Meet the silver sky

PRS Silver Sky John Mayer Signature im Test

Anzeige

,Your Body Is A Wonderland’, so der Titel des ersten John-Mayer-Hits aus dem Jahr 2001. Als die ersten Bilder der neuen PRS John Mayer Silver Sky Anfang 2018 in den Sozialen Netzwerken auftauchten, untke man sofort: ,Your Body Is Another Brand’. Selten hat es in den letzten Jahren so unterschiedliche Reaktionen auf ein Gitarrenmodell gegeben. Die PRS Silver Sky polarisiert.

Anzeige

Im März 2018 wurde die Gitarre offiziell von Paul Reed Smith in London vorgestellt. Parallel dazu präsentierte John Mayer in einem 45 minütigen Live- Stream bei Instagram seine Ideen zur Gitarre und gibt Soundbeispiele:

Und er nimmt auch kein Blatt vor den Mund, warum der Body so starke Anleihen bei der Fender Strat macht. Zweieinhalb Jahre dauerte die Entwicklung. Das Modell ist in vielerlei Hinsicht Vintage-inspiriert und basiert auf Johns Lieblingselementen von Gitarren aus den Jahren 1963 und 1964. John Mayer: „Seit Jahren war es mein Traum, eine Gitarre zu designen, die meine favorisierten Vintage-Spezifikationen mit einem modernen Spirit und Ästhetik vereint. Die Silver Sky ist meine Vision, wie der Neustart der E-Gitarren aussehen und sich anfühlen kann“.

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, es wurde enorm viele Veränderungen vorgenommen und viele neue Parts entwickelt; Paul legt Wert darauf, dass man kein einziges Teil der Silver Sky als Replacement für einen Klassiker verwenden kann. Dennoch hat er sehr genau die vielen Features von Vintage Strats analysiert, um daraus Schlüsse zu ziehen, was er übernehmen kann, um den Sound zu adaptieren bzw. zu modernisieren.

HALS & BODY

John Mayer hat jahrelang nur Fender- Stratocaster-Modelle gespielt, seine Lieblingsgitarre stammt aus dem Jahr 1964. Also wurden für das PRS-Modell viele Details des Klassiker übernommen. Der Erlekorpus hat Strat-Dimensionen, Änderungen gibt es bei den Wölbungen sowie eklatant am unteren Cutaway, welches die typische PRS-Fräsung hat. Nur deswegen sieht der Body dicker aus – ist er aber nicht.

Der Ahornhals ist angeschraubt und trägt ein Palisandergriffbrett mit schmalen Birds-Inlays. Das Griffbrett ist flach aufgeleimt, (Slabboard), wie es Fender nur in der Anfangszeit der 62er-Strat verwendete. Die Halsmaße wurden der 64er- Strat von Mayer angenähert, in den tiefen Lagen D-förmig und nicht zu dick, nach oben hin kräftiger. Natürlich hat die Gitarre die lange 648-mm-Mensur. Das Griffbrett hat einen 7,25″-Radius, klassisch, dank der guten Verarbeitung und des exzellenten Fretjobs (Stahlbünde mit Vintage-Maßen) ist eine erstaunlich gute Saitenlage eingestellt, die auch Saitenziehen ermöglicht.

Lange haben Paul und John an der Kopfplatte experimentiert, bis man sich dann doch auf eine leicht versetzte 3+3 Anordnung der Mechaniken (Vintage Kluson Style, aber Locking) einigen konnte. Die Kopfplatte ist allerdings reversed zum PRS-Standard. Gründe: gerader Saitenzug ohne Saitenniederhalter, der Ab-stand der Unterseite der Kopfplatte zum Sattel ist exakt so wie bei der alten 64er von John Mayer.

Die Silver Sky hat einen Knochensattel, der mit einem speziellen Leim besonders hart verklebt ist, um die Klangeigenschaften einer alten Strat zu bieten – der Leim ist kristallisiert und erzeugt eine besonders intensive Verbindung. Der Hals ist mit einem beidseitig justierbaren PRS-Stahlstab verstärkt, die Nachstellmutter ist an der Kopfplatte zu erreichen. Paul: „Die alte Version, bei der man den Hals zum Justieren abnehmen muss, ist einfach nicht mehr zeitgemäß“. Verändert wurden die Form des Schlagbretts, aber auch Knöpfe, Schalter und Anschlussbuchse wurden leicht modifiziert. Die gewölbte Buchsenplatte ist nicht nur verschraubt, sondern auch noch durch kleine Nuten und Fräsungen arretiert.


