Neulich auf einer Bühne im tiefsten Bayern: Der Gitarrist und Sänger hat sich ein neues Pedalboard gebaut, mit einer vintage A/B-Box für sein E-/A-Gitarren-Setup. Im Proberaum funzt alles, jetzt auf der Bühne brummt es. Der Bassist nickt wissend, deutet auf die Umschaltbox und sagt „Sowas kauft man von Lehle.“
Und da ist was dran, aber Burkhard Lehle, weltweite Autorität in Sachen Splitter, Buffer, Switcher, Line-Driver, hat gemeinsam mit dem Bassisten Jacques Ruppert mittlerweile unter dem Namen RMI Basswitch auch ein ansehnliches Sortiment an Pedalen für Bassisten an den Start gebracht. Neben dem Schaltzentralen-Flagschiff, der RMI Basswitch IQ DI (die es übrigens auch extra abgestimmt für Acoustic-Gitarristen gibt), haben die beiden verschiedene Booster und EQs im Programm, neuester Spross der Family ist der Dual Band Compressor.
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Multiband-Kompressoren kennt man in erster Linie aus der Studiotechnik. Hier finden sie Einsatz beim Mastering, aber auch Einzelsignale kann man mittels Multibandkompression ordentlich aufmöbeln. Der Trick hierbei ist, dass das Signal mittels Frequenzweiche(n) in mehrere Bereiche aufgeteilt wird, die dann unabhängig voneinander und jeweils mit verschiedenen Einstellungen komprimiert werden können. Das Einstellen eines Multibandkompressors ist für den Musiker selbst im Live-Alltag ein bisschen zu fummelig, aber die Möglichkeiten und die guten Klangergebnisse sorgten doch dafür, dass Jacques Ruppert und Burkhard Lehle sich mit der Thematik beschäftigten, dieses Soundtool easy bedienbar im kompakten Pedalformat anzubieten.
technik
Der Basswitch Dual Band Compressor arbeitet, wie der Name schon sagt, mit zwei Bändern bzw. Kompressoren. Die einstellbaren Parameter sind Volume, Gain, Comp und Freq, was erst mal für ein solches Gerät sehr überschau- und gut bedienbar klingt. Und das ist es auch: Attack und Release arbeiten im „Auto Mode“, d. h., schnelle Signaländerungen haben eine kurze Attack/Release-Zeit, langsame Transienten eine längere.
Hier wäre noch kurz zu erwähnen, dass der Basswitch ein „feed forward“ Kompressor ist, d. h. seine VCAs reagieren steuerungsmässig auf das am Input anliegende Signal, analysiert wird der Effektivwert (RMS, Root Mean Square) und nicht einzelne Peaks, was beides zu einem gleichmäßigen und unauffälligen Klangergebnis führen soll. Da die Zeitparameter automatisch geregelt werden, bleiben für die sonstige Einstellung der beiden Kompressoren nur zwei Regler: Der Arbeitspunkt (Threshold) wird via Gain eingestellt, das Kompressionsverhältnis (Ratio) mit Comp, wobei zu sagen ist, dass beide VCAs hier unterschiedlich reagieren und Ratio wie Zeitkonstanten (Attack/Release) unterschiedlich gewichten. Macht ja auch Sinn – wenn beide Kompressoren gleich arbeiten würden, bräuchte man ja keine zwei.
Mit dem Freq-Regler wird das Signal in zwei Frequenzbänder aufgeteilt. Am Linksanschlag des Potis liegt die Trennfrequenz bei 250 Hz und kann bis 12 kHz logarithmisch durchgestimmt werden, wobei das Pedal hier dann quasi wie ein Fullrange-Kompressor arbeitet. Mit Volume gleicht man dann schließlich das bearbeitete Signal in der Lautstärke dem Bypass-Signal an – fertig!
Noch ein paar Worte zur Technik und Verarbeitung, wobei der Kollege oben („Sowas kauft man von Lehle“) das eigentlich schon vorweggenommen hat: Alles tipptopp und road- & bühnentauglich, wahlweise True- oder Buffered Bypass, goldkontaktierte Relais und Schalter, Lehle Fusschalter mit Umlenkhebel, wodurch die Platine nicht belastet wird, interne Filterung, Gleichrichtung, Stabilisierung und Hochtransformierung auf 18 V der anliegenden Spannung (9-15 V möglich, Polung egal).
bass & gitarre?
Auch wenn man sich nicht sonderlich mit Kompressoren auskennt, kommt man mit dem Basswitch schnell zu sehr guten Ergebnissen. Man kann sich an den guten Einstellvorschlägen des Manuals orientieren und/oder dirket selbst probieren. Die eigentliche Magie liegt dabei in der Stellung des Freq-Reglers. Hier lassen sich die Bässe verdichten, ohne dass der Höhenbereich davon betroffen ist, und man kann den Bass so prima im Band-Sound neben die Bass-Drum propfen (bezogen auf die Frequenz, nicht auf’s Timing! ;-)). Pumpen oder Nebengeräusche sind dem Basswitch fremd, hier gibt es Studio-Sound im Pedal-Board-freundlichen Format.
Und wenn man der Meinung ist, der Gitarrist der Band könne ein wenig Sound-Enhancement vertragen oder die Schrabbel-Acoustic der Sängerin einen etwas gleichmäßigeren Pegel – einfach mal den Basswitch probehalber anbieten. Das funktioniert nämlich prima!
resümee
Einen Studiokompressor im kompakten Bodenformat, übersichtlich und intuitiv einzustellen, der unauffällig aber effektiv arbeitet, mechanisch tippitoppi verarbeitet ist und im Signalweg nur mit dem Feinsten aufwartet? „Sowas kauft man von Lehle.“ Zumindest sollte man ihn mal antesten! [2787]
Wie arbeitet ein Kompressor überhaupt?
Ein Kompressor ist nichts anderes als ein Verstärker (VCA = Voltage Controlled Amplifier), der ein Signal nach voreingestellten Parametern in der Lautstärke regelt. Die üblichen Einstellmöglichkeiten sind Threshold, Ratio, Attack und Release. Mit dem Threshold stellt man den Punkt ein, ab dem der Kompressor überhaupt arbeitet; erst wenn der Pegel des Input-Signals diesen Schwellwert überschreitet, springt der Kompressor an.
Mittels Ratio sagt man ihm dann, wie stark, bzw. in welchem Verhältnis er das Signal bearbeiten soll. 1:1 ist neutral, ab 10:1 spricht man schon von einem Limiter. Beispiel: Ratio 5:1 besagt, dass, wenn der Einganspegel den Threshold um 5 dB überschreitet, der VCA hinten nur 1 dB rausgibt.
Attack und Release sind Zeitparameter, mittels derer man definiert, wie schnell der Kompressor nach Überschreiten des Thresholds (Attack) auf das per Ratio eingestellte Kompressionsverhältnis regelt, bzw. nach Unterschreiten wieder auf neutral zurückregelt (Release).