Motivierende Sounds

Spielgefährte mit vielen Talenten: Peavey Vypyr X2 Combo

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(Bild: Dieter Stork)

Für den Preis eines Boutique-Effektpedals hat Peavey mit dem Vypyr X2 ein Komplettpaket im Angebot, das nicht nur Einsteigern jede Menge Spielspaß verspricht. Bei all seinen Möglichkeiten wurde dabei auf eine möglichst analoge Bedienung geachtet, um schnell den passenden Sound aus dem kompakten Combo holen zu können.

Zum Einstieg eine Einordnung: Der X2 ist der mittlere Combo in Peaveys Vypyr-Linie, er kommt mit einer 40-Watt-Endstufe sowie einem hauseigenen 12“-Lautsprecher und kann damit auch in moderaten Band-Settings eingesetzt werden, der kleine X1 mit 20 Watt und 8“-Speaker zum Ladenpreis von 235 Euro ist eher zum Üben daheim konzipiert, der große X3 geht mit 100 Watt Leistung und ebenfalls einem 12-Zöller ins Rennen – und kostet dabei 399 Euro. Wir haben es hier also mit einem sehr Budget-freundlichen Trio zu tun. Eine weitere Besonderheit: Alle drei verstärken nicht nur E-Gitarren, sondern auch Acoustics und Bässe.

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AMP-AUSWAHL

Beim Erstkontakt mit dem Vypyr X2 fallen die LED-Kränze rund um die Potis ins Auge, die Nutzern konventioneller Amps mitunter etwas futuristisch vorkommen mögen. Sie haben aber den großen Vorteil, dass sie die Werte der jeweiligen Regler auch beim Soundwechsel sofort akkurat anzeigen – denn natürlich kann bei einem solchen digital gesteuerten Verstärker so gut wie jede Einstellung und Veränderung abgespeichert werden.

Bedienfeld mit umfangreichen Möglichkeiten (Bild: Dieter Stork)

Über drei große Potis lassen sich die Klänge und Optionen anwählen, der mittlere davon stellt als Sound-Zentrale insgesamt zwölf Amp-Modelle zur Verfügung. Je zwei davon kommen für den Einsatz mit einem Bass oder einer E-Akustik in Frage, bleiben also acht Models für die E-Gitarre, wobei Peavey vor allem auf Verstärker aus dem eigenen Hause, etwa den bekannten Modellen 6505 oder Classic 50, sowie weiteren firmeneigenen Brands wie Budda oder Trace Elliot setzt. Dazu kommen digitale Nachbildungen drei der populärsten Amps/Firmen der Musikgeschichte, die im Manual allerdings nicht genannt werden: „Twn“ ist „Classic California Clean“, imitiert also einen Fender Twin, „British“ ist der „Sound von Queen“, sprich ein Vox AC30, „Butcher“ eine moderne Version eines „britischen Stacks“, also ein Marshall-artiger Sound.

Neben der großen Auswahl bietet Peavey hier einen zusätzlichen Aspekt auf, über den die Vorlagen nicht immer verfügen: Jeder Amp ist mit drei Kanälen ausgestattet, die durch ein Drücken auf das Auswahl-Poti gewechselt und über farbige LEDs angezeigt werden. Rechts neben den großen Bedienknöpfen sitzen fünf kleinere, die die klassischen Regeloptionen eines Amps abdecken: Vorstufensättigung, 3-Band-EQ, Endstufenpegel. Das Quintett kontrolliert optional dazu die Settings der Effekte. Am Ende sorgt ein Master Volume für die Gesamt-Ausgangslautstärke.

EFFEKTE

Bis hierhin ist der Combo fast selbsterklärend. Und das bleibt auch erst mal so, denn die beiden anderen großen Potis auf der linken Seite sind ebenfalls verständlich beschrieben, wenn auch die abgekürzte Bezeichnung „Inst/Stomp“ vielleicht nicht auf den allerersten Blick Klarheit erzeugt. Hier lassen sich entweder Simulationen anderer Instrumente von der Acoustic über eine Sitar bis hin zum monophonen Synthesizer dem Eingangssignal überstülpen oder aber, konventioneller, aus einer Auswahl normalerweise vor einen Amp geschalteten Bodentreter, also Stompboxen, wählen. Die Palette reicht dabei vom Boost über ein Tube-Screamer-Modell bis zum Auto Wah. Ein Druck auf das Poti wechselt hier zwischen den beiden Typen der gleichen Lage.

