PRS SE 2017: Custom 22, Custom 24, Santana & Mark Tremonti Custom im Test
von Christian Braunschmidt,
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Das PRS mit der SE-Linie ein reizvolle Alternative zu den grandiosen aber nicht ganz billigen US-Modellen bietet, ist nichts Neues. Dass man sich aber nicht einfach auf dem guten Ruf ausruht, sondern bemüht ist, auch die Fernost-Instrumente permanent zu verbessern, ist schon etwas Besonderes. Grund genug, sich die 2017 erscheinenden Modelle mal genauer anzuschauen.
Es gibt Momente, da ist die einzig passende Antwort auf die Fragen des Lebens: „Ja, ich will“. Wenn die Redaktion aus Köln anruft, um zu fragen ob man Lust hätte, vier der im nächsten Jahr erscheinenden PRS-SE-Modelle zu testen, ist das genau einer dieser Momente. Vier verschiedene Gitarren in einem riesigen Karton – Grüße an den netten UPS-Mann an dieser Stelle –, jede mit ihren eigenen Vorzügen und Besonderheiten. Da wären neben der Custom 22 und der Custom 24 noch das wirklich schöne Santana-Modell und die Signature-Klampfe von Creedund Alterbridge-Gitarrist Mark Tremonti. Schon beim Auspacken wird klar, dass sich die Jungs im englischen PRS Tech Center richtig Gedanken um Verpackung, Setup und den Versand machen – dazu später mehr.
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So geht Werkseinstellung
Wie fast in jedem Jahr wird auch im kommenden die SE-Linie wieder mal ein klein wenig überarbeitet und verbessert. 2017 stehen neben einem neuen Logo und einigen ungewöhnlichen, neuen Modellen (eine Siebensaiter und eine Baritone-Gitarre sind angekündigt) ganz klar die völlig überarbeiteten Pickups im Vordergrund. Neben den 85/15 ,S‘ Tonabnehmern, welche genaue Nachbauten der amerikanischen Pickups der Core-Linie sein sollen, haben auch die Tremonti- und Santana-Modelle neue Klangübertrager spendiert bekommen, welche sich noch näher an denen der Original-Signature- Modelle orientieren.
Alle vier Gitarren sind sich in ihrer grundsätzlichen Konstruktion gar nicht so unähnlich. Der Mahagonikorpus ist allen Modellen gemein und auch die leicht gewölbte Ahorndecke mit einem dünnen Riegelahorn-Furnier teilen sich unsere vier Testkandidaten ebenso, wie die legendären PRS-Birds-Inlays und das neue, überarbeitete Kopfplatten-Design.
Die Mechaniken machen einen robusten Eindruck und arbeiten ziemlich genau; sehen aber natürlich nicht so spektakulär gut aus wie bei den US-Gitarren. Auch beim Vibrato-System handelt es sich um eine detailgetreue Kopie der original PRS-Brücke; funktioniert ausgezeichnet. Schön finde ich, dass bei der Decke des Tremonti-Modells unter dem Vibrato eine ganz leichte Vertiefung in die Decke gefräst wurde, sodass das System bei Bedarf noch etwas mehr Spielraum für Up-Bends hat (bei allen vier Gitarren war die Brücke als Floating-Bridge eingestellt mit ca. einem Ganz-Ton Spielraum nach oben). Auch beim Elektronik-Layout sind sich die vier Asiatinnen recht ähnlich. Zwei Humbucker, ein Drei-Weg-Schalter, Master-Volume und Ton-Poti, fertig ist das Ganze. Na ja, stimmt nicht wirklich, das Tremonti-Modell tanzt etwas aus der Reihe – hier finden wir die klassische Les- Paul-Schaltung mit einem Lautstärke und einem Ton-Regler pro Pickup. Überhaupt muss man sagen, dass sich diese Gitarre schon durch das Single-Cut-Design von ihren drei Schwestern deutlich unterscheidet. Auch bei der Dicke des Bodys hat PRS es hier richtig gut gemeint – das Teil hat richtig Fleisch auf den Rippen und ist einen knappen Zentimeter dicker als die anderen drei Gitarren. Keine Angst, auf das Gewicht hat sich der fette Body nur bedingt ausgewirkt. Die Tremonti ist mit ihren 3,7 Kilo kaum schwerer als die beiden Custom-Modelle und die Santana. Letztere wartet übrigens ebenfalls mit zwei kleinen Besonderheiten auf. Zum einen ist sie das Einzige der vier Testmodelle, welches einen Mahagonihals hat, zum anderen hat sie – genau wie die US-Version – eine etwas kürzere 24,75“ Mensur mit 24 Bünden.
