PRS Custom 24 im Test

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E-Gitarre von PRS, stehend
(Bild: Dieter Stork)

 

Die Custom 24 ist jene Gitarre, mit der die unglaubliche Erfolgsgeschichte des Paul Reed Smith begann. 1985 stellte er dieses Design erstmals auf einer Musikmesse vor. Ein richtig großer Wurf, wie sich schon bald zeigen sollte. Und wie steht es heute um diesen längst etablierten Klassiker der Moderne? Bestens, wie du gleich lesen wirst, denn Paul hat wieder mal renoviert.

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Kaum zu glauben, aber den ersten Testbericht einer PRS Custom 24 findet man bereits 1986 in unserem Gründungsmagazin Musiker. Als wäre damit alles gesagt, taucht erst im Jahre 2008 eine spezielle Ausgabe dieses Modells, die Custom 24 Experience, in den bunten Seiten unseres Magazins wieder auf. Grund genug also, die aktuell überarbeitete Version dieses überaus erfolgreichen Zugpferdes, „Rückgrat der PRS-Produktion“, nach gut 25 Jahren wieder einmal gründlich unter die Lupe zu nehmen. Das Modell ist wahlweise mit einer Decke aus Flame Maple oder Quilted Maple, 10-Top Flame Maple oder 10-Top Quilted Maple zu haben. Auch ein Hals komplett aus Indian Rosewood oder ein „Pattern Thin“-Halsprofil kann optional geordert werden.

 

Konstruktion der PRS Custom 24

Das Bauprinzip der Custom 24 hat sich im Laufe der vielen Jahre kaum gewandelt. Immer noch ist der einteilige Double-Cutaway-Korpus aus Mahagoni mit aufgesetzter Decke aus Ahorn von attraktiver Qualität plus eingeleimtem Mahagonihals Grundlage der Konstruktion. Von Anfang an hatte Paul, ein bekennender Fan von Gibsons Junior und Special Les Pauls, das Bestreben, die Grenzen dieses bewährten Konzeptes zu erweitern, es mit modernen Ideen und Mitteln fortzuschreiben. Damals war freilich nicht abzusehen, welchen Erfolg seine Bemühungen dereinst einmal zeitigen sollten.

Die aktuelle Version der Custom 24 verfügt über einen Korpus aus Mahagoni von schön strukturierter Qualität, an dessen Rückseite eine leichte Ausbuchtung für perfekte Anlage am Spieler sorgt. Die konturierte Decke aus attraktiv geriegeltem Ahorn ist spiegelgleich gefügt und in einem geschmackvollen „Black Gold“ hochglänzend versiegelt. V12 nennt Paul Reed Smith den neuen Lack, der heute nach einer Entwicklungszeit von etwa 12 Jahren endlich Anwendung findet und von sehr dünner und harter Beschaffenheit ist. Er wird als Mitte zwischen Acryl- und Nitrolack beschrieben und soll dem Instrument einen „klassischen“ Griff geben. Der einteilige Hals aus Mahagoni ist wie zuvor in Höhe des 22. Bundes in den Korpus eingeleimt. Sein Profil heißt „Pattern Regular“, ähnelt damit den alten Hälsen der späten 80er-Jahre-Produktion. Kaum zu glauben, dass diese ungemein griffige Formgebung so lange nicht mehr erhältlich war und jetzt als „neu“ wieder auftaucht. Die 24 Bünde von mittlerem Jumboformat sind zweifelsfrei sauber verarbeitet; neue Bird-Inlays aus Ivorid (Outline) mit Perlex (Center) kennzeichnen die Lagen. Die schön gestaltete kleine Kopfplatte trägt Paul Reed Smith Low Mass Locking Tuners und den Schriftzug des Firmenchefs auf der Front. Hinter dem Sattel aus Kunststoff findet sich der Zugang zum eingelegten Halsstab unter einer Plakette mit Modellnamen verborgen.

 

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(Bild: Dieter Stork)

 

Die elektrische Ausstattung besteht heute aus zwei 59/09-Humbuckern in Treble- und Bass-Ausführung, ohne Kappen in cremefarbene Rähmchen montiert. Der Draht für diese Tonabnehmer kommt übrigens, wie zuvor schon für die viel gelobten, klassisch ausgerichteten PRS 1958/2008-Pickups, von jener Maschine, die schon für die originalen 50er-Jahre-Pickups im Einsatz war. Die 59/09-Humbucker verfügen auch über die gleichen Alnico-Magnete, sind allerdings leicht anders gewickelt. „Etwas dunkler und stärker was den Steg-Pickup angeht, und mit einem Schuss mehr Transparenz und Höhen für den Hals-Pickup.“ Geschaltet werden die Tonabnehmer mit einem neuen „Redesigned 5-Way Blade Switch“, der die Pickups in den folgenden Kombinationen schaltet:

Pos 1: Steg-Humbucker allein

Pos 2: Steg-Humbucker mit parallel geschalteter Einzelspule des Hals-Pickups

Pos 3: Steg- und Hals-Humbucker

Pos 4: Hals-Singlecoil und Steg-Singlecoil parallel geschaltet

Pos 5: Hals-Humbucker allein

Der gut platzierte, leicht laufende Volume-Regler mit griffigem Knopf wurde leicht versenkt montiert, wie auch das weiter nach hinten gesetzte Tone-Poti.