Ähnlich verhält es sich mit „Effects“, nur dass hier eher Effekte angeboten werden, die man normalerweise im FX-Loop einschleift, etwa Chorus, Flanger oder ein Pitch Shifter. Dazu kommen ein Hall sowie ein Delay. In puncto Auswahl dürften also so gut wie keine Wünsche offenbleiben. Kleine Einschränkung: Nur zwei Parameter pro Effekt können verändert werden, beim Hall beschränkt es sich, wie bei konventionellen Amps auch, auf den Effekt-Anteil, beim Echo kommen neben dem Level und der Menge der Wiederholungen mit Tap-Tempo-Taster noch ein Bedienelement für die DelayZeit hinzu. Außerdem an Board: ein Tuner, Aux In, Kopfhöreranschluss, ein USB-Recording-Ausgang sowie ein Looper, der sich aber, und diese kleine Einschränkung sollte man in sein Budget einkalkulieren, nur mit dem separat zu erstehenden Peavey-Sanpera-Fuß-Controller nutzen lässt. Dieser ist in zwei Ausführungen für 115 bzw. 250 Euro erhältlich – für den Umschalt-Betrieb etwa in einem Band-Kontext aber eigentlich zwingend notwendig.

Praxistest und Resümee auf Seite 2

(Bild: Dieter Stork)

IN DER PRAXIS

Nachdem wir nun wissen, was der Vypyr X2 so alles zu bieten hat, kommen wir zum praktischen Teil. Dazu liefert Peavey auch gleich noch eine komfortable Option, nämlich insgesamt sechzehn Presets, von denen ab Werk acht der E-Gitarre sowie je vier einem Bass bzw. einer Akustikgitarre zugeordnet sind. Aber auch das lässt sich alles anpassen. Schaltet man die Presets durch, zeigt der Vypyr exemplarisch, was er alles drauf hat, auch wenn einige der Vorlagen, wie das häufig so ist, dezent überladen daherkommen.

Andererseits liefern sie zum Teil Sounds, die man sofort einsetzen kann, ein Preset etwa könnte man „Instant Eddie“ nennen, denn der angezerrte 6505 mit einem Phaser und einer Prise Delay verleitet einen nahezu zwingend dazu, Riffs und Licks aus dem Hause Van Halen anzuzocken. Andere Presets sind dann wieder eher dezent gehalten und beschränken sich auf Amp-Sounds, etwa den Classic 50, der gerne für traditionellere Klänge von Blues bis Rock hergenommen wird. Auch die Ergebnisse mit einem Bass sowie einer E-Akustik sind vielversprechend, wobei speziell für Ersteren ein Ausgang für einen externen, größeren Speaker vor allem im Band-Einsatz natürlich hilfreich wäre. Aber lassen wir die Kirche im Dorf: Für weniger als 300 Euro ist dieser Verstärker sehr umfassend ausgestattet.

SPASS-FAKTOR

Mit dieser Ausstattung und den damit verbundenen Optionen lassen sich schnell motivierende Sounds aus dem Amp holen, die das Spielen zur Freude werden lassen. Ob funky (mit Auto Wah), Jimi-Style (mit Rotovibe- und Stack-Modell), 80er-Effektsounds (mit Chorus und Delay) oder derbes Brett via 6505-Option: Mit ein paar Drehs und Taps lässt sich im Handumdrehen der persönliche Wunsch-Sound für den jeweiligen Moment einstellen. Über die Bluetooth-Schnittstelle kann man dazu einen Beat oder den Song seiner Wahl aus dem Mobiltelefon einspielen. Einfacher und komfortabler geht es eigentlich nicht mehr. Der einzige Nachteil könnte sein, dass man vor lauter Optionen gar nicht aus dem Sound-Bau herauskommen mag. Aus Platzgründen können wir die Möglichkeiten des Vypyr hier nur streifen und wollen an dieser Stelle auch den Lagerkampf digital versus analog bei Seite lassen – vor allem in Anbetracht des gnadenlos günstigen Preises. Puristen mögen sich mit Grauen abwenden, viele andere finden in Peaveys Vypyr-Linie für wenig Geld gut klingende Amps mit zahlreichen Optionen, die zum Spielen geradezu verleiten.

RESÜMEE

Wer erleben möchte, was digitale Technik heutzutage zu leisten vermag, der sollte sich den Vypyr X2 – oder einen seiner Brüder – anschauen. Mit seiner Vollausstattung und den entsprechenden Sound-Optionen liefert er nicht nur schnell eine große Bandbreite an Klängen, er bietet obendrauf jede Menge Spielspaß, und das nicht nur für Einsteiger. Kleinere Einschränkungen fallen beim Preis von 299 Euro absolut nicht ins Gewicht, nur den optionalen Sanpera-Fußschalter sollte man für den Live-Einsatz ins Budget mit einplanen.

PLUS

  • Preis/Leistung
  • Sound-Vielfalt
  • umfangreiche Ausstattung
  • Bedienung

MINUS

  • Sanpera Controller sollte ins Budget eingeplant werden


(erschienen in Gitarre & Bass 10/2022)

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