Über die generelle Qualität der PRS-SE-Linie muss man ja mittlerweile keine großen Worte mehr verlieren. Genau wie die kürzlich getestete SE-Version des Mark- Holcomb-Signature-Modells (siehe Ausgabe 10/2016), reihen sich unsere vier Testinstrumente nahtlos in das Bild der makellosen Verarbeitung ein. Eine blitzsaubere Bundierung, ein ordentlich gefeilter Sattel, eine schöne Lackierung sowie ein sorgfältig gearbeitetes Natur- Binding lassen keine Wünsche offen. Was man einmal besonders positiv hervorheben muss, ist die unfassbar gute Werkseinstellung unserer vier Testinstrumente. Ich glaube, ich habe noch nie so perfekt eingestellte Gitarren aus einem Versandkarton geholt – hier stimmt einfach alles. Eine super-flache Saitenlage, absolut kein Schnarren und eine wirklich perfekte Intonation. Klasse! Das sucht man selbst in deutlich höheren Preisklassen oft leider vergeblich. Den Instrumenten liegt ein Kärtchen zur Bedienung des Halsstabs, sowie eine unterschriebene Checkliste für die Werkseinstellung bei. Man merkt einfach, dass sich der Mutterkonzern auch bei der SE-Linie wirklich viele Gedanken um die Details macht.
Glasklarer Sound
Nach dem wirklich überaus positiven, ersten Eindruck, müssen sich unser Testgitarren natürlich auch in der Praxis beweisen. Nehmen wir uns doch zunächst einmal die beiden Custom Modelle vor, welche sich ja neben der Anzahl der Bünde nur durch die Anordnung der Regler und die Coil- Tap-Funktion der Custom 24 unterscheiden.
Die Custom 22 kommt mit einer dunkelblauen, schon leicht ins grünlich kippenden ,Whale Blue‘-Lackierung, die der Gitarre einen edlen Look gibt. Trocken gespielt, zeichnet sich das Instrument durch tolle Balance, Wärme und Attack aus; auch das Sustain weiß – dank der großartigen Werkseinstellung – absolut zu überzeugen. Der Klang ist geprägt durch eine schöne, in den Mitten leicht betonte Holzigkeit, die mir irgendwie gut gefällt. Am Verstärker fallen sofort die großartigen Pickups auf, welche den Ton der Custom 22 wirklich hervorragend abbilden. Wo sich früher beim Kauf möglicherweise noch die Frage nach einem passenden Replacement- Pickup stellte, sollte man diesen Stock-Tonabnehmern unbedingt mal eine Chance geben. Der vordere Humbucker weiß mit überraschender Klarheit und wohldosiertem Output zu punkten – weiche und schön auflösende Clean- Sounds sind überhaupt kein Problem. Im Overdrive-Kanal sind ordentlich Obertöne vorhanden, sodass singende Lead- Sounds wie von alleine entstehen. Der Steg-Pickup geht da schon um einiges kerniger zur Sache. Hier ist ein ordentlicher Mitten-Rotz vorhanden, der einem die Rock-Riffs förmlich in die Hände zwingt. Wer hier jetzt High-Output- Metal-Monster befürchtet, dem sei gesagt, dass eher das Gegenteil der Fall ist. Die neuen 85/15 ,S‘ Pickups überzeugen auf jeden Fall auf ganzer Linie und lassen die Tonabnehmer der ein oder anderen Fernost-Gitarre ziemlich im Regen stehen.