Paul Reed Smith Philosophie

Wird Paul Reed Smith sich selber untreu, weil er einen PRS-Hals mit einem Strat-Body kombiniert? Diese Frage wurde in den Sozialen Medien gestellt. Nein, wird er nicht. Ich kenne Paul persönlich seit Mitte der 80er-Jahre. Er hat immer versucht, ein optimales Instrument für die Musiker zu entwickeln. Er startete mit einem auf Carlos Santana zurechtgeschneiderten Modell, das viele Anleihen von einer Les Paul Special hatte. Seine ersten Serienmodelle sollten die perfekte Kombination aus Les Paul und Strat sein und das Beste beider Welten bieten – sie hatten auch eine Mensur, die genau zwischen den beiden Klassikern 624 mm und 648 mm lag. Das war der PRS-Durchbruch. Der Aufschrei (vor allem von Gibson) war groß, als er später die Singlecut vorstellte, und die Les-Paul- Features dann noch durch die McCarthy-Modelle weiter verfeinerte. Gibson versuchte erfolglos, PRS die Singlecut gerichtlich zu verbieten. Heute sind die Single-Cut-Modelle PRS-Klassiker.

(Bild: Dieter Stork)

Paul arbeitet schon immer sehr eng mit Musikern zusammen und versucht deren Wünsche zu erfüllen. So baute er für John Mayer 2015 eine Limited Edition Private Stock Super Eagle mit enorm vielen Soundvariationen, die John brauchte, um bei Dead & Company die vielfältigen Sounds von Jerry Garcia wiederzubeleben. Und so hat es auch bei der Silver Sky funktioniert: John Mayer äußerte seine Wünsche, Paul hat sie umgesetzt, und, wenn möglich, direkt mit Verbesserungen. Paul Reed Smith ist aber nicht nur Gitarrenbauer sondern auch Erfinder und Tüftler. Selbst wenn er eine Design-Idee übernahm, hat er immer solange daran gefeilt, bis sie jede Menge Verbesserungen hatte. Er besitzt seit den 80er-Jahren viele verschiedene Patente, u. a. für sein Tremolo-System und für die schräg versetzte Anordnung des Sattels zur Intontionsverbesserung.


TREMOLO

Die Silver Sky ist mit einem Vintage Tremolo mit Stahlblock ausgestattet, ab Werk ist sie mit vier Federn ausgestattet, und die Tremolo-Platte liegt auf der Decke auf, dadurch klingt sie akustisch etwas lauter als wenn der Steg frei schwebt. (Es kann aber auch floating eingestellt werden). Vibriert werden kann bei dieser Einstellung also nur nach unten, die Federkammer hat auf Wunsch von John Mayer keine Abdeckplatte. Im Tremolo sind viele Details versteckt, auch wenn es nach Vintage aussieht. Zwar ist das Tremolo mit 6 Schrauben befestigt, diese aber haben nach alter PRS-Manier kleine Messerkanten unterhalb des Kopfes, was die Reibung minimiert (Gen III Schrauben). Der Saitenabstand am Steg beträgt nur 54,58 mm; er ist etwas schmaler, weil bei den Originalen die beiden E-Saiten dazu tendieren, vom Griffbrett abzurutschen. Die Saitenreiter sind aus Stahlblech gebogen, besonderen Augenmerk legte Paul darauf, dass die jeweils zwei Einstellschrauben, auf denen die Reiter stehen, sehr tight sitzen. Er hat analysiert, dass bei alten Gitarren diese Schrauben festgerostet sind und dadurch die Klangübertragung besser ist als bei lose im Gewinde sitzenden Schrauben. Der PRS-Tremoloarm wird eingesteckt, kann aber in seiner Gängigkeit justiert werden.

