabei. In den 1960er-Jahren hatte das Unternehmen eine Glanzzeit, die den heute legendären Ruf mitbegründete. Darauf basierend sind seit 2014 Replikas auf dem Markt. Und unser Testkandidat ist ein neues Modell in dieser Riege, und zwar eines mit Promi-Bonus, wie wir gleich erfahren werden.
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Das Programm von Supro ist bis dato beachtlich angewachsen, sprich der Black Magick hat eine Menge Brüder, ausschließlich Combos. In drei Serien: Die Retro Series umfasst sechs Modelle, fünf finden sich in der 1964 Reissue Series, und unser Testkandidat war dem Vernehmen nach das erste der Classic Series, zu der noch der sehr simple 1¥10″-Supreme gehört. Bezeichnend für alle ist die relativ schlichte, puristische Konzeption.
Nur wenige bieten mehr als einen Tone-Regler um die Klangfarbe zu verändern, zuweilen in zwei Kanälen, fast alle haben einen Tremoloeffekt zu bieten, häufig ergänzt durch den klassischen Röhren-Federhall. Röhre ist ein wichtiges Stichwort. Die Verstärker basieren wie die „antiken“ Vorbilder auf reinen Röhrenschaltungen, keine Halbleiter im Signalweg.
Nebenbei bemerkt hatten wir gleich nach ihrem Erscheinen die Modelle Dual-Tone, Coronado und Thunderbolt in einem Testbericht vorgestellt, siehe Ausgabe 03/2015. Um die Andeutung in der Einleitung aufzulösen, dem Black Magick eilt eine gewisse Mystik voraus, denn Vorlage für das Modell soll der angeblich heftig modifizierte Supro gewesen sein, den das Rock and Roll Hall of Fame Museum in Cleveland/Ohio von keinem Geringeren als Jimmy Page leihweise zur Verfügung gestellt bekam. Oha, Ehrfurcht, ich spitze jetzt schon die Ohren ;-).
Wenig ist mehr?
Wie hier beim Black Magick, verzichtet Supro bei den Replikas zum Teil auf die Röhrengleichrichtung. Halbleiterdioden für die Umformung von AC zu DC zu benutzen, ist einfacher und verursacht weniger Kosten. Vor dem Hintergrund steht wohl auch die Entscheidung, die im Aufwand übersichtliche Elektronik nicht wie früher frei auf Turretboards o. ä. zu kontaktieren. Platinenbauweise verbirgt sich statt dessen in dem stabilen Chassis.
Stilecht wird aber in der Endstufe der Retro-Röhrentyp 6973 verwendet, zwei Stück mit Kathodenbias. Marke Electro-Harmonix, wie auch die übrigen vier 12AX7. Die Ausstattung des Black Magick ist … na, ich sage mal überschaubar. Zwei im Grundsound unterschiedliche Eingangsstufen teilen sich einen Tone-Regler. Der Tremoloeffekt, abstimmbar in Speed/Geschwindigkeit und Depth/Intensität, kann auch über einen Fußschalter aktiviert werden.
Hinten an der Unterseite des Chassis sind 2 Lautsprecherausgänge zugänglich. Der 8-Ohm-Main-Ausgang füttert den internen 12″-Speaker (Typ BD12 by Eminence, custom-voiced), an die zweite Buchse darf ebenfalls eine Last von acht Ohm angeschlossen werden, wobei automatisch die 4 Ohm Wicklung des Ausgangstrafos aktiv wird.
Die Schallwand ist wie beim Tweed-Bassman von Fender von vorne am Gehäuse verschraubt. Meine wie stets penible Inspektion des Gehäuses und des Verstärkers ergab, dass der Black Magick sauber und einwandfrei verarbeitet ist. Mit einem klitzekleinen Abstrich in der Kür, weil das Lautsprecherkabel hinten drin lose rumhängt. Für technisch Interessierte: Als Koppelkondensatoren findet zum überwiegenden Teil der Typ MKS4 von WIMA Verwendung (metallisierte Polyester-PET-Kondensatoren).
