Roland Cube 15XL, Cube 20XL, Cube 40XL, Cube 80XL im Test

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Vier Modeling-Amps von Roland in verschiedenen Größen
(Bild: Dieter Stork)

 

Ausstattung rauf, Preise runter. Bei den neuen XL-Cubes gibt es neue Sounds und zusätzliche Features, beim Amp-Modeling bleibt aber alles beim Altbewährten. Dafür ist der Looper der beiden größten XL-Cubes bereit für satte 80 Aufnahme-Sekunden.

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Beim Roland Cube 15XL kommt im Gegensatz zu den drei anderen E-Gitarren-XL-Cubes kein digitales Modeling, sondern eine voll analoge Kombination aus Overdrive-Pedal-Schaltkreisen und Solid-State-Verstärker zum Einsatz. Die Auswahl reicht also vom analogen Übungswürfel ohne Effekte, über digitale Modeling-Amps für zu Hause, kleine Proben und Gigs, bis hin zum bühnenreifen 80 Watt starken 12″-Combo.

 

Konstruktion von Roland Cube 15XL, Cube 20XL, Cube 40XL und Cube 80XL

Der grundlegende Aufbau – sowohl elektronisch als auch mechanisch – ist mit den X-Serien-Cubes so gut wie identisch. Wer zum Vergleich die Tests der Vorgänger lesen möchte, findet den Bericht vom Cube 80X in Ausgabe 06/2009, und von den Cubes 20X und 30X in Ausgabe 01/2007. Geblieben ist natürlich auch das markant-kantige Outfit, das an den Roland JC-120 erinnert. Die vollständig geschlossene Konstruktion aus mit Kunstleder bezogenen 14 mm starken Spanplatten, Chassis aus Stahlblech, durchgehenden Kunststoffschutzkanten und kräftigem Alu-Lochgitter vor Lautsprecher und Reflexöffnungen ist wie eh und je stabil ausgeführt. Durch das versenkt angebrachte, und neuerdings rote Bedienpaneel sind die Reglerknöpfe vor etwaigen Beschädigungen optimal geschützt. Das fest installierte Netzkabel wird zum Transport um zwei Haken gewickelt, die Netzsicherung ist weiterhin nicht von außen zugängig.

Alle vier Cubes sind zweikanalig aufgebaut, und mit 3-Band-EQ, neuen Sound-Features, Kopfhörer-/Recording-Ausgang, AUX-Eingang für CD- oder mp3-Player, sowie (abgesehen vom Cube 80XL) mit der bereits von den Vorgängern bekannten Power-Squeezer-Schaltung zur Leistungsreduktion ausgestattet. Bis auf den Cube 15XL verfügen alle Neulinge über eine Stimmfunktion. Beim analogen Cube 15XL wird niemand ernsthaft einen digitalen USB-Anschluss erwarten, seine drei Modeling-Brüder verfügen jedoch ebenfalls nicht über solch eine Schnittstelle. Für alle XL-Cubes setzt Roland wiederum speziell entwickelte Custom-Speaker ein, für jedes Modell speziell abgestimmt. Hier konnten bereits die Vorgänger sowie deren Artverwandte, wie beispielsweise der Roland Micro Cube überzeugen. Kommen wir nun zu den unterschiedlichen Ausstattungen und den Neuerungen.

Wie gesagt, der Cube 15XL tanzt mit seiner analogen Schaltung aus der Reihe. Ausschließlich per Handtaster wechselt man vom Clean- zum Lead-Kanal, der vier verschiedene Zerr-Sounds zu bieten hat. Die „Metal Zone“-Schaltung stammt aus dem gleichnamigen Boss-Pedal MT-2, und die „Extreme“-Einstellung verspricht böse und harte „scooped“ Metal-Klänge mit Gain bis zum Abwinken.