PRS Silver Sky John Mayer Signature Kopf
Die Kopfplatte ist großflächig angeschäftet. (Bild: Dieter Stork)

PICKUPS & SCHALTUNG

Die Pickups sind Singlecoils, die in ihrer Größe an die etwas schmalere Saitenführung angepasst sind. Der mittlere Pickup ist reversed gewickelt, damit die Zwischenstellungen als Humbucker fungieren und Brummen unterdrücken. Paul Reed Smith hat zur Entwicklung dieser Tonabnehmer viele Vintage-Strat- Pickups gecheckt und auch die aus Johns Lieblingsgitarre vermessen. Allerdings sollten die Pickups keine exakten Kopien der alten sein. Die drei identischen Tonabnehmer sollten etwas mehr Output haben und der Steg-Pickup sollte, Orginalton Paul: „nicht wie ein Eispickel“ klingen. Echte Singlecoils brummen, wenn man sie allein benutzt. Alte Fender Singlecoils waren je nach Modell unterschiedlich laut. Paul glaubt, dass die Musiker, die sich für die 62-64er-Modelle entschieden, sich oft daran orientiert haben, dass die Pickpus möglichst viel Output hatten. Erklärung dazu: Je lauter sie sind, desto mehr wird das Brummen übertönt.

Die 635JM Pickups haben einen Gleichstromwiderstand von 6,16 kOhm, die gestaggerten Magnete sind etwas stärker magnetisiert als gewöhnlich. Paul hat die Erfahrung gemacht, dass dies in dieser Kombination zur mehr Leistung führt, ohne die Höhen anzuheben. Oftmals wird dies in der Theorie genau anders herum beschrieben. Sehr viel Sorgfalt wurde bei der Einstellung der Pickups verwendet, sie sind mit Gummischeibchen unterlegt (keine Federn), um bombenfest zu sitzen. Wichtig ist der richtige Abstand zu den Saiten. Ab Werk sind die Pickups so eingestellt, dass sie nicht zu nahe an den Saiten sind, um Stratitis zu unterbinden, aber dennoch so nahe, um möglichst laut zu sein. Paul rät davon ab, die Pickups zu verstellen. Die Tonabnehmer werden über einen Master-Volume-Regler und zwei Ton- Potis geregelt, sowie über einen 5-Weg- Schalter angewählt. Der untere Tonregler dient dem Steg-Pickup, der mittlere Regler als Tonregler für Mittel- und Hals- Pickup.

Für John Mayer war es extrem wichtig, dass die Tonregler wirksam arbeiten und einen guten Regelbereich haben. Dabei ist für ihn hier das erste kleine Stück Regelweg entscheidend. Wer seinen Sound kennt, wird sich schon gewundert haben, wie das zustande kommt: Er dreht oft den Tonregler leicht zurück, um die Schärfe etwas herauszunehmen. Experten hatten immer vermutet, dass er das über seine Amps macht, aber John zeigt in seinem YouTube- Video, dass er das tatsächlich mit Hilfe des Tonreglers erzeugt. So hat er eine zusätzliche Option. Und da der Steg-Pickup ebenfalls klangregelbar ist, ist dieser Sound für ihn nun auch eine Option.


Tremolo vs. Vibrato

Leo Fender hat in den 50ern leider zwei Begriffe durcheinandergewirbelt, die uns heute noch verwirren. Ein Ton, der in der Tonhöhe moduliert wird, erzeugt ein Vibrato. Ein Ton, der rhythmisch in der Lautstärke moduliert wird, erzeugt ein Tremolo. Fender nannte das System, das er 1954 für die Stratocaster entwarf und bei dem man die Tonhöhe verändern kann, Tremolo- System, obwohl es ja eigentlich ein Vibrato-System ist. Als er dann ein paar Jahre später den Tremolo-Effekt in seine Verstärker integrierte, nannte er dies , weil der Name ja schon vergeben war, Vibrato – in den Amp-Bezeichnungen mit Vibro abgekürzt.


OPTIONEN

Die Silver Sky wird in vier verschiedenen Farboptionen angeboten: Onyx (schwarz), Frost (weiß), Horizon (rot) und Tungsten (silber). Es sind alles aktuelle Tesla Farben. Die ersten 500 Modelle werden mit Formkoffer ausgeliefert, danach dann mit Gigbag.

