Vier Fußtaster, ein Zwei-Zeilen-Display, ein paar Lämpchen – die kleine schwarze Metallkiste sieht eher harmlos aus. Aber man kippt schier hinten über, wenn man erfährt, was der Soleman alles kann. Hinter der unscheinbaren Fassade versteckt sich ein MIDI-Footcontroller, der viel mehr kann als nur Program-Changes auszugeben.
Die Konzeption folgt einem Prinzip, das programmierbaren Modeling-Amps, Effektgeräten u.ä. gleicht. Der Soleman hat im übertragenen Sinne Speicherplätze, auf denen unterschiedlichste Parameter in individuellen Einstellungen definiert werden können. Der Abruf dieser Kommando- Presets ist auf drei Art und Weisen möglich, genannt Scene Mode, List Mode, Panel Mode. Anhand der Scene Mode-Betriebsart können wir uns gut die Details vor Augen führen.
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Durchnummeriert von 001 bis 128 werden in der Werkseinstellung die entsprechenden MIDI-Program-Change-Befehle ausgegeben. Alternativ kann eine Scene einen Note-On-Befehl ausgeben oder ein sogenanntes Macro aktivieren, eine Voreinstellung, von der der User bis zu 126 Varianten programmieren kann – dazu später mehr. In der Scene sind der MIDI-Kanal, die Expression-CC-Nummer (Fußschweller am Expression-Anschluss) und die betreffenden Min-/Max-Grenzwerte frei bestimmbar. Außerdem kann ein natürlich im Tempo einstellbarer MIDI-Clock- Output aktiviert werden. Okay, jetzt zeigt sich schon, wie leistungsfähig der Soleman ist. Man muss im Übrigen im Scene-Modus nicht immer der Reihe nach die Presets durchsteppen – wäre ja auch mega-unpraktisch. Nein, weiter entfernte Scene-Presets aktiviert man über die Funktion „Scene-Search“, indem die Nummer ausgewählt wird und mit einem zweiten Druck auf Search aktiviert wird. Um das auch gleich zu erklären: Es gibt mit dem Taster Favorite die Möglichkeit, eine spezielle Scene (frei wählbar) stets ohne Umwege aufrufen zu können. Den „Szenen“ kann der User Namen geben.
List Mode erscheint sicher vielen als praktischere Abrufmethode. In maximal 64 Listen können als nacheinander abfolgende Befehls-Presets bis zu 90 Scenes aneinandergereiht werden. Die typische Anwendung wäre, für jeden Song, den man mit der Band spielt, eine List(e) anzulegen, sodass man im musikalischen Ablauf für jeden kommenden Part (Vers 1, Vers 2, Refrain, Bridge usw.) immer einfach nur „Next“ drücken muss, um die passenden Befehle zu senden. Die dritte Betriebsart „Panel Mode“ steht für sich und hat mit den Scenes usw. nichts zu tun. Es geht allein darum, zu definieren, welche Aufgaben die vier Taster ausüben sollen. Für jeden einzelnen kann definiert werden, wie er arbeiten soll (Schalter, Momentary-Taster, One Shot, Radio) (On-Funktion, nie Off-Funktion), was sein Ruhezustand ist (On oder Off), welche Nachricht er sendet (CC, PC, Note On, Macro, Start, Start, Stop, Continue, Song Position, Song Select), auf welchem MIDI-Kanal, ferner ein Macro ON-Befehl, ein Macro Off.
Man sieht an der Art der Parameter, dass der Soleman nicht speziell für Gitarristen konzipiert ist, sondern einen Allround- Controller für unterschiedlichste Einsatzbereiche darstellt. Dafür spricht auch die oben schon erwähnte Macro-Ebene. Man verdaue dies: Ein Macro kann bis zu einer Größe von 50 Bytes eine beliebige Kette von MIDI-Nachrichten enthalten. Diese kann der User mithilfe des leicht zu bedienenden Macro-Editors selbst konfigurieren. Jetzt dürfte endgültig klar sein, dass der Soleman bei Bedarf ein überaus mächtiges Tool sein kann. Dabei haben wir noch gar nicht alle Fähigkeiten im Detail besprochen! Das würde an dieser Stelle auch den Rahmen sprengen. Fehlt noch die Nennung der Anschlüsse, als da sind MIDI-Out, -In, -Thru, Expression (-Pedal etc.), USB, Expansion (noch ohne Funktion, für zukünftige Nutzungsoptionen), DC-In (9V/70mA), Switch-1/2 (3,5mm Klinke).
MIDI Dirigent
Wer sich angesichts der Komplexität des Soleman Sorgen um die Bedienung macht, kann sich entspannt zurücklehnen. Die kostenlose Editor-Software macht die Programmierung des Controllers quasi zum Kinderspiel. Die Praxisprüfung ergab, dass der Soleman verlässlich funktioniert und mit seiner stabilen Mechanik (Metallgehäuse) dem harten Alltag unter den Stiefeln der Musiker gewachsen ist. Nur die 3,5-mm-Switch- Klinke braucht sorgsamen Umgang. Die Kontrolllampen leuchten hell, was auf der Bühne natürlich nur von Vorteil ist. Das Display kann in der Hinsicht leider nicht ganz mithalten. Auch unschön: Bei unserem neuwertigen Testexemplar hatten sich bereits Staub/Fremdkörper hinter dem Schauglas angesammelt.
Resümee
Was der Soleman zu leisten vermag, ist überragend. Höchst komplexe Vorgänge zu steuern ist für den MIDI-Controller ein leichtes Unterfangen. Er kann mehr als viele User, insbesondere Gitarristen, brauchen werden, hat so aber für quasi jedwede Aufgabe eine Lösung parat. Zudem ist er dank der übersichtlich gestalteten Editor-Software leicht zu programmieren. Einwandfrei verarbeitet, mechanisch solide, im Preis moderat und der Leistung angemessen: Der Soleman ist aus unserer Sicht eindeutig empfehlenswert.