Der Cube 20XL ist wie seine größeren Brüder ein reiner Modeling-Combo, der um einen per Hand oder optional per Fuß schaltbaren Solo-Booster, eine Stimmgabel-Funktion, „Heavy Octave“- und Federhall-Modelle, sowie ebenfalls um den „Extreme“-Sound erweitert wurde. Kaum größer als der Cube 15XL ist auch dieses Modell mit einem 8″-Lautsprecher bestückt. Der Cube 40XL bekam im Vergleich mit seinem Vorgänger Cube 30X zehn zusätzliche Watt mit auf den Weg. Die neuen Features des Cube 20XL bietet dieser Proberaum- und Klein-Gig-taugliche 10″-Combo ebenfalls. Delay und Reverb lassen sich hier jedoch auch gleichzeitig aktivieren, außerdem gibt’s für die Echos endlich eine Tap-Tempo-Funktion. Dank Solo-Taster mit Speichermöglichkeit mutiert der Cube 40XL zum Quasi-Vierkanaler, ein 80-Sekunden-Looper wurde integriert, und statt zwei Fußtastern/-schaltern wie beim Vorgänger können hier bis zu derer sechs angeschlossen werden. Apropos Anschlüsse:

Davon gibt’s beim Cube 80XL reichlich, während er von der Ausstattung ansonsten mit dem 40er Modell ziemlich identisch ist, vom nicht vorhandenen Power Squeezer einmal abgesehen. Klar, der Cube 80XL leistet 80 statt 40 Watt, aber höchstens sein hohes Gewicht deutet darauf hin. Ansonsten ist der Combo mit seinem so grade ins Gehäuse passenden 12″-Lautsprecher angenehm kompakt. Sein rückseitiges Anschluss-Paneel bietet neben den Fußschalter-Buchsen eine Anschlussmöglichkeit für eine 8-Ohm-Box sowie einen zusätzlichen Line-Out.

 

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Praxis

Der Roland Cube 15XL erfreut mit richtig tollen, druckvollen und flexiblen Klängen. Für’s Geld bekommt man hier eine ganze Menge. Der Clean-Kanal kommt crisp und dynamisch, der 3-Band-EQ kann kräftig und praxisgerecht ins Klanggeschehen eingreifen, bei allen Roland Cubes übrigens. Im Lead-Channel weiß nicht nur der markante Metal-Zone-Sound zu gefallen, auch das mitten-ausgehöhlte Extreme-Preset gibt sich durchsetzungsfähiger als vermutet. Nicht von ungefähr erinnert die Overdrive-Einstellung an ein Boss SD-1 Super Overdrive-Pedal. Auch cleane und leicht angezerrte, dynamisch spielbare Klänge sind damit möglich. Klingt gut, eine etwas stärkere Bassanhebung hätte Roland diesem analogen Preset jedoch gern spendieren dürfen. Wie etwa beim Distortion-Sound, welcher merklich vom Boss DS-1 Distortion- Pedal stammt. Hier lässt sich dynamisch von Clean bis Heavy-Zerre überblenden, auch per Spielweise und Volume-Poti an der Gitarre.

Man darf den Cube 15XL auch gern mal zu einer Jam-Session mitnehmen, der Combo gibt eine beachtliche Lautstärke und Fülle ab. Bei gedrücktem Power-Squeeze-Taster hingegen wird er zum idealen Wohnzimmer-Amp: Laut und druckvoll genug, nun stärker komprimierend, und mit einem den Sound andickenden Clean-Kanal, der auch schon mal in leicht verzerrte Gefilde driftet, dabei jedoch erstaunlich angenehm und röhrenähnlich klingt. Die Höhen werden durch den Power Sqeezer in beiden Kanälen leicht bedämpft. Schaltungsbedingt wirkt diese Leistungsbremse beim Cube XL15 auch auf den Aux-Input, bei den digitalen Cubes jedoch nicht.