Die Custom 24 in einem hübschen ,Tobacco-Sunburst‘ weiß mit ähnlichen Klangqualitäten wie ihre kleine Schwester zu überzeugen, nur dass sie von Grund auf etwas mehr Attack und Hochmitten liefert. Da sich dieses Modell wahrscheinlich eher an die etwas moderner ausgerichteten Gitarristen richtet, dürfte das kein Zufall sein. Auch die Anordnung der Potis und der Strat-Style- Switch (bei der Custom 22 haben wir einen klassischen Toggle-Schalter) unterstreichen die etwas modernere Ausrichtung. Die Split-Option der Humbucker ist sicher ein nettes Feature – klingt jedoch freilich nicht so wie ein „richtiger“ Singlecoil. Bei der Bespielbarkeit bleiben bei beiden Custom-Modellen keinerlei Wünsche offen – hier stört wirklich gar nichts. Das Halsprofil liegt angenehm unauffällig in der Hand und ist bis in die höchsten Lagen perfekt spielbar. Beiden Custom-Modellen muss man einfach attestieren, dass sie exzellente Allround- Gitarren sind.
Als nächstes wäre da das Tremonti- Modell, welches sich schon allein wegen des Single-Cut-Designs und des deutlich dickeren Bodys ganz anders bespielen lässt. Hier hat man „richtich wat Jitarre inner Hand!“ Die als ,Grey Black‘ bezeichnete Farbe hat einen ganz dezenten Grün-Stich was der Gitarre einen schönen, zurückhaltenden Look gibt. Akustisch gespielt, klingt die Tremonti schon merklich wuchtiger und etwas weniger drahtig als die beiden Custom-Modelle, was aber nicht heißen soll, dass wir es hier mit einer Matsch-Schleuder zu tun haben. Am Verstärker bestätigt sich dieser Eindruck, was sicher auch an den minimal heißer gevoicten Pickups liegt. Die tiefen Mitten sind etwas betonter als bei der Custom 22 und auch in den Bässen gibt ein kleines bisschen mehr Schub – alles natürlich in einem geschmackvollen Rahmen. Für den Test habe ich die Gitarre mal ein wenig runter gestimmt, schließlich wütet ja auch der Namensgeber selbst in deutlich tieferen Gefilden. Und auch hier fühlt sich die Gitarre pudelwohl und weiß mit einer tollen Balance aus Druck und Ausgewogenheit zu begeistern. Trotz des wuchtigen Korpus hängt die Gitarre übrigens kein bisschen unangenehm am Gurt und lässt sich auch sonst wunderbar bespielen.
Als letztes wäre dann das Santana– Signature-Modell an der Reihe, welche ja, wie bereits erwähnt, mit dem Mahagoni- Hals, der verkürzten Mensur und dem Wide-Fat-Hals ein wenig aus der Art schlägt. Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich von genau diesem Profil immer wieder sehr angetan bin. PRS hat hier – meiner persönlichen Meinung nach – eines der besten Halsprofile auf dem Markt geschaffen. Der Hals ist dick und kräftig, aber eben doch so in Form gebracht, dass man ihn mühelos und bequem bespielen kann. Wer generell Lust hat, mal eine Gitarre mit einem etwas fetteren Hals zu probieren, sollte einer PRS mit dem Wide-Fat-Profil unbedingt mal eine Chance geben. Akustisch gespielt, zeigt sich die Santana ein wenig defensiver als die beiden Custom-Modelle, aber auch nicht ganz so bollerig wie die Tremonti. Die etwas kürzere Mensur sorgt dafür, dass der Ton ein wenig wärmer wird und das Attack etwas hinter den Ton tritt. Ob das nun an der Mensur oder auch an dem Mahagonihals liegt, lässt sich natürlich nicht objektiv beurteilen. Am Verstärker überrascht mich die Santana dann doch ein wenig mit einer vor Mitten nur so strotzenden Klangfarbe, die mir ausgesprochen gut gefällt. Die Pickups scheinen mir noch ein klein wenig mehr Output und eine extra Portion Mitten mehr zu haben als die der Tremonti – trotzdem ist die Tonauflösung selbst bei komplexeren Akkorden wirklich unglaublich gut.