Blues regelt
Es wird gleich Thema sein, was es mit der Verwandtschaft des Black Magick zu Jimmy Pages Supro auf sich hat. Vorher beleuchten wir die grundsätzlichen Fä- higkeiten des Combos: Solange man in cleanen Bereichen bleibt, unterscheiden sich die beiden Eingänge klanglich so wenig, dass es für die Praxis kaum eine Rolle spielt. Der Grund-Sound des Black Magick ist hier ausgewogen, tendenziell eher schlank in den tiefen Frequenzen, aber trotzdem voluminös.
Absolut schmeichelnd, gewissermaßen ideal für gepflegte Vintage-Strats, die an diesem Combo ihre Qualitäten in allen Facetten ausspielen können. Drahtig, aber nicht klirrend, mit viel Transparenz und einem gesunden Fundament im Bassbereich. Bringt die Gitarre einen holzigen Ton hervor, wird dieser optimal zur Schau gestellt.
Dank des schlanken Grundtimbres sind Gitarren mit fettem Ton – gemeint sind natürlich Humbucker-Paulas und Artverwandte – hier genauso gut aufgehoben. Die Klangregelung macht das, was man erwarten durfte: Nach rechts gedreht mehr Brillanz in den Höhen, weniger Bässe und untere Mitten; in Gegenrichtung dunklere Töne und mehr Volumen.
Damit sucht man im Grunde immer nur die für das jeweilige Instrument gerade günstigste Balance, eine regelrechte Klangformung ist damit – wie zu erwarten war – nur sehr bedingt machbar. (Wissen wahrscheinlich viele, ich sag‘s trotzdem: Abhilfe kann in solchen Fällen effektiv und preisgünstig ein Graphic-EQ-Pedal schaffen; erfüllt übrigens auch als Booster gute Dienste.) Variabilität entwickelt sich beim Black Magick auf einer anderen Ebene. Durch die Konzeption der Inputs.
Von den beiden Klinkenbuchsen spricht nur In 2 den betreffenden Kanal direkt an. Belegt man die andere Buchse, sind, wie die Beschriftung erklärt, beide Input-Sektionen parallel aktiv, d. h. man kann sie gegeneinander ausbalancieren und hat vor allem auch mehr Gain-Reserven zur Verfügung. Eine dritte Anwendung wäre beide Inputs zu belegen.
Dann sind sie ebenfalls parallel in Betrieb, aber man könnte z. B. mit einer A/B-Box zwischen ihnen hin- und herschalten. Wofür sollte das gut sein, fragt sich jetzt vielleicht der eine oder andere. Wenn die Kanäle doch eh ähnlich klingen, nur um zwei Lautstärken zur Verfügung zur haben? Na ja, man könnte damit zwei Signalwege mit unterschiedlichen FX-Pedal-Ketten an den Start bringen. Der Sinn der Sache liegt tatsächlich aber woanders.
Womit wir (endlich) zurück zu Jimmy Page kommen. Sein Museums-Supro dürfte als Mod vor allem eine Anhebung des Gain-Niveaus bekommen haben. Und dementsprechend wurde der Black Magick auch besonders „heiß“ konzipiert, ja, er soll sogar mehr Gain-Reserven haben als jeder andere Supro aus dem aktuellen Programm. Das zahlt sich aus. Der Combo kann wirklich ziemlich satten Overdrive erzeugen.
Sehr souverän, denn er agiert in der Röhrensättigung elegant, lässt Akkorde harmonisch erklingen und zeigt die Instrumentendetails bzw. spieltechnische Feinheiten deutlich auf. Die Overdrive-Verzerrungen schleichen sich zudem an der Grenze zu Clean ganz subtil in den Sound ein, bauschen ihn dann immer mehr auf, verdichten sich und lassen sich feinfühlig dosieren.
