Soldano Super Lead Overdrive Pedal im Test: SLO in a Box?
von René Langenhan,
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(Bild: Dieter Stork)
SOUND TUNING ODER AMP ERSATZ?
Das Pedal wurde von Soldano als Vorschaltgerät für cleane Amps konzipiert und genau hier zeigt es auch all seine Stärken. Ich habe kurzerhand zwei klassische Wald-und-Wiesen-Verstärker als Testplattformen vorgeheizt. Ein älterer Fender Hot Rod Deluxe II Combo und ein 1998er Marshall DSL100 an einer 1960AV-4×12-Box. Jeweils alles mit gut eingespielten Celestion-V30-Lautsprechern. Um ein paar der anfangs genannten Referenzen anzuspielen, kamen eine PRS Singlecut, eine Telecaster und eine heftig modifizierte „Floyd Rose Classic“ HSS Stratocaster zum Einsatz.
Da der Hot Rod ja nun wirklich einen „berüchtigt speziellen“ Overdrive-Kanal besitzt, wollte ich sehen, bzw. eher hören, ob sich dem Amp mit dem Pedal endlich ein Sound entlocken lässt, der vergessen lässt, was der Amp sonst selber beim Verzerren getan hätte. Da sowohl der Hot Rod als auch das SLO100-Topteil mit 6L6-getriebenen Endstufen aufgebaut sind, nahm ich einfach mal an, dass es zum Charakter des Pedals passen könnte. Und man höre und staune: ein Hot Rod – aber endlich mit blumigen, tighten Overdrive-Sounds ohne das „fuzzelige“ Sägen und die matschigen Sounds auf den Basssaiten. Eine am Finger klebende Dynamik in den oberen Mitten, als hätte man dem Blues-Amp endlich etwas echten Rock eingeflößt. Phänomenal – unbedingt ausprobieren!
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Und was kann ein SLO-Pedal an einem der verbreitetsten Marshalls seit der Jahrtausendwende tatsächlich noch ausrichten? Und ist es dann besser, anders oder doch eher homöopathisch? Die stärker färbende, mittigere EL34-Endstufe des DSL100 verschluckt auf Anhieb etwas mehr Details des SLO-Sounds als es beim Hot Rod der Fall war. Im Vergleich zum DSL-eigenem „Ultra Gain“ fällt jedoch sofort angenehm auf, dass mit dem Pedal vor dem cleanen „Classic Gain“-Channel plötzlich eine definierte Substanz des Sounds zum Vorschein kommt, die ich sonst immer etwas vermisst hatte, vor allem im Vergleich zu so manchen Verstärkern aus den bekannten Boutique-Werkstätten. Die sanft gequetschen Mitten des Mittelklasse-Briten bekommen offenbar die Ergänzung, nach der sie gerufen hatten.
Die mit klassischen Overdrive-Pedalen sonst gewohnten Workflows mit gemischten Verzerrungsanteilen aus Pedal und Amp-Kanal bilden auch mit dem SLO interessante neue Möglichkeiten – man kann ganz nach Geschmack nachwürzen. Als Ausgangsposition kann ich absolut dazu raten mit 12-UhrStellung an allen Reglern des Pedals und deaktiviertem Deep-Schalter anzufangen und dann passend zum angeschlossenen Verstärker nachzuregeln. In meinen Fällen war ich selten weiter als zwei Skalenstriche entfernt vom Mittelpunkt bis ich das Gesamtklangbild als rund empfand.
Als Preamp kann man das SLO leider nicht nutzen – direkt in die Endstufe gespielt, klingt es für meinen Geschmack etwas zu dunkel.
RESÜMEE
Das Soldano-Pedal übertraf schon im ersten Versuch meine Erfahrungen mit so mancher SLO-Modeling-Konkurrenz. Anfangs denkt man vielleicht, es wäre etwas nüchterner und unspektakulärer als manche der gehypten Imitationen aber nach längerem Testen merkt man deutlich die Qualitäten des sorgfältig hauseigen nachgekochten Rezepts. Das SLO-Pedal bleibt immer ehrlicher, homogener und musikalischer – und das auch zuverlässig beim Gitarrenwechsel. Man erreicht völlig intuitiv einen Einstellpunkt, der mit dem bisherigen Lieblingsverstärker eine Symbiose eingeht und somit entweder einen ordentlich Soldano-gefärbten Hybriden züchten lässt oder sogar einen kompakten Ersatz für einen weiteren Amp im Bandbus darstellt.
Hallo, würde das Pedal evtl. direkt an einer Mooer Tube Engine funktionieren? Diese hat ja eine Eingangspegelanpassung und Presenceregelung.