Smart und pur

Spuckt große Töne: Genzler Magellan 350 im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Schon mit Genz Benz war Jeff Genzler weit vorne dabei, Bassistinnen und Bassisten das Leben mit kleinen, leistungsstarken Bass-Topteilen buchstäblich leichter zu machen. Nach der Übernahme der Firma durch Fender dauerte es leider nicht lange, bis die Fertigung eingestellt wurde.

Zum Glück hat sich Jeff davon nicht bremsen lassen und entwickelt seit einigen Jahren unter seinem eigenen Namen wieder praxisnahes Equipment, von dem wir das kleinste Topteil unter die Lupe nehmen wollen.

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(Bild: Dieter Stork)

AUFBAU

Dem Karton entnehme ich einen handlichen, soliden Verstärker in einem schicken Metallgehäuse mit übersichtlich aufgebauten Bedienelementen. Die Vorstufe des Magellan 350 ist dem schon getesteten Magellan Pre ähnlich, aber nicht identisch. Der Input ist mit einem Megaohm Empfindlichkeit hochohmig genug, um alle Feinheiten passiver Bässe einzufangen. Mute schaltet den Amp auf Knopfdruck stumm, am Volume-Regler kann das Eingangssignal an den FET-Preamp angepasst werden, eine Clip-LED hilft beim Einpegeln. Diese und die anderen LEDs sind alle leicht versenkt in einer Rille quer über die Verstärkerfront platziert – hübsches Detail! Der High Pass des Pedals, sehr praktisch, um im Basskeller aufzuräumen, wurde aus Platzgründen eingespart.

Abgespeckt zeigt sich auch die Contour-Regelung. Es gibt immer noch schaltbar zwei Preshape-Kurven, die sich aber einen Intensitätsregler teilen. Einen Ausschalter gibt es nicht, dafür muss besagter Regler auf null gedreht werden. Die folgende Klangregelung bietet Zugriff auf die Bässe bei 75 Hz, die Höhen bei 6 kHz und dazwischen die semiparametrischen Mitten, deren Einsatzfrequenz in einem recht weiten Bereich zwischen 150 Hz und 3 kHz festgelegt werden kann und die dann wie Bässe und Höhen um bis zu plus/minus 15 dB verändert werden können.

(Bild: Dieter Stork)

Master Volume regelt die Ausgangslautstärke, darüber sitzt die Netzleuchte. Der zugehörige Netzanschluss nebst Netzschalter auf der Rückseite nimmt einen Kaltgerätestecker auf. Über die Spannung muss man sich keine Gedanken machen, das Schaltnetzteil des Amps arbeitet automatisch mit allem zwischen 100 und 240 Volt bei 50 oder 60 Hz, der Welttournee steht also nichts im Wege. Zwei Neutrik-Speakon-Buchsen sorgen für den zuverlässigen Anschluss der Lautsprecherkabel.

Der als große Klinkenbuchse ausgeführte Aux-In kann ein Signal bis Line-Level verarbeiten und gibt dieses direkt auf den Master-Regler, die Anpassung zur Lautstärke des Basssignals muss also am Zuspielgerät passieren. Ebenfalls als große Klinke ausgeführt ist der Kopfhörerausgang. Hier kommt das Aux-Signal stereo an, wenn es denn entsprechend per TRS eingespielt wird. Mit einem normalen TS-Klinkenkabel ist das Signal mono, für die Wiedergabe über Speaker wird so oder so auf Mono gemischt.

Am Direct-Output kommt davon nichts an, sondern nur der reine Bass. Per Minischalter kann ausgewählt werden, ob das elektronisch symmetrierte Signal auf Line- oder Mikrofonpegel ausgegeben wird, ein Ground-Lift zum Aufheben von Brummschleifen kann zugeschaltet werden, und zu guter Letzt hat man noch die Wahl, das Signal Pre-EQ direkt oder Post-EQ inklusive Contour und Klangregelung, aber Master-unabhängig abzugreifen. Sehr praxisnah ist die Sicherung gegen Phantomspeisung, so kann der XLR-Ausgang nicht versehentlich gehimmelt werden.

Praxistest und Resümee auf Seite 2

(Bild: Dieter Stork)

SMART UND PUR

Eine spannende Frage bei Klein- und Kleinst-Bass-Topteilen ist immer, wie laut der Lüfter denn ist. Neben dem eigentlichen Lüftergeräusch ist es oft der Luftweg, der hier entscheidenden Anteil hat. Hier zeigt sich der kleine Genzler souverän und glänzt temperaturgesteuert mit absoluter Laufruhe.

