Der kleinste Iconic-Combo

Rocken im Wohnzimmer: EVH 5150 Iconic 15W 1X10 Combo im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Einen kompakten Röhrencombo mit fettem Sound hätte sich mancher von uns sicherlich als Einstieg in die Welt der elektrischen Gitarre gewünscht. Wenn dieser dann sogar die Initialen von Eddie Van Halen trägt, dann darf man gespannt aufhorchen.

Im Jahre 2007 schlossen sich Fender und Eddie Van Halen partnerschaftlich zusammen. Seither werden unter dem Label EVH Amps, Boxen und Instrumente produziert, die allesamt die Handschrift des verstorbenen Namensgebers tragen. Ausgehend vom mächtigen Dreikanaler mit 100 Watt wurde die Verstärkerserie über die Jahre kontinuierlich erweitert.

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DER KLEINSTE ICONIC-COMBO

Seit 2021 ist ein gewisser James Brown an der Verstärkerentwicklung beteiligt. Er schuf einst den ersten Peavey-Signature-Verstärker für Eddie Van Halen und zeichnet für die günstige Iconic-Serie verantwortlich. Deren neuester Zugang ist der vorliegende in Schwarz oder Weiß erhältliche kompakte Combo mit 10″-Lautsprecher. Mit 15 Watt Leistung fällt er eine Nummer kleiner als das nächstgrößere Modell mit 12″-Speaker und 40 Watt aus.

Äußerlich gehört der Neuzugang eindeutig zur Familie. Die stabile MDF-Konstruktion ist in Tolex gewandet und mit schwarzer Stoffbespannung vor dem Lautsprecher sowie einem oben platzierten Bedienfeld aus gebürstetem Aluminium mit den obligatorischen Chicken-Head-Knöpfen versehen. Natürlich dürfen auch die 5150- und EVH-Logos nicht fehlen.

(Bild: Dieter Stork)

RUNDGANG

Der zweikanalige Combo versteht sich als Übungsverstärker. Er hat ein mittelgroßes Format, bringt aber immerhin rund 17 kg auf die Waage. Technisch setzt der Verstärker auf eine Röhrenvor- und -endstufe. Letztere arbeitet mit einer einzelnen 6L6, die sich per Schalter von 15 auf circa 4 Watt Ausgangsleistung reduzieren lässt. In der Vorstufe werkeln zwei ECC83. EVH spricht von einer Hybridkonfiguration – hier dürften also Halbleiter an der Klangformung beteiligt sein, was auch bei den anderen Iconic-Modellen der Fall ist, während der reguläre dreikanalige 50-Watt-Combo (5150 III) auf gleich sieben ECC83 zurückgreift.

Das geschlossene Gehäuse besteht aus MDF, die Schallwand aus Schichtholz. Verbaut wurde ein 10″-Lautsprecher vom Typ „EVH Celestion Custom“, der eine Belastbarkeit von 15 Watt aufweist. Zum Lieferumfang der in Indonesien hergestellten Konstruktion gehört dann noch ein Fußschalter für die Kanalumschaltung. Bei Bedarf lassen sich ein oder zwei externe Lautsprecher anschließen.

ZWEI KANÄLE, VIER MODI

Der Combo wartet mit zwei Kanälen und einer gemeinsamen Klangregelung auf. Kanal 1 lässt sich zwischen Clean und Overdrive umschalten, Kanal 2 bietet die Modi Lead und Burn. Neben eigenen Gain- und Lautstärkereglern kommen Resonance- und Presence-Regler für den Bass- und Höhengehalt der Endstufe sowie ein übergeordnet zuregelbarer Nachhall hinzu, der mutmaßlich digital erzeugt wird.

Weitere Schalter finden sich auf der Rückseite: Power, Standby sowie die genannte Leistungsreduzierung. Hinzu kommt eine 3,5-mm-Miniklinkenbuchse, über die sich externe Stereosignale, heruntergemischt auf Mono, als Playback in den Verstärker einspeisen lassen.

Ergänzend bietet der Combo noch einen seriellen Einschleifweg, der noch vor dem Nachhall im Signalweg platziert wurde und der sich ebenso wenig schalten lässt wie der Hall.

Speaker Emulated Out (Bild: Dieter Stork)

Der Verstärker lässt sich auch ohne Lautsprecher über einen Kopfhörer bzw. einen Line-Ausgang mit 4×12“-Lautsprechersimulation nutzen, für schnelle Aufnahmen oder den Einsatz über eine PA. Die Endstufe wird dabei stummgeschaltet, weshalb dann auch die Klangregelung der Endstufe ohne Funktion ist.

Klang und Resümee auf Seite 2

(Bild: Dieter Stork)

KLANG

Das Aushängeschild dieses Verstärkers ist der High-Gain-Kanal im Burn-Modus. Dessen Sound geht klar in die Richtung, die man von einem 5150 erwartet: Fett, dicht und mit jeder Menge Gain. Dabei schiebt es durchsetzungsfähig füllig in den Bässen und Mitten, während es obenrum eher stimmig rund klingt. Die Gain-Reserven reichen spielend für Singlecoils und in aller Regel wird man sich mit Humbuckern kaum über die Mittelstellung des Potis hinausbewegen. Mit einem EMG 81 liefert die Vorstufe sogar bereits bei einer Einstellung von 2,5/10 ein volles Brett. Da hätte man die Skalierung ruhig etwas nach oben verschieben können. Dennoch lässt sich das auf einen kräftigen Crunch zurückregeln. Ganz frei von Nebengeräuschen geht es in diesem Kanal erwartungsgemäß nicht zu.

