Italo und Brutalo

Seymour Duncan Forza & Killing Floor, Effekt-Pedale im Test

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Dass der Pickup-Gigant Seymour Duncan mittlerweile eine feste Größe in der Pedal-Welt ist, ist an sich nichts Neues mehr. So verwundert es auch nicht, dass die Jungs in den letzten Jahren ein wirklich beachtliches Programm an kleineren und größeren Tretminen erarbeitet haben. Im Test werfen wir dieses mal einen Blick auf das Forza-Overdrive und den Killing-Floor-Booster.

Seymour Duncan Forza und Killing Floor, Effekt-Pedale
(Bild: Dieter Stork)

Kaum ein Bereich auf dem Pedal-Markt dürfte so umkämpft sein, wie das Segment der Booster und Overdrives. Die Auswahl ist dieser Tage schier erschlagend und fast täglich reihen sich neue Pedale – sowohl aus der Boutique-Szene als auch von etablierten Herstellern – in das Angebot der Händler ein. Auch Seymour Duncan ist da keine Ausnahme und bietet eine breite Auswahl an Zerr-Pedalen an. Mit dem Forza Overdrive will der Hersteller ein Gerät bieten, das eine breitbandige, Verstärker-ähnliche Verzerrung liefert und mit seiner Drei-Band-Klangregelung möglichst flexibel sein soll. Der Killing Floor Booster dagegen ist mit nur einem Regler und einem kleinen Schalter auf eine sehr simple Bedienung ausgelegt und fungiert als kombinierter Lautstärke- und Gain-Booster.

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Stylischer Look

Dass ein Pedal im Jahre 2017 mehr als nur gut klingen muss, dürfte mittlerweile jedem klar sein. Dass Seymour Duncan ein echtes Händchen für die Designs seiner Geräte hat, ist ebenfalls nichts Neues – beide Testkandidaten sehen wirklich sehr hübsch und geschmackvoll aus. Das Forza- Overdrive erinnert mit seinen drei Racing- Car-Streifen ganz klar an die italienischen Rennwagen der 60er- und 70er-Jahre.

Dabei haben wir es hier mitnichten mit einem High-Gain-Treter zu tun. Die Idee hinter dem Forza-Overdrive ist es, laut Hersteller, ein Pedal zu liefern, welches ein möglichst breites, klangliches Spektrum abdeckt und keinen Frequenz-Bereich übermäßig stark betont. Die Ausstattung des Overdrives ist dabei eigentlich recht übersichtlich. Zu den beiden üblichen Gain- und Level-Potis gesellt sich ein simpler Drei-Band-Equalizer, welcher mit kleinen Mini-Potis in der Gehäuse- Mitte platziert ist. Dadurch bleibt das Layout des Forzas schön übersichtlich und bedienerfreundlich; die kleinen Regler haben außerdem den Vorteil, dass man sie weniger leicht versehentlich verstellen. Beim Killing-Floor-Booster haben wir es mit einem denkbar simplen One-Knob- Pedal zu tun. Wie Name und Design (Gangster-Silhouette und rauchende Knarre) schon vermuten lassen, handelt es sich hier nicht um einen klangneutralen Buffer oder dezenten Line Driver, sondern vielmehr um einen Booster mit ordentlich Bumms unter der Haube. Das Gain-Poti reguliert Verzerrung und Lautstärke gleichermaßen, während der kleine Mini-Schalter dem User die Möglichkeit gibt, zwischen einem neutralen Setting, einem Höhen-Boost oder einem Höhen-Cut zu wählen. Beide Testkandidaten haben die Buchsen auf der Stirnseite montiert, was ich persönlich – gerade im Hinblick auf das meistens sehr begrenzte Platzangebot auf dem Pedalboard – praktisch finde, da man die einzelnen Pedale so näher aneinander platzieren kann. Auch im Inneren der beiden Duncan-Treter sieht alles vorbildlich aus. Die Platinen sind mit modernen Mikro- Bauteilen und Flachband-Kabeln bestückt, machen aber einen recht soliden Eindruck. Was mir etwas missfällt, sind die Potiachsen aus Kunststoff – in dieser Preisklasse dürften es meiner Meinung nach dann doch die robusten Metall-Potis sein. Ansonsten gibt es aber keinen Grund zur Klage; die fest zupackenden Klinkenbuchsen und die sahnig laufenden Regler runden das Gesamtbild stimmig ab.

Hart am Gas!