Der Halspickup schreit förmlich nach singenden Soli in den höheren Lagen (Santana eben … ) während der Steg-Humbucker mit seinen vocalen Mitten bei Bedarf richtig Druck machen kann. Auch dieser Gitarre muss man bescheinigen, dass sie sich exzellent bis in den 24. Bund bespielen lässt.
Alles in allem bleibt festzustellen, dass PRS die SE-Linie sowohl klanglich als auch von der Bespielbarkeit her mittlerweile auf ein wirklich hohes Niveau gehoben hat. Ob es nun das schnelle Attack der beiden Custom-Modelle, der wuchtige Ton der Tremonti oder der mittig-fette Sound der Santana ist – alle vier Gitarren haben ihre klanglichen Vorzüge und wissen auf ganzer Linie zu überzeugen.
Bild: Dieter Stork
Bild: Dieter Stork
Alternativen
Um eine preislich vergleichbare Alternative zu den PRS-SE-Modellen zu finden, muss man schon etwas suchen. Als erstes würden mir da natürlich die Forum-Gitarren des Herstellers Fame einfallen, welche in ihrer Form und Ausstattung ganz klar an die Gitarren des US-Riesen angelehnt sind, sich aber schon deutlich anders anfühlen. Unter Umständen könnte man auch das Modell California des USHerstellers Kiesel Guitars (ehemals Carvin) in Betracht ziehen. Auch hier finden wir eine sehr PRS-typische Ausstattung und Form – leider sind die Instrumente hierzulande nicht ganz so einfach zu bekommen.
Resümee
Die wahrscheinlich am häufigsten gestellte Frage in Bezug auf die SE-Linie ist, ob man hier für kleines Geld eine echte PRS bekommt. Nun, die Frage lässt sich – wenn man mal ehrlich ist – eigentlich nur mit „Nein“ beantworten. Dafür sind die Unterschiede angesichts der vielen und zum Teil innovativen Details der amerikanischen Modelle dann doch zu groß. Aber: Mit den 2017er SE-Modellen kommt der Hersteller seiner US-Core- Linie so nah wie noch nie und es ist absolut beeindruckend, wie viel Liebe zu Detail, Qualität und Klang man hier zu einem vergleichsweise wirklich verträglichen Preis bekommt. Wenn einem die vielen Details einer PRS vielleicht nicht ganz so wichtig sind, darf man bei den kommenden SE-Modellen bedenkenlos zugreifen.
Plus
Verarbeitung
Werkseinstellung
Spielbarkeit
Pickups
Klang
Hals-Profil (Santana-Modell)
Und was macht PRS USA?
Vielleicht ist nicht allen bekannt, dass PRS sein Programm seit einiger Zeit offiziell in zwei Serien aufgeteilt hat: In der Core Series tummeln sich die bekannten PRS-Klassiker Custom 24 und 22, McCarty, DGT etc., in der S2 Series die etwas wilderen und preisgünstigeren Modelle S2 Custom, Standard, Mira etc., ebenfalls made in USA. Im Prinzip die PRS-Mittelklasse zwischen Korea und Core.