Etwas leistungsstärker geht der Cube 20XL zu Werke. Die Neuerungen hat der Hersteller geschickt ins eigentlich schon prall gefüllte Bedienfeld integriert, sodass alle Funktionen weiterhin recht übersichtlich zu bedienen sind, auch wenn’s teilweise etwas eng zugeht. Der Clean-Channel nennt sich „JC Clean“, er ist klanglich nahe dran am originalen Sound des Roland-Jazz-Chorus-Amp. Vor allem weil sich hier mit den richtig guten Effekten wie Chorus und Hall arbeiten lässt, wobei mich der neue virtuelle Federhall besonders stark anspricht. Echte Verstärkermodelle gibt’s im Lead-Kanal des Cube 20XL nicht, sondern neben einer recht guten Akustik-Gitarren-Simulation je ein Overdrive- und Distortion-Preset, und gleich drei Sounds für die Hard-&-Heavy-Fraktion. Die Zerr-Sounds sind denen des Cube 15XL recht ähnlich, der 20er geht jedoch mit mehr Präsenz-Reserven ans Werk. Auch wirkt der Power Squeezer hier nicht Höhen-dämpfend. Voll auf ihre Kosten kommen Freunde der Hart&Heftig-Fraktion. „Metal“ klingt hart aber schön cremig, „Metal Stack“ aggressiver und offener, und „Extreme“ nicht ganz so ausgehöhlt wie beim Cube 15XL, jedoch genauso Gain- und Power-strotzend.

Der „Heavy Octave“-Effekt ist ein typischer höhenarmer Oktaver, der überraschend druckvoll rüberkommt, und auch bei tiefen Noten sicher in der Spur bleibt. Er lässt auch Akkordspiel zu, was jedoch verständlicherweise einer sehr sauberen Spielweise bedarf. Sinnvoll ist die neue Solo-Funktion, sie hebt Pegel und Mitten gleichermaßen an und wirkt, wie alle Effekte, auf beide Kanäle. Praktisch ist auch die Stimmgabelfunktion, die zusammen mit dem normalen Tuner oder auch separat genutzt werden kann. Der Sound-Drehschalter fungiert hierbei als Sechstufentonschalter, und ein Druck auf den Select-Taster lässt jeweils den passenden „Stimmgabel“-Ton aus dem Lautsprecher erklingen.

Wie auch das analoge 15-Watt-Modell empfiehlt sich der Cube 20XL in erster Linie für zu Hause. Praktisch: Den Kanalwechsel sowie das Ein- oder Ausschalten der Modulationseffekte bzw. der Solo-Funktion kann hier auch ein Fußtaster übernehmen, der wie bei den Modellen 40XL und 80XL nicht zum Lieferumfang gehört. Schade nur, dass die Modelle 20XL und 40XL beim Ausschalten die Stellung des Power Squeezers vergessen; denn wenn man mit angezogener Leistungsbremse gespielt hat, startet der Amp beim nächsten Einschalten immer „volle Kanne“.

Optisch unterscheidet sich der Cube 40XL nur durch sein etwas tieferes Gehäuse von seinem 20-Watt-Bruder. Amp-Modelings und Effekte sind prinzipiell nicht neu, sondern auf dem Niveau des Vorgängers, sowie des Boss GT10 Multieffektpedals. Neben dem Extreme-Setting, das natürlich auch die beiden größten Cubes an Bord haben, geht’s auch bei R-Fier und Metal Stack heftig zu, und für den cleanen bis moderat zerrenden Bereich darf man sich bei Verstärkermodellen von Fender, Vox und Marshall bedienen. Der Acoustic-Guitar-Simulator klingt eine Klasse besser als beim Cube 20XL, und mein persönlicher Favorit ist wieder das Dyna-Amp-Modell, welches sich ohne großen Lautstärkeschub allein mit der Anschlagstärke von Clean bis kräftig verzerrt spielen lässt.

Die Solo-Funktion ist hier in der Lautstärke regelbar, und kann über den On/Off-Taster neuerdings auch Speicherfunktionen übernehmen, und das unabhängig für Cleanund Lead-Channel sowie inklusive der Effekte. Das ist besonders praktisch wenn man den Cube 40XL Live in Verbindung mit Fußschaltern einsetzen will. Den einfach zu bedienenden Looper hat Roland dem Delay-Regler zugeordnet, Delay und Looper können also nicht gleichzeitig eingesetzt werden. Der Regler bestimmt gleichzeitig den Loop-Wiedergabepegel. Sobald man die Record-Taste gedrückt hat, glimmt diese rot, und beim ersten gespielten Ton startet die Aufnahme automatisch. Nach dem Stoppen wird sie dann sofort endlos abgespielt, ab jetzt sind auch unbegrenzt viele Overdubs möglich. Alle Schleifenrekorderfunktionen können auch über einen Fußschalter bedient werden.