In der neutralsten Einstellung geht es dann in die Praxis, mit den nicht einrastenden Klangreglern auf 12 Uhr und ohne Contour. Der Ton ist sauber und aufgeräumt, dabei griffig und warm – im positiven Sinne nicht komplett neutral. Hier kann die Klangregelung mit musikalischen und immer nutzbaren Ergebnissen ansetzen. Der Bassregler greift fett, aber trocken ins Geschehen ein, Treble rundet angenehm ab oder setzt den Bass mit gläsernem Knack in Szene – und bleibt dabei so gut wie rauschfrei. Die Mitten haben eine praxisnahe und beherrschbare Bandbreite von Punch über Growl bis zu deftigem Attack, können aber genauso gut bei Absenkungen stressende Frequenzen rausziehen. Damit fühle ich mich schon flexibel aufgestellt, da kommt die Contour-Regelung fast als Bonus.

Die bekannte Preshape-Smiley- oder Badewannen-Kurve, von Trace Elliot in den Achtzigern der Basswelt beschert, bietet Contour Curve A. Ist bei manchen Amps die Anhebung von Bässen und Höhen bei gleichzeitiger Absenkung der Mitten etwas zu plakativ geraten, so zeigt sich bei Genzler, dass auf eine sinnvolle, musikalische Abstimmung Wert gelegt wird.

Die Kurve ist weniger extrem gewählt, dazu ist sie stufenlos und fein regelbar. Auf Maximum wird dann der typische Instant-Slap-Sound erreicht, der natürlich auch für Tapping oder Plektrumbearbeitung etc. taugt. Das Gegenteil erreicht man mit Curve B, wo die Mitten breitbandig nach vorne geschoben werden, bei gleichzeitigem leichten Beschnitt in den Tiefstbässen.

Auch diese Variante ist dank stufenloser, feiner Regulierbarkeit flexibel einsetzbar, außerdem kann ja noch frei mit dem EQ kombiniert werden. Dass die einzige Möglichkeit, die Konturkurven aus dem Spiel zu nehmen, darin besteht, den Shape-Regler ganz herunterzudrehen, ist zu verschmerzen, auch wenn das Um- und/oder Ausschalten per Fußschalter das Feature noch nutzbarer machen würde. Ich hatte meistens den Regler auf ca. zehn Uhr und dann nach Gusto zwischen den Kurven umgeschaltet.

Im Universum der Class-D-Amps sind 350 Watt eher am unteren Ende der Leistungsangaben angesiedelt, über Untermotorisierung muss man sich beim Magellan aber keine Sorgen machen. Mit ausreichend Membranfläche hatte ich keine Probleme, in hohe Lautstärkebereiche vorzudringen. Da umgeschaltet werden kann, ob die volle Leistung an 4 Ohm abgegeben wird, oder an 2,67 Ohm, was einem Zusammenschalten von drei Acht-Ohm-Boxen (oder einer Vier- und einer Acht-Ohm-Box entspricht), lässt sich schon einiges an Luft bewegen.

RESÜMEE

Das Genzler Magellan 350 Top glänzt auf ganzer Linie durch seine solide, praxisgerechte Konstruktion mit einem sehr gut arbeitenden Equalizer als Herzstück. Solange keine Verzerrung gewünscht ist, für die man auf den größeren 800erBruder zurückgreifen müsste, lässt sich der Sound mit EQ und Contour an den persönlichen Geschmack, die Band oder das Instrument sauber anpassen, mit musikalisch und auch in der Leistungsausbeute überzeugenden Ergebnissen.

Dazu machen Aux-In und Kopfhörerausgang den Amp zum perfekten Übungspartner zuhause und unterwegs, während der DI-Out beste Sounds an die Anlage oder das Interface liefert. Die Kombination aus gutem Engineering des Teams um Jeff Genzler und der Fertigung in einer sonst auf High-End-HiFi spezialisierten taiwanesischen Fabrik ergibt auch dieses Mal eine klare Antestempfehlung!

PLUS

  • Sound
  • EQ
  • Contour
  • Anleitung
  • stabile Bauweise
  • Nebengeräuschverhalten
  • Leistung


(erschienen in Gitarre & Bass 08/2024)

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