Viel Licht und ein wenig Schatten

Return of the Rosewood: Fender Vintera II ‘60s Precision Bass im Test

Anzeige
(Bild: Dieter Stork)

Jahrelang gab es parallel zu den Vintage-Reissues aus den USA auch eine günstige Fender-Linie aus Mexiko. Weniger exakt in der Abbildung historischer Details, dafür aber auch mit deutlich kleinerem Preis. Eigentlich gab es beim Precision Bass immer eine 50er- und eine 60er-Variante, letztere wurde bei der Vintera-Serie allerdings ausgelassen. Eine Lücke, die der neue Vintera II jetzt schließt.

WIEDER DA

Etwa zwei Jahre lang, von Anfang 2017 bis Oktober 2019, mussten alle im Instrumentenbau verwendeten Palisanderarten, ähnlich wie das schon lange streng geschützte Rio-Palisander, mit Zertifikaten und Herkunftsnachweisen vom gefällten Baum bis zur Endkundin bzw. zum Endkunden versehen sein. Einige Hersteller nahmen den bürokratischen Aufwand einfach auf sich, andere suchten Ersatz, was uns bis heute Griffbretter zum Beispiel aus Indian Laurel beschert. Bei der ursprünglichen Vintera-Reihe wurden die Jazz-Bässe für den dunklen Griffbrett-Look mit meist gar nicht so dunklem Pau Ferro ausgestattet. Jetzt gibt es nicht nur endlich wieder einen 60er P-Bass, er hat auch noch das korrekte Palisandergriffbrett. Das ist die gute Nachricht, ich habe aber schon schöneres Holz gesehen, dieses hat eine blasse, eher trockene Note mit eher ungleichmäßiger Maserung und teilweise Schleifresten in den Poren – das hätte von etwas Nacharbeit definitiv profitiert.

Anzeige

Einen guten Eindruck machen die eingesetzten Dots und auch die 20 Bünde im leicht höheren Vintage-Tall-Format. Die Bundenden wären mit einer Verrundung noch schöner, fühlen sich aber aktuell gut an. Das Basismaterial für den Hals ist wie üblich Ahorn, feingemasert und mit liegenden Jahresringen aufgeschnitten. Die Leimfläche zwischen Ahorn und Palisander ist plan, was das Griffbrett zu einem sogenannten „Slab Board“ macht.

Bis ‘62/63 war das die normale Konstruktion, dann wurde die Griffbrettwölbung schon in Halsober- und Griffbrettunterseite eingefräst, was aus dem Palisander quasi ein dickeres Furnier machte. Das Logo grenzt das dargestellte Baujahr noch weiter ein, das ursprüngliche Preci-Decal mit Spaghetti-Logo ohne Patentnummer wurde bis ‘61/62 genutzt. Der Sattel ist aus knochenähnlichem Kunststoff und sauber gekerbt, ein Niederhalter auf der Kopfplatte sorgt für genug Druck für D- und G-Saite. Die A-Saite, als spezielles Sorgenkind bei fendrigen Headstocks, muss an der Mechanik nah genug an die Kopfplatte gebracht werden, was dank der zylindrischen Achse problemlos machbar ist. Die zugehörigen Tuner mit der Bezeichnung „Vintage Reverse Open-Gear“ drehen, wie der Name sagt, Vintage-korrekt rückwärts.

(Bild: Dieter Stork)

Während die US-Reissues, die aktuell als „American Vintage II“ verkauft werden, Kopien der gesuchten Originale bis ins Details versprechen, waren die günstigen Kollegen immer bewusst ungenauer und vager in den Baujahren. So fehlen die Chromkappen über Brücke und Pickup oder auch der dritte Gurtpin an der Kopfplatte. Auch größere Veränderungen gibt es: Der Lack an Korpus und Hals ist aus Polyurethan statt Nitrocellulose. Dafür ist die Einfärbung bei beiden gut gelungen und wirkt mit etwas Abstand schön authentisch. Neben dem leicht vergilbten Olympic White des Testbasses gibt es noch Sunburst. Wie es sich gehört, ist der Body aus Erle, das Shaping könnte schärfer sein, ist aber angenehm.

(Bild: Dieter Stork)

Die Brücke ist eine Rillen-Bridge, die neben der Einstellung von Saitenlage mit Schlitz-Madenschrauben sowie Oktave auch noch die der Abstände der Saiten zueinander zulässt. Dass die Saiten hier durchgefädelt werden müssen gehört genauso dazu, wie das Abschrauben des mit den üblichen vier Schrauben samt Platte befestigten Halses, um die Halskrümmung einstellen zu können. Das Pickguard des Vintera ist ein durchaus schickes Tortoise, hier sitzen die Potis für Volume und Tone, jeweils mit großen, geriffelten Metallknöpfen versehen, und die Ausgangsbuchse, dazu die Stütze, um die Finger unterzuhaken. Das elektrische Signal kommt von einem Split-Coil mit AlNiCo-Magneten, der zwar nicht die abgeschrägten Kanten der Pole-Pieces hat, sonst aber in puncto Konstruktion nah genug dran ist. Schaltungskniffe darf man von der Elektrik nicht erwarten, dafür aber solide CTS-Potis und eine Switchcraft-Buchse, alles sauber verlötet. Ganz “period-correct” ist die Fräsung hierfür recht klein gehalten und nicht mit der Pickup-Fräsung verbunden.