2017 bringt neben drei Gitarren-Highlights auch einige interessante Details wie z. B. das neue Gen III Tremolo, ein in Details verbessertes Vibratosystem, das ab sofort auf allen PRS-USA-Gitarren der Core Series (mit Ausnahme der DGT) eingesetzt wird. Die Änderungen gegenüber seinem Vorgängermodell beziehen sich in der Hauptsache darauf, die Schwingungsübertragung von den Saiten in den Korpus zu optimieren. Das wird u. a. durch vergrößerte Köpfe und größere Gewinde der Montageschrauben, durch hochgezogene Seitenwände und durch Führungsnuten erreicht, deren Radius exakt dem Radius der Höheneinstellschrauben angepasst ist.
Auch in der S2-Serie gibt es eine wichtige Detailverbesserung: Die S2 Custom and Standard kommen jetzt mit den neuen 85/15-SPickups, die den 85/15-Pickups entsprechen, die Paul Reed Smith für das 30th-Anniversary-Modell entwickelt hat. Mehr Klarheit, mehr Höhen, mehr Bässe werden versprochen. Doch nun zu den Gitarren: Die Highlights für 2017 sind die McCarty Singlecut 594, die 509 und die Santana Retro! Das erste McCarty-594-Modell erschien 2016. Hier wurde eine größtmögliche Annäherung an Vintage-Sound und -Feel angestrebt, natürlich in Verbindung mit Qualität, Konstanz und Zuverlässigkeit, die eine moderne Produktion wie die von PRS heute gewährleisten kann. Neu-PRS-Endorser John Mayer wird in seinem Urteil über die McCarty 594 so zitiert: „Es ist absolut aufregend, einen alten PAF-Sound zu hören, aber gleichzeitig in der Lage zu sein, die Töne so zu artikulieren, wie es nur eine moderne Fertigung erlaubt.“ Und jetzt erfolgt der nächste logische Schritt in Richtung Vintage Les Paul – die McCarty Singlecut 594! Dieses Modell wurde schon im November 2016 vom Private Stock als „Guitar of the Month“ vorgestellt und fand dort gute Resonanz, also Grund genug, das Modell in die normale USA-Produktion und damit in die Core-Serie aufzunehmen.
Ein weiteres neues Modell für 2017 ist die 509, eine Art Melange aus den 513- und 408-Modellen und damit eine Art Schweizer Offiziersmesser für den Profi-/Studiomusiker. Die Modellbezeichnung ist hier Programm, denn 509 bedeutet: 5 Pickups, 9 Sounds! Fünf Singlecoils, von denen jeweils zwei am Steg und Hals zu einem Humbucker gruppiert sind, werden von einem 5-Weg- und zwei Mini-Schaltern verwaltet und bieten eine Reihe von Singlecoil- , Humbucker- und Misch-Sounds. Wenn man nur eine Gitarre dabei haben und damit alle typischen Sounds abdecken will, könnte die mit einer Strat-Mensur ausgestattete 509 die richtige Axt sein. PRS zitiert mit der ebenfalls 2017 neu kommenden Santana Retro seine eigene Geschichte und erinnert gleichzeitig an die mehr als 30-jährige Zusammenarbeit mit Carlos Santana, die anfangs für diese Firma überlebenswichtig war. Die Santana ist das Signature- Modell, das am längsten im PRS-Programm ist, und die Santana Retro, die in der Form bis dato nur als Einzelbestellung im Private Stock zu bekommen war, zitiert denn auch verschiedene Design- Elemente dieser Gitarre der frühen Achtzigerjahre, wie z. B. die spezielle Korpus-Konturierung, die Form der Kopfplatte und die Platzierung des Obersattels. Alle diese Neuheiten werden natürlich auf der NAMM-Show in Anaheim erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
Auf ein Wort mit Paul Reed Smith … und Nick Frazer
Hallo Paul, danke, dass du dir die Zeit nimmst unsere Fragen zu beantworten. Kannst du uns vielleicht erzählen, wie sich die SE-Linie über die letzten Jahre aus deiner Sicht entwickelt hat?
