Da lacht der Fakir

Retro & funktional: Magneto Guitars U-One Series UT-Wave Classic im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Noch nicht gehört? Magneto ist als Hersteller schon einige Jahre am Markt, aber bei uns noch nicht wirklich prominent in Erscheinung getreten. Mit der U-One Serie liegt nun auch eine „hochwertige Produktlinie für den preisbewussten Spieler“ vor.

Das am klassischen Gitarren-Design ausgerichtete Magneto-Programm teilt sich in zwei Serien: Handmade Guitars aus japanischer Produktion und die seit 2017 in China gefertigten Modelle aus der preiswerten U-One Series.

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RETRO & FUNKTIONAL

Den Magneto-Gitarren liegt unverkennbar die kalifornische Bauweise zugrunde, und das Modell UT-Wave Classic ist damit eine weitere Interpretation der unverwüstlichen Fender Telecaster. Dem aus zwei Teilen gefügten und in Metallic Brown lackierten Korpus aus Pappelholz verschaffte man weich gerundete Außenkanten und am Boden hinten eine Auskehlung im Bereich der Halsaufnahme zur Entschärfung des Übergangs vom Hals auf den Body.

(Bild: Dieter Stork)

Der aufgeschraubte Hals von mittlerem C-Shape-Profil aus dreiteiligem Ahorn wurde mit einem Griffbrett aus Palisander kombiniert. Die 22 mittelstarken Jumbobünde zeigen zwar keine perfekte, aber durchaus ordentliche Verarbeitung. Die parallel herausgeführte, frontseitig in der Korpusfarbe lackierte Kopfplatte ist mit kleinen gekapselten Mechaniken ausgestattet. Zwei Stringtrees für die vier Saiten e, h, g, d sorgen für guten Andruck auf den Sattel aus synthetischem Material. Am Korpus werden die Saiten über eine Fixed Bridge mit drei justierbaren Saitenreitern geführt und in der String-thru-Body-Methode gekontert. Die Mensur umfasst typgerechte 648 mm.

Elektrik: Mit dem auf das Brückenblech montierten UTB-200-Bridge-Pickup ist der klassische Singlecoil in der Stegposition zu finden; der UTN-200- Hals-Pickup wurde nicht weniger traditionell auf ein Pickguard geschraubt, das hier allerdings aus lackiertem Holz besteht. Die Positionierung der generell ausgelegten Regler und des Dreiwegschalters zur Anwahl der PUs weicht dagegen vom gewohnten Vorbild ab. Vor allem die leichte Erreichbarkeit des in die Nähe der Bridge gerückten Volume-Reglers wird vielen gefallen.

Bestens platzierte Regler (Bild: Dieter Stork)

Die UT-Wave Classic ist neben Metallic Brown auch noch in schickem Metallic Perl White und in Black zu haben – Farben auf denen das lackierte Holz-Pickguard noch besser zur Geltung kommt. Eine Linkshandversion ist in Planung.

VON TRADITIONELL BIS GLASSPLITTER

Mit dem Modell UT-Wave Classic haben wir ein ansprechend gemachtes Instrument in Händen, das mit knapp 3 kg nicht nur angenehm leicht ist, sondern auch mit ordentlichen Komponenten und guten Spieleigenschaften aufzuwarten vermag. Keine High-End-Performance, aber für die Preisklasse doch beachtlich. Die gängigen Spieltechniken gehen locker von der Hand, die recht flach eingerichtete Saitenlage ermöglicht leichten Griffbrettzugang, was sogar auch die hohen Lagen mit einschließt. Die Korpusabflachung vorn im Bereich der Halsaufnahme erweist sich in dieser Hinsicht als durchaus hilfreich.

Der akustische Klang der UT-Wave Classic ist nun nicht gerade bemerkenswert tiefgreifend, aber doch von ausgeglichenem Stimmverhalten geprägt. Akkorde werden also differenziert dargestellt, und ein überraschend lang aushaltendes Sustain ist beim Testinstrument in fast allen Lagen zu erzielen. Zwar prägen leicht metallische Anteile das allgemeine Klangbild, aber in Summe ist das alles doch ganz gesund.

Pickguard aus lackiertem Holz (Bild: Dieter Stork)

Jetzt kommt es darauf an, was die UTN-200-Singlecoil-Pickups damit anfangen können. Der Tonabnehmer in der Halsposition transportiert ein ansprechend gerundetes Akkordbild, durchsichtig und nicht zu basslastig aufgelöst. Für die Preisklasse ist die Saitenseparation im Akkord beachtlich, die Stimmen ergänzen sich harmonisch und es rollt luftig ab. Gehaltene Noten entfalten sich stabil, Linienspiel profitiert von der perkussiv umrissenen Darstellung. Die letzteren Aspekte kommen dann vor allem auch in Zerrpositionen bestens zur Geltung – nicht schlecht!

Wechseln wir zum Steg-Pickup, so nehmen die harschen Höhenanteile im Sound deutlich zu, und die Bässe zeigen sich trocken und knochig. Das kommt in der Abteilung Clean etwas spitzig und scharfkantig rüber, hat aber natürlich auch eine gute Portion Twang in petto – und der ist mit der rechten Hand leicht zu provozieren. Dieser gequetschte Ton potenziert sich im Overdrive-Kanal des Amps noch deutlich und geht durch den Band-Sound, wie ein Rasiermesser durch den Pudding. Mit hartem Anschlag knallt es dann auch ganz schön krass. Das ist zwar nichts für Feingeister, aber mit dieser aggressiven Bissigkeit lässt sich natürlich höllisch Alarm machen. Da lacht der Fakir und jagt dich quasi mit blanken Füßen über Glassplitter.

Zusammengeschaltet bekommen wir wieder etwas mehr Ausgleich in den immer noch recht lichten Sound. Diese perlende Klangvariante rundet jedenfalls das offensive Klangangebot stimmig ab. Die beschriebenen Spitzen im allgemeinen Klanggewese lassen sich natürlich mit dem Tone-Regler dann auch noch etwas entgrätzen.

RESÜMEE

Die UT-Wave Classic ist eine nach klassischem Muster ordentlich gemachte Gitarre. Das angenehm leichte und optisch attraktiv gestaltete Instrument wartet, dank eines gut proportionierten Halsprofils und tief eingerichteter Saitenlage, mit lobenswert guten Spieleigenschaften auf und es intoniert auch sauber. Darüber hinaus bietet es mit seinem traditionellem Singlecoil-Pickup-Set an klassische Muster angelehnte Sounds – nicht bemerkenswert originell, aber durchaus gediegen. Für den aufgerufenen Preis ist das in Summe eine ganze Menge Gitarre – probier nur selbst!

PLUS

  • Design
  • Leichtgewicht
  • klassisch angelehnte Sounds
  • gut platzierte Regler
  • Bespielbarkeit
  • angemessene Verarbeitung
  • Preis-/Leistungsverhältnis

MINUS

  • Steg-Pickup etwas sehr nagelig


(erschienen in Gitarre & Bass 02/2022)

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Schicke Gitarre. Aber jeder € für China kann einen Euro gegen Taiwan bedeuten. Deswegen Nein.

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    1. Das ist doch nicht Dein Ernst, oder?
      Dann musst Du Deinen halben Hausstand wegschmeißen. Kommst Du denn überhaupt noch zum Gitarre spielen wenn Du Du Dir solche Gedanken machst?

      Auf diesen Kommentar antworten

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