Dank großzügiger Leistung, Lautsprecher und Ausstattung ist der Cube 40XL für kleinere Proberäume und ebensolche Gigs absolut tauglich. Bedingt durch seine kompakten Abmessungen und den Power Squeezer gibt er zu Hause allerdings ebenfalls eine gute Figur ab.

Das zusätzliche Tweed-Verstärkermodell des Cube 80XL klingt clean wie angecruncht angenehm voll und dynamisch. Das Bedienpaneel bietet beim größten XL-Würfel übrigens auch Platz für einen zusätzlichen Presence-Regler, dessen Wirkungsweise gut mit dem Speaker harmoniert. Wie schon beim ansonsten fast identisch aufgebauten Cube 40XL lassen sich Delay und Reverb nun auch gleichzeitig nutzen und separat einstellen, wobei für die Echos eine auch per Fuß bedienbare Tap-Tempo-Funktion die Arbeit mit diesen beiden Roland-Cubes praktischer gestaltet. Klangfülle und Schalldruck sind beim Cube 80XL enorm, und wenn der bestens abgestimmte 12″-Speaker allein nicht ausreichen sollte, kann man eine zusätzliche 8-Ohm-Box anschließen, wobei der interne Lautsprecher nicht abgeschaltet wird. Ob mit oder ohne Box, diesem voluminösen Combo-Amp geht auch bei größeren Gigs so schnell nicht die Puste aus, und an Durchsetzungsvermögen mangelt es ihm ebenfalls nicht.

 

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Alternativen

Alternativen zum analogen Roland Cube 15XL stellen der wohl nur noch auf dem Gebrauchtmarkt erhältliche Vorgänger Cube 15X, sowie der Peavey Vypyr 15 dar. Letztgenannter ist allerdings ein analoger Modeling-Amp mit digitalen Effekten und Speicherplätzen, der jedoch auch mehr kostet als der Cube 15XL. Besagte Vypyr-Serie von Peavey enthält auch interessante Alternativen zu den drei größeren Roland XL-Cubes. Die Line 6 Spider V-Modeling- Amp-Serie bietet ebenfalls etliche empfehlenswerte, unterschiedlich ausgestattete Varianten, und wer in erster Linie britische Hausmarken-Sounds möchte, kann sich ja mal die Laney Linebacker-Combos anhören. Eine Röhrenschaltung ist zusätzlich bei den neuen Vox VT+-Verstärkern im Spiel, und eine USB-Audio-Schnittstelle nebst Editor-Software für den Computer bieten die ebenfalls neuen Fender Mustang-Verstärker.

 

Resümee

Der Cube 15XL zeigt mal wieder, warum reine Transistor-Amps noch nicht ausgestorben sind. Er klingt astrein, ist flexibel, dynamisch und preiswert. Wer keine Effekte braucht und keinen digitalen Modeling-Amp möchte sollte ihn mal anchecken. Die vollen und spritzigen Clean-Channels aller neuen Roland-Würfel werden auch wieder viele Jazzer anlocken. Vor allem in Verbindung mit dem typischen Roland-Chorus-Effekt und dem virtuellen Spring Reverb wird die Jazz-Chorus-Amp-Verwandtschaft deutlich. Und auch bei Crunch-, Rock-, und Metal-Sounds sind die vielseitigen und teilweise neuen Amp-Modelle der Cubes absolut überzeugend.

Die neuen Features wie die speicherbaren Solo-Funktionen sind wirklich praktisch und werten die Roland Cubes enorm auf, und das bei gesenkten Preisen. Auf USB-Schnittstellen muss man bei den neuen Roland Cubes verzichten, ihre frequenzkorrigierten Kopfhörerausgänge lassen sich jedoch als gut klingende Recording-Outs verwenden, auch wenn sie generell nur Mono-Signale abgeben.

 

Uebersicht Roland Cube 15XL, Cube 20XL, Cube 40XL, Cube 80XL

 

Plus

  • Klang, Fülle, Druck
  • Effektqualität
  • sinnvolle Neuerungen
  • Abstimmung der Lautsprecher
  • Klang Kopfhörer-/Recording-Ausgang
  • Konstruktion
  • Preis/Leistung

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