Selbst bei Vollaussteuerung geht die Klangbalance nicht aus dem Leim, was beweist, dass die Abstimmung von Gehäuse, Speaker und Amp gekonnt konzipiert wurde. Kompression erlebt man nur wenig, der Ton pumpt zwar ein wenig im Hörerlebnis, der Spieler erlebt dabei aber (stets) eine nicht zu stramme, aber doch stabile Gegenwehr.
Das Sustain der Gitarre wird also kaum bis gar nicht unterstützt. Die beiden Inputs grenzen sich nun, im Overdrive betrieben, klarer aber nicht gravierend voneinander ab. In 1 ist schlanker im Ton, zerrt daher auch nicht so dicht wie In 2. Jetzt bekommt auch der Gebrauch einer A/B-Box noch ein anderes Gewicht, insofern als man In 1 z. B. für Akkorde bzw. Begleitung nutzt und In 2 für Soli u.ä. aktiviert. Irgendwo habe ich über den Black Magick gelesen, er eigne sich auch perfekt für Heavy Blues oder Classic Rock. Na ja, na ja, da bekomme ich ein bißchen Bauchschmerzen.
Der Combo klingt nicht so offensiv und mächtig, dass ich unumwunden zustimmen könnte (Achtung, im Clip auf der Supro-Homepage spielt Guns-N‘-Roses-Gitarrist Richard Fortus den Amp mit einem Booster! Klingt deutlich anders als der Combo alleine.) Okay, mikrofoniert kann der Ton schon rocken, aber da steckt nicht ein Hauch von britischer Erdigkeit drin und als Spieler erfährt man den Sound nicht als druckig, sondern eher luftig.
Nimmt man ein Distortion-Pedal zur Hilfe ist das etwas anderes. Box of Rock von Zvex sage ich nur, dann knirscht der Black Magick ordentlich mit den Zähnen – hat aber nach wie vor nicht wirklich Druck. Auf jeden Fall empfiehlt er sich sehr für den anspruchsvollen Blues-Spieler und – wegen seiner harmonischen Akkordauflösung – zahmeres Musikmaterial wie OD-Comping à la Tom Petty und seinen jüngeren Erben. Also, alles gut. Nein, sehr gut! Zumal das weich pulsierende Tremolo zum guten Schluss auch noch für einen Pluspunkt sorgt.
Alternativen
Grundsätzlich gibt es in der Bauart viele alternative Kandidaten, zu viele um sie zu listen. Es kommen auf jeden Fall andere Supros in Frage, denn mit einem Booster vor dem Input ist man schnell auf dem gleichen Gain-Niveau. Auch alles was aus der Fender-Welt der kleineren Tweed-Modelle kommt, kann eine Alternative sein, wobei die oft nicht so feingliedrig zerren, wie der Black Magick. Das ist nämlich die Crux, dieser Supro ist schon speziell, ein Charakterkopf, im Detail mit eigener Sound-Prägung und Dynamik im Ton.
Resümee
Das Schlüsselwort zur Endabrechnung steht oben in der Überschrift. Der Black Magick ist im Sinne von Retro-Klangformung ein wahrer Ästhet. Feingliedriger harmonischer Overdrive und transparent warme Cleansounds, damit hebt er sich hervor. Obendrauf das Sahnehäubchen eines charmant schwebenden Tremoloeffekts. Anspruchsvolle Blues-Gitarristen – aber nicht nur die – sollten den Combo auf jeden Fall kennenlernen. Fazit: Nein, besonders kostengünstig ist der Black Magick angesichts der rationellen Platinenbauweise nicht, insgesamt gesehen muss man das Preis-/Leistungsverhältnis aber als marktgerecht gesund einstufen.
Plus
Sound
Dynamik, Transparenz
Zerrverhalten harmonisch
Darstellung d. Instrumentendetails
Tremolo-Effekt
geringe Nebengeräusche
Verarbeitung/Qualität
Hinweise zu den Soundfiles.