Zu dem großen Erfolg der PRS Custom 24 trug und trägt das bestens handhabbare „PRS Tremolo“ einen kaum zu unterschätzenden Teil bei. Es füllte von Anfang an ein gefühltes Vakuum bei Set-Neck-Gitarren (Bigsby war eher Behelf als Lösung) und verband, ja verbindet immer noch das vertraute Gefühl eines Vintage-Typen mit deutlicher Funktionsverbesserung. Die justierbaren Saitenreiter bieten eine glatte Oberfläche, der Arm wird eingesteckt und lässt Kontrolle über seine Gängigkeit zu. Trotz seiner eher altmodischen Bauweise arbeitet dieses Teil mit weicher Aufhängung an vier Federn im Messingblock einfach richtig gut.

Auf die Frage, warum selbst alte PRS-Gitarren oftmals zu einem erschwinglichen Kurs angeboten werden, gibt es eine treffende Antwort: weil Paul einfach alles daran setzt, seine Instrumente kontinuierlich weiter zu verbessern. Die Gitarren aus der 80er-Jahre-Produktion funktionieren natürlich auch schon gut und besitzen fraglos eine gewisse Wertschätzung unter Spielern und Sammlern. Nicht zuletzt, weil damals noch regulär Rio-Palisander als Griffbrettmaterial zum Einsatz kam, was heute nur noch dem Privat Stock und anderen High-End-Produkten vorbehalten bleibt. Davon abgesehen gibt es aber eigentlich keinen Grund, sie den heute gebauten Modellen vorzuziehen, denn Paul hat sich keineswegs auf seinen Lorbeeren ausgeruht. Die vorliegende Custom 24 ist schlagender Beleg für diese Behauptung und beeindruckt mit einer absolut makellosen Fertigungstechnik, die kaum noch zu übertreffen ist.

 

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(Bild: Dieter Stork)

 

Die PRS Custom 24 in der Praxis

Gut, dass es wieder da ist, das gute alte Regular-Halsprofil, denn das fühlt sich einfach rundum genial an. Vom Spielkomfort her ist das Custom-24-Design nach wie vor eines der ausgewogensten unter den E-Gitarren. Ergonomisch ausgeklügelt, nimmt es in jeder Spielposition eine optimale Haltung ein und der Griffbrettzugang ist dank der tief gesetzten Cutaways längst legendär. Der stimmigen Konstruktion gewinnen wir schon akustisch ungemein harmonisch gerundete Akkorde ab. Diese Mischung aus Wärme und Draht, aus klarer Saitendefinition und lebhafter Schwingfreudigkeit ist einfach schlagend. So hat es zu klingen, wenn alles stimmt.

An den alten Modellen wurden oft die Pickups kritisiert. Die HFS-Phase (Hot Fat Screams) hat Paul hinter sich gelassen und viel Arbeit in die Entwicklung neuer Tonabnehmer gesteckt. Die 59/09-Pickups der aktuellen Custom 24 gehören dieser neuen Generation an und markieren einen großen Fortschritt in der elektrischen Umsetzung der grandiosen akustischen Grundlagen des Modells. Der Humbucker am Hals verfügt über ein sattes Tonspektrum, das nicht lediglich alle nötigen Frequenzen liefert, sondern vor allem durch deren harmonische Vermählung auffällt. Die geradezu plastische Darstellung von Mehrklängen ist dank standfester Bässe, markanter und doch geschmeidig angepasster Mitten und dem frei heraus singenden Höhenbereich schon bei klaren Verstärkereinstellungen großartig. Mit zunehmendem Zerrfaktor bleibt aber nicht nur die elegant aufgeräumte Durchsicht im Akkord erhalten, das leichte Anschmelzen der angeschlagenen Noten hat bemerkenswert viel Charakter, ohne dass der Bass seine starke Kontur verliert. Selbst scharfe Zweiklänge greifen schlüssig ineinander, die Höhen zeigen geschmeidige Rundung. Fast müßig zu erwähnen, dass auch Melodielinien von dieser hochklassigen Tonwandlung profitieren und mit prägnant akzentuiertem Anschlagsverhalten und wunderbar vokalem Timbre bei gehaltenen Noten begeistern.

