Flachdraht, Runddraht und ein Betriebsgeheimnis …

Pyramid Fusion Flats & New Rock Standard im Test

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(Bild: Pyramid)

NEW ROCK STANDARD

Spritzig klingen, ausgewogen und leicht spielbar sein – mit diesen Vorgaben wollen die New Rock Standard einen neuen Standard im Saiten-Dschungel setzen. Roundwound-Saiten haben den absolut größten Marktanteil und sich in dieser Position absolut fest gespielt. Dabei hat der Preisverfall auch eine Rolle gespielt, der dann eintrat, als vor allem die großen amerikanischen Hersteller in ihren Großserienproduktionen auf den günstigeren Stahl als Umspinnung umgestiegen sind und teurere Metalle wie Reinnickel, Edelstahl und Monel außen vor blieben. Diese sogenannten Stahlsaiten sind also die Typen, die heute mit Abstand am meisten verbreitet sind, und das durchaus zu Recht. Denn sie sind laut, haben eine schnelle Ansprache und Dynamik, klingen brillant und offen und sie sind eben in den meisten Fällen auch günstig.

Dean Fareys Ziel mit den „New Rock Standard“ war es nun, Saiten zu schaffen, die all diese beschriebenen positiven Eigenschaften besitzen, aber von Allem etwas Mehr zu bieten haben. Also mehr Spritzigkeit, ein breiter aufgestelltes Höhenverhalten, eine intensivere Dynamik und dazu eine noch griffigere Haptik.

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Ein hexagonaler Stahlkern ist die Grundvoraussetzung für eine schnelle Dynamik und ein spritziges Tonverhalten. Weitere Faktoren sind die Mengenverhältnisse zwischen Saitenkern und -umwicklung, und natürlich auch der Materialmix, aus dem die Umwicklung besteht. Wie dieser Materialmix und das Verhältnis des Kerns zur Umwicklung genau aussehen, bleibt allerdings ein gut gehütetes Geheimnis von Pyramid, bzw. Farey. Mir bleibt daher nur übrig, die Auswirkungen dieser Maßnahmen im Praxistest zu beschreiben.

Als ich diese Saiten auf eine Telecaster aufzog, war mein erster Eindruck der, dass ich noch nie so leicht spielbare .010er-Saiten auf einer Gitarre hatte. Von der aufgewendeten Kraft der Greifhand her wirkten sie eher wie .009er-Saiten. Ihr Ton hingegen kam groß und satt rüber, und am meisten hat mich die Dynamik, aber auch die etwas andere Haptik dieser Saiten begeistert. Dieses geheimnisvolle Material, aber vielleicht auch die Konstruktion, muss also etwas mit der Biegefestigkeit und dem allgemeinen Schwingungsverhalten gemacht haben. Außerdem ist das Sustain großartig, in seiner fest strahlenden, stabilen und nie flatterigen Art.

Kurz gesagt: Die New Rock Standard sind großartige, sympathische Saiten, die hiermit jedem zum Ausprobieren empfohlen sind, die nachprüfen wollen, ob der eine Schritt weiter weg von der Norm auch zu ihrem eigenen Sound- und Spielkonzept passt.

PLUS

  • Dynamik
  • Klangreichtum
  • Ausgewogenheit
  • Haptik

RESÜMEE

Egal, ob Fusion Flats oder New Rock Standard – diese beiden so unterschiedlichen Saiten, die durch die Zusammenarbeit von Pyramid mit Dean Farley entstanden sind, haben ihre Daseinsberechtigung durch ihre eigenwilligen Konzepte und die Ergebnisse, die diese neuen Ansätze bringen, bravourös unterstrichen. Die Fusion Flats besetzen erfolgreich die Nische zwischen Flatwounds und Roundwounds, während die New Rock Standard es mit einem geheimen Materialmix schaffen, in allen Belangen einen Schritt weiter zu gehen als der „Old Rock Standard“. Beide neuen Saitentypen sind in ihren jeweiligen Einsatzgebieten absolut zu empfehlen.


(erschienen in Gitarre & Bass 10/2023)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Kann das zu den Flatwounds mal jemand mit anderen Saiten vergleichen, insbesondere natürlich mit dem anderen “Standard”, Thomastik-Infeld Jazz Swing? Technisch, tonal und auch haptisch?

    Denn gerade den haptischen Aspekt finde ich bei Thomastik allgemein herausragend. Schon die roundwound Bebop fühlen sich glatt an, so fein ist die Umspinnung; Standard-D’Addarios mag ich dagegen gar nicht anfassen. Auf den flatwound Jazz Swing gleiten die Finger lautlos; muss nicht jedermanns Sache sein, ich find’s toll.
    Letztens hatte ich mal ghs Precision Flatwounds drauf. Die im Artikel beschriebene Haptik erinnert mich daran; mir gefiel es überhaupt nicht (mehr sag ich nicht, ich will sie nicht schlecht machen), vielleicht hätte ich etwas Geduld haben müssen.

    Und wie ist das mit dem Klang im Vergleich? Meine Ohren können sich sowas nicht über einen Saitenwechsel hinweg, meist noch von alt auf neu, merken. Und mein Verstärker scheint mir auch nicht jeden Tag gleich schlecht drauf zu sein….

    Ich sollte noch erwähnen: Man hat mich inzwischen auf 12er Saiten runtergehandelt, bei 10er würde ich wohl gleich wegrutschen.

    Und noch was zu Thomastik: Die sind teuer. Und trotzdem scheinen mir ab und zu welche im Pack zu stecken, die nicht ganz rein klingen. Pyramid wirbt wie Thomastik mit Handarbeit; passiert da auch so was?

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