Für die Aufnahmen kamen zwei Mikrofone mit Großflächenmembran zum Einsatz, ein AM11 mit von Groove-Tubes/Alesis und ein C414 von AKG, nahe vor dem Combo platziert.
Die Clips wurden pur, ohne Kompressor o. jegliche EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt. Die Raumsimulationen steuert das Plug-In „Platinum-Reverb“ bei. Den Ton liefern eine Fender-CS-Relic-Strat-1956 am Steg auf-/umgerüstet mit einem Seymour-Duncan-JB-Humbucker im SC-Format sowie 1957-Signature-Les-Paul „Lee Roy Parnell“ aus dem Gibson-Custom-Shop.
Bedeutung der Buchstabenkürzel:
CR: Crunchsound, etwas mehr Gain als bei Overdrive.
OD: Overdrive, geringe Anzerrungen.
LP: Les Paul.
Clips #1 bis #8: Ich denke die Audio-Beispiele sind selbsterklärend. Einziger Hinweis meinerseits: Die stärker verzerrten Passagen entstanden durch ziemlich harte Anschläge. Der Black Magick schenkt in der Hinsicht nichts her, harter Hund. Aber der Ton entschädigt, oder?! Gerade bei Vintage-Strats und Artverwandten empfiehlt sich einen Booster vor dem Combo zu benutzen, um die Signale „heißer“ zu machen.
Clips #9 demonstriert unterschiedliche Gain-Intensitäten, die sich wohlgemerkt alleine durch den Einsatz des Guitar-Volume und die Input-Umschaltungen ergeben. Clip #10 bringt den Tremolo-Effekt in verschieden Einstellungen zu Gehör.
Clip #11 präsentiert mein Referenz-Riff“ (RefRiff), das ich mit jedem Test-Amp/-Distortion-Pedal einspiele, damit man den Charakter (die Verzerrungen selbst sind hier gemeint) der von uns getesteten Produkte quasi auf einer neutralen Ebene vergleichen kann.
Ich wünsche viel Vergnügen, und…, wenn möglich, bitte laut anhören, über Boxen, nicht Kopfhörer! ;-).
Mit dem Supro black Magick, den ich mir vor wenigen Tagen gekauft habe, bin ich sehr zufrieden. Allerdings war mir nach dem Kauf aufgefallen, dass es baubedingt zu einem Hitzestau im Ampgehäuse kommt, weil es keine Lüftungsschlitze gibt – meines Erachtens ein grober Konstruktionsfehler.
Ich habe daher mittig unter dem Tragegriff einen 5×5 cm großen Lüftungsausschnitt ausgesägt, und diesen mit einem 7×7 cm großem, weiß lackierten Stahl-Lüftungsblech abgedeckt (im Baumarkt für € 1.39 gekauft). Jetzt kann die heiße Luft aus dem Amp durch diesen Lüftungsauschnitt zumindest teilweise abziehen, und die auf der Platine verbauten Elektrolytkondensatoren werden wahrscheinlich wegen dieser kleinen Modifikation länger leben.
Mit dem Supro black Magick, den ich mir vor wenigen Tagen gekauft habe, bin ich sehr zufrieden. Allerdings war mir nach dem Kauf aufgefallen, dass es baubedingt zu einem Hitzestau im Ampgehäuse kommt, weil es keine Lüftungsschlitze gibt – meines Erachtens ein grober Konstruktionsfehler.
Ich habe daher mittig unter dem Tragegriff einen 5×5 cm großen Lüftungsausschnitt ausgesägt, und diesen mit einem 7×7 cm großem, weiß lackierten Stahl-Lüftungsblech abgedeckt (im Baumarkt für € 1.39 gekauft). Jetzt kann die heiße Luft aus dem Amp durch diesen Lüftungsauschnitt zumindest teilweise abziehen, und die auf der Platine verbauten Elektrolytkondensatoren werden wahrscheinlich wegen dieser kleinen Modifikation länger leben.