Im Praxistest zeigt sich das Forza-Overdrive zunächst als echter Schöngeist. Wie immer starte ich mit allen Reglern in der 12h-Position und bin erstaunt, wie ausgewogen der Ton tatsächlich ist. Kein Frequenz- Bereich springt mich an und anders als bei so vielen Overdrive-Pedalen, bleibt hier auch die berüchtigte Beule in den Hochmitten aus. Die Gain-Reserven sind zwar absolut ausreichend, trotzdem haben wir es hier ganz klar mit einem Overdrive- und nicht mit einem Distortion- Pedal zutun. Die Verzerrung hat einen schönen, harmonischen Charakter, welcher kein bisschen kratzig oder unangenehm klingt. Als ziemlich effizient erweist sich die Klangregelung des Pedals.

Seymour Duncan Forza-Overdrive
(Bild: Dieter Stork)

Vor allem das Mitten-Poti – welches seinen Arbeitspunkt bei etwa 750 Hz hat – macht den Sound mit einem Boost/Cut von +/-11dB schon sehr formbar. Dabei klingt der gesamte Tone-Stack keineswegs unmusikalisch; es war mir tatsächlich kaum möglich, dem Forza hässliche oder unangenehme Sounds zu entlocken. Irgendwie behält der Ton immer eine gewisse Eleganz und Transparenz. Auch als Booster vor einem zerrenden Amp hat mir unser Testpedal gut gefallen. Dabei habe ich den Gain-Regler fast ganz auf Null gedreht und Level auf Rechtsanschlag. Mit der Klangregelung ließ sich so eine dezente Feinabstimmung erreichen. Insgesamt also ein ziemlich vielseitiges Gerät!

Wo das Forza-Overdrive quasi ein italienischer Gentleman im Sport-Sakko, teuren Lederschuhen und Luxusuhr ist, zeigt sich der Killing-Floor-Booster eher als Vertreter der hemdsärmeligen Abriss-Fraktion mit Vorschlaghammer lässig über der Schulter. Satte 37 dB Gain liegen hier an, Herr Kaleu! Am Amp also einen leichten Overdrive-Sound eingestellt, das Gain- Poti am Booster mutig auf 15h gedreht und schwupps, liefert der kleine Combo einen Metal-Sound, der vor Kraft kaum laufen kann. Der kleine Mini-Switch sorgt dann für die nötige Feinabstimmung – man kann sich entscheiden, ob der Sound eher neutral oder eben in den Höhen geboostet oder gecutet werden soll. Gerade der bei etwa 10 kHz angesetzte Höhen- Boost, gefällt mir total gut. Hier wird der Sound etwas feinperliger und bekommt ein schönes Glitzern, ohne dass einen das Ganze ankeift oder sonst irgendwie unangenehm klingt. Die Verzerrung erinnert mich ein klein wenig an den Charakter des Palladium-Overdrives aus gleichem Hause, nur, dass man hier natürlich viel weniger Möglichkeiten hat. Gut gefällt mir, dass die Sound-Optionen des Mini-Schalters sehr geschmackvoll und irgendwie musikalisch ins Klanggeschehen eingreifen und den Sound nicht rücksichtslos verbiegen.

Seymour Duncan Killing-Floor-Booster
(Bild: Dieter Stork)

Auch in Kombination mit einem anderen Overdrive-Pedal macht der Killing Floor eine wirklich gute Figur – ob nun als Aufwärmstufe für ein danach folgendes Zerrpedal oder als kleiner Solo-Boost. Beiden Testkandidaten kann man auf jeden Fall bescheinigen, wirklich ziemlich vielseitig zu sein und sich klanglich auf höchstem Niveau zu bewegen.

Alternativen

Der Markt bietet ja mittlerweile eine nicht mehr zu überblickende Auswahl an Boost- und Overdrive-Pedalen, die hier unmöglich abgehandelt werden kann. Trotzdem will ich versuchen, einige naheliegende Alternativen aufzuzeigen. Beim Test des Forza-Overdrives musste ich immer wieder an das absolut großartige Fulltone OCD denken, preislich liegt es mit ca. € 159 minimal unter dem Seymour Duncan Forza. Als Alternative zum Killing Floor könnte ich mir sowohl das exzellent klingende und überaus gut verarbeitete GAS 707 von Rodenberg, aber auch den 42 Boost von Okko gut vorstellen.

Resümee

Seymour Duncan hat mit dem Forza- Overdrive und dem Killing-Floor-Booster zwei hervorragend klingende Pedale ins Programm aufgenommen, die zum einen absolut vielseitig sind und zum anderen eine sehr große Zielgruppe ansprechen dürften. Im Test haben mir beide Pedale gut gefallen; gerade das Forza-Overdrive scheint mir ein echtes Allround-Pedal zu sein, dass eine enorme Bandbreite an Sounds abdeckt.

Seymour Duncan Pedale Übersicht

Plus

  • Klang-Qualität
  • graphische Gestaltung
  • Vielseitigkeit
  • Mini-Switch (Killing Floor)
  • Position der Buchsen

Minus

  • Potiachsen aus Kunststoff

Aus Gitarre & Bass 06/2017

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