Trotz der Hybridschaltung gelingt die bewährte Mischung aus gefälliger Spielbarkeit und hinreichender Artikulation, die den Klang auch für die schnelle Rhythmusarbeit prädestiniert. Wie alle 5150-Modelle ist der Verstärker nicht ultrastraff, sondern gehört eher in die Abteilung „verzeihend“. Umso mehr Spaß bereitet das Spiel.

Wem der Ton zu fett ist, der regelt das Gain zurück und bringt einen verschlankenden Boost- oder Overdrive zum Einsatz. Hardrock, Metal und noch brachialere Klänge gelingen im roten Kanal sowohl im Standard-Tuning als auch in tiefer Stimmung und erfreulicherweise auch bei kleinen Lautstärken. Angesichts der Größe und des Preises ist die Klangfülle überzeugend. Allerdings sollte man im Proberaum mit Schlagzeug keinen Breitband-Sound erwarten.

Deaktiviert man die Burn-Stufe, erhält man bei gleicher Gain-Einstellung einen satten Crunch. Dieser weist eine grundsätzlich ähnliche Charakteristik auf: dicht und angenehm rund, ohne dabei harmlos zu klingen – ganz im Gegenteil!

Das Gegenstück zum Lead-Sound ist der Overdrive-Modus im Clean-Kanal. Hier sind die Zerrreserven etwas geringer, aber immer noch recht üppig. Dafür klingt es nach oben offener, generell etwas aufgeräumter und weniger komprimiert – eine exzellente Variation. Überhaupt finde ich die Möglichkeit, mit zwei Crunch-Sounds zu arbeiten, großartig, denn beide Kanäle lassen sich gut über Booster und Overdrive-Pedale weiter auf Touren bringen.

Bleibt noch der Clean-Sound, der nicht unbedingt als Stärke dieser Verstärker-Serie gilt. Glasklar perlende Klänge sollte man weniger erwarten, dafür schmutzigere Clean-Sounds, die sich in ihrer Intensität durch Zurückregeln an der Gitarre gut modulieren lassen. Auch als Plattform für Zerrpedale ist dieser Kanal gut geeignet. Kurz: Nicht herausragend, aber durchaus praxistauglich. Der zuregelbare Hall liefert dabei etwas Raumklang und bringt die Gitarre beim Soloeinsatz besser zum Singen.

RESÜMEE

Einen derartigen Einsteigerverstärker hätte ich mir in meiner Jugend gewünscht. Die lange Suche nach einem satten Brett, völlig ohne Pedale, wäre mir erspart geblieben. Zugegeben: Mit 15 Watt Ausgangsleistung ist der 1×10“-Combo weder eine Lösung für den Proberaum noch für die Rockbühne, wohl aber ein erstklassiger Einstieg in die analoge High-Gain-Welt.

PLUS

  • High-Gain-Sound mit enormen Gain-Reserven
  • zwei Crunch-Sounds möglich
  • Preis/Leistung

MINUS

  • Effektweg nicht schaltbar
(Bild: Gitarre & Bass)

(erschienen in Gitarre & Bass 08/2023)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Alles ganz prima,jedoch wäre mir dieser Vollröhren-Amp mit einem „anständigen“ 12“ Zoll Lautsprecher bedeutend angenehmer.

    Ansonsten gefällt der neue EVH-Combo Amp eigentlich ganz gut.
    Daß der Clean Channel nicht so unbedingt überzeugen kann,leuchtet mir ein.
    Und welcher Valve-Amp in dieser Kathegorie verursacht keine Nebengeräusche? Da fällt mir beim besten Willen derzeit wirklich kein einziger Amp ein.

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  2. @Wunderkugel,
    einfach mal amps testen…
    Ich habe Laney 15W Amps, Engl 15W Amps besessen und die rauschen nicht. Und gerade der Laney IRT Stuio (Metal Amp) hat meines Erachtens den besten clean chanel für warme blues tones.
    LG Marius

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    1. Hallo Marius,Laney Valve Amps sind ja wirklich richtig gut,das stimmt. Laney Amps waren (völlig zu Unrecht!) nach Marshall Amps immer die „ewigen“ zweitrangigen Gitarrenverstärker. Total unterbewertet. Das fand ich immer sehr unfair. Ich hatte mal einen Laney LC 50 Watt Vollröhren Combo Amp mit 12“ Zoll Celestion Lautsprecher,vergoldeteten Klinkenbuchsen und Ringkerntrafo,der leider schon ewig aus dem Laney Produktekatalog verschwunden ist. Ein leises Grundrauschen war bei diesem besagten Laney Combo allerdings zu hören,klar,war ja kein 15 W Laney,aber solide und klangtechnisch sind die „alten“ Laney Valve Amps allemal. Und ein Valve Combo Amp ohne wahrnehmbares Grundrauschen scheint mir ehrlich gesagt „ausgeschaltet“,also noch nicht in Betrieb zu sein.
      Soweit ich weiß,baut Laney heute wohl nur noch Transistor (Solid State) Amps? Wenn dies wirklich zutrifft,finde es es sehr schade!

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  3. Der gleiche Amp mit einem 12 Zoll Speaker wäre mir persöhnlich symphatischer. 10-er Speaker sind mir zu giftig.

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  4. Nun
    EVH drauf schon ists ne wonderkugel…..
    1/4 von 15w wow im wohnzimmer?
    Wo ist der drum
    Der looper
    Das bluetooth
    ALLES DRIN BEIM JOYO DC 15 s
    Der preis…. Nur soviel dort steht nicht evh drauf

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  5. 15 Röhrenwatt sind doch schon “schw….laut”. Ich benütze einen Fender Pro junior, 15Röhrenwatt im Proberaum, und meine Volumeeinstellung geht max. bis 4,5. Und immer noch sehr laut…

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