Smart und pur
Spuckt große Töne: Genzler Magellan 350 im Test
von Jogi Sweers, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Dieter Stork)
SMART UND PUR
Eine spannende Frage bei Klein- und Kleinst-Bass-Topteilen ist immer, wie laut der Lüfter denn ist. Neben dem eigentlichen Lüftergeräusch ist es oft der Luftweg, der hier entscheidenden Anteil hat. Hier zeigt sich der kleine Genzler souverän und glänzt temperaturgesteuert mit absoluter Laufruhe.
In der neutralsten Einstellung geht es dann in die Praxis, mit den nicht einrastenden Klangreglern auf 12 Uhr und ohne Contour. Der Ton ist sauber und aufgeräumt, dabei griffig und warm – im positiven Sinne nicht komplett neutral. Hier kann die Klangregelung mit musikalischen und immer nutzbaren Ergebnissen ansetzen. Der Bassregler greift fett, aber trocken ins Geschehen ein, Treble rundet angenehm ab oder setzt den Bass mit gläsernem Knack in Szene – und bleibt dabei so gut wie rauschfrei. Die Mitten haben eine praxisnahe und beherrschbare Bandbreite von Punch über Growl bis zu deftigem Attack, können aber genauso gut bei Absenkungen stressende Frequenzen rausziehen. Damit fühle ich mich schon flexibel aufgestellt, da kommt die Contour-Regelung fast als Bonus.
Die bekannte Preshape-Smiley- oder Badewannen-Kurve, von Trace Elliot in den Achtzigern der Basswelt beschert, bietet Contour Curve A. Ist bei manchen Amps die Anhebung von Bässen und Höhen bei gleichzeitiger Absenkung der Mitten etwas zu plakativ geraten, so zeigt sich bei Genzler, dass auf eine sinnvolle, musikalische Abstimmung Wert gelegt wird.
Die Kurve ist weniger extrem gewählt, dazu ist sie stufenlos und fein regelbar. Auf Maximum wird dann der typische Instant-Slap-Sound erreicht, der natürlich auch für Tapping oder Plektrumbearbeitung etc. taugt. Das Gegenteil erreicht man mit Curve B, wo die Mitten breitbandig nach vorne geschoben werden, bei gleichzeitigem leichten Beschnitt in den Tiefstbässen.
Auch diese Variante ist dank stufenloser, feiner Regulierbarkeit flexibel einsetzbar, außerdem kann ja noch frei mit dem EQ kombiniert werden. Dass die einzige Möglichkeit, die Konturkurven aus dem Spiel zu nehmen, darin besteht, den Shape-Regler ganz herunterzudrehen, ist zu verschmerzen, auch wenn das Um- und/oder Ausschalten per Fußschalter das Feature noch nutzbarer machen würde. Ich hatte meistens den Regler auf ca. zehn Uhr und dann nach Gusto zwischen den Kurven umgeschaltet.
Im Universum der Class-D-Amps sind 350 Watt eher am unteren Ende der Leistungsangaben angesiedelt, über Untermotorisierung muss man sich beim Magellan aber keine Sorgen machen. Mit ausreichend Membranfläche hatte ich keine Probleme, in hohe Lautstärkebereiche vorzudringen. Da umgeschaltet werden kann, ob die volle Leistung an 4 Ohm abgegeben wird, oder an 2,67 Ohm, was einem Zusammenschalten von drei Acht-Ohm-Boxen (oder einer Vier- und einer Acht-Ohm-Box entspricht), lässt sich schon einiges an Luft bewegen.
RESÜMEE
Das Genzler Magellan 350 Top glänzt auf ganzer Linie durch seine solide, praxisgerechte Konstruktion mit einem sehr gut arbeitenden Equalizer als Herzstück. Solange keine Verzerrung gewünscht ist, für die man auf den größeren 800erBruder zurückgreifen müsste, lässt sich der Sound mit EQ und Contour an den persönlichen Geschmack, die Band oder das Instrument sauber anpassen, mit musikalisch und auch in der Leistungsausbeute überzeugenden Ergebnissen.
Dazu machen Aux-In und Kopfhörerausgang den Amp zum perfekten Übungspartner zuhause und unterwegs, während der DI-Out beste Sounds an die Anlage oder das Interface liefert. Die Kombination aus gutem Engineering des Teams um Jeff Genzler und der Fertigung in einer sonst auf High-End-HiFi spezialisierten taiwanesischen Fabrik ergibt auch dieses Mal eine klare Antestempfehlung!
PLUS
- Sound
- EQ
- Contour
- Anleitung
- stabile Bauweise
- Nebengeräuschverhalten
- Leistung
(erschienen in Gitarre & Bass 08/2024)
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