Paul Reed Smith: Die SE-Serie ist ja 2001 mit dem selben Ziel und der selben Philosophie wie bei unseren US-Modellen gestartet: Die bestmögliche Gitarre, mit einem guten Design und hochwertigen Komponenten zu bauen, das Ganze aber zu einem wirklich bezahlbaren Preis anbieten zu können. Über die Jahre haben wir die populärsten Modelle stetig weiterentwickelt, neue Modelle vorgestellt und immer wieder auch Signature-Gitarren in die SE-Linie integriert. Für 2017 haben fast alle Gitarren der SE-Serie das neue Headstock-Design bekommen sowie die neuen 85/15 ,S‘ Tonabnehmer, welche noch näher an denen der US-Modelle sind. Ab nächstem Jahr werden sie in den SE 277, SE Custom22 Semi-Hollow, SE Custom22, SE „Floyd” Custom 24, und den SE Custom 24 Modellen verbaut werden.
Die Werkseinstellung der Gitarren die ihr uns geschickt habt war unglaublich gut. Mich würde interessieren, wie die PRS Tech Center arbeiten.
Paul Reed Smith: Oh, das ist eine gute Frage. Da unsere Tech Center in den USA und in Europa etwas unterschiedlich arbeiten und die Instrumente auch anders eingestellt werden, dachte ich mir, ich leite das mal an unseren Tech Center Manager Nick Frazer in England weiter … Nick Frazer: Nun, ein gutes Setup ist erst mal kein großes Geheimnis. Das gute ist, dass die PRS Gitarren die wir einstellen grundsätzlich super stabile Hälse und eine sehr gute Bundierung haben. Das bedeutet, dass wir uns da schon mal ein wenig Arbeit sparen und auf andere Dinge konzentrieren können. Wir stellen zum Beispiel die Saitenlage bei allen SE-Gitarren für den europäischen Markt ein klein wenig flacher als beim PRS-Factory- Standard ein. Und wenn wir wollten, könnten wir sie noch flacher einstellen, ohne dass es schnarrt oder komisch klingt. Die Hälse sind halt einfach super! Unser Ziel ist es immer, dass sich die Gitarre vom ersten Akkord an wie von selbst spielt – da hilft es natürlich, dass wir mittlerweile einfach Erfahrung haben, weil wir schon tausende SE-Gitarren eingestellt haben und wissen, wie die Hälse reagieren und was wir bei der Sattelhöhe beachten müssen. Was uns auch super wichtig ist, ist, dass die Bundierung wirklich zu 100 Prozent stimmt. Jedes einzelne Bundstäbchen wird genau überprüft um sicherzustellen, dass da wirklich nichts beim Spielen stört. Die Regel die am Ende des Tages über allem steht ist: no compromise! Wenn eine Gitarre nicht wirklich stimmt, geht sie hier halt nicht raus.
Paul, kannst du uns verraten, was wir in Zukunft von der PRS SE Linie erwarten können?
Paul Reed Smith: Na ja, wenn ich euch das erzähle, bevor ich mit meinen Vertriebs- und Geschäftspartnern darüber spreche, wären die wahrscheinlich ganz schön sauer (lacht). Ne, ernsthaft, wir haben wirklich viele Ideen, die wir mit der SE-Serie über die nächsten Jahre umsetzen wollen, ich kann da nur noch nicht so sehr ins Detail gehen. Wir haben aber einen wirklich guten Kontakt zu unseren Mitarbeitern, Künstlern, Vertrieben, Händlern und Kunden, welche uns immer wieder auf neue und tolle Ideen bringen. Es war ja immer schon so, dass wir die US-Core-Linie als Inspiration für die SE-Modelle genutzt haben, das wird auch so bleiben. Was neue Signature-Gitarren in der SE-Linie angeht, müsst ihr euch noch ein klein wenig gedulden.
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