PRS Silver Sky John Mayer Signature Hals
Vintage Mechaniken, mit modernen Flügeln und PRS-Locking-Vorrichtung (Bild: Dieter Stork)

PRAXIS

Die Silver Sky spielt sich wie eine alte, eingespielte Gitarre, viele Details sind vertraut, andere sind einfach nur praktisch. Verblüffend ist die extrem gute Saitenlage, die man bei vielen Gitarren mit 7,25″-Griffbrett nicht hat, es sei denn man hat seinem Gitarrenbauer viel Geld für eine neue Bundierung und eine aufwendige Einstellarbeit bezahlt.

Die Silver Sky klingt am besten an einem klassischen Röhrenamp, John Mayer empfiehlt einen Fender Deluxe. Im direkten Vergleich zu einer Vintage Strat ist sie tatsächlich etwas lauter, mit etwas mehr Bassanteil. Die bei dem Original stechenden Höhen sind minimal abgemildert, aber den John-Mayer-Kick bekommt man, wenn man dann den Höhenregler minimal zurückdreht. Hals-Pickup mit dieser Behandlung: dann klingt es original wie auf ,Lies’ (Eric Clapton. ,The Breeze, An Appreciation Of JJ Cale’) wo John mit Clapton zusammen spielt. Aber auch der Mittel- und der Steg-Pickup bieten überraschend gute Sounds, die beiden Zwischenpositionen sind brummfrei, haben aber dennoch einen authentischen, hohlen Sound – das ist bei Modellen mit lauten Singlecoils nicht unbedingt üblich. Sehr gut. Die 635JM Pickups kann man als rund und voll bezeichnen, mit musikalischen Höhen, die aber nie harsch oder überscharf klingen.

JOHN MAYER

John Clayton Mayer (geb. 16. Oktober 1977) ist ein US-amerikanischer Singer/Songwriter und Gitarrist, der bereits sieben Mal mit einem Grammy ausgezeichnet wurde. Seine Songs verbinden die Stilrichtungen R&B, Rock, Pop, Blues und Country-Musik. Sein Debütalbum ,Room for Squares’ erschien 2001 Für ,Your Body Is A Wonderland’ erhielt er einen 2003 einen Grammy für die Best Male Pop Vocal Performance. Seinen Ruf als hervorragender Gitarrist untermauerte er mit Live-Album ,Try! JohnMayer Trio Live in Concert’, das 2005 veröffentlicht wurde. 2011 gründete John Mayer zusammen mit Bob Weir die Grateful-Dead-Nachfolge-Band Dead & Company.

PRS Silver Sky John Mayer Signature Korpus
John Mayer braucht keine Abdeckplatte; 4 Federn sind nötig, damit die Stegplatte aufliegt. (Bild: Dieter Stork)

2003 kam die Martin OM-28 John Mayer Guitar auf denMarkt, ab 2005 warMayer Fender Endorser, ein Strat-Modell trug den charakteristischen „Racing Stripe“ auf dem Body. Two Rock Amps baute ihm nach seinen Vorstellungen Verstärker. Seit einigen Jahren kooperiert John Mayer mit Paul Reed Smith. 2005 entwickelten sie zusammen eine Gitarre für seine Dead & Company Tour, die PRS Guitars John Mayer Limited Edition Private Stock Super Eagle. 2017 kam der PRS JMod John Mayer Signature Amplifier auf den Markt.

RESÜMEE

Ich bin gespannt, wie lange die Diskussion über die Silver Sky noch anhält. Unterm Strich: Eine tolle Gitarre – mit vielen Detailverbesserungen, einem klasse Sound und einer phantastischen Bespielbarkeit. Ein Signature-Instrument muss zunächst einmal die Anforderungen erfüllen, die der „Künstler“ an sie stellt. Das hat Paul Reed Smith erfüllt. Die Vergangenheit hat es gezeigt: Ist ein Signature- Instrument stimmig, akzeptieren es auch die anderen Gitarristen. Also ran und checken.

PLUS

  • Verarbeitung
  • Werkseinstellung
  • Edelstahl-Bünde
  • Bespielbarkeit
  • Stimmstabilität
  • Sound

MINUS

  • Instrument polarisiert

PRS Silver Sky John Mayer Signature Übersicht


(erschienen in Gitarre & Bass 05/2018)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.