Soundcheck und Resümee auf Seite 2

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Man ahnt es: Gitarristen und Bassisten sind konservativ und Gitarren und Bässe müssen aus Holz sein. Dass Ihr es aber feiert, dass ein großer Hersteller 2024 “zurück” zu seltenen Hölzern geht, um Instrumente von anno dazumal noch angegrauter zu kopieren überrascht nicht, schmerzt aber trotzdem. Und zeigt: die Gitarre (und der Bass) ist ein aussterbender Dinosaurier.

    Auf diesen Kommentar antworten
      1. Die Instrumente werden natürlich weiterhin existieren und immer von Bedeutung bleiben. Ich kann mich der Einschätzung zum Test-Bass aber nur anschließen. Wie kann es bitte sein, dass das Instrument so schlecht verarbeitet wurde? Hier wurde doch augenscheinlich einfach ein Instrument lieblos zusammengebaut. Für den Preis eine Unverschämtheit.
        Im Test kommt er mir hier viel zu gut weg.

        Auf diesen Kommentar antworten
      2. Hallo Dominik,
        Dann alles aus der Konserve Dose?
        Womit willst Du Musizieren mit Luftgitarre bzw.Bässe?
        Was für 1 Total Blödsinn..oder wie die Amis sagen,Bullshit

        Auf diesen Kommentar antworten
    1. Heutzutage im Gitarrenbau verwendetes Palisander stammt aus kontrolliertem Anbau, seltene Hölzer ist da ein irreführender
      Begriff. Mal ganz abgesehen von dem minimalen Verbrauch bei der Herstellung von Griffbrettern.
      Für Umweltaktivismus wäre die weitere Verwendung von Holz als Brennstoff ein weitaus interessanteres Thema, hier irgendwie deplaziert..

      Auf diesen Kommentar antworten
      1. Also ich hab mir meinen vor Weihnachten gekauft. War mein erster Spontankauf seit vielen Jahren. Er ist einfach überzeugend. Ich hab ihn allerdings noch zum alten Preis bekommen. dieses Jahr kostet er schon 200 mehr.
        das mit dem Griffbrett kann ich bestätigen und die Elektronik ist eben CTS-durchschnittsschrott. das ist für mich aber kein Problem weil ich als Hobby-Gitarrentechniker alles für diese Nachbesserungen da habe.
        das Griffbrett habe ich geölt, poliert und Bundenden verrundet. das Frist kein Geld. Die Elektronik habe ich komplett getauscht. Das ist übrigens auch bei den Instrumenten aus dem Custom Shop nötig. Da sind auch CTS-Potis drin und die Dinger fallen nunmal meistens unter Wert und sind ein Tonekiller. Ich Habe zwei Erstklassige Alphas mit 260K/262K reingebraten und einen Phonebook-Kondensator, natürlich alles mit Cloth Wire. Der Splitcoil ist allerdings erste Sahne!
        ist also alles kein Beinbruch und normal in dieser Preisklasse. Mein Exemplar hat, unplugged schon einen richtig tollen Sound und so lohnt es sich auf jeden Fall. da ich noch einige Fender Pure Vintage Teile im Ersatzteilbestand hatte, hab ich ihm die Vollausstattung verpasst. besonders den Tausch auf die Originale Fender Bridge kann ich nur empfehlen. das Material ist deutlich besser als das der Mexico bridge.

        es ist eben so dass man nicht erwarten kann ein 100% professionelles Instrument, out of the Box zu bekommen. Mindestens neue Potis muss man einrechnen, selbst bei CS-Modellen. keine Einziges Fender oder Gibson CS-Modell, was bei mir auf der Werkbank lag, hat seine Werkselektronik behalten. Auch diese Instrumente sind mit, in Masse eingekauften Teilen, ausgestattet.

        Auf diesen Kommentar antworten
        1. Wie kommt man denn auf die Idee, dass Potis von Alpha besser sind als die von CTS?
          Ich habe in 20 Jahren mit den Teilen von CTS oder Switchcraft, dose in Fenders verbaut sind keine Probleme gehabt. Dass Fender-Instrumente „Schrott-Elektronik“ verbaut haben, halte ich ehrlich gesagt für ziemlichen Blödsinn. Die CTS-Produkte sind nicht umsonst guter Standard.

          Auf diesen Kommentar antworten
  2. 1249 Euro für 1 Mexico Precision, viel viel zu Teur..Wer wird das kaufen?
    Ist nicht lange hier, wo für paar hundete mehr die US Precision gabs.

    Auf diesen Kommentar antworten
  3. Die im Text angesprochene „Nitro-Lackierung“ bei den US-Instrumenten ist für mich, seit ich mal echte alte Nitro-Lackierungen gesehen habe, kein Verkaufsargument mehr. Aktuell ist es bei der AVRI2-Reihe wieder Nitro-ähnlicher Lack über Polyurethane-Grundierung.
    Mir persönlich ist da einfach eine gut gemachte Polyurethan-Lackierung wie bei den mexikanischen oder AmPro-Instrumenten wesentlich lieber.

    Auf diesen Kommentar antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.