Wechseln wir hinüber zum Steg-Pickup, so machen wir einen leichten Sprung nach vorn. Das ist durchaus beabsichtigt, so Paul, um jenem Spieler entgegenzukommen, der den Amp etwas schneller in die Sättigung bringen will. Wir haben es aber keineswegs mit einem krassen Sprung zu tun, was sich schon an den Widerstandswerten der Humbucker ablesen lässt – Hals 8,1 kOhm/Steg 8,9 kOhm. Das heißt natürlich auch, dass die Höhen des Hals-Pickups bei klar eingestelltem Verstärker keineswegs schwächeln, sondern höchst achtbare Offenheit aufweisen. Eröffnen sich für die rhythmische Begleitarbeit also schon beste Bedingungen, so glänzt dieser 59/09-Humbucker aber besonders bei Leads in Overdrive-Positionen. Die Reaktion auf den Anschlag kommt spontan und wird mit sattem Aufriss konturiert, der Ton steht fest, lässt kraftvolle Obertöne aufsteigen, begeistert mit seiner geschmeidigen Eleganz und spiegelt jede fingertechnische Nuance präzise wider. Wunderbar kraftvoll und dynamisch lässt sich unter solchen Bedingungen die solistische Phantasie in Szene setzen.

Ergänzt wird das formidable Klangbild dann noch von dem glockigen Ton der zusammengeschalteten Humbucker. Auch damit sind höchst attraktive Sounds zu erzielen: Clean – kehlig offen; Crunch – perlender Schmelz; Overdrive – röhrende Klinge. Jau! Als Bonus stehen dann noch die beiden etwas spezielleren Zwischenpositionen 2 und 4 zur Verfügung, die mit stärker ausgekämmten Klängen noch manche Lücke attraktiv zu füllen wissen.

Zum guten Schluss sei noch einmal die effektive Arbeit mit dem PRS „Tremolo“ erwähnt. Das ist nun keineswegs neu, aber immer noch erweitert es die Ausdrucksmöglichkeiten vor allem bei solistischem Spiel um ein Vielfaches. Es fühlt sich bestens an, ist leichtgängig und operiert recht stimmstabil. Ein gut funktionierendes Vibratosystem wie dieses entgrenzt den engen Tonraum der E-Gitarre und eröffnet unserem Instrument Optionen in Sachen Dramaturgie, Emphase, ja Extase, von denen andere nur träumen können. Ist doch wahr!

 

Resümee

Die Custom 24 ist immer noch das Paradepferd der PRS-Produktion und jetzt erst recht. Die Leidenschaft mit der Paul Reed sein Handwerk betreibt, teilt sich in wunderbar auf den Punkt gebrachten Instrumenten wie der vorliegenden Gitarre unübersehbar mit. Auf den ersten Blick ist dieses Modell einfach nur die gute alte Custom 24, schaut man aber näher hin, so sind überraschend viele Details überarbeitet worden. Die neuen 59/09-Humbucker klingen einfach fabelhaft, der verbesserte Pickup-Klingenschalter ist auf der Custom nun Standard, die Vögel im Griffbrett wurden aufgefrischt, die tolle V12-Lackierung kommt nun zum Einsatz und das griffige frühere „Regular“- heute „Pattern Regular“- Halsprofil ist zurück – na, das ist schon eine richtige Frischzellenkur mit der Paul seinem etablierten Custom-24-Design zu neuen Höhenflügen verhilft. Du suchst eine wirklich professionell gebaute Gitarre, die höchsten Ansprüchen an den Spielkomfort genügt, wendig ist, einen großen Tonumfang bietet, vor allem aber toll klingt und darüber hinaus auch noch über ein funktionsstarkes Vibratosystem verfügt? Na, dann solltest du die neue PRS Custom 24 einfach einmal in die Hand nehmen und dir selbst ein Bild machen.

 

Übersicht

Fabrikat: PRS

Modell: Custom 24

Typ: Solidbody-E-Gitarre

Herkunftsland: USA

Mechaniken: PRS, Low Mass Locking Tuners

Hals: Mahagoni, einteilig, eingeleimt

Sattel: Kunststoff

Griffbrett: Palisander, nicht eingefasst, Birds

Radius: 10″

Halsform: Pattern Regular

Halsbreite: Sattel 42,6 mm; XII. 52,5 mm

Halsdicke: I. 22,0 mm; V. 22,5 mm; XII. 23,8 mm

Bünde: 24, Medium Jumbo

Mensur: 635 mm

Korpus: Mahagoni, einteilig mit gewölbter Ahorndecke

Oberflächen: V12

Schlagbrett:

Tonabnehmer: PRS 59/09, Humbucker (Hals 8,1 kOhm; Steg 8,9 kOhm)

Bedienfeld: 1x Master-Volume, 1x Master-Tone, 1x Fünfweg-Pickup-Schalter

Steg: PRS Tremolo

Hardware: verchromt

Gewicht: 3,7 kg

Lefthand-Option: nein

Vertrieb: Roland Meinl

www.prsguitars.com

Zubehör: Koffer

Preis: ca. 3389; Aufpreis Palisanderhals 618

 

Plus

  • moderner Klassiker
  • Design/Konstruktion
  • Schwingverhalten/Sustain
  • beste Tonhölzer
  • 59/09-Pickups/Schaltung
  • Sound-Qualität und -Vielfalt
  • gelungene Überarbeitungen
  • Halsprofil/Spielkomfort
